Polnische Romantik

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Lyrik der polnischen Romantik

Verfaßt von Karolina Ożóg im Rahmen einer Lehrveranstaltung an der Universität Greifswald, Sommersemester 2014



Einleitung

Die Arbeit befasst sich mit der polnischen Lyrik der Romantik. Die Romantik kann man als Wendepunkt der polnischen Literatur bezeichnen. Die Lyriker sind bis heute nationale Identifikationsfiguren. Da die Romantik in die Zeit der Nichtexistenz Polens fällt, kann nicht ohne Beachtung der polnischen Geschichte über sie gesprochen werden. In Dichtungen, Erzählungen und Balladen polnischer Romantiker steht die Hoffnung auf eine Wiederentstehung Polens im Mittelpunkt. Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel, die Charakteristik der polnischen Romantik nahezubringen und auch ihre Besonderheiten darzustellen. Im zweiten Kapitel wird der Begriff „Wieszcz“ erläutert, der im engen Bezug zu den größten Vertretern der polnischen Romantik steht. Die Biographien von Mickiewicz, Słowacki und Krasiński gewähren einen Einblick in ihr politisches und gesellschaftliches Engagement, welches eine signifikante Rolle in ihrer Dichtung spielt. Da Mickiewicz als polnischer Nationaldichter, poetischer Revolutionär und messianischer Visionär gilt, halte ich es für sinnvoll, Verständnis für seine bekanntesten Werke zu wecken. Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit der Rezeption der polnischen Literatur innerhalb Europas. Hier wurde besonderes Augenmerk auf Mickiewiczs Kontakte zu deutschen Künstlern gelegt.





Charakteristik der Epoche

Die Romantik in Polen ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die man auf die Jahre zwischen 1822 und 1863 datiert und die den Beginn der polnischen Moderne darstellt. Die Romantik, die auf den Zeitraum zwischen der Französischen Revolution und dem Völkerfrühling fällt, ist eine geistige Strömung in Literatur, Kunst und Kultur. In Polen wird der Beginn der Romantik symbolisch mit der Erstausgabe der Poesie von Adam Mickiewicz (1822) markiert. Sie ist hier nicht, wie in den meisten Ländern, mit dem 19. Jahrhundert zu Ende gegangen, sondern hat sich bis in die jüngste Vergangenheit fortgesetzt. Die Romantik kongruiert mit dem Verlust der Unabhängigkeit Polens. Nach den drei Teilungen des polnischen Staates in den Jahren 1772, 1793 und 1795, die durch Preußen, Österreich und Russland erzwungen wurden, verschwand Polen für 125 Jahre von der politischen Landkarte Europas [1].

Polen hat seine Unabhängigkeit erst im Jahr 1918 wiederbekommen. Aus dem Grund hat die polnische Literatur eine nationale Bedeutung. Sie hat nämlich die Funktion eines Statthalters des Polnischen Nationalbewusstseins übernommen. In der Zeit des Nichtexistenz Polens haben sich polnische Romantiker um die Aufrechterhaltung der polnischen Kultur bemüht. Die Aufgabe war jedoch dadurch erschwert, dass sie im Exil gelebt und gearbeitet haben. Sowohl die unfreiwillige Flucht in die Fremde, die als große Emigration bezeichnet wird, als auch daraus resultierendes Trauma haben ihr Niederschlag in der polnischen Literaturgeschichte gefunden und spiegeln sich in vielen ihrer Werke wider. Eine Besonderheit der polnischen Romantik ergibt sich also aus den politischen Umständen. Die polnische Romantik ist stark durch den Verlust der Souveränität des polnischen Staates und durch die Neuordnung Europas auf dem Wiener Kongress im Jahr 1815 geprägt. Diese Ereignisse, die signifikant für die polnische Gesellschaft waren, haben zur Neudefinition der Begriffe Nation, Rolle des Individuums in der Gesellschaft, Kultur und Literatur beigetragen. Der polnischen Romantik ist die Aufgabe zugewiesen worden, als Ausgangs- und Bezugspunkt der polnischen Identität und des literarischen Selbstverständnisses zu dienen. Polnische Lyrik in der Zeit der Romantik war Literatur und Spiegel nationalpolitischer Verhältnisse [2].

Die literarische Romantikbewegung in Polen lässt sich in zwei Phasen einteilen [3]. In der ersten Periode, die von 1822 bis 1830 andauerte, waren polnische Romantiker sehr von anderen europäischen Autoren beeinflusst. Ihre Werke haben sich durch Emotionalität, Irrationalität und Phantasie ausgezeichnet. Folklore und mystische Atmosphäre findet man in Werken von romantischen Autoren. Aufgrund der historischen Ereignisse der damaligen Zeit wurde großer Druck auf das Individuum ausgeübt. Im Vordergrund steht also der tragische Held und sein innerer Konflikt. Die Zerrissenheit zwischen dem persönlichen Streben nach Glück und den patriotischen Pflichten begleitet ihn stets. Mit den Meisterwerken wurde auch die Sehnsucht nach nationaler Befreiung zum Ausdruck gebracht. Neben Gedicht und Roman tauchen in der Romantik auch die Ballade, das romantische Drama und die poetische Erzählung als neue wichtige literarische Gattungen auf. Für den Wendepunkt der Romantik in Polen hält man den misslungenen Januaraufstand von 1863, der gegen die russische Besatzungsmacht gerichtet war. Manche Autoren mussten Polen verlassen, sie haben jedoch weiter im Exil, vor allem in Frankreich, schöpferisch gewirkt. In der zweiten Periode (1831- 1863) haben sich die Künstler noch mehr für die Wiederherstellung der polnischen Souveränität und für das Selbstbestimmungsrecht der Polen politisch engagiert. In ihren Werken wurden hauptsächlich Verschwörungen und der Aufstand thematisiert. Mystizismus gewann immer mehr an Bedeutung. Es wurde der Begriff „poeta wieszcz“ entwickelt [4]. Als „Wieszczowie“ sind die Dichter genannt worden, die besonders verehrt und als visionär angesehen wurden. Sie waren geistige Führer für ein Volk ohne Staat. Mit ihrem Leben und Wirken haben sie dazu beigetragen, in der Zeit der Teilungen das Gefühl nationaler Zusammengehörigkeit zu stärken. Als „Wieszczowie“ sind drei polnische Dichter anerkannt – Adam Mickiewicz, Juliusz Słowacki und Zygmunt Krasiński.


Hauptvertreter der polnischen Romantik

Sie gehören zu den großen Dichtern der polnischen Romantik. Die Unterdrückung des Aufstandes von 1830-31 hat die kulturelle Elite ins Exil nach Frankreich getrieben. Sie haben zwar in der Verbannung weiterhin geschrieben, haben aber auch am Glauben an die Wiederkehr polnischer Unabhängigkeit festgehalten. Dank ihrer Werke wird die Literatur der Romantik als Kern des polnischen, kulturellen Selbstbewusstseins betrachtet. Ihre Denkmuster haben das literarische Leben Polens beeinflusst.


Adam Mickiewicz

nimmt eine besondere Position in der Literaturgeschichte Polens ein. Er war einerseits der populärste romantische Lyriker. Seine Gedichte hatten eine große Wirkung über die Epoche der Romantik hinaus. Mickiewicz wurde 1798 in eine polnische Familie des niederen Adels hineingeboren, wahrscheinlich geschah dies in Nowogródek. Dort verbrachte er auch seine Kindheit. Im 1815 begann Mickiewicz ein Studium an der Universität in Vilnius. Er studierte Philosophie, Literaturwissenschaften, antike Literatur und Rhetorik, sowie allgemeine Geschichte. In der Zeit schuf er seine ersten Werke wie: Oda do młodości (dt. Ode an die Jugend), Ballady i Romanse (dt. Balladen und Romanzen), Grażyna und Dziady II und IV (Totenfeier Teil II und IV). Wegen politischer Konspirationen in einer geheimen patriotischen Gesellschaft der Philomathen und Philareten wurden Mickiewicz und seine Freunde 1824 nach Zentralrußland verbannt. Während des Aufenthalts in Russland verkehrte er in den elitären Kreisen der fortschrittlichen russischen Intelligenz. Er reiste viel durch Russland und dort entstanden auch die bekannten Krim-Sonette und das Drama Konrad Wallenrod. 1829 trat Mickiewicz eine Reise durch Europa an. Er besuchte Deutschland, Italien und die Schweiz. Er knüpfte zahlreiche Kontakte zu internationalen Künstlerkreisen. Nach dem Ausbruch des Novemberaufstandes im Jahre 1830 versuchte er erfolglos, nach Polen zu gelangen. 1832 kam er nach Dresden, wo der dritte Teil von Dziady entstand. Ab diesem Jahr auch lebte er in Paris. Eine Zeit lang nahm Mickiewicz am öffentlichen Leben der Emigration teil und arbeitete u.a. mit der Literarischen Gesellschaft und der Polnischen Nationalgesellschaft zusammen. Ab 1833 war er Redakteur und Publizist der Zeitschrift Pielgrzym Polski (dt. Der polnische Pilger). 1834 heiratete er Cecylia Szymanowska und veröffentlichte Pan Tadeusz. Die Jahre 1839 und 1840 verbrachte er in Lausanne, wo er Vorlesungen über lateinische Literatur hielt. 1840 übernahm er den neu geschaffenen Lehrstuhl für Slawische Literaturen am Collège de France. Kurz danach begann er für Trybuna Ludów zu publizieren. Damals litt seine Frau an einer geistigen Krankheit und Mickiewicz verlor die Arbeit. Eine neue Anstellung fand er als Bibliothekar in Paris. Mickiewicz starb 1855 an Cholera [5].


Juliusz Słowacki

kam am 4. September 1809 in Krzemieniec (dt. Kremenz) in Wołyń (dt. Wolhynien) zur Welt. Er entstammte der Familie Leliwa, sie gehörten zum polnischen Kleinadel. Sein Vater, Euzebiusz war Professor für Literatur an der Universität Vilnius. Seine Mutter, Salomea, hatte ebenfalls eine sehr gute Allgemeinbildung. Im Słowackis Haus herrschte eine Atmosphäre der Verehrung für das Schaffen der Klassiker. Dies prägte die Weltanschauung des späteren Dichters. Weil die Mutter Słowackis einen literarischen Salon führte, hatte Słowacki schon in der Kindheit und in der früheren Jugend viel Kontakt zur damaligen, intellektuellen Elite, besonders an der Universität Vilnius, wo er später auch sein Jurastudium abschloss. Nach dem Ausbruch des Januaraufstands begann der wehrdienstuntaugliche Dichter eine Reise durch Europa. Er verbrachte Zeit in London und Paris. Von Paris und den Verhältnissen in der Emigration war er enttäuscht, er beschloss also, die französische Hauptstadt zu verlassen. Im Jahr 1832 siedelte er sich am Genfer See an. Seine Zeit dort widmete er dem Schreiben. 1833 veröffentlichte er den dritten Band von Poezje. Von Ausflügen durch die Schweiz brachte er viele schöne Gedichte mit, sie bilden auch den Hintergrund für eines der schönsten Liebesgedichte: W Szwajcari (dt. In der Schweiz). Von August 1836 bis Juni 1837 reiste er durch Griechenland, Ägypten, Palästina und Syrien. Schließlich fuhr er wieder nach Frankreich. Im Jahr 1848 trat er eine Reise nach Polen an, um am Großpolnischen Aufstand teilzunehmen. Sein Traum erfüllt sich jedoch nicht. In der Zeit traf er aber zum letzten Mal seine Mutter in Wrocław. Słowacki heiratete nie. Das Geld, das er von seiner Mutter bekam, vermehrte er sachkundig. Das ermöglichte ihm, nicht nur seine Dichtung zu veröffentlichen, sondern vor allem konnte er sich auf sein Schaffen konzentrieren. Słowacki starb 1849 in Paris. Seine sterblichen Überreste wurden nach Kraków gebracht, wo sie im Königsschloss Wawel in der Krypta der größten polnischen Dichter (pl. Krypta Wieszczów Polskich) begraben wurden. Obwohl Słowacki nur 40 Jahre lebte, ist sein Nachlass groß und vielfältig. Er schuf 13 Dramen, beinahe 20 Balladen, Hunderte Gedichte und Briefe sowie einen Roman. Er dachte sich auch ein thematisch kohärentes, philosophisches System aus. Neben Mickiewicz gilt er als der polnische Nationaldichter der Romantik [6].


Zygmunt Krasiński

kam 1812 in Paris zur Welt. Seine Mutter war Maria Radziwiłłówna, sein Vater Wincent Krasiński, Offizier in der napoleonischen Armee, nach der Niederlage Napoleons General des russischen Zaren. Seine Kindheit verbrachte Krasiński in Opiniogóra. Als er 10 Jahre alt war, starb seine Mutter. Von diesem Moment an, kümmerte sich nur sein Vater um seine Ausbildung. Da Krasiński als begabter und hochintelligenter Schüler anerkannt wurde, konnte er schon im Alter von 16 Jahren sein Jurastudium an der Universität in Warszawa beginnen. Später studierte er in Genf, wo er erfolgreich das Studium abschloss. Nie konnte er sich des Einflusses des Vaters erwehren, der ihm die antirussischen Demonstrationen für ein demokratisches Polen verbot und ihn sogar in die Hochzeit mit Eliza Branicka zwang, obwohl er in Delfina Potocka verliebt war. Sein Protest gegen den Einfluss des Vaters äußerte sich in der Emigration des Dichters. Er reiste viel: nach Rom, Neapel, Florenz, Genf oder Venedig. Persönlich kannte er Adam Mickiewicz, Juliusz Słowacki und Cyprian Kamil Norwid. Sein bester Freund war Henry Reeve, ein englischer Publizist. Im Jahr 1859 starb Krasiński in Paris, sein Grab befindet sich jedoch in Opiniogóra.

Seine ersten Werke schuf Krasiński schon im Alter von 14 Jahren. Die bedeutendsten und wichtigsten seiner Werke sind: Nie-Boska komedia (dt. Un-göttliche Komödie) (1835), Irydion (1836), Przedświt (1843), Psalmy przyszłości (1845), powieść historyczna Agaj-Han (1833). Er schrieb auch zahlreiche Briefe. Es wurden mehr als 3500 Briefe katalogisiert, die an über 150 Personen adressiert waren. Den größten literarischen Wert haben die Briefe, die er an seinen Vater, an Delfina Potocka, an Henryk Reeve und an Juliusz Słowacki schrieb. Die epistolografischen Werke Krasińskis sind reiche Informationsquellen über den Dichter und über das literarische, politische und gesellschaftliche Leben der Zeit, in der er lebte [7].


Mickiewicz’ größte Werke

Als Blütezeit der polnischen Literatur gilt die Romantik, deren Höhepunkt die Werke Mickiewiczs darstellen. Die romantische Dichtung hat ihren Ursprung im Jahr 1822. Adam Mickiewicz ist einer ihrer Pioniere.

1822 publizierte Mickiewicz den Band Poezje (dt. Dichtungen). Sowohl im Vorwort als auch in der Ballade Romantyczność formuliert er ein neues literarisches Programm. Die Veröffentlichung des Werkes gilt als Beginn der Romantik in Polen. Das Gedicht besteht aus zwei Teilen. Im ersten ist ein Mädchen, Karusia, dargestellt. Obwohl ihr Verlobter vor zwei Jahren gestorben ist, sieht sie ihn tagsüber und nachts und spricht mit ihm. Diese Geschichte bietet einen Anlass zur Präsentation verschiedener Einstellungen zur Welt und sie veranlasst zur Suche danach, was wirklich ist. Der zweite Teil hat polemischen Charakter und spiegelt den Konflikt zwischen Romantikern und den Anhängern der Klassik. Dieser betrifft nämlich die Interpretation der Wirklichkeit.

Sonety Krymskie i Odeskie (dt die Krim-Sonette und die Sonette aus Odessa) wurden im Jahr 1829 publiziert. Sie sind infolge Mickiewiczs Reise durch Russland entstanden. Seine Empfindungen, die während der Reise hervorgerufen wurden, kommen in seinen Beschreibungen zum Ausdruck. Ohne Zweifel inspirierte die orientalische Szenerie den Dichter. Im Fokus seiner Dichtung steht das Gefühl einer mystischen Einheit mit der Natur. Die Sonette stellen seine Emotionen dar. Sie sind wahrscheinlich erst nach dem Rückkehr nach Odessa entstanden. Während der Reise hat Mickiewicz seine Überlegungen sowie Informationen über Odessa notiert8.

Pan Tadeusz czyli ostatni zajazd na Litwie: historia szlachecka z roku 1811 i 1812 wedwunastu księgach wierszem (dt. Herr Thaddäus oder Der letzte Einritt in Litauen. Versepos in 12 Büchern, 1955 [später auch unter dem Titel: Herr Thaddäus oder Die letzte Fehde in Litauen]) gilt als polnisches Nationalepos und großes Verseepos der europäischen Literaturgeschichte. Pan Tadeusz wurde während des Exils in Paris geschrieben und 1834 auch dort veröffentlicht. Das Buch hat am Anfang kein Aufsehen erregt. Die Entstehungszeit des Werkes, vom Herbst 1832 bis zum 13. Februar 1934, fiel mit Streitigkeiten zwischen den polnischen Emigranten zusammen. Mickiewicz sah sich die Auseinandersetzungen mit immer größerer Unruhe an9.

Das Werk sollte der Ermutigung der Herzen dienen und Hoffnung auf eine bessere Zukunft machen. Mit diesem Werk konnte Mickiewicz seine tiefe Verbitterung überwinden. Als ein anderer Grund für die Entstehung des Pan Tadeusz lässt sich die Sehnsucht nach der verlorenen Heimat nennen. In dem Werk hat Mickiewicz dem idyllischen Leben auf dem litauischen Dorf und der Schönheit der Natur Ausdruck verliehen. Mickiewicz zeichnet eine verklärte Kindheit, die er mit bezaubernden litauischen Landschaften und patriotisch gesinnten Menschen verbindet. Diese Motive kehren auch in Pan Tadeusz wieder10. Mickiewicz hat seine Gefühle mit der jedem Polen bekannten Invokation zum Ausdruck gebracht:


Litwo! Ojczyzno moja! ty jesteś jak zdrowie;

Ile cię trzeba cenić, ten tylko się dowie,

Kto cię stracił. Dziś piękność twą w całej ozdobie

Widzę i opisuję, bo tęsknię po tobie.

Panno Święta, co Jasnej bronisz Częstochowy

I w Ostrej świecisz Bramie! Ty co gród zamkowy

Nowogródzki ochraniasz z jego wiernym ludem!

Jak mnie dziecko do zdrowia przywróciłaś cudem

[...]

Tak nas powrócisz cudem na Ojczyzny łono.

Tymczasem przenoś moją duszę utęsknioną

Do tych pagórków leśnych, do tych łąk zielonych,

Szeroko nad błękitnym Niemnem rozciągnionych



Lithauen! Wie die Gesundheit bist du, mein Vaterland!

Wer dich noch nie verloren, der hat dich nicht erkannt.

In deiner ganzen Schönheit prangst du heut' vor mir,

So will ich von dir singen, – denn mich verlangt nach dir!

O heil'ge Jungfrau, Czenstochowa's Schirm und Schild,

Leuchte der Ostrabrama! Du, deren Gnadenbild

Schloß Nowogrodek und sein treues Volk bewacht:

Wie mich, als Kind, dein Wunder einst gesund gemacht.

[...]

So wird zum Schoß der Heimat dein Wunder uns wiederbringen!

Indessen trage du mir der sehnenden Seele Schwingen

Zu jenen waldigen Hügeln, zu jenen grünen Auen,

Die weit und breit sich dehnen am Niemenstrom, dem blauen. [11]


Das Epos besteht aus 12 Büchern und 9693 Versen. In den Büchern I bis X erstreckt sich die Handlung auf fünf Tage, Freitag bis Dienstag im Sommer des Jahres 1811. In den Büchern XI und XII sind noch zwei Tage des Jahres 1812 beschrieben, in denen es zum Einmarsch Napoleons und der polnischen Legion in Litauen kam. Die Handlung ist auf dem Gutshof des Landadeligen und Richters Soplica in Nowogródek angesiedelt. Es gibt fast 20 Figuren, die direkt in die Handlung einbezogen sind.

Das Werk ist handlungsreich. Im Mittelpunkt steht das Leben des Emissärs Jacek Soplica, der unter der Kapuze von Bruder Robak versteckt, die Lebensabenteuer von Tadeusz und Zosia begleitet und den langjährigen Streit zwischen den Adelsfamilien Soplica und Horeszko um das Schloss Horeszko, das der Graf Soplica für sich beansprucht, beobachtet und beschreibt.

Der Zwist reicht bis in das Jahr 1792. Jacek Soplica, verarmter Magnat, macht Ewa einen Heiratsantrag aber Magnat Horeszko verweigert die Heirat mit seiner Tochter. Währenddessen belagert der russische Feind das Horeszko-Schloss im polnisch- russischen Krieg. Jacek Soplica, der sich von Rache leiten lässt, bringt daraufhin Stolnik um. Nach dem erfolgten Überfall wird das Gut geplündert. Niemand will danach das Schloss übernehmen. Erst als Horeszko an den Ruinen Gefallen findet, möchte auch Landrichter Soplica Besitzer des verfallenen Magnatenschlosses werden. Es kommt zum Prozess. Damit ist auch die Geschichte von Jacek Soplica verbunden. Jacek will den Mord und den ungewollten nationalen Verrat sühnen. Unerkannt tritt er als Mönch auf. Sein Sohn Tadeusz will Ewas Tochter verheiraten, was die beiden Familien versöhnen würde.

Dziady (dt. Totenfeier oder Ahnenfeier) ist ein Dramenzyklus, der aus 4 Teilen besteht. Im Jahr 1823 erschienen Teil II und IV. Der dritte Teil entstand erst 1832 in Paris. Der erste Teil, den der Dichter nicht mehr fertig gestellt hat, erschien erst 1860 nach seinem Tod.

Die Teile II und IV zeigen einen vorchristlichen Brauch der Totenverehrung, schon zu Mickiewiczs Zeit wurde der Ritus nicht mehr ausgeübt. Es wird hier gezeigt, wie die zwei Welten –die magische und die wirkliche- miteinander verbunden sind und wie sie in Wechselwirkung miteinander stehen. Die Teile III und IV verbindet die Figur des Haupthelden: Der in Teil IV unglücklich verliebte Gustaw verwandelt sich in den Patrioten und Rebellen Konrad. Die wichtigsten Episoden in diesem Teil sind: die Widzenie ks. Piotra (dt. Die Vision des Pater Piotr) und die Wielka Improwizacja (dt. Große Improvisation). Widzenie ks. Piotra thematisiert eine Vision der künftigen Wiederherstellung Polens. Als Wielka Improwizajca wird Kondrads Monolog bezeichnet. Er ist ein Ausbruch der Kraft und des Wiederstands Kondrads. Er will sich mit Gott messen. Es ist auch ein Protest eines Individuums angesichts der Ungerechtigkeit und der leidenden Nation. In einer Aufwallung von Zorn verwandeln sich die Gefühle in einen Aufstand gegen Gott [12].

Von den wichtigeren Werken Mickiewiczs sei hier noch der im Jahr 1828 entstandene Roman Konrad Wallenrod erwähnt. Konrad gilt als sehr kontroverser Held, der zwischen zwei widersprüchlichen Wertsystemen steht. Auch in dem Werk werden der nationale Kampf und die Bereitschaft, sein eigenes Leben zu opfern, zu zentralen Elementen des Dramas. Konrad rettet zwar seine Heimat, nutzt jedoch eines Ritters unwürdige Maßnahmen. Der Verstoß gegen den ritterlichen Ehrenkodex wurde als eine Metapher für den ethischen Konflikt, in dem sich die an politischen Geheimorganisationen und Verschwörungen beteiligten polnischen Patrioten befanden, interpretiert [13].

Der literarische Nachlass Mickiewiczs ist sehr umfangreich und vielfältig. Er umfasst Lyrik, epische Dichtungen, Dramen, Publizistik, es befinden sich auch viele Fragmente und unvollendete Werke darunter. Durch seine Werke wurde die Sehnsucht des polnischen Volkes nach der Wiederherstellung eines eigenen Staates und die Bereitschaft, für diesen nationalen Kampf auch das eigene Leben zu opfern, zu zentralen Themen der polnischen Literatur.


Die Rezeption der polnischen Romantik in Europa und Deutschland unter besonderer Berücksichtigung der Werke Mickiewiczs

Die Schwierigkeiten der Rezeption fremdsprachlicher Dichtung liegen auf der Hand. Poesie verliert seine Aussage schon aus dem Grund, dass Wörter in verschiedenen Sprachen unterschiedliche semantische Felder aufweisen. Das Problem betrifft auch die polnische Dichtung. Es geht nicht nur um den Mangel an sprachlichen Äquivalenten, sondern ebenso um die polnische Kultur und Geschichte, deren Rezeption in Deutschland nach wie vor kaum Interesse findet. Die Werke Mickiewiczs wurden relativ früh übersetzt, erregten jedoch kein Aufsehen [14].

Obwohl Romantik als wichtigste literarische Epoche in Polen gilt, bleibt die polnische Romantik in Europa relativ unbekannt. Obwohl Mickiewicz ein poetisches Werk geschaffen hat, das in der Fülle seiner Gattungen, Themen und Motive, in der Vielfalt seiner Aussagen und Gefühle, im Reichtum seiner Bilder und Metaphern und in der klassischen Vollendung seiner Form der Weltliteratur angehört, ist er in Deutschland relativ unbekannt, ja fremd geblieben. [15]

Wie bei Kluge (1999) zu lesen ist, wird man in deutschen Werken kaum Verweise zur polnischen Romantik und zu Mickiewicz finden. Obgleich Mickiewiczs Werke bzw. deren Fragmente in über 20 Sprachen übersetzt wurden, genießt er außerhalb von Polen wenig Ansehen. Die Frage ist, ob der Grund darin liegt, dass Mickiewiczs Werke für Europäer zu unverständlich sind oder ob sie sich nicht adäquat übersetzen lassen. Die entscheidende Rolle in der polnischen Romantik spielt das nationale Schicksal des Landes. Die meisten der wichtigsten Werke der polnischen romantischen Literatur sind in der Emigration entstanden. Die Werke der polnischen Romantiker, obwohl sie untrennbar mit der polnischen Geschichte verbunden sind, können nicht hermetisch betrachtet werden, weil sie sich dem Schaffen anderer europäischer Künstler bedienen.

Es lässt sich sagen, dass die Einflüsse der deutschen Literatur auf das polnische Schaffen, besonders von Mickiewicz, sehr bedeutend waren. Dies geht aus Briefen hervor, die Mickiewicz aus Kowno nach Vilnius geschrieben hat. Er redet in ihnen über seine Lektüre von Schiller:


Welche Maria Stuart! Alles ist wundervoll. Erbarmt Euch, und schickt mir irgendetwas Deutsches! Denn ich habe für meine besten Augenblicke nichts mehr zu lesen... Über die Tragödie Die Räuber kann ich nicht schreiben. Nichts hat mich ebenso stark bewegt und nichts wird es jemals tun...


Noch signifikanter in dem Zusammenhang ist, dass Mickiewicz an Goethes 80. Geburtstag im August 1829 in Weimar mit ihm zusammentraf. Die Begegnung wurde von Mickiewiczs Begleiter Odyniec detailliert in Briefen beschrieben und ist somit gut belegt. Es war kein bewusstes Zusammentreffen, es sollte also als kein allzu großes Ereignis betrachtet werden. Die beiden Schriftsteller diskutierten jedoch über Themen, die die gesamte Weltliteratur betrafen. Die geführten Gespräche betrafen zwei Konzepte der Dichtung. Die Dichter vertraten hierbei unterschiedliche Ansichten. Mickiewicz war Anhänger der Nationalliteratur. Er war der Meinung, dass Dichtung sich mit Politik befassen solle. Goethe meinte dagegen, dass Poesie allgemein menschlich sein müsse.







Literaturnachweise

[1.] Bednarek, B., (2001), Epos europejski. Wrocław: Wydawnictwo Uniwersytetu Wrocławskiego

[2.] Janion, M., (1990), Życie pośmiertne Konrada Wallenroda, Warszawa: PWN

[3.] Kluge, R. D (1999) Von Polen, Poesie und Politik. Adam Mickiewicz, Tübingen: Attempto

[4.] Kneip, H., (1999), Pan Tadeusz oder die letzte Fehde in Litauen- Das polnische Nationalepos. Von Polen, Poesie und Politik… Adam Mickiewicz 1798- 1998. Tübingen: Attempto

[5.] Łukasiewicz, J., (1996), Mickiewicz, Wrocław: Wydawnictwo Dolnośląskie

[6.] Makowski, S. (1985) Juliusz Słowacki In: Literatura polska. Przewodnik encyklopedyczny. Band 2, Warszawa: PWN

[7.] Mazur-Ke̜błowska, E., Ott. U. (2000) Adam Mickiewicz und die Deutschen: eine Tagung im Deutschen Literaturarchiv Marbach am Neckar, Wiesbaden: Herrassovitz Verlag

[8.] Mickiewicz, A. (1976) Pan Tadeusz oder Die letzte Fehde in Litauen: Verseepos, Berlin: Aufbau- Verlag

[9.] Tatara, M. (1978), Romantyzm in: Historia literatury polskiej w zarysie., Warszawa: PWN

[10.] Witkowska, A. (1986) Literatura Romantyzmu, Radom: Polskie Wydawnictwo Encyklopedyczne

[11.] Witkowska, A., (1975) Mickiewicz: słowo i czyn., Warszawa: PWN

[12.] Witkowska, A., Przybylski, R., (1999) Romantyzm. Warszawa: Wydawnictwo Naukowe PWN

[13.] Wyka, K., (1969), Begriff: Wieszcz, in: Wielka Encyklopedia Powszechna PWN, Band 12, Aufl. 1, Warszawa: PWN