9. Dezember
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Ulrich Koch
NEUNTER DEZEMBER
Das vollkommene Gedicht ist eine Landkarte in einer menschenleeren Gegend. Ich halte sie in Händen und blicke von oben aus der Vogelperspektive herab. Dort, sehe ich, stehe ich lesend. Es ist ganz einfach. Dann gehst auch du hinein und wirst nie mehr hinausfinden.
Rokeya-Tag in Bangladesh zum Gedenken an die Schriftstellerin und Feministin Rokeya Sakhawat Hussain (* 9. Dezember 1880)
1910: Vierter Abend des Neopathetischen Cabarets, geleitet von Jakob van Hoddis. – 1918: Tristan Tzara veröffentlicht sein Dadaistisches Manifest: »Dada ist ein CLUB, der in Berlin gegründet worden ist, in den man eintreten kann, ohne Verbindlichkeiten zu übernehmen. Hier ist jeder Vorsitzender und jeder kann sein Wort abgeben, wo es sich um künstlerische Dinge handelt. Dada ist nicht ein Vorwand für den Ehrgeiz einiger Literaten (wie unsere Feinde glauben machen möchten). Dada ist eine Geistesart, die sich in jedem Gespräch offenbaren kann, sodaß man sagen muß: dieser ist ein DADAIST – jener nicht; der Club Dada hat deshalb Mitglieder in allen Teilen der Erde, in Honolulu so gut wie in New-Orleans und Meseritz. Dadaist sein kann unter Umständen heißen, mehr Kaufmann, mehr Parteimann als Künstler sein – nur zufällig Künstler sein - Dadaist sein, heißt, sich von den Dingen werfen lassen, gegen jede Sedimentsbildung sein, ein Moment auf einem Stuhl gesessen, heißt, das Leben in Gefahr gebracht haben (Mr. Wengs zog schon den Revolver aus der Hosentasche). Ein Gewebe zerreißt sich unter der Hand, man sagt ja zu einem Leben, das durch Verneinung höher will. Ja-sagen-Nein-sagen: das gewaltige Hokuspokus des Daseins beschwingt die Nerven des echten Dadaisten – so liegt er, so jagt er, so radelt er –- halb Pantagruel, halb Franziskus und lacht und lacht. Gegen die ästhetischethische Einstellung! Gegen die blutleere Abstraktion des Expressionismus! Gegen die weltverbessernden Theorien literarischer Hohlköpfe! Für den Dadaismus in Wort und Bild, für das dadaistische Geschehen in der Welt. Gegen dies Manifest sein, heißt Dadaist sein!«
Geboren am 9. Dezember
1608: John Milton, englischer Dichter, 1617: Richard Lovelace, englischer Dichter, 1717: Johann Joachim Winckelmann, deutscher Archäologe, Bibliothekar und Kunsttheoretiker, 1809: Bertha Arndts, deutsche Schriftstellerin, 1842: Pjotr Kropotkin, russischer Anarchist, 1876: Ōta Mizuho, japanischer Lyriker, 1891: Maksim Bahdanowitsch (auch Maxim Bogdanowitsch oder Maxim Bogdanowicz; weißrussisch Максім Адамавіч Багдановіч; * 27. November jul. / 9. Dezember 1891 greg. in Minsk; † 12. Mai jul./ 25. Mai 1917 greg. in Jalta), belarussischer Schriftsteller, Vertreter der belarussischen Wiedergeburt (belaruss.: Адраджэнне) zu Beginn des 20. Jahrhunderts, 1899: Léonie Fuller Adams, US-amerikanische Dichterin, 1901: Ödön von Horváth, österreichisch-ungarischer Schriftsteller (geboren in Fiume, damals Ungarn, heute Rijeka, Kroatien), 1913: Fritz Graßhoff, deutscher Zeichner, Maler, Schriftsteller (Halunkenpostille), Übersetzer (Bellman, Martial) und Schlagertexter (Hits für Lale Andersen, Freddy Quinn, Hans Albers), 1916: Wolfgang Hildesheimer, deutscher Schriftsteller, 1917: James Jesus Angleton, amerikanischer Agent und Dichter, 1930: Edoardo Sanguinetti, italienischer Lyriker und Übersetzer, 1943: Michael Krüger (* in Wittgendorf), deutscher Schriftsteller, Verleger und Übersetzer, Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, 1948: Gioconda Belli, nicaraguanische Schriftstellerin
Gestorben am 9. Dezember
1048: Al-Biruni, persischer Gelehrter (* 4. September 973), 1291: Saadi, persischer Dichter, 1544: Teofilo Folengo, italienischer Dichter makkaronischer Verse (* 8. November 1491), 1683: John Oldham, englischer Schriftsteller, 1852: Paramanuchit, siamesischer Dichter, buddhistischer Geistlicher, 1854: Almeida Garrett, portugiesischer Schriftsteller, 1915: Stephen Philips, englischer Schriftsteller und Dichter, 1916: Soseki Natsume, japanischer Schriftsteller, 1941: Dmitri Mereschkowski, russischer Schriftsteller, 1943: Peider Lansel, rätoromanischer Dichter, 1964: Edith Sitwell, englische Dichterin, 1971: Aeneas Francon Williams, schottischer Geistlicher, Missionar und Sc hriftsteller, 1977: Clarice Lispector, brasilianische Schriftstellerin, 1995: Gwen Harwood, australische Dichterin, 2002: Stan Rice, amerikanischer Maler und Dichter, 2005: Helmut Sakowski, DDR-Schriftsteller, 2014: Jane Freilicher, amerikanische Malerin und Dichterin, 2024: Nikki Giovanni, amerikanische Künstlerin, Lyrikerin und Aktivistin, "Princess of Black Poetry"