Grün, Anastasius

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Brümmer

Auersperg, Anton Alexander Graf von, pseudon. Anastasius Grün, wurde am 11. April 1806 zu Laibach in Krain geboren. Durch einen Hofmeister im elterlichen Hause, zumeist im väterlichen Stammschlosse Thurn am Hart in Unterkrain, vorgebildet, wurde der Knabe, da er für den Militärdienst bestimmt war, 1813 dem Theresianum in Wien anvertraut und trat von dort 1851 in die Jngenieurakademie über, in der er drei Jahre verblieb. Da starb sein Vater, u. damit war ein Wendepunkt auf seinem Lebenswege gegeben; denn die militärische Erziehung hörte auf u. A. kam nunmehr nach Wien in ein Privatinstitut und widmete sich dann von 1824-28 philosophischen und juristischen Studien, denen er je zwei Jahre in Graz und in Wien oblag. Jn diese Periode fallen seine ersten poetischen Versuche, welche unter dem vollen Namen des Verfassers in Gräffers "Philomele" und in der "Theaterzeitung" mitgeteilt wurden; 1830 ließ er unter dem Namen "Anastasius Grün" die "Blätter der Liebe" und seinen Romanzenkranz "Der letzte Ritter" u. im folgenden Jahre anonym seine "Spaziergänge eines Wiener Poeten" erscheinen, die den Dichter schnell berühmt machten. Jm Jahre 1830 verließ Auersperg Wien, um die Verwaltung seines Majorats, der Herrschaft Gurkfeld u. der Grafschaft Thurn am Hart zu übernehmen. Zwei Jahre später (1832) erschien er als Mitglied der krainischen Stände auf der Herrenbank in der Laibacher Landstube, wo er sich als ein unerschrockener Kämpfer für die arg getroffenen materiellen Jnteressen der Heimat erwies u. besonders 1843 mannhaft gegen weitere Steuererhöhungen auftrat. Mehrmals unternahm er größere Reisen, besonders nach Jtalien; die letzte führte ihn 1837 durch Frankreich, Belgien und England; dann vermählte er sich 1839 mit einer Gräfin Attems und ließ sich fortan in Thurn häuslich nieder. Jm Jahre 1848 nahm Auersperg am Fünfziger-Ausschuß in Frankfurt am Main teil; dann wurde er von dem Laibacher Kreise in die Nationalversammlung gewählt und stimmte dort in manchen Hauptfragen mit dem linken Zentrum. Als er aber seine entschieden deutsche Gesinnung nicht mehr für den wahren Ausdruck seiner großenteils slawischen Mandanten halten durfte, zog er sich von den wirren u. aussichtslosen Verhandlungen des Parlaments in die Stille seines Herdes zurück. Erst im Jahre 1860, als eine freiere Strömung in das Verfassungsleben Österreichs einzog, trat Auersperg wieder in die politische Öffentlichkeit. Er wurde als außerordentliches Mitglied für Krain in den Reichsrat berufen, am 15. April 1861 zum lebenslänglichen Mitgliede des Herrenhauses ernannt und gleichzeitig als Abgeordneter des Grundbesitzes in den Krainer Landtag gewählt, in welchem er das Jnteresse der Deutschen mannhaft vertrat. Ein kaiserliches Handschreiben vom 12. März 1863 ernannte ihn zum Geh. Rat mit dem Prädikat Exzellenz; die Stadt Wien verlieh ihm als "Vorkämpfer für die Freiheit in Österreich" 1864 das Ehrenbürgerrecht; am 3. Aug. 1865 bei der 500jährigen Jubelfeier der Wiener Hochschule wurde er "wegen seiner ausgezeichneten Leistungen im Dienste Apolls" zum Ehrendoktor promoviert und 1868 zum Präsidenten der Delegierten des Reichsrats erwählt, in welcher Stellung er seiner bisherigen freiheitlichen Gesinnung treu blieb. Auersperg † in Graz am 12. Septbr. 1876.

S: Blätter der Liebe (Ge.), 1830. - Der letzte Ritter (Rz.), 1830. 9. A. 1881. - Spaziergänge eines Wiener Poeten, 1831. 9. A. 1877. - Schutt (Dn.), 1836. 13. A. 1877 (Jn- halt: Der Turm am Strande. - Eine Fensterscheibe. - Cincinnatus. - Fünf Ostern). - Gedichte, 1837. 15. A. 1877. - Nibelungen im Frack (Ein Capriccio), 1843. 2. A. 1853. - Der Pfaff vom Kahlenberg (Ländliches G.), 1850. 3. A. 1877. - Volkslieder aus Krain (Gesammelt u. a. d. Slowenischen übers.), 1850. - Nikolaus Lenaus dichterischer Nachlaß, hrsg. 1851. - Nikolaus Lenaus Werke, hrsg. IV, 1855; II, 1874. - Robin Hood (Bn. n. altengl. Volksliedern), 1864. - Jn der Veranda (Eine Nachlese von Gn.), 1876. 2. A. 1877. - Serben-Lieder; mitgeteilt v. P. von Radics, 1879. - Gesammelte Werke; hrsg. von L. A. Frankl; V, 1877. - Anastasius Grün u. Ludwig August Frankl (Briefwechsel 1845-76; hrsg. v. Dr. Bruno von Frankl-Hochwart), 1897. Neue Ausg. 1905. - Politische Reden und Schriften (in auswahl hrsgeg. von Stefan Hock), 1906. - Sämtliche Werke; hrsg. von Anton Schlossar; X, 1907. - Gedichte, ausgew. u. eingeleit. v. Dr. Albert Zipper, 1907. - Gedichte, mit Einleitg. von Dr. Arthur Ploch, 1907. - Ausgewählte Werke; hrsg. von Dr. Otto Rommel, 1909 ff.


Aus: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 1. 6. Aufl. Leipzig, 1913. http://www.deutschestextarchiv.de/book/show/bruemmer_lexikon01_1913

Quelle: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2021. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.