Kritik (Fr. Schlegel)

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[34] Der eigentl. [eigentliche] Sitz der Kritik ist jl [Philologie] . Nur im aesthetischen und historischen Gebiet sind die Objekte der Kritik bleibend, fix, wie sie seyn müssen wenn d. [die] Kritik kunstmäßig geübt werden soll. Die historische Kritik findet mehr Stoff in der klassischen wie in der progressiven Geschichte. Die eigentl [eigentlich] philologisch [philologische] Kritik (welche auf die Aechtheit der Urkunden im Ganzen oder in ihren

Theilen gehört) hat mehr Schwierigkeit und Veranlassung, aber auch sichrere Prinzipien, und kann fast nuKr hier

kunstmäßig geübt werden. - Endlich finden s. [sich] nur hier Fälle, wo alle

drey Arten der Kritik koincidiren. Wer nun alle Arten der Kunstkritik in sich vereinigt, verdient vorzüglich den Nahmen eines Kritikers, eines kritischen Virtuosen. Der höchste, absolut vollkommne Kritiker muß auch alle Arten von Naturkritik in s. [sich] vereinigen, wie es möglich, und ohne was die Kunstkritik oft | S. 9 ins Stocken geräth. - (Die js [philosophische] Kritik war bisher gar nicht mögl [möglich] : bloß Polemik) Die Kritik bedarf klassischer Werke zu ihren Gegenständen. die Im moralischen und politischen nicht Es giebt eine Naturkritik und eine Kunstkritik. Lesarten, crit. [critica] emendatrix, aber die

Conjecturalkr. [Conjecturalkritik] ist gar nicht mehr Kritik Zur js [philosophischen] Kritik gehören auch alle Arten der Naturkritik in jedem praktischen Gebiet.)

[35] Ist die Hermeneutik nicht auch eine Art der Kritik? oder giebt es nicht wenigstens auch eine hermeneutische Kritik ? Der Gebrauch der hermeneutisch [hermeneutischen] Materialien (histor [historische] Erläuterung [Erläuterungen] ) und Organe (Gramm [Grammatik] pp) ist eine Kunst , nicht Wissenschaft, und zwar nicht eine Werke bildende sondern eine urtheilende Kunst, also Kritik. Soll das nun logische oder grammatische Kritik heißen? Das letzte.>

[36] Die Kritik geht durch alle Gebiete wie die Kunst, hat aber doch ihre Heymath, ihren Lieblingssitz

[37] Eine correcte Philosophie könnte auch kritisch heißen. Da wäre doch immer das System, das Werk mehr so zu nennen, wie die js [Philosophie] selbst. In der js [Philosophie] konnte man bisher wohl die jl [philologische] die hermeneutische Kritik anwenden; aber nicht die js [philosoph] ische. Dadurch wird die js [Philosophie] erst zur Kunst, in viel höherm Sinn als bey den Alten, wo sie doch nur klassisches Naturprodukt war.>

[38] Wie soll die Kenntniß der Geschichte/ Belesenheit als hermeneutische Materialie, nicht wissenschaftl [wissenschaftlich] heißen?





Quelle


Friedrich Schlegel: Literary Notebooks (1999/2000) Zur Philologie. II. Aus:

Zur Philologie [2] Elektronische Edition Friedrich Schlegel Erstellt von Volker Deubel unter Mitwirkung von Gerhard Rolletschek. DynaWeb-Server am Elektronischen Textlabor der Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaft Universität München

Textgrundlage: Originalnotizheft (Stadtbibliothek Trier) sowie Kritische Friedrich - Schlegel - Ausgabe. Hg. Ernst Behler unter Mitwirkung von Jean-Jacques Anstett und Hans Eichner. Band 16. (Verlag Ferdinand Schöningh: Paderborn, München, Wien, 1981).

Electronic edition of a literary notebook by Friedrich Schlegel which connects the text (of the critical edition) with page-images of the original document Elements of the TEI Lite DTD extended by a subset of the Mathematics DTD from ISO / IEC TR 957311:1992E