Hafis: Unterschied zwischen den Versionen
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Persischer Dichter, * um 1320 in Schiraz, Iran; † um 1389 ebenda; persische Aussprache: Hāfez, arabische Aussprache: Ḥāfiẓ. Andere Schreibweisen: Hafiz, Hafes, Hafez. Voller Name Ḫāǧe Šams ad-Dīn Moḥammad Ḥāfeẓ-e Šīrāzī (auch: Muḥammad Šams ad-Dīn) (persisch خواجه شمسالدین محمد حافظ شیرازی). Da Hafis schon im Kindesalter den gesamten Koran auswendig gelernt hatte, erhielt er den Ehrennamen „Hafis“ (jener der den Koran auswendig kann). |
Persischer Dichter, * um 1320 in Schiraz, Iran; † um 1389 ebenda; persische Aussprache: Hāfez, arabische Aussprache: Ḥāfiẓ. Andere Schreibweisen: Hafiz, Hafes, Hafez. Voller Name Ḫāǧe Šams ad-Dīn Moḥammad Ḥāfeẓ-e Šīrāzī (auch: Muḥammad Šams ad-Dīn) (persisch خواجه شمسالدین محمد حافظ شیرازی). Da Hafis schon im Kindesalter den gesamten Koran auswendig gelernt hatte, erhielt er den Ehrennamen „Hafis“ (jener der den Koran auswendig kann). |
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== Meyers 1907 == |
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[606] Hafis, Schems ud Dîn Mohammed, genannt Lisân ul Gheib (»Stimme von der andern Welt«), wegen der Lieblichkeit seiner Dichtungen auch Schekerleb (»Zuckerlippe«), der größte Lyriker Persiens und einer der namhaftesten Lyriker aller Zeiten, geb. zu Anfang des 14. Jahrh. in Schiraz, gest. daselbst 1389, widmete sich dem Studium der Theologie und Rechtskunde, die er auch lehrte, und schloß sich in seiner Vaterstadt, die er nur vorübergehend verlassen hat, einer Gemeinschaft von Sufis (Mystikern) an. Ein gründlicher Kenner des Korans (daher der Beiname H. [vgl. den vorhergehenden Artikel]), gab er darin Unterricht am Hofe der Mosafferiden. Er gab dem persischen Ghazel die höchste Vollendung. Seine Gedichte[606] bekunden die freieste, rein menschliche Weltanschauung und sind zugleich geistreich in Ausdruck und Form. Erst nach seinem Tode wurde von seinem Freunde Mohammed Gulandâm sein »Diwan« gesammelt, der oft im Orient, z. T. mit persischen oder türkischen Kommentaren, gedruckt worden ist. Die Ausgaben von Bulak (1834, 3 Bde.) und von Konstantinopel 1870 enthalten die wertvollen türkischen Scholien des Sudi (gest. 1597), die z. T. in die vorzügliche Ausgabe von Brockhaus (Leipz. 1854–60, 3 Bde.) aufgenommen sind. Eine gute Ausgabe (mit geschmackvoller metrischer Übertragung) lieferte auch Vinz. v. Rosenzweig (Wien 1858–64, 3 Bde.). Eine geschmacklose deutsche Übersetzung des »Diwans« veröffentlichte v. Hammer (Stuttg. u. Tübing. 1812–1813, 2 Bde.), eine bessere Übertragung ausgewählter Gedichte Nesselmann (Berl. 1865) und F. Bodenstedt (das. 1877). Wertvoll ist die englische Prosaübersetzung mit Kommentar von Clarke (Kalkutta 1891, 2 Bde.). Goethe feiert den Dichter im »Westöstlichen Diwan«. |
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[606] Hâfis (arab., »Bewahrer«), Ehrentitel desjenigen, der den Koran auswendig weiß und ihn nach kanonischer Art zu rezitieren imstande ist. In der muslimischen Welt führen die H. auch den Namen Kâri (»Leser«); die geehrtesten unter den H. sind die blinden, zahlreich in Ägypten etc. anzutreffen. |
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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 606. |
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http://www.zeno.org/nid/20006729843 |
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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 606-607. |
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http://www.zeno.org/nid/20006729851 |
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== Pierer == |
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[840] Hafis (Hafisi, arab.), 1) der den Koran od. berühmte Poesien auswendig herzusagen weiß, eine bei den Orientalen hochgeschätzte Kunst; daher 2) Beiname von Gelehrten; 3) (H. Kütüb), 35 Bibliothekare in den kaiserlichen Moscheen in Constantinopel. |
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Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 840. |
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http://www.zeno.org/nid/20010063579 |
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[840] Hafis (Hafiz), 1) H. Ledin Illah Abdol Mehschid, der achte fatimitische Khalif in Ägypten, s.d. (Gesch.), 1129–49. 2) (Hafiz, Schems-ed-D in Mohammed), einer der berühmtesten persischen Dichter, geb. zu Anfang des 14. Jahrh. in Schiras, widmete sich der Theologie u. Rechtskunde, welche er auch lehrte, u. lebte unter der Dynastie der von ihm gepriesenen Mozafferiden in seiner Geburtsstadt. Von Timur, welcher 1388 nach Schiras kam, wurde er mit großer Aufmerksamkeit behandelt; er st. 1388 od. 1391 in Schiras. Nachdem er lange den weltlichen Genüssen gelebt, soll er als Greis ein eifriger Sufi geworden sein; dennoch entstanden bei seinem Tode zwischen seinen Feinden, welche ihn verketzerten, u. seinen Freunden Streitigkeiten wegen seines Begräbnisses. Die Lieder u. Elegien des H. wurden erst nach seinem Tode in einem Divan gesammelt, der unendlich oft abgeschrieben u. commentirt wurde. Im Druck erschien er: Calc. 1790 u. 1826, zu Bombay 1828 u. 1850, zu Cawnpore 1831 u.ö. Die Ausgaben von Bulak (1840, 3 Bde) u. zu Constantinopel (1841) enthalten auch die türkischen Scholien des Sudi, welche auch zum Theil in die Ausgabe von H. Brockhaus (Lpz. 1854–59, Bd. 1 u. 2) aufgenommen sind. Seinen Gedichten, in denen er mit Anmuth u. Feuer Wein, Liebe u. Luft besingt, wird von den frommen Moslems oft ein mystischer Sinn untergelegt, welchen Schemi, Sururi u. And. in Commentaren zu erörtern sich bemüht[840] haben. Eine freie deutsche Übersetzung gab Joseph von Hammer (Tüb. 1812–15, 2 Bde.); auch Goethe im Westöstlichen Divan feiert ihn. In Daumers Gedichten des H. (1. Sammlung Hamb. 1846, 2. Samml. Nürnb. 1851) ist H. nur der Typus eines Weisen, welcher sich dem heitern Lebensgenuß zuwendet. Noch gegenwärtig wird das Grabmal des H. bei Schiras häufig von frommen Moslems besucht. |
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== Damen Conversations Lexikon == |
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[111] Hafis, Hafiz, franz. Hafiz. In Persien, wo die Natur nur selten ihr flimmerndes Blüthenkleid ablegt, wo die Lüfte den starken Duft der Rose und den süßen Gesang zahlloser Nachtigallen weit hin über das mit prachtvollen Städten und heimlichen Thalern gesegnete Land tragen, dort ist auch die Heimath der Dichter und über 200 berühmte Namen derselben hat uns die Geschichte dieses Landes aufbewahrt, unter denen mehrere den Beinamen Dichterkönig führten. Das Abendland aber gestand diese ehrende Benennung nur dem sanften Saadi und dem glühenden Hafis zu, als es ihre Leistungen kennen und würdigen lernte. Der Letztere, eigentlich Schemseddin Muhamed, genannt Hafis, der Bewahrende (weil er den ganzen Koran auswendig wußte) lebte während des 8. Jahrhunderts der Hedschra in der reizenden Stadt Schiras und ward auch dort (1389 nach christlicher Zeitrechnung) in der Vorstadt Mosetta an den Ufern des von ihm vielbesungenen Flusses Roknabad begraben. Sein ganzes Leben war der Dichtkunst und der Freude geweiht und obgleich viele auswärtige Fürsten ihn durch glänzende Anerbietungen an ihren Hof zu ziehen suchten, so zog er es doch vor, im Vaterlande zu bleiben und durch seine lieblichen Verse den Ruhm der heimischen Regentenfamilie, der Nasasseriden, zu preisen. Diese Fürsten bezeigten ihm dafür besondere Gunst[111] und es ward sogar zu Schiras eine Schule besonders für Hafis gestiftet, an welcher er lehrte. So geehrt und geliebt wollte er dennoch nie mehr sein, als ein armer Derwisch, und obwohl seine Gesänge die berauschendste Luft athmen, so achtete er doch persönlich die Genüsse der Welt sehr gering und erfüllte treu die Pflichten seines klösterlichen Gelübdes. Es singen seine Lieder die Liebe und den Wein und immer wieder Wein und Liebe, und wenn er gleich voll Schalkheit sagte: »An der Schönheit fänd' ich wahrlich gar nichts Anderes auszusetzen, als daß insgemein die Schönen, Nichts von Treu' und Liebe wissen,« so erfüllen doch noch ganz andere, wie der Klosterdisciplin u. dergl., hohnsprechende, Freigeistereien seine Dichtungen, weßhalb ihm denn auch nach seinem Tode das ordentliche Begräbniß verweigert werden sollte. Seine Freunde suchten diesen Schimpf abzuwenden, indem sie seine ungläubigsinnlichen Aeußerungen, nach der Sitte des Orients, für die allegorische Sprache der höchsten, mystischen Andacht ausgaben, was ihnen auch vollkommen gelang. In späterer Zeit sollte die Lesung seines Diwans (Gedichtsammlung) verboten werden, doch rettete sie dieselbe List und wie schon früher Saadi's Rosengarten auch in Europa eingeführt und geschätzt ward, so bot Goethe, der deutsche Dichterkönig, in seinem westöstlichen Diwan viele der feurigsten Gewürzblumen des Hafis der Beurtheilung abendländischer Leser dar. Im Oriente erklingen seine Verse überall, und es geht, wiewohl unverbürgt, die Sage, daß sogar die Gasele: »Süßer Sängermund, o fing' Frisches mit Frischem neu und neu,« nach deren Melodie in Indien die Bajaderen tanzen, dem Hafis angehöre. |
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F. |
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Quelle: |
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Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 111-112. |
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http://www.zeno.org/nid/20001736051 |
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== Herder 1854 == |
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[201] Hâfis, d.h. Auswendiglerner (des Koran), Beiname des Schemseddîn Mohammed, des gefeiertsten lyr. Dichters der Perser, geb. im 14. Jahrh. der christl., im 8. der mohammedan. Zeitrechnung in Schiras, wo er als Derwisch lebte, durch seine Ghaselen den Beinamen der Zuckerlippe, die Gunst des pers. Hofes, später sogar die des wilden Eroberers Tamerlan gewann u. um 1389 im Geruche der Heiligkeit st. Seine als »Diwan« (Sammlung) oft erläuterten Dichtungen (frei übersetzt von Hammer, Tübg. 1812–15, neuestens vom Prof. Brockhaus persisch mit dem Commentar des Sudi herausgeg.) bergen hinter dem persischfeurigen Lobe von Wein, Liebe und Schönheit eine mystische Weltanschauung u. häufig tiefe Gedanken. |
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Quelle: |
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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 201. |
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Permalink: |
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http://www.zeno.org/nid/20003361977 |
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== Brockhaus 1911 == |
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[744] Hâfis, Schems ed-dîn Mohammed, pers. Dichter aus Schiras, gest. das. 1389, besingt in seinem »Diwan« Wein, Liebe und Genuß; Ausg. von Herm. Brockhaus (1854-61), Rosenzweig (mit Übersetzung, 1858); Übersetzung von Hammer (1812-13); Nachbildung von Bodenstedt (1877). |
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Quelle: |
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Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 744. |
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Permalink: |
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http://www.zeno.org/nid/20001167529 |
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Version vom 7. April 2022, 14:18 Uhr
Hafis
Persischer Dichter, * um 1320 in Schiraz, Iran; † um 1389 ebenda; persische Aussprache: Hāfez, arabische Aussprache: Ḥāfiẓ. Andere Schreibweisen: Hafiz, Hafes, Hafez. Voller Name Ḫāǧe Šams ad-Dīn Moḥammad Ḥāfeẓ-e Šīrāzī (auch: Muḥammad Šams ad-Dīn) (persisch خواجه شمسالدین محمد حافظ شیرازی). Da Hafis schon im Kindesalter den gesamten Koran auswendig gelernt hatte, erhielt er den Ehrennamen „Hafis“ (jener der den Koran auswendig kann).
Meyers 1907
[606] Hafis, Schems ud Dîn Mohammed, genannt Lisân ul Gheib (»Stimme von der andern Welt«), wegen der Lieblichkeit seiner Dichtungen auch Schekerleb (»Zuckerlippe«), der größte Lyriker Persiens und einer der namhaftesten Lyriker aller Zeiten, geb. zu Anfang des 14. Jahrh. in Schiraz, gest. daselbst 1389, widmete sich dem Studium der Theologie und Rechtskunde, die er auch lehrte, und schloß sich in seiner Vaterstadt, die er nur vorübergehend verlassen hat, einer Gemeinschaft von Sufis (Mystikern) an. Ein gründlicher Kenner des Korans (daher der Beiname H. [vgl. den vorhergehenden Artikel]), gab er darin Unterricht am Hofe der Mosafferiden. Er gab dem persischen Ghazel die höchste Vollendung. Seine Gedichte[606] bekunden die freieste, rein menschliche Weltanschauung und sind zugleich geistreich in Ausdruck und Form. Erst nach seinem Tode wurde von seinem Freunde Mohammed Gulandâm sein »Diwan« gesammelt, der oft im Orient, z. T. mit persischen oder türkischen Kommentaren, gedruckt worden ist. Die Ausgaben von Bulak (1834, 3 Bde.) und von Konstantinopel 1870 enthalten die wertvollen türkischen Scholien des Sudi (gest. 1597), die z. T. in die vorzügliche Ausgabe von Brockhaus (Leipz. 1854–60, 3 Bde.) aufgenommen sind. Eine gute Ausgabe (mit geschmackvoller metrischer Übertragung) lieferte auch Vinz. v. Rosenzweig (Wien 1858–64, 3 Bde.). Eine geschmacklose deutsche Übersetzung des »Diwans« veröffentlichte v. Hammer (Stuttg. u. Tübing. 1812–1813, 2 Bde.), eine bessere Übertragung ausgewählter Gedichte Nesselmann (Berl. 1865) und F. Bodenstedt (das. 1877). Wertvoll ist die englische Prosaübersetzung mit Kommentar von Clarke (Kalkutta 1891, 2 Bde.). Goethe feiert den Dichter im »Westöstlichen Diwan«.
[606] Hâfis (arab., »Bewahrer«), Ehrentitel desjenigen, der den Koran auswendig weiß und ihn nach kanonischer Art zu rezitieren imstande ist. In der muslimischen Welt führen die H. auch den Namen Kâri (»Leser«); die geehrtesten unter den H. sind die blinden, zahlreich in Ägypten etc. anzutreffen.
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 606. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006729843
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 606-607. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006729851
Pierer
[840] Hafis (Hafisi, arab.), 1) der den Koran od. berühmte Poesien auswendig herzusagen weiß, eine bei den Orientalen hochgeschätzte Kunst; daher 2) Beiname von Gelehrten; 3) (H. Kütüb), 35 Bibliothekare in den kaiserlichen Moscheen in Constantinopel. Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 840. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20010063579
[840] Hafis (Hafiz), 1) H. Ledin Illah Abdol Mehschid, der achte fatimitische Khalif in Ägypten, s.d. (Gesch.), 1129–49. 2) (Hafiz, Schems-ed-D in Mohammed), einer der berühmtesten persischen Dichter, geb. zu Anfang des 14. Jahrh. in Schiras, widmete sich der Theologie u. Rechtskunde, welche er auch lehrte, u. lebte unter der Dynastie der von ihm gepriesenen Mozafferiden in seiner Geburtsstadt. Von Timur, welcher 1388 nach Schiras kam, wurde er mit großer Aufmerksamkeit behandelt; er st. 1388 od. 1391 in Schiras. Nachdem er lange den weltlichen Genüssen gelebt, soll er als Greis ein eifriger Sufi geworden sein; dennoch entstanden bei seinem Tode zwischen seinen Feinden, welche ihn verketzerten, u. seinen Freunden Streitigkeiten wegen seines Begräbnisses. Die Lieder u. Elegien des H. wurden erst nach seinem Tode in einem Divan gesammelt, der unendlich oft abgeschrieben u. commentirt wurde. Im Druck erschien er: Calc. 1790 u. 1826, zu Bombay 1828 u. 1850, zu Cawnpore 1831 u.ö. Die Ausgaben von Bulak (1840, 3 Bde) u. zu Constantinopel (1841) enthalten auch die türkischen Scholien des Sudi, welche auch zum Theil in die Ausgabe von H. Brockhaus (Lpz. 1854–59, Bd. 1 u. 2) aufgenommen sind. Seinen Gedichten, in denen er mit Anmuth u. Feuer Wein, Liebe u. Luft besingt, wird von den frommen Moslems oft ein mystischer Sinn untergelegt, welchen Schemi, Sururi u. And. in Commentaren zu erörtern sich bemüht[840] haben. Eine freie deutsche Übersetzung gab Joseph von Hammer (Tüb. 1812–15, 2 Bde.); auch Goethe im Westöstlichen Divan feiert ihn. In Daumers Gedichten des H. (1. Sammlung Hamb. 1846, 2. Samml. Nürnb. 1851) ist H. nur der Typus eines Weisen, welcher sich dem heitern Lebensgenuß zuwendet. Noch gegenwärtig wird das Grabmal des H. bei Schiras häufig von frommen Moslems besucht.
Damen Conversations Lexikon
[111] Hafis, Hafiz, franz. Hafiz. In Persien, wo die Natur nur selten ihr flimmerndes Blüthenkleid ablegt, wo die Lüfte den starken Duft der Rose und den süßen Gesang zahlloser Nachtigallen weit hin über das mit prachtvollen Städten und heimlichen Thalern gesegnete Land tragen, dort ist auch die Heimath der Dichter und über 200 berühmte Namen derselben hat uns die Geschichte dieses Landes aufbewahrt, unter denen mehrere den Beinamen Dichterkönig führten. Das Abendland aber gestand diese ehrende Benennung nur dem sanften Saadi und dem glühenden Hafis zu, als es ihre Leistungen kennen und würdigen lernte. Der Letztere, eigentlich Schemseddin Muhamed, genannt Hafis, der Bewahrende (weil er den ganzen Koran auswendig wußte) lebte während des 8. Jahrhunderts der Hedschra in der reizenden Stadt Schiras und ward auch dort (1389 nach christlicher Zeitrechnung) in der Vorstadt Mosetta an den Ufern des von ihm vielbesungenen Flusses Roknabad begraben. Sein ganzes Leben war der Dichtkunst und der Freude geweiht und obgleich viele auswärtige Fürsten ihn durch glänzende Anerbietungen an ihren Hof zu ziehen suchten, so zog er es doch vor, im Vaterlande zu bleiben und durch seine lieblichen Verse den Ruhm der heimischen Regentenfamilie, der Nasasseriden, zu preisen. Diese Fürsten bezeigten ihm dafür besondere Gunst[111] und es ward sogar zu Schiras eine Schule besonders für Hafis gestiftet, an welcher er lehrte. So geehrt und geliebt wollte er dennoch nie mehr sein, als ein armer Derwisch, und obwohl seine Gesänge die berauschendste Luft athmen, so achtete er doch persönlich die Genüsse der Welt sehr gering und erfüllte treu die Pflichten seines klösterlichen Gelübdes. Es singen seine Lieder die Liebe und den Wein und immer wieder Wein und Liebe, und wenn er gleich voll Schalkheit sagte: »An der Schönheit fänd' ich wahrlich gar nichts Anderes auszusetzen, als daß insgemein die Schönen, Nichts von Treu' und Liebe wissen,« so erfüllen doch noch ganz andere, wie der Klosterdisciplin u. dergl., hohnsprechende, Freigeistereien seine Dichtungen, weßhalb ihm denn auch nach seinem Tode das ordentliche Begräbniß verweigert werden sollte. Seine Freunde suchten diesen Schimpf abzuwenden, indem sie seine ungläubigsinnlichen Aeußerungen, nach der Sitte des Orients, für die allegorische Sprache der höchsten, mystischen Andacht ausgaben, was ihnen auch vollkommen gelang. In späterer Zeit sollte die Lesung seines Diwans (Gedichtsammlung) verboten werden, doch rettete sie dieselbe List und wie schon früher Saadi's Rosengarten auch in Europa eingeführt und geschätzt ward, so bot Goethe, der deutsche Dichterkönig, in seinem westöstlichen Diwan viele der feurigsten Gewürzblumen des Hafis der Beurtheilung abendländischer Leser dar. Im Oriente erklingen seine Verse überall, und es geht, wiewohl unverbürgt, die Sage, daß sogar die Gasele: »Süßer Sängermund, o fing' Frisches mit Frischem neu und neu,« nach deren Melodie in Indien die Bajaderen tanzen, dem Hafis angehöre. F.
Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 111-112. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001736051
Herder 1854
[201] Hâfis, d.h. Auswendiglerner (des Koran), Beiname des Schemseddîn Mohammed, des gefeiertsten lyr. Dichters der Perser, geb. im 14. Jahrh. der christl., im 8. der mohammedan. Zeitrechnung in Schiras, wo er als Derwisch lebte, durch seine Ghaselen den Beinamen der Zuckerlippe, die Gunst des pers. Hofes, später sogar die des wilden Eroberers Tamerlan gewann u. um 1389 im Geruche der Heiligkeit st. Seine als »Diwan« (Sammlung) oft erläuterten Dichtungen (frei übersetzt von Hammer, Tübg. 1812–15, neuestens vom Prof. Brockhaus persisch mit dem Commentar des Sudi herausgeg.) bergen hinter dem persischfeurigen Lobe von Wein, Liebe und Schönheit eine mystische Weltanschauung u. häufig tiefe Gedanken.
Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 201. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003361977
Brockhaus 1911
[744] Hâfis, Schems ed-dîn Mohammed, pers. Dichter aus Schiras, gest. das. 1389, besingt in seinem »Diwan« Wein, Liebe und Genuß; Ausg. von Herm. Brockhaus (1854-61), Rosenzweig (mit Übersetzung, 1858); Übersetzung von Hammer (1812-13); Nachbildung von Bodenstedt (1877).
Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 744. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001167529
Bibliographie
Deutsche Ausgaben
- Hammer-Purgstall, Joseph Freiherr von: Der Divan von Mohammad Shemsed-din Hafis. 2 Bände. Stuttgart/Tübingen: in der J.G. Cotta'schen Buchhandlung 1812/13.
- Daumer, Georg Friedrich: Liederblüten des Hafis. Hamburg: 1846.
- Brockhaus, Herman: Die Lieder des Hafis. Persisch mit dem Commentare des Sudi. Leipzig: F. A. Brockhaus 1854-1858.
- Rosenzweig-Schwannau, Vinzenz Ritter von: Diwan des grossen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände. Wien 1858-1863.
- Nesselmann, Georg Heinrich Ferdinand: Der Diwan des Schems-eddin Muhammed Hafis aus Schiras. Berlin: Weidmannsche Buchhandlung 1865.
- Bodenstedt, Friedrich Martin von: Der Sänger von Schiras. Hafisische Lieder. Berlin: A. Hofmann 1877.
- Jacob, Georg: Das Weinhaus nebst Zubehör nach den I'azelen des Ḥāfiẓ. Ein Beitrag zu einer Darstellung des altpersischen Lebens. Gießen: Töpelmann 1906.
- Platen, August Graf von: Nachbildungen aus dem Diwan des Hafis. In: SW Band 7. Leipzig: 1910.
- Bethge, Hans: Hafis. Leipzig: Insel Verlag 1910 und 1920.
- Klabund: Der Feueranbeter. Nachdichtung des Hafis. München: Roland, 1919
- Daumer, Georg Friedrich: Hafis. Eine Sammlung persischer Gedichte. Nürnberg: 1852 und München: 1920.
- Jacob, Georg: Unio Mystica: Sehnsucht und Erfüllung. Hafisische Lieder in Nachbildungen von G. Jacob. Hannover: Lafaire 1922.
- Leszczynzki, Georg Leon: Hafis. Von der Liebe und des Weines Gottes-Trunkenheit. Aus den persischen Handschriften übertragen. 2 und 3 Auflage. München: Schahin Verlag 1923.
- Rückert, Friedrich: Ghaselen des Hafis. Dichtung des Ostens. Gesammelt und herausgegeben von Herman Kreyenborg. Leipzig: Hyperion Verlag 1926.
- Eilers, Wilhelm: Hafisische Vierzeilen. Nachdichtungen von Friedrich Rückert. Dessau und Leipzig: Deutsche Chajjam Gesellschaft 1940.
- Lieder des Hafis. Nachdichtungen von Hans Bethge. Leipzig: Insel, 1940
- Die Liebeslieder des Hafis. Aus dem Persischen von Rudolf Berger. Bern: Alfred Scherz, 1948
- Keil, Rolf-Dietrich: Hafis. Gedichte aus dem Divan. Düsseldorf/Köln: Diederichs 1957. – Neuausgabe 1976
- Atabay, Cyrus: Hafis Liebesgedichte. Hamburg: Hoffmann und Campe 1965.
- Walter Wilhelm: Hafis. Gedichte. Leipzig: Insel, 1968
- Bürgel, Johann Christoph: Gedichte aus dem Diwan. Stuttgart: Reclam 1977. Neuausg. 1992
- Hafis, Liebesgedichte. Übertragen von Cyrus Atabay. Frankfurt/Main: Insel, 1980
- Atabay, Cyrus: Offenbares Geheimis. 50 Gedichte aus dem Diwan. Düsseldorf: Eremiten Presse 1987.
- Rückert, Friedrich: Dreiundsechzig Ghaselen des Hafis. Eingeleitet von Johann Christoph Bürgel und herausgegeben von Wolfdietrich Fischer. Wiesbaden: Otto Harrassowitz (Rückert Gesellschaft e.V.) 1988.
- Bobzin, Hartmut: Hafisische Vierzeiler in Übertragung von Friedrich Rückert. In: Spektrum Iran. Zeitschrift für islamisch-iranische Kultur. 2 Jahrgang, Heft 4 (1989).
- Hammer-Purgstall, Joseph Freiherr von: Der Divan von Mohammad Shemsed-din Hafis. 2 Bände. Reprint. Kerlkheim: YinYang Media Verl., 1999. 2. Aufl. 2002
- Muhammad Schams ad-Din Hafis: Ghaselen aus dem "Diwan". Persische Gedichte aus dem 14. Jahrhundert mit deutscher Übertragung von Friedrich Rückert. Hrsg. Jalal Rostami Gooran. Einführung Annemarie Schimmel. Bonn: Goethe & Hafis sujet Verlag, 2001
- Hafis: Der Diwan. Aus dem Persischen von Joseph von Hammer-Purgstall. M.e. Nachwort von Stefan Weidner. München: Süddeutsche Zeitung Edition (Bibliotheca Anna Amalia)
- Hans Bethge: Hafis. Nachdichtungen (Nachdichtungen orientalischer Lyrik Band II: Die Lieder und Gesänge des Hafis). Kelkheim: YinYang Media Verlag, 2004
Mehrsprachige Ausgaben
- Fifty Poems of Chemsed Din Mohammed Hafiz with languages Iranian, English, German and French. Published by Ali Akbar-Elmi. Tehran o.J.
- Divan of Hafez. Persian - English. Salehe Salehpur.Teheran: Booteh Press, 1998
- Muhammad Schams ad-Din Hafis: Ghaselen aus dem "Diwan". Persische Gedichte aus dem 14. Jahrhundert mit deutscher Übertragung von Friedrich Rückert. Hrsg. Jalal Rostami Gooran. Einführung Annemarie Schimmel. Bonn: Goethe & Hafis sujet Verlag, 2001
Englische Ausgaben
- Fifty Poems of Chemsed Din Mohammed Hafiz with languages Iranian, English, German and French. Published by Ali Akbar-Elmi. Tehran o.J.
- Hafiz. Fifty Poems. Texts and Translations. Collected, Introduced and Annotated by A.J. Arberry. Cambridge: University Press, 1962
- Divan of Hafiz. Revised Translation & Introduction by Paul Smith. Melbourne: New Humanity Books, 1986. Revised Paperback edition 2012
- Divan of Hafez. Persian - English. Salehe Salehpur.Teheran: Booteh Press, 1998
Erstellt unter Benutzung einer im Grundkurs Textanalyse an der Universität Greifswald erstellten Bibliographie (Katharina Herrmann, 2011)