Die horen 242: Unterschied zwischen den Versionen

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424 S., brosch.
424 S., brosch.
ISBN: 978-3-8353-1181-7 (2011)
ISBN: 978-3-8353-1181-7 (2011)


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»Ich schlief und ich hörte / ... alles ist anders ...«

Der Debattenlärm war zu Anfang der 50er Jahre groß in Island: Der Kampf der Traditionalisten gegen eine Gruppe junger Dichter, alsbald mit dem Spottwort »Atomdichter« belegt, wurde über Jahre, Jahrzehnte nicht nur unter den Poeten allein in klingenscharfer, denunziatorisch zugespitzter Rhetorik ausgefochten. Früh mischten sich Exponenten aller Bevölkerungsschichten in diesen Kulturstreit ein. Da kamen vormalige Minister zu Wort, hochkarätig kompetente Professoren, Sprachwissenschaftler, Bibliotheksdirektoren, Rundfunkredakteure, Politiker aller Coleur und Kritiker sowieso stürmten die Leserbrief-Redaktionen, Sender und öffentlichen Podien: Ein Land stand Kopf - und es wurde nicht weniger befürchtet als der Untergang einer mehr als ein Jahrtausend Jahre alten Kultur und die Zerrüttung aller Werte einer in Sitte gefestigten Nation.

Doch die so attackierten Jungdichter - unter Bezugnahme auf eine Spottfigur in Laxness` Roman »Atomstation« als »Atomdichter« diskreditiert - traten nicht wehrlos auf den Plan: »Über die traditionellen Mittel der Lyrik, Alliteration und Reim, zerbrechen sich die jungen Dichter vielleicht mehr den Kopf, als die, die am lautesten von einer Entweihung isländischer Dichtkunst schwadronieren, wahrhaben möchten«, konterte Sigfús Daðason in seinem Großessay »Zur Verteidigung der Dichtung« 1952. Für ihn galt uneingeschränkt das Faktum: »Wir haben aus den abenteuerlichen Fortschritten der europäischen Lyrik keinen Nutzen gezogen.«

Aktuelle Version vom 26. November 2021, 12:54 Uhr


Bei betagten Schiffen Islands »Atomdichter«

Zusammengestellt von Eysteinn Þorvaldsson & Wolfgang Schiffer. Redaktion: Johann P. Tammen

Bd. 242, 56. Jahrgang

€ 19,80 (D) | € 20,40 (A)

Alle Preise inkl. MwSt zzgl. Versandkosten


424 S., brosch. ISBN: 978-3-8353-1181-7 (2011)


»Ich schlief und ich hörte / ... alles ist anders ...«

Der Debattenlärm war zu Anfang der 50er Jahre groß in Island: Der Kampf der Traditionalisten gegen eine Gruppe junger Dichter, alsbald mit dem Spottwort »Atomdichter« belegt, wurde über Jahre, Jahrzehnte nicht nur unter den Poeten allein in klingenscharfer, denunziatorisch zugespitzter Rhetorik ausgefochten. Früh mischten sich Exponenten aller Bevölkerungsschichten in diesen Kulturstreit ein. Da kamen vormalige Minister zu Wort, hochkarätig kompetente Professoren, Sprachwissenschaftler, Bibliotheksdirektoren, Rundfunkredakteure, Politiker aller Coleur und Kritiker sowieso stürmten die Leserbrief-Redaktionen, Sender und öffentlichen Podien: Ein Land stand Kopf - und es wurde nicht weniger befürchtet als der Untergang einer mehr als ein Jahrtausend Jahre alten Kultur und die Zerrüttung aller Werte einer in Sitte gefestigten Nation.

Doch die so attackierten Jungdichter - unter Bezugnahme auf eine Spottfigur in Laxness` Roman »Atomstation« als »Atomdichter« diskreditiert - traten nicht wehrlos auf den Plan: »Über die traditionellen Mittel der Lyrik, Alliteration und Reim, zerbrechen sich die jungen Dichter vielleicht mehr den Kopf, als die, die am lautesten von einer Entweihung isländischer Dichtkunst schwadronieren, wahrhaben möchten«, konterte Sigfús Daðason in seinem Großessay »Zur Verteidigung der Dichtung« 1952. Für ihn galt uneingeschränkt das Faktum: »Wir haben aus den abenteuerlichen Fortschritten der europäischen Lyrik keinen Nutzen gezogen.«