Franck, Sebastian

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Wikipedia

Sebastian Franck (auch Sebastian Franck von Wörd, lateinisch Sebastianus Francus Woerdensis, Pseudonyme Friedrich Wernstreyt, Felix Frei; * 1499 in Donauwörth; † 1542 in Basel) war ein deutscher Theologe, Schriftsteller, Publizist, Chronist, Geograph, Philosoph, Übersetzer und Buchdrucker. https://de.wikipedia.org/wiki/Sebastian_Franck


Sebastian Franck (20 January 1499 Donauwörth, Swabia – c. 1543 Basel, Switzerland) was a 16th-century German freethinker, humanist, and radical reformer. https://en.wikipedia.org/wiki/Sebastian_Franck


Meyers 1906

[820] Franck, 1) Sebastian, deutscher Prosaist des 16. Jahrh., geb. 1499 zu Donauwörth in Schwaben, gest. 1542 in Basel, studierte zu Heidelberg und ward Priester in Augsburg. Er wendete sich der Reformation zu und wurde protestantischer Geistlicher in Gustenfelden bei Nürnberg, zerfiel aber mit dem Luthertum, bekämpfte den Mißbrauch der Lehre vom Glauben in der Schrift »Vom Laster der Trunkenheit« (1528) und siedelte 1529 nach Straßburg über. Als er hier seine »Chronica:. Zeitbuch und Geschichtbibel von Anbeginn bis 1531« (Straßb. 1531, Ulm 1536; fortgesetzt von F. selbst bis 1543, sodann von einem Ungenannten bis 1551, o. O. 1551; holländ., Bolswart 1549), vielleicht die erste Weltgeschichte in deutscher Sprache, veröffentlichte, in der er sehr freisinnige Ansichten äußerte und die unbedingte Religionsfreiheit verteidigte, ward er 1531 auf Erasmus' Betrieb aus Straßburg verwiesen. Er wandte sich nach Eßlingen, wo er sich als Seifensieder nährte, 1533 nach Ulm, wo er eine Buchdruckerei errichtete. Von den Lutheranern, namentlich dem Ulmer Pfarrer Frecht, hartnäckig verfolgt, ward F. 1539 auch aus Ulm vertrieben und ging nach Basel, wo er starb, ein Mann von echt christlicher Frömmigkeit, männlichem Freimut und unparteiischer Wahrheitsliebe. Er schrieb noch. »Paradoxa und 280 Wunderreden« (Ulm 1533); »Weltbuch: Spiegel und Bildnis des ganzen Erdbodens« (eine in vortrefflicher Sprache abgefaßte Erdbeschreibung, Tübing. 1534; vgl. Löwenberg, Das Weltbuch S. Francks, Hamb. 1893); »Germania oder Chronica des ganzen teutschen Landes« (Augsb. 1538 u. ö.); »Die güldene Arche« (das. 1539, Bern 1557); »Sprichwörter, schöne, weise, herrliche Klugreden und Hofsprüche« (Frankf. 1541, 2 Bde.; Zürich 1547; bearbeitet von B. Guttenstein, Frankf. 1531, und Latendorf, Pößneck 1876; vgl. Pusch, Über S. Francks Sprichwörtersammlung vom Jahr 1541, Hildburgh. 1894) u. a. Francks Geschichtswerke zeichnen sich durch freimütigen Sinn und Gerechtigkeit aus. Auch in seinen übrigen Schriften offenbart sich neben vielem Phantastischen und Mystischen eine seiner Zeit weit vorangeschrittene Anschauung. Vgl. Bischof, S. F. und die deutsche Geschichtschreibung (Tübing. 1856); A. Hase, Sebastian F., der Schwarmgeist (Leipz. 1869); Weinkauff, Sebastian F. von Donauwerd (in Birlingers »Alemannia«, 1877ff.); Haggenmacher, Seb. F. (Zürich 1886); Hegler, Geist und Schrift bei S. F. (Freiburg 1892); Tausch, S. F. von Donauwörth und seine Lehren (Halle 1893).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 820-821. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006629156


Pierer 1858

[465] Frank, 1) Sebastian, geb. um 1500 in Donauwörth (daher er sich S. F. von Wörd od. von Wert nennt), verheirathete sich 1528 in Nürnberg mit Ottilie Behaim, war Anfangs ein Anhänger Luthers (welcher auch zu seiner Übersetzung der Beschreibung der Türkei aus der Hand eines Siebenbürgen, 1530, eine Vorrede schrieb), bald aber gab er sich pantheistischen u. idealistischen Ansichten hin, verließ Nürnberg u. ging 1531 nach Strasburg, wo er zwar an Zell einen Gönner, aber an Butzer einen Gegner fand; 1532–33 lebte er als Seifensieder in Eßlingen u. Geißlingen u. erhielt 1534 das Bürgerrecht in Ulm; hier schriftstellerte er u. druckte auch seine Bücher selbst; aber bald zog er sich durch seine freisinnigen Schriften, namentlich durch die Paradoxa, Ungelegenheiten u. wegen seiner Hinneigung zu Schwenkfeld 1539 die Vertreibung aus Ulm zu; er zog nun unstät in Süddeutschland umher u. starb 1543 (1545) in Basel als Buchdrucker, nachdem er noch erlebt hatte, daß senie Lehre auf dem Convent zu Schmalkalden, 1540, mit der Schwenkfelds verurtheilt worden war. Er ist einer der besten deutschen Prosaiker seiner Zeit; er schr.: Von dem grewlichen Laster der Trunkenheit, Nürnb. 1529, Pfortzh. 1559; Chronika, Zeitbuch u. Geschichtbibel von anbegyn bis 1531, Strasb. 1531, Ulm 1535, Fol., fortgesetzt von einem Ungenannten bis 1551, o. O. 1551, holländisch Bolswart 1549 (vielleicht die erste Weltgeschichte in deutscher Sprache); Weltbuch, Spiegel u. Bildnis des ganzen Erdbodens, 1534; Güldne Arch, u. Aufl. 1558; Germania, von des ganzen Teutschlands, aller teutschen Völker Herkommen etc., 1539; Paradoxa u. 280 Wunderreden, 1535; Sprüchwörter, Schöne, Weise, Herrliche Clugreden u. Hoffsprüch, Frkf. 1541 u. ö. n.A. von B. Guttenstein, ebd. 1831; übersetzte Erasmus Encorium moriae. Vgl. Wald, De vita etc. Franci, Erl. 1793; Ch. K. am Ende, Nachlese zu F-s Leben u. Schriften, Nürnb. 1796; Hermann Bischof, Tüb 1856 (Preisschrift).

Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 465-467. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20009946969


Brockhaus 1911

[604] Frank (Franck) von Wörd, Sebastian, Volksschriftsteller, geb. 1499 zu Donauwörth, seit 1518 Anhänger Luthers, später der Wiedertäufer, als Pantheist wiederholt vertrieben, gest. 1543 als Inhaber einer Druckerei zu Basel; verfaßte die erste deutsche Universalgeschichte (»Chronika, Zeitbuch und Geschichtsbibel«, 1531), die erste allgemeine Weltbeschreibung (»Weltbuch«, 1534), die erste deutsche Sprichwörtersammlung (1541). – Vgl. Hase (1869), Haggenmacher (1886), Tausch (1893).

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 604. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001117017