Vijftigers

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De Vijftigers

1. Überblick

Die Vijftigers (niederl.: „Die Fünfziger“) sind eine literarische Strömung in den Niederlanden und Belgien, die ab Ende der 1940er-, vor allem aber in den 1950er Jahren wirksam war.  Der Begriff bezieht sich auf das Jahrzehnt der 1950er (niederl. „vijftig“ = fünfzig) und markiert eine Generation junger Dichter*innen, die eine radikale Erneuerung der Lyrik anstrebten. 


2. Historischer Kontext

  • Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand in den Niederlanden und Belgien ein Wunsch nach künstlerischer Freiheit und Erneuerung: die bisherigen Formen und Konventionen der Lyrik erschienen vielen als überholt. 
  • Viel Einfluss hatten dabei die Kunst- und Künstlergruppen wie CoBrA (Kopenhagen – Brüssel – Amsterdam), bei denen spontane, ungegenständliche Malerei und unkonventionelle Formen im Zentrum standen. Die Vijftigers übertrugen viele dieser Impulse auf die Dichtung. 


3. Ästhetische Merkmale

Die Vijftigers zeichneten sich durch eine Reihe gemeinsamer Tendenzen aus:

  • Ablehnung traditioneller lyrischer Formen: reguläre Reime, metrische Versmaße, konventionelle Syntax wurden bewusst hinterfragt oder aufgegeben. 
  • Experiment mit Sprache und Wahrnehmung: Klang, Typografie, Wortbilder, spontane Assoziation und unmittelbare Erfahrung wurden wichtiger als klare Aussage. 
  • Betonung des Sinnlichen, Körperlichen, Instinktiven: Die Dichter*innen suchten nach einer Sprache, die nicht primär das rationelle Verstehen bedient, sondern das Erleben. 
  • Überschreitung der Grenze von Kunst und Alltag: Die Vijftigers sahen Lyrik nicht nur als literarisches Produkt, sondern als Form einer veränderten Lebens- und Bewusstseinsweise. 


4. Mitgliederliste (Auswahl)

Zu den zentralen Dichtern der Bewegung zählen unter anderen:

  • Lucebert – NL 
  • Hugo Claus – BE/NL-sprachig 
  • Gerrit Kouwenaar – NL 
  • Remco Campert – NL 
  • Jan G. Elburg – NL 
  • Hans Andreus – NL 
  • Simon Vinkenoog – NL 
  • Bert Schierbeek – NL 
  • Paul Rodenko – NL 
  • Koos Schuur – NL 


5. Wichtige Publikationen der Vijftigers

Die literarische Bewegung der Vijftigers entwickelte sich um mehrere Zeitschriften, Anthologien und Einzelveröffentlichungen, die ihre ästhetischen Ideen verbreiteten und miteinander vernetzten.

Zu den ersten Plattformen gehörte die Zeitschrift „Blurb“ (1950–1951), die als frühes Sprachrohr der experimentellen Lyrik diente und vielen der später als Vijftigers bekannten Autorinnen und Autoren Gelegenheit zur Veröffentlichung bot. Kurz darauf folgte die Zeitschrift „Braak“ (ab 1950), ein weiteres Forum für avantgardistische Poesie, Prosa und literarische Theorie.

Einen Höhepunkt der gemeinsamen Programmatik markierte die Anthologie Atonaal (1951), die von Simon Vinkenoog herausgegeben wurde. Diese Sammlung gilt als das zentrale Manifest der Bewegung, da sie erstmals die wichtigsten Stimmen der neuen niederländischen Dichtung – unter ihnen Lucebert, Gerrit Kouwenaar, Jan G. Elburg und Hans Andreus – in einem Band vereinte.

In den frühen 1950er-Jahren spielte auch die Zeitschrift „Podium“ eine wichtige Rolle: Sie wurde zu einem kontinuierlichen Veröffentlichungsort für experimentelle Texte der Vijftigers und trug wesentlich zu ihrer Verbreitung in den Niederlanden bei.

Einen literarischen Durchbruch innerhalb der Bewegung markierte Luceberts erster Gedichtband Triangel in de jungle (1952), der die poetische Haltung der Vijftigers beispielhaft verkörpert: eine freie, sinnlich-assoziative Sprache, die rationalen Formen trotzt und den schöpferischen Instinkt in den Mittelpunkt stellt.

Die enge Verbindung der Dichter zur bildenden Kunst zeigte sich zudem in der Zusammenarbeit mit der Künstlergruppe CoBrA (Kopenhagen–Brüssel–Amsterdam), deren spontane, expressive Ästhetik viele Vijftigers inspiriert und beeinflusst hat.

Diese Publikationen und künstlerischen Allianzen schufen in kurzer Zeit ein dichtes Netzwerk, das die niederländische Literatur nach 1945 tiefgreifend veränderte und den Übergang zur modernen, experimentellen Lyrik prägte.


6. Wirkung und Bedeutung

Die Vijftigers haben die niederländische und belgische Lyrik nachhaltig verändert:

  • Sie öffneten den Weg für eine experimentelle, avantgardistische Lyrik, die sich weniger an etablierten Normen orientierte.
  • Ihr Einfluss reichte über die Literatur hinaus in die bildende Kunst und das künstlerische Bewusstsein der Nachkriegszeit in den Niederlanden.
  • Obwohl die Bewegung relativ kurzlebig war (vor allem die frühen 1950er), sind viele ihrer ästhetischen Impulse bis heute spürbar. 



7. Quellenangabe

Ausführliche Informationen entnommen aus: Niederländischsprachiger Wikipedia-Eintrag „Vijftigers“ https://en.wikipedia.org/wiki/De_Vijftigers.