Kategorie:La Roche, Sophie von

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Sophie von La Roche

Marie Sophie von La Roche geb. Gutermann von Gutershofen (* 6. Dezember 1730 in Kaufbeuren; † 18. Februar 1807 in Offenbach am Main) war eine deutsche Schriftstellerin und Salonnière, die in der Zeit der Aufklärung im Stil der Empfindsamkeit schrieb. Sie gilt neben Anna Louisa Karsch als erste finanziell unabhängige Berufsschriftstellerin in Deutschland. La Roche war Herausgeberin und Autorin der ersten deutschen Frauenzeitschrift Pomona und schrieb einen der ersten deutschsprachigen Briefromane. / https://de.wikipedia.org/wiki/Sophie_von_La_Roche


Damen Conversations Lexikon 1836

[283] Laroche, Sophie von, geborne Guttermann, die Tochter eines Arztes in Kaufbeuern, wo sie den 6. December 1750 geboren wurde, empfing ihre Erziehung in Augsburg, wohin ihr Vater als erster Stadtphysikus berufen ward. Man weckte früh ihren Sinn für das Schöne, indem man sie unter Blumen spielen ließ und sie aufmerksam auf die Reize der Natur machte; man zeigte und erklärte ihr Kupferstiche und Bilder und suchte ihren Geschmack zu berichtigen, ihr Gedächtniß zu üben und ihren Geist zu bereichern. Der Vater selbst lehrte ihr Geschichte und nahm sie in schonen Nächten mit auf den Altan seines Hauses, wo er ihr die Sternbilder erklärte. Die Mutter, eine fromme, liebevolle Frau, wachte über ihren übrigen Unterricht. 17 Jahr alt, machte sie die Bekanntschaft des Leibarztes vom Fürst-Bischof von Augsburg, Namens Bianconi. Dieser lehrte ihr Mathematik, die italienische Sprache, las mit ihr die Dichter seines Vaterlandes und verband damit die Geschichte der alten und neuen Künste von Rom und Griechenland. Sophie war sehr aufmerksam, um die Zufriedenheit eines Mannes zu verdienen, der ihrem Herzen theuer geworden war, der sie liebte und von dem sie das Glück ihrer Zukunft erwartete. So vergingen zwei glückliche Jahre, als ihre Mutter starb. Die Liebenden dachten jetzt daran, ihr längst geschlossenes Bündniß durch den Segen der Kirche zu heiligen. Allein Bianconi, ein eifriger Katholik, verlangte, daß alle Kinder, womit ihre Ehe gesegnet sein würde, katholisch erzogen werden sollten. Da der Vater dieß nicht zugab, so entstanden Mißhelligkeiten, welche damit endeten, daß die Bande wieder zerrissen wurden, die man eben bereit gewesen war, für die Ewigkeit zu knüpfen. Bianconi bestürmte Sophien jetzt, in eine heimliche Heirath zu willigen, aber[283] sie konnte sich nicht entschließen, das Haus ihres Vaters ohne dessen Segen zu verlassen. Sie sah den Freund abreisen, der ihr so theuer war und dessen eifrigen und liebevollen Bemühungen sie so Vieles verdankte. Sie mußte, um jede Erinnerung an ihn zu vertilgen, ihrem Vater alle Briefe, Gedichte und selbst sein Bildniß bringen und vor seinen Augen verbrennen. Es konnte nicht fehlen, daß eine solche Härte ihren Zweck keineswegs erreichte. Sophiens Gemüth wurde durch sie erbittert, aber Bianconi's Andenken nicht verwischt. Auf ewig von dem geschieden, der sie geliebt und ihren Geist bereichert hatte, that sie das Gelübde, was er ihr gelehrt, in die verschwiegenste Tiefe ihres Innern zu verschließen. Sie hielt Wort, und als nach einigen Jahren ein geistreicher Mann, der kurmainzische Staatsrath von Laroche um ihre Hand warb, gab sie ihm um so williger dieselbe, da kurz vorher eine Verbinbung mit Wieland, der sie nicht abgeneigt gewesen wäre, aus mancherlei, aber nur edlen Beweggründen, gescheitert war. Nicht leidenschaftliche Liebe hatte den Bund ihrer Ehe geschlossen, aber Achtung und Wohlwollen, und redlich theilte sie mit L. Freud' und Leid bis an das Ende seines von manchen Stürmen bewegten Lebens. Da er 16 Jahr mit seiner Familie in der unmittelbaren Nähe des Grafen von Stadion lebte, so hatte Sophie Gelegenheit, den Ton der großen Welt kennen zu lernen und sich manche Kenntniß zu erwerben. Die prächtige Bibliothek des Grafen bot ihr Hilfsmittel aller Art, sich zu unterrichten, und die geistvollsten Männer damaliger Zeit wurden ihr in seinem Hause bekannt. Sophie zählte diese 16 Jahre zu den glücklichsten ihres Lebens. Da aber starb ihr großmüthiger Beschützer, und Umstände nöthigten Laroche, in kurtrier'sche Dienste zu gehen, wo er als Kanzler angestellt wurde. Mehrere Jahre verstrichen auch hier in angenehmen Verhältnissen, bis ihr Gatte aus Gründen, über die ein Schleier ruht, bewogen ward, aus dem Staatsdienste zu treten. Jetzt begann Sophiens literarisches Wirken. Ihr erstes[284] Werk: »Geschichte des Fräuleins von Sternheim« war von Wieland, der bis zu ihrem Tode der treue Freund blieb, in die Welt eingeführt und mit Beifall aufgenommen worden. Mehrere Schriften, deren Zweck war, ihr Geschlecht zu belehren und zu bilden, folgten diesem ersten Versuche und erwarben sich durch das Wohlwollen und die einfache Natürlichkeit, womit sie geschrieben waren. ein zahlreiches Publikum. Auch eine Monatsschrift, Pomona, erhielt sich mehrere Jahre in der Gunst ihrer Leserinnen, und die Schilderungen ihrer Reisen nach England und Frankreich zogen durch eine, zwar oft etwas breit geschwätzige, aber doch treu auffassende Darstellungsgabe die Freunde an, die ihre Muse ihr erworben hatte. Nach dem Tode ihres Mannes hatte sie Offenbach zu ihrem Aufenthalte gewählt, wo sie in stets geistigem Verkehr. innig befreundet mit der Literatur und von ihren Kindern und Enkeln oft besucht, ihr Leben den 18. Februar 1807 im 77. Jahre beschloß. »Melusinens Sommerabende« sind ihre letzte Arbeit, und so wie Wieland ihr erstes Werk in die Welt einführte, eben so begleitete er auch ihr letztes, das kurz vor ihrem Tode erschien, mit einem Vorworte. A.

Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 283-285. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001745212


Herders 1855

[711] Laroche (Larosch), Marie Sophie, geb. 1731, gest. 1807, Tochter des Arztes Gutermann zu Kaufbeuren, Wielands Jugendgeliebte, später Gemahlin des kurtrierischen Conferenzraths L. Romanschriftstellerin, gedehnt, oberflächlich, aber mit gewandter, zarter Darstellung.

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 711. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003409767


Meyers 1908

[199] Laroche (spr. -rosch'), 1) Sophie, deutsche Schriftstellerin, geb. 6. Dez. 1731 in Kaufbeuren als Tochter des gelehrten Arztes Gutermann, Edlen von Gutershofen, gest. 18. Febr. 1807 in Offenbach, erhielt, nachdem ihr Vater 1743 nach Augsburg übergesiedelt war, hier ihre wissenschaftliche Ausbildung, lebte sodann längere Zeit zu Biberach, erst im Hause ihres Großvaters, hierauf bei dem mit ihr verwandten Prediger Wieland, dem Vater des Dichters Wieland. Letzterer machte sie mit den besten Erzeugnissen der deutschen Literatur bekannt und faßte eine schwärmerische Neigung zu ihr; doch löste sich das Verhältnis wieder, obwohl ein freundschaftlicher Verkehr zwischen beiden bis in ihr hohes Alter fortbestand. 1754 wurde sie die Gattin des damaligen mainzischen Hofrats Georg Michael Frank v. Lichtenfels, genannt L., des Verfassers der im Sinne der Aufklärungszeit geschriebenen »Briefe über das Mönchswesen« (1771), der 1762 Gutsverwalter bei seinem Gönner Stadion wurde und seit 1771 als Geheimer Konferenzrat des Kurfürsten von Trier in Thal-Ehrenbreitstein bei Koblenz lebte, wo sein Haus der Sammelpunkt der ausgezeichnetsten Männer war (vgl. Goethes »Dichtung und Wahrheit«, 13. Buch). Als Laroche 1780 seinen Abschied erhalten hatte, lebten beide Gatten zurückgezogen anfangs zu Speyer, dann zu Offenbach, wo Laroche 1789 starb (vgl. Asmus, G. M. de La Roche, ein Beitrag zur Geschichte der Aufklärung, Karlsr. 1899). Seine Gattin blieb dort wohnen, unternahm jedoch häufige Reisen, unter andern 1799 nach Weimar. Ihre von Richardson beeinflußten Romane und Familiengeschichten in Briefform ermangeln zwar wahrhaft poetischer Kraft, verraten aber große Kenntnis des Herzens. Den größten Beifall fand die von Wieland herausgegebene »Geschichte des Fräuleins v. Sternheim« (Leipz. 1771, 2 Bde.). Außerdem sind zu nennen: »Moralische Erzählungen« (Leipz. 1782); »Geschichte von Miß Long« (1789); »Schönes Bild der Resignation« (das. 1795) und »Melusinens Sommerabende« (hrsg. von Wieland, Halle 1806). Vgl. Ludmilla Assing, Sophie v. L., die Freundin Wielands (Berl. 1859); »Wielands Briefe an Sophie L.« (hrsg. von Horn, das. 1820); »Goethes Briefe an Sophie L. und Bettina Brentano« (hrsg. von Loeper, das. 1879); andre Briefe veröffentlichten Hassenkamp in »Nord und Süd«, 19. Jahrg. (1895), und P. v. Ebart in »Westermanns Illustrierten Monatsheften« (1901); Ridderhoff, Sophie L., die Schülerin Richardsons und Rousseaus (Götting. 1895). – Ihre Tochter Maximiliane, Mutter Klemens Brentanos (s. d.), geb. 1757, gest. 1793, hat in der Wertherzeit auf Goethe einen tiefen Eindruck gemacht.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 199. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006977081

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