Romanze (Deutsches Wörterbuch)

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Romanze

ROMANZE, f. aus franz. romance, span. romance, ital. romanzo, ursprünglich erzählendes gedicht in der volkssprache: romantzen helden gedichte. Kramer teutsch.-ital. wb. (1678) bei Weigand 2, 487; gesänge in der landessprache hieszen also romanzen. Herder z. litt. u. kunst 18, 5; die romanzen und ritterbücher, womit Spanien und Frankreich im 12., 13. und 14. jahrhundert ganz Europa so reichlich versehen haben. Wieland vorr. zu Oberon; romanzen für romane (vergl. ital. romanzo und unten romanzisch):

wer süsze träume liebt und bilder ohne wesen, 
der mag, so lang' es ihm gefellt, romanzen lesen. 
Reinh. v. Freientahl spazierw. (1700) 134.

gewöhnlich von einem kleineren erzählenden gedicht, dessen ausgebildeten begriff man sich vergebens bemüht gegen den von ballade abzugrenzen: romanze, ein mit roman ursprünglich gleichbedeutendes wort, welches aber jetzt nur noch in engerer bedeutung gebraucht wird, eine kleinere singbare abentheuerliche geschichte zu bezeichnen. Adelung. eingeführt ist die romanze zunächst als tragi-komische, parodistische gedichtform durch Gleim (1756):

was denn mag die romanze seyn? 
ein löwe, welcher liebespein 
im düstern walde brüllt? 
wie? oder nur ein vögelein, 
das einer muse myrthenhain 
mit herzensklag' erfüllt? 3, 94;
lieder sind wir nur, romanzen, 
alles nur von leichtem schlag. 
Uhland ged. (1843) VII.

romanze als gesungenes lied, sehr beliebt im 18. jahrh. Jacobsson 7, 94b. hierzu: romanzendichter, romanzendichtung, romanzengeschichte: ich habe eine herrliche romanzengeschichte aus einer uralten ballade aufgelöst. Bürger an Boie. Bürger ged. lv Sauer.


ROMANZIEREN

,

verb. in romanzenform bringen, im sinne von travestieren im vorigen jahrh. gebildet. vgl. oben DWB romanze als parodistische gedichtform. Holzhausen in zeitschr. für d. phil. 15, 170.