Poetische Funktion der Sprache

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Beitrag von Andreas Liske (aus einem Grundkurs an der Universität Greifswald, 2000)


Auf der Grundlage des Buehlerschen Organon-Modells (1918), welches lediglich 3 Funktionen der Sprache kennt, entwickelt Roman Jakobson seine Vorstellung von den 6 Sprachfunktionen. Eine dieser, welche sich direkt auf die uebersendete Nachricht bezieht, ist die Poetic Function, die poetische Funktion der Sprache. Im sprachlichen Verhalten werden zwei Grundordnungsarten gebraucht: Selektion und Kombination. "Wenn 'child' das Thema einer Nachricht ist, dann waehlt der Sprecher unter den gegebenen, mehr oder weniger aehnlichen Hauptwoertern wie "child, kid, youngster, tot', die alle in gewisser Hinsicht aequivalent sind, und sucht dann, um das Thema auszufuehren, aus sinnverwandten Verben eines aus: 'sleeps, dozes, nods, naps'. Die beiden Woerter vereinen sich in der Sprechreihe" (Jakobson, zitiert nach Eicher/Wiemann: Arbeitsbuch Literaturwissenschaft). Die Sprechreihe, in der sprachliche Einheiten in einer Folge miteinander kombiniert werden, heisst Syntagma (griech. = Zusammenstellung), waehrend die Organisation sprachlicher Einheiten aufgrund von Aehnlichkeitsmerkmalen (Aequivalenzprinzip) ein Paradigma (griech. = Beispiel) ist.

"Die poetische Funktion uebertraegt das Prinzip der Aequivalenz von der Achse der Selektion auf die Achse der Kombination. Aequivalenz wird zum bestimmenden Mittel einer Sequenz" (Jakobson, ebenda).

Auf der Grundlage von Jakobsons Ueberlegungen entwickelte schließlich Juergen Link seine Gedanken zur Ueberstrukturiertheit v.a. lyrischer Texte.