Jensen, Wilhelm

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Wilhelm Jensen

(* 15. Februar 1837 in Heiligenhafen (Holstein); † 24. November 1911 in München-Thalkirchen), deutscher Schriftsteller

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Meyers 1907

Jensen 2) Wilhelm, Dichter und Schriftsteller, geb. 15. Febr. 1837 zu Heiligenhafen im nordöstlichen Holstein, Sohn eines Landvogts auf Sylt, früh verwaist, verbrachte die Gymnasialjahre in Kiel, studierte in Jena, Würzburg und Breslau Medizin, promovierte in München, widmete sich aber seitdem ganz der Literatur. Er trat in den Kreis Emanuel Geibels und dessen Tafelrunde der »Krokodile« ein, übernahm nach seiner Verheiratung die Redaktion der »Schwäbischen Volkszeitung« in Stuttgart, dann 1869 die der Flensburger »Norddeutschen Zeitung«, von der er sich 1872 aber zurückzog, um fortan in Kiel, seit 1876 in Freiburg i. Br. und seit 1889 in München und des Sommers in Prien am Chiemsee ganz seinem literarischen Schaffen zu leben. J., einer der fruchtbarsten Erzähler der Gegenwart, trat zuerst mit dem Buch: »Deutsches Land und Volk zu beiden Seiten des Ozeans« (Stuttg. 1867) und mit Novellen, in denen der Einfluß Th. Sturms unverkennbar war, hervor. Daran reihte sich eine Anzahl größerer und kleinerer Erzählungen: »Magister Timotheus« (Schlesw. 1866), »Novellen« (das. 1868), »Die braune Erika« (das. 1868, 7. Aufl. 1903), »Neue Novellen« (Stuttg. 1869), »Unter heißerer Sonne« (Braunschw. 1869), »Der Gesell des Meisters Matthias« (Flensb. 1870), »Minatka« (Braunschw. 1871, 2 Bde.), »Nordlicht«, Novellenzyklus (Berl. 1872, 3 Bde.), »Eddystone« (das. 1872), »Sonne und Schatten« (das. 1873, 2 Bde.), »Die Namenlosen« (Schwer. 1873, 3 Bde.; 2. Aufl., Leipz. 1893), »Drei Sonnen« (Schwer. 1873, 3 Bde.), »Nach hundert Jahren« (das. 1873, 4 Bde.), »Nymphäa«, Novelle (Stuttg. 1874), »Barthenia« (Berl. 1877, 3 Bde.), »Aus dem 16. Jahrhundert«, kulturhistorische Novellen (Bielef. 1877), »Flut und Ebbe« (Mitau 1877), »Nirwana. Drei Bücher aus der Geschichte Frankreichs« (Bresl. 1877, 4 Bde.; 3. Aufl. 1901), »Um den Kaiserstuhl, Roman aus dem Dreißigjährigen Krieg« (Berl. 1878), »Karin von Schweden«, Novelle (das. 1878, 14. Aufl. 1903), »Das Pfarrhaus von Ellernbrook«, Roman (Stuttg. 1879, 2 Bde.), »Nach Sonnenuntergang«, Roman (das. 1879), »Frühlingsstürme«, neue Novellen (Leipz. 1880, 2 Bde.), »Vom römischen Reich deutscher Nation« (Berl. 1882, 3 Bde.), »Versunkene Welten« (Bresl. 1882, 2 Bde.; 2. Aufl., das. 1896), »Über die Wolken« (Leipz. 1882, 3. Aufl. 1890), »Der Teufel in Schiltach« (Berl. 1883), »Metamorphosen« (Bresl. 1883), »Vom alten Stamm« (Berl. 1884, 3 Bde.), »Die Pfeifer vom Dusenbach« (Leipz. 1884; 4. Aufl., das. 1900), »Das Tagebuch aus Grönland« (Berl. 1885, 3 Bde.), »Am Ausgang des Reiches« (Leipz. 1886, 2 Bde.; 3. Aufl. 1903), »Götz und Gisela« (Berl. 1886), »In der Fremde« (Leipz. 1886; 4. Aufl., das. 1901), »Aus stiller Zeit«, Novellen (Berl. 1881–1885, 4 Bde.), »Aus den Tagen der Hansa« (Freib. i. Br. 1885; 3. Aufl., Leipz. 1902–03, 2 Bde.), »Die Heiligen von Amoltern« (Leipz. 1886), »Das Asylrecht« (Stuttg. 1888, 2 Bde.), »Runensteine« (Leipz. 1888, 3. Aufl. 1889), »Aus schwerer Vergangenheit«, ein Geschichtenzyklus (das. 1888, 3. Aufl. 1901), »Vier Weihnachtserzählungen« (das. 1888), »Jahreszeiten« (das. 1889), »Sankt-Elmsfeuer« (das. 1889), »Aus meiner Vaterstadt« (Bresl. 1889), »Diana Abnoba. Eine Schwarzwaldgeschichte von der Baar« (Leipz. 1890, 2 Bde.), »Doppelleben« (das. 1890, 2 Tle.), »Die Kinder vom Ödacker« (das. 1890, 2 Bde.), »Der Herr Senator« (das. 1890), »Zwei Tagebücher, zum Mitnehmen in die Sommerfrische« (das. 1891), »Jenseits des Wassers«, Roman (das. 1892, 2 Bde.), »Die Schatzsucher« (das. 1892), »Übermächte«, zwei Novellen (Berl. 1892), »In Zwing und Bann« (Dresd. 1892, 2 Bde.), »Astaroth. Mentha«, Novellen (Bresl. 1893), »Auf der Feuerstätte« (Leipz. 1893, 3 Bde.), »Heimkunft« (das. 1894, 2 Bde.), »Die Erbin von Helmstede« (Dresd. 1895), »Die Katze« (das. 1895), »Auf der Ganerbenburg« (Weim. 1896), »Luv und lee« (das. 1897), »Aus See und Sand« (Dresd. 1897), »Das Bild im Wasser« (das. 1898), »Um die Wende des Jahrhunderts« (das. 1899, 2 Bde.), »Heimat« (das. 1901), »Die fränkische Leuchte« (das. 1901), »Die Rosen von Hildesheim«, Roman aus der Stauferzeit (Berl. 1900, 2 Bde.), »Eine Schuld« (Leipz. 1901), »Der Schleier der Maja« (Dresd. 1902), »Gäste auf Hohenaschau« (das. 1904), sowie die Novellen: »Jenseits der Alpen« (das. 1895), »Der Nachbar« (Berl. 1897), »Eine Sommermondnacht« (Dresd. 1898), »Sehnsucht«, drei Novellen (das. 1899), »Nacht- und Tagesspuk« (das. 1900), »Mettengespinst« (Berl. 1902) u. a. Jensens großes koloristisches Talent hat sich am kräftigsten in den Romanen »Eddystone«, »Unter heißerer Sonne« und »Minatka« ausgesprochen; in den »Namenlosen«, in »Sonne und Schatten« und »Nach Sonnenuntergang« hat er seine verwaisten Jugendjahre poetisch verklärt; in »Drei Sonnen« die Jenenser Studentenzeit. J. ist der Gegensatz der modernen Realisten; seine besten Gestalten haben etwas unkörperlich Geisterhaftes; sie sind aus Stimmung gewoben: aus landschaftlicher oder historischer Stimmung, die sie symbolisch verkörpern. Doch ist nicht zu leugnen, daß er bei seiner außerordentlichen Produktivität schließlich arg in Manier geraten ist. Seine D ram en: »Dido« (Berl. 1870), »Juana von Kastilien« (das. 1872), »In Wettolsheim« (Freiburg 1884) und »Der Kampf fürs Reich« (das. 1884) sind zu breit. Bedeutend dagegen sind seine epischen Dichtungen: »Die Insel« (Berl. 1874, 2. Aufl. 1877), der graziöse, märchenduftende »Holzwegtraum« (Stuttg. 1879; 2. Aufl., Berl. 1893) und namentlich die lyrischen Gedichte: »Gedichte« (Stuttg. 1869; neue Ausg., Berl. 1872), »Lieder aus Frankreich« (das. 1871, 2. Aufl. 1873), der prächtige Terzinenzyklus: »Um meines Lebenstages Mittag«, Terzinen (das. 1875; 2. Aufl., Weim. 1897), »Stimmen des Lebens« (Dresd. 1881), »Im Vorherbst« (Leipz. 1889, 2. Aufl. 1902), »Vom Morgen zum Abend«, ausgewählte Gedichte (Weim. 1897). J. hat auch das Prachtwerk »Der Schwarzwald« (mit Bildern von Hasemann, Berl. 1890; 3. Aufl., Leipz. 1901) herausgegeben, von dem der beschreibende Teil u. d. T.: »Durch den Schwarzwald« (hrsg. von Alkier, 2. Aufl. 1903) in kleiner Ausgabe besonders erschien.[227]

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 226-228. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006840353


Brockhaus 1911

[895] Jensen, Wilh., Dichter und Novellist, geb. 15. Febr. 1837 zu Heiligenhafen in Holstein, lebt seit 1888 in München; schrieb: »Gedichte« (1869), »Lieder aus Frankreich« (1870), »Vom Morgen zum Abend« (1897), epische Gedichte (»Holzwegtraum«, 1879, u.a.), Tragödien (»Der Kampf fürs Reich«, 1884, u.a.), Romane (»Das Pfarrhaus von Ellernbrook«, 1879; »Vom alten Stamm«, 1884; »Runensteine«, 1888; »Jenseits des Wassers«, 1892; »Luv und lee«, 1897, etc.) und Novellen.

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 895. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001223992