Heian-Zeit

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Heian-Epoche (平安時代 Heian jidai)

Die letzte Epoche des klassischen Japan und eine Blütezeit der japanischen Kultur, etwa 400 Jahre vom Beginn des 9. bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts (794–1185, auch 794–1192 oder wie bei Ooka Makoto bis Anfang des 13. Jahrhunderts). Benannt nach der damaligen Hauptstadt Heian-kyō (heute Kyoto). Heian (平安) bedeutet im Japanischen Frieden. Während das Kaiserhaus die Macht repräsentierte, übte der Fujiwaraclan, der sich vielfach ins Kaiserhaus einheiratete, die eigentliche Macht aus. In diese Zeit fällt auch der Aufstieg der Samurai. Kulturell ist die Zeit von einer Tendenz nach innen, aber auch von starkem koreanischen Einfluß geprägt (Buddhismus, Taoismus u.a.).

In dieser Zeit emanzipiert sich Japan vom Einfluß der chinesischen Kultur. Bedeutende Dichter sind Sugawara no Michizane, Ki no Tsurayuki und Izumi Shikibu. Während Sugawara no Michizane ausschließlich das Kanbun pflegte – eine Gelehrtensprache, vergleichbar mit dem Latein im mittelalterlichen Europa, die "mit dem gesprochenen Japanisch nicht den geringsten Zusammenhang hat" [1] und die mit chinesischen Schriftzeichen aufgeschrieben wurde, entwickelte sich besonders unter dem Einfluß dieser gebildeten Frauen die japanische Silbenschrift (Hiragana), und in der Dichtung setzte sich an die Stelle der Kanshi, Gedichte in chinesischem Stil und streng den chinesischen Normen verpflichtet, die Waka, Gedichte in rein japanischem Stil, die laut vorgelesen und in der Silbenschrift Hiragana notiert wurden. Diese Gedichtform herrschte in der japanischen Lyrik fast ein Jahrtausend bis zur Modernisierung im 19. Jahrhundert vor und ist bis heute in modernisierter Form als Tanka und Haiku verbreitet.

"Das Besondere dieser Epoche liegt darin, daß die literarische Kreativität von Frauen das Goldene Zeitalter begründet." [2] Berühmte Autorinnen sind Izumi Shikibu (Lyrik) und Murasaki Shikibu und Sei Shōnagon (Prosa). Diese Frauen lebten zwischen Ende des 10. und Anfang des 11. Jahrhunderts als Hofdamen im kaiserlichen Palast. Ihre Werke werden bis heute gelesen und wurden in Fremdsprachen übersetzt. Allerdings können nur wenige Japaner sie heute in der Originalgestalt lesen, sie müssen in modernes Japanisch übersetzt werden, weil sich die Schriftsprache besonders im 19. Jahrhundert (Phase der Modernisierung während der Meiji-Zeit) radikal vereinfacht hat. [3]


Anmerkungen

[1] Ōoka Makoto: Dichtung und Poetik des alten Japan, 2000, S. 10.

[2] Ebd. S. 8.

[3] Ebd. S. 8f.

Literatur

Einführungen

  • Ōoka Makoto: Dichtung und Poetik des alten Japan: fünf Vorlesungen am Collège de France (Edition Akzente). Übersetzt von Elise Guignard, Eduard Klopfenstein. München, Wien: Hanser, 2000. ISBN 3446198598, 9783446198593
  • Donald Keene: Japanische Literratur. Eine Einführung für westliche Leser. Aus dem Englischen von Monique Humbert. Zürich: Orell Füssli, 1962. (OA London 1953)
  • Basil Hall Chamberlain: ABC der japanischen Kultur. Ein historisches Wörterbuch (Things Japanese). Mit einer Einführung von Erwin Wickert. Zürich: Manesse, 1990. (engl. OA 1890, die deutsche Übersetzung von Bernhard Kellermann erschien zuerst 1912 u.d.T. "Allerlei Japanisches (Things Japanese)").


Einige Anthologien

  • Rotes Laub - altjapanische Lyrik mit vier Dichterporträts aus Bildrollen des 13. Jahrhunderts; Leipzig: Insel, 1972. Mit 4 Dichterporträts aus Bildrollen d. 13. Jahrhunderts. Aus d. Japan. übertr. u. hrsg. v. Jürgen Berndt. 130 Seiten.
  • Sechsunddreissig Dichterinnen des alten Japan: höfische Dichtkunst der Heian- und Kamakura-Periode, 9. bis 13. Jahrhundert; ein Album. Hrsg. Eishi Hosoda; Andrew Pekarik. Köln: DuMont, 1992.
  • Gäbe es keine Kirschblüten... Tanka aus 1300 Jahren. Japanisch / Deutsch. Ausgew., übers. u. hrsg. von Yukitsuna Sasaki, Eduard Klopfenstein und Masami Ono-Feller. Stuttgart: Reclam, 2009.