Berlin

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Berlin

[107] * Berlin ist allerdings eine der schönsten Städte Deutschlands, wenn gleich in der schlechtesten Gegend gelegen. Die Ursache dieser schlechten Lage ist folgende: Als im 12ten Jahrhundert die Dämme Hollands fürchterlich von dem Weltmeere durchbrochen wurden, verließen Tausende ihr Vaterland, um in den Staaten Albrechts des Bären sich niederzulassen. An Meergegenden gewöhnet, fanden sie ihre verlassenen Sümpfe in denen der Syree wieder, trockneten sie aus und baueten ihre Hütten auf Pfählen: [107] so entstand Cölln oder Pfahlstadt, der älteste Theil Berlins. So kann man sich erklären, warum diese Gegend gewählt wurde, dessen Sümpfe die Menschen mehr abzuschrecken hätten scheinen sollen. Noch im 16ten Jahrhundert gingen die Hofleute hier auf Stelzen nach der churfürstlichen Burg. Nur rastlose Thätigkeit der Menschen hat es endlich zu dem gemacht, was es nachher wurde. Freilich hat die Stadt auch in dem neuesten französisch-preußischen Kriege seit dem October 1806 sehr viel gelitten. Vieles ist hinweggeführt worden, z. B. die in dem Hauptartikel aufgeführte königliche Bibliothek wurde aller in derselben befindlichen Festungsrisse, Plans und Platten zu Landkarten entblößt, und nebst der Luftpumpe von Guerike nach Paris geführt; das Brandenburger Thor, eines der schönsten und trefflichsten, die es gab, wurde seiner schönsten Zierde, der Victoria mit dem Viergespann, entnommen u. s. f., indessen fängt man nach hergestelltem Frieden wieder an, sich zu erholen, und der König, der seit jener Zeit mit seiner Gemahlin und ganzen Familie die Residenz verlassen hatte, und sich gegenwärtig noch in Königsberg befindet, wird nun wieder mit großer Sehnsucht erwartet. Unter den neuesten hier errichteten Instituten verdienen wohl auch das Werkmeisterische Museum, so wie das von Kuhn errichtete, Erwähnung.


Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 107-108.

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