Von der Osten-Sacken (1861)

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Von der Osten-Sacken

[407] Von der Osten-Sacken, ein zum Theil der Lutherischen, zum Theil der Griechisch-katholischen Confession folgendes, altadeliges, pommernsches Geschlecht, welches sich von Pommern nach Mecklenburg, Polen, Kurland, Dänemark u. Preußen verbreitete. 1) Heinrich v. d. O.-S., welcher 1479 nach Kurland gekommen war, heirathete dort die Erbtochter eines Ritters von Sacken, seit welcher Zeit die Familie diesen Namen zu dem ihrigen hinzufügte; Heinrichs Nachkommen verbreiteten sich auch nach Liv- u. Esthland u. theilten sich in die Linien zu Bathen, Dondangen u. Rothof; die erstere derselben erlangte 1797 die Grafenwürde, aus der zweiten wurde 2) Karl v. d. O.-S. 1763 in den Reichsgrafen- u. als preußischer wirklicher Geheimer Staatsminister vom König Friedrich Wilhelm II. von Preußen 1786 in den. Fürstenstand erhoben; endlich aus der dritten erlangte 3) Fabian Wilhelm in Rußland 1821 die Grafen- u. 1833 die Fürstenwürde; er war geb. 1752 in Kurland, trat 1766 in russische Dienste, focht im Türkenkriege, 1794 gegen Polen, wurde Generalmajor u. focht 1799 unter Suwarow in Italien, führte 1807 unter Bennigsen das zweite Corps, mit dem er sich bes. bei Pultusk u. Eylau auszeichnete, wurde Generallieutenant, befehligte 1812 unter Tormassow das Corps in Volhynien gegen die Sachsen u. Österreicher u. führte nach der Abberufung Tormassows zur Armee bei der Verfolgung die vier Corps der volhynischen Armee allein, bekam aber nach Überschreitung der preußischen Grenze ein eigenes Corps, mit dem er während des Waffenstillstandes bei Ohlau stand, focht bei Leipzig, wo er General der Infanterie wurde, u. in Frankreich u. wurde 1814 Gouverneur von Paris. 1815 befehligte er das fünfte Armeecorps unter Barclay de Tolly, wurde nach dem Kriege Feldmarschall u. erhielt den Befehl über die erste Westarmee (Hauptquartier in Kiew), von wo aus er 1828 viele Truppen zum Einfall in die Türkei rüstete u. zur Unterdrückung des Polnischen Aufstandes 1831, bes. in Volhynien u. Podolien durch Rüdiger u. Roth, thätig war. 1833 bei der neuen Organisation der Armee wurde diese Armee aufgelöst u. O.-S. in Ruhestand versetzt. Er st. (1832 in den Fürstenstand erhoben) 1837 zu Kiew.

Die Genealogie der jetzt noch blühenden Linien ist folgende:


I. Freiherrliches Haus

A) Linie in Kurland, welche 1616 den schwedischen u. 1705 den preußischen Freiherrnstand, so wie 1802 u. 1853 eine russische Anerkennung desselben erhielt; jetziger Chef ist: 4) Freiherr Theodor, geb. 1800, folgte 1845 seinem älteren Bruder als Majorats- u. Schloßherr der Standesherrschaft Dondangen u. ist Erbherr auf Gulben, Sackenmünde u. Lenow. B) Linie in Livland, erhielt 1661 den schwedischen Freiherrnstand u. 1769 eine russische Anerkennung desselben; dermaliger Chef ist: 5) Freiherr Alexander, geb. 1789, ist Gutsbesitzer in Livland.


II. Gräfliches Haus:

A) Linie in Mecklenburg-Schwerin, welche 1800 den preußischen Grafenstand erhielt, jetziger Chef ist: 6) Graf Friedrich, geb. 20. März 1778 zu Clausdorf in Preußen, machte als Oberst u. Commandeur eines Jägerregiments die Feldzüge 1813 u. 1814 mit, ist seit 1840 Wittwer von Amalie geb. Gräfin von Hoym-Droyssig u. hat keine Söhne.

B) Linie in Rußland: a) in Kurland, deren Chef ist: 7) Graf Dimitry, geb. 1790, trat 1805 in die kaiserlich russische Armee ein u. kämpfte sowohl im Feldzug 1807, als später im Kriege von 1812–15 mit gegen Napoleon; er war schon 1825 Generalmajor u. Befehlshaber einer Uhlanenbrigade u. wurde 1826 nach Transkaukasien geschickt, wo er, als Pasktewitsch im Kriege gegen Persien an die Spitze der Strettkräfte gestellt wurde, zu dessen Generalstabschef berufen wurde. Er eroberte dort die Festung Achalkalaki u. leistete bei der Belagerung von Kars wesentliche Dienste, focht dann im Polnischen Insurrectionskriege, wo er die Verbindung des Feldmarschall Diebitsch mit den Garden aufrecht erhalten sollte, wurde dafür zum Generallieutenant befördert, führte dann noch mehre geschickte Diversionen nach der Schlacht von Ostrolenka zur Verfolgung der durchbrechenden polnischen Generale Gielgud, Dembinski u. Chlapowski aus u. nahm zuletzt noch Antheil an der Erstürmung von Warschau u. an den letzten Kriegsereignissen. 1843 zum General der Cavallerie befördert, wurde er 1849 mit einem Corps zur Intervention nach Ungarn gesendet, kam jedoch erst nach Beendigung der Feindseligkeiten auf dem Kriegsschauplatze an. 1850 erhielt er den Befehl über das vierte Infanteriecorps u. 1853 den über das dritte, mit welchem er dann unter Gortschakow im März 1854 am Pruth erschien, befehligte in Odessa während des Angriffs der alliirten Flotten auf diese Stadt u. wurde dann nach Sebastopol gesendet, um unter dem Befehl Mentschikows, dann Gortschakows, die specielle Leitung zur Vertheidi gung der belagerten Südseite zu übernehmen. 1855 wurde er für sich u. seine Söhne in den Grafenstand erhoben u. 1856 unter Entbindung vom Commando des vierten Infanteriecorps zum Mitglied des Reichsrathes ernannt. Er ist seit 1824 mit Anna geb. von Uschakow vermählt. b) In Livland, 1801 in den russischen Grafenstand erhoben, jetziger Chef ist: 8) Graf Karl, geb. 1809, ist russischer Generalmajor u. Gouverneur zu Charkow.


Quelle:

Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 407.

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