Kategorie:Kristina von Schweden

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Christina von Schweden (eigentlich Kristina, nach ihrem Übertritt zum Katholizismus Maria Alexandra, * 7. Dezemberjul. / 17. Dezember 1626greg. in Stockholm; † 19. April 1689 in Rom), Tochter des schwedischen Königs Gustav II. Adolf (1594–1632) und dessen Gemahlin Maria Eleonora von Brandenburg (1599–1655), war von 1632 bis 1654 Königin von Schweden. https://de.wikipedia.org/wiki/Christina_(Schweden)


Christina (Swedish: Kristina; 18 December [O.S. 8 December] 1626 – 19 April 1689) was a member of the House of Vasa and the Queen of Sweden in her own right from 1632 until her abdication in 1654. Her conversion to Catholicism and refusal to marry led her to relinquish her throne and move to Rome. https://en.wikipedia.org/wiki/Christina,_Queen_of_Sweden


Kristina Augusta ([krɪ²stiːna au̯ˈɡus.ta]; antog namnet Kristina Alexandra 1655), född 18 december 1626 i Stockholm i Sverige, död 19 april 1689 i Rom i Italien, var drottning av Sverige i egen rätt från 1632 till 1654, regerande från 1644. Under hennes regeringstid utkämpades stora delar av och avslutades trettioåriga kriget samt Torstenssons krig, vilka ledde till stora svenska landvinningar och ökad prestige. Kristina intresserade sig för kultur och lockade bland annat René Descartes och Claudius Salmasius till det svenska hovet. Hon abdikerade 1654 och konverterade till katolicismen, en stor skandal i samtiden, varefter hon slog sig ned i Rom, där hon under flera decennier kom att spela en framträdande roll i stadens kulturliv. Hon var dotter till kung Gustav II Adolf och drottning Maria Eleonora. https://sv.wikipedia.org/wiki/Drottning_Kristina


Brockhaus 1809

[262] Christine, Königin von Schweden, Tochter des ruhmwürdigen Gustav Adolphs, war am 3 Dec. 1626 geb. und bei ihres Vaters Heldentode auf dem Schlachtfelde bei Lützen (d. 6. Nov. 1632) erst sechs Jahr alt. Im Jahr 1644 übernahm sie die Regierung selbst, die bisher von den obersten Reichsbeamten, vorzüglich von dem Staatsklugen Canzler Axel von Oxenstirna, als Vormündern geführt worden war, und schloß nach vielen von ihren Truppen unter Torstensons, Banners und Wrangels Fahnen erfochtenen Siegen, den Westphälischen Frieden 1648 zu Osnabrück, durch welchen sie viele Provinzen des nördlichen Deutschlands erhielt und ihr Reich auf den höchsten Gipfel des Ruhms brachte. Für das Wohl ihrer Unterthanen sorgte sie zwar mit rühmlichem Eifer, zog aber doch den Regierungsgeschäften die Wissenschaften vor, und beförderte dieselben mit ungeheurem Aufwande. Sie selbst war eine der gelehrtesten Frauenzimmer, die je auf einem Throne saßen, veranlaßte 1640 während ihrer Minderjährigkeit die Stiftung der Universität zu Abo, zog die größten Gelehrten, unter andern den Hugo Grotius, Descartes, Saumaise und Conring, an ihren Hof, und wählte sie zu ihren täglichen Gesellschaftern. Endlich gewann die Liebe zu den Wissenschaften und zu einer ungezwungenen Lebensart bei ihr so sehr die Oberhand, daß sie 1654 in einem Alter von kaum 28 Jahren die Regierung ihrem Vetter, Carl Gustav, Pfalzgraf von Zweidrücken, feierlich übergab, und das Reich verließ. Sie, die schon längst der Römischkatholischen Lehre geneigt war, nahm dieselbe 1654 zu Brüssel insgeheim und 1655 zu Inspruk öffentlich an, wandte sich nach Rom, that verschiedene Reisen, gerieth jedoch endlich in Dürftigkeit und Verachtung, und widmete sich bis an ihren Tod, welcher erst 1689 d. 19. Apr. in Rom erfolgte, gelehrten Beschäftigungen. Sie war edel, gelehrt, talentvoll und einzig in ihrer Art, fiel aber bei ihren litterarischen Arbeiten bisweilen auf thörigte Abwege, z. B. in Rom auf Betreibung [262] der Alchymie, verschwendete, als sie noch regierte, die besten Schätze des Reichs zur Ankaufung wissenschaftlicher Denkmähler, ließ sich nicht selten von Günstlingen leiten, und verfiel durch ihr freies und sorgloses Betragen oft ins Unanständige.

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 262-263. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20000746983


Brockhaus 1837

[425] Christina, Königin von Schweden, geb. 1626, die einzige Tochter Gustav Adolf's, der ihr eine ungewöhnliche, fast männliche Erziehung geben und vor seinem Heereszuge nach Deutschland als Thronerbin von den Ständen huldigen ließ.

Nach seinem 1632 erfolgten Tode ward C. auch einstimmig als Königin anerkannt, den fünf höchsten Reichsbeamten die Regierung bis zu ihrer Mündigkeit übertragen, ihre Erziehung aber im bisherigen Geiste fortgesetzt. Von Natur mit seltenen Fähigkeiten und mit einem unverdrossenen Eifer zu deren Ausbildung begabt, der sie auch in spätern Jahren nicht verließ, erwarb sie sich solche Kenntnisse in ältern und neuern Sprachen, in Wissenschaften und Künsten, daß sie in vielem Betracht für eine Gelehrte gelten konnte, äußerte aber auch frühzeitig schon einen Hang zum Sonderbaren und die Neigung, Aufsehen zu erregen. So trug sie mit Vorliebe männliche Kleidung, ritt viel, theilte die Gefahren der Jagd und unternahm selbst Fußreisen. Die Reise des Verstandes, welche sie frühzeitig an den Tag legte, veranlaßte die Reichsstände, ihr schon 1642 die Übernahme der Selbstregierung anzutragen, die sie jedoch wegen ihrer großen Jugend noch ablehnte und erst 1644 antrat. Sie bezeichnete den Anfang derselben durch einen vortheilhaften Friedensschluß mit Dänemark, beschleunigte den Frieden mit dem deutschen Kaiser, schien nur bedacht, in ihrem Reiche Handel und Gewerbe, Künste und Wissenschaft emporzubringen, und besaß auch das Vertrauen des Volkes in hohem Grade. Unerhört ließ sie jedoch den allgemeinen Wunsch, die Thronfolge durch ihre Vermählung zu sichern, indem sie gegen das ihre Unabhängigkeit bedrohende Band der Ehe eine entschiedene Abneigung hegte; doch war ihr das Gefühl der Liebe nicht fremd, nur wechselte sie häufig mit ihren Günstlingen. Endlich veranlaßte sie[425] 1649 die Reichsstände, ihren Vetter Karl Gustav von Pfalz-Zweibrücken, der auch um ihre Hand geworben, zum Thronfolger zu erwählen und ließ sich nun mit großem Pomp krönen. Mehr als vorher singen jetzt ihre weiblichen Schwächen und ihren großen Beruf beeinträchtigende Liebhabereien an, nachtheilig auf die Staatsangelegenheiten zu wirken, für die sie kaum noch Zeit zu haben schien. Unverhältnißmäßig große Summen wurden für ihre Sammlungen, als Pensionen an die berühmtesten auswärtigen Gelehrten, die sie an ihren Hof zog, und zur Bereicherung ihrer Günstlinge ausgegeben, und als die Unzufriedenheit darüber laut ward, wollte sie sogar die Krone niederlegen, was jedoch die dringenden Vorstellungen ihrer Räthe verhinderten und sie zugleich bewogen, sich wieder eine Zeit lang den Geschäften mit ungetheilter Aufmerksamkeit zu widmen. Von Neuem erwarb sie die Bewunderung Europas, allein Rückfälle in die frühern Fehler blieben nicht aus und hatten dieselben Folgen; daher und weil C. im Geheim beschlossen hatte, zur röm. Kirche überzutreten, entsagte sie 1654 vor den zu Upsala versammelten Reichsständen der Krone, sicherte sich ein ansehnliches Einkommen und die unbeschränkte Gewalt über die zu ihrem Gefolge gehörenden Personen und übergab dem Prinzen Karl Gustav die Regierung. Unverweilt begab sie sich dann nach Brüssel, wo sie im Geheim, bald nachher aber zu Innsbruck öffentlich zur katholischen Religion sich bekannte und dann nach Rom ging, wo sie mit den größten Ehrenbezeigungen empfangen wurde. Indessen wollte sie den politischen Angelegenheiten keineswegs fremd bleiben und reiste zweimal nach Frankreich, um zwischen diesem Lande und Spanien die Vermittlerin zu machen, fand jedoch keine entsprechende Aufnahme. Ihre letzte Anwesenheit im Jahre 1657, wo sie das kön. Schloß Fontainebleau bewohnte, ist berüchtigt durch die daselbst auf ihren Befehl und gleichsam vor ihren Augen von einem Hauptmann und zwei Soldaten ihrer Leibwache geschehene Ermordung ihres Oberstallmeisters Marquis Monaldeschi, eines schönen Italieners, den sie nur durch Vorzeigung seiner Briefe gewissermaßen von einer an ihr begangenen Verrätherei überführte, allein keine Zeit zu seiner Rechtfertigung gestattete. Nach Rom zurückgekehrt, gerieth sie durch Ausbleiben ihrer schwed. Gelder in Verlegenheit, erhielt aber vom Papste ein Jahrgeld von 12,000 Scudi. Da 1660 Karl Gustav starb, begab sie sich nach Schweden, angeblich um ihre Angelegenheiten zu ordnen, eigentlich aber mit der Hoffnung, wieder auf den Thron zu gelangen, mußte aber ihre Pläne gänzlich scheitern sehen. Dasselbe war der Fall, als sie 1666 zurückkehrte, um wenigstens Vormünderin des minderjährigen Königs zu werden, und ohne Stockholm betreten zu haben, wendete sie sich daher über Deutschland wieder nach Rom, wo sie eine Akademie stiftete, fortan den Künsten und Wissenschaften, der Vermehrung ihrer Sammlungen von Handschriften, Alterthümern und Gemälden lebte, auch mit Astrologie und Alchymie sich beschäftigte und nach ihrem 1689 erfolgten Tode in der Peterskirche bestattet ward, wo ihr auch der Papst ein Denkmal setzen ließ.

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 425-426. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20000818496


Herders 1854

[109] Christine, Königin von Schweden, Tochter Gustav Adolfs und der Marie Eleonore von Brandenburg, regierte unter Vormundschaft von 1632–1644, selbstständig von 1644–1654, wo sie gegen eine Pension die Regierung an den Pfalzgrafen Karl Gustav abtrat. Sie begab sich zuerst nach Brüssel, wo sie zur kath. Kirche zurücktrat, welchen Act sie feierlich zu Innsbruck am 3. November 1655 wiederholte. Hierauf zog sie nach Rom, besuchte 1656 und das folgende Jahr Frankreich, 1660 Schweden, abermals 1666, lebte übrigens meistens in Rom, wo sie 1689 den 19. April st. und in der St. Peterskirche begraben wurde. C. war von Natur ein Mannweib und wurde auch nicht weiblich erzogen; sie erwarb sich alle Kenntnisse, die ein Regent nöthig hat, leitete die Politik Schwedens trotz dem erfahrensten Staatsmanne, war entschlossen und kühn wie ihr Vater, dabei Freundin und Kennerin der Kunst und in den schönen Wissenschaften bewanderter als mancher Professor. Sie sammelte einen Kreis gelehrter Männer um sich, unter denselben H. Grotius, Isaak Vossius, Huetius, Meibomius, Descartes etc.; ihre Bibliothek und Kunstsammlung gehörte zu den ausgezeichnetsten. Schon früher war sie auf Willkürlichkeiten des protestantischen Systems gestoßen, aufmerksamer geworden fand sie deren immer mehr, eigenes Studium und der Umgang mit kath. Theologen überzeugte sie von der irrthümlichen Grundlage des Protestantismus und anderseits von der Wahrheit der kathol. Religion. Sie kehrte in den Schoß der Kirche zurück, obwohl sie diesem Schritte die Krone und in den Augen der Welt als Tochter Gustav Adolfs die kindliche Liebe opfern mußte. (Grauert, Christine von Schweden und ihr Hof; Bonn 1838–42. Archenholz, Memoiren der [109] Königin Christine; Berlin 1751–60; Ranke, Päpste, III. Bd.; Historisch-politische Blätter 1843. XII.)

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 109-110. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003270939


Pierer 1858

[106] Christine, weiblicher Vorname, bedeutet die Christin. Merkwürdig sind als Fürstinnen: A) Königinnen: a) Von Schweden: 1) Ch. Auguste, Tochter Gustav Adolfs II. u. der Marie [106] Eleonore von Brandenburg, geb. 9. Decbr. 1626; 1632 gelangte sie, nach ihres Vaters Tode unter Vormundschaft von 5 Reichsräthen, zur Regierung. Sie erhielt eine gelehrte (bes. von dem Hofprediger Joh. Matthiä) u. männliche Erziehung, u. als sie am 7. Decbr. 1644 die Regierung selbst angetreten hatte (s. Schweden, Gesch.), war es ihr eifrigstes Bestreben, die Wissenschaften durch das Herzurufen gelehrter Männer u. durch den Ankauf von Büchern, Kunstsachen, Antiken etc. zu fördern (vergl. Schwedische Literatur), wodurch sie aber die Finanzen des Reichs zerrüttete. Freisinnig in ihren religiösen Ansichten u. einer Union der beiden evangelischen Bekenntnisse sehr geneigt, fand sie deshalb bei der lutherischen Geistlichkeit ihres Landes großen Widerstand u. Widerspruch, u. darin lag der Grund ihrer immer größer werdenden Abneigung gegen die Lutherische Kirche. Durch ihren Leibarzt u. Günstling Bourdelot gewann der Papst Einfluß auf sie, u. nachdem verkleidete Jesuiten in Stockholm das Bekehrungswerk vollendet hatten, entsagte sie am 6. Juni 1654 in Upsala (nachdem ihr ein Einkommen von 240,000 Rthlrn. zugesagt worden war) der Krone zu Gunsten ihres Vetters, des Pfalzgrafen Karl Gustav, u. reiste nun über Dänemark nach Brüssel, schwur hier am 2. 4. Decbr. d. I. in die Hände des Pater Guemés den protestantischen Glauben ab, wiederholte diese Abschwörung am 3. Nov. 1655 in Innsbruck öffentlich u. ging im Decbr. 1655 nach Rom, wo sie, vom Papst Alexander VII. gefirmt, den Namen Alexandra annahm. In Rom widmete sie sich nun wieder ganz den Wissenschaften; im Sommer 1656 besuchte sie Paris, kehrte aber Ende d. I. über Turin nach Italien zurück, wo sie in verschiedenen Städten lebte. Im Oct. 1657 ging sie nochmals nach Frankreich, wo ihr das Schloß Fontainebleau von Ludwig XIV. zum Aufenthalt angewiesen wurde. Hier ließ sie ihren Oberstallmeister, den Marchese Monaldeschi (s.d.), der nach dem Grafen de la Gardie ihr Geliebter gewesen war, weil er, nun durch den Grafen Santinelli ersetzt, über das Verhältniß mit ihr unvorsichtige Äußerungen gethan hatte, durch einige ihres Gefolges ermorden, was ihr den Unwillen des Hofs, des Papstes u. der öffentlichen Meinung von Europa zuzog. Im Frühjahr 1658 kehrte sie nach Rom zurück, wo sie wegen Geldverlegenheit eine jährliche Pension von 12,000 Scudi vom Papst erhielt u. Einfluß auf den römischen Hof zu gewinnen suchte. Nach Karls X. Gustav Tode kehrte sie 1660, nicht ohne die Absicht, die Krone wieder zu übernehmen, nach Schweden zurück, aber der Senat nöthigte sie zu einer 2. Entsagungsacte, auch im Fall des Todes des, erst 4 Monate alten Königs. Sie verließ Schweden wieder im Mai 1661, hielt sich lange in Hamburg auf u. kam dann wieder nach Rom, wo sie jedoch wegen ihrer Einmischung in Familienangelegenheiten u. Staatshändel bald unbequem wurde. 1666 kehrte sie nochmals nach Schweden zurück, aber da ihr zur Bedingung gemacht wurde, sich der Ausübung des katholischen Cultus zu enthalten, wendete sie schon in Norkopig um, lebte in Hamburg, u. nachdem sie sich 1668 vergebens um die durch den Tod des Königs Johann Kasimir erledigte Krone von Polen beworben hatte, ging sie im Oct. d. I. wieder nach Rom, wo sie die Akademie der Arkadier stiftete u. bis an ihren Tod sich mit Kunst u. Wissenschaft beschäftigie; sie st. in Rom 19. April 1689, der Papst ließ für sie 20,000 Seelenmessen lesen u. ihr ein Denkmal errichten. Den Cardinal Azzolini hatte sie zum Erben ihres Vermögens eingesetzt. Vgl. Archenholz, Historische Merkwürdigkeiten der Königin Ch., Lpz. u. Amst. 1750–52 (deutsch Berlin 1751–60, 4 Bde.); Pensées de Ch., Reine de Suede, Par. 1825; Grauert, Ch. u. ihr Hof, Bern 1838–42, 2 Bde.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 106-108. Permalink: http://www.zeno.org/nid/2000968185X


Meyers 1906

[113] Christine, 1) C., Königin von Schweden, Tochter Gustav Adolfs (s.d.) und Maria Eleonoras von Brandenburg, geb. 18. Dez. 1626, gest. 19. April 1689 in Rom. Bereits 1627 von den Ständen als Thronfolgerin anerkannt, stand sie nach dem Tod ihres Vaters (1632) lange unter einer von A. Oxenstierna geleiteten Vormundschaftsregierung, die zwar für ihre wissenschaftliche Ausbildung trefflich sorgte, sie aber absichtlich ihrer Mutter entfremdete, übernahm Ende 1644 selbständig die Regierung und brachte die Kriege Schwedens mit Dänemark (1645), bez. in Deutschland (1648) zu einem vorteilhaften Abschluß. Ursprünglich dem Großen Kurfürsten, ihrem Vetter, zur Gemahlin bestimmt, wies sie aus Abneigung gegen die Ehe diesen wie zahlreiche andre Bewerber ab und setzte 1649 bei den Ständen die Ernennung des Pfalzgrafen Karl Gustav, ihres Halbvetters, zu ihrem Thronfolger durch. In Europa durch den Beinamen »Pallas suecica« geehrt, weil sie Dichter, Künstler und Gelehrte (Grotius, Descartes, Salmasius u. a.) an ihren Hof zog, einen regen wissenschaftlichen Briefwechsel unterhielt und eine prächtige Münz-, Antiken- und Gemäldesammlung zusammenbrachte, erregte anderseits beim Volk ihre Verschwendungssucht, beim Adel ihre Begünstigung der Talente ohne Rücksicht auf Rang oder Geburt, bei der Geistlichkeit ihr Umgang mit Jesuiten und Calvinisten lebhaften Anstoß. Diese innern Verwickelungen machten sie schließlich regierungsüberdrüssig. Nachdem der Reichstag ihr 600,000 Mi. jährliche Revenuen angewiesen und sie ermächtigt hatte, diese Summe im Ausland zu verzehren, dankte sie 16. Juni 1654 ab und begab sich über Brüssel, wo sie Weihnachten 1654 insgeheim zum Katholizismus übertrat, und Innsbruck, wo sie Anfang November 1655 öffentlich das katholische Glaubensbekenntnis ablegte, nach Rom, wo sie nach der Firmung durch Papst Alexander VII. den Namen Christina Alexandra annahm. Den Sommer 1656 verlebte sie in Frankreich. Bei einem zweiten Aufenthalt daselbst (1657–58) ließ sie ihren Günstling und Oberstallmeister Monaldesco (s.d.) ermorden. Nach dem Tode Karl Gustavs (1660) begab sie sich aus Italien nach Schweden, wo sie sich jedoch durch Betonung ihrer katholischen Gesinnung die Gemüter entfremdete und eine neue, vollständige Entsagungsakte ausstellen mußte. 1661–62 weilte sie in Hamburg, dann in Rom. Während einer abermaligen Anwesenheit in [113] Hamburg (1666–68) und in Schweden (1667) trat sie von neuem für die katholische Kirche in die Schranken. In Rom fortan der Mittelpunkt der geistlichen und gelehrten Kreise, machte sich C. als Stifterin einer Akademie (1674), der spätern Accademia clementina o reale, durch Veredelung der italienischen Sprache und Dichtkunst verdient. Nach dem Tode Johann Kasimirs (1672) erhob sie als dessen nächste Wasaverwandte auf seine Güter in Polen und Neapel vergeblich Anspruch. Kardinal Azzolino, ihr bester Freund und langjähriger Vertrauter, war ihr Universalerbe. Vgl. Arckenholtz, Mémoires de C., reine de Suède (Amsterd. 1751–60, 4 Bde.; auch deutsch und schwedisch); Woodhead, Memoirs of C., queen of Sweden (Lond. 1863, 2 Bde.); Grauert, C., Königin von Schweden und ihr Hof (Bonn 1838–42, 2 Bde.); Bain, C., queen of Sweden (Lond. 1889); H. E. Friis, Dronning C. af Sverrig (Kopenh. 1896; deutsch, Leipz. 1899); R. Schulze, Das Projekt der Vermählung Friedrich Wilhelms von Brandenburg mit C. von Schweden (Halle 1898); Gustafsson, Bidrag till historien om drottning Kristinas afsägelse och riksdagen 1654 (Stockh. 1887); (Burenstam,) La reine C. de Suède à Anvers et Bruxelles 1654–1655 (Brüss. 1891); Buffon, C. von Schweden in Tirol (Innsbr. 1884); Claretta, La regina C. di Svezia in Italia 1655–1689 (Turin 1892); Campori, C. di Svezia e gli Estensi (Modena 1877); Bildt, C. de Suède et le cardinal Azzolino (Par. 1899); O. Granberg, I, a galerie de tableaux de la reine C. de Suède (Stockh. 1896, auch schwedisch).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 113-114. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006425062


Brockhaus 1911

[343] Christine, Königin von Schweden, geb. 18. Dez. 1626, Tochter Gustav Adolfs, folgte diesem 1632 unter Vormundschaft, seit 1644 selbständig, sammelte Gelehrte um sich, dankte 1654 zugunsten des Prinzen Karl Gustav von Pfalz-Zweibrücken ab, trat in Innsbruck zum Katholizismus über; gest. 19. April 1689 zu Rom. – Biogr. von Grauert (1837-42), Friis (deutsch 1899).

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 343. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001013378


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