Wetzel, Friedrich Gottlob

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Brockhaus 1841

[707] Wetzel (Friedr. Gottlob), ein ausgezeichnetes, durch Ungunst der Verhältnisse nie zur rechten Entwickelung gelangtes dichterisches Talent der neuern Zeit, wurde 1780 zu Bautzen geboren. Die Mittellosigkeit seines Vaters, eines Tuchmachers, konnte W. auf der Schule und Universität in Leipzig und Jena kaum mit dem Nothdürftigsten unterstützen. Dennoch vermochte er sich nicht auf ein sogenanntes Brotstudium zu beschränken, lebte nach zurückgelegter Studienzeit von 1802–5 an verschiedenen Orten mit poetischen und literarischen Arbeiten beschäftigt und zog nach seiner Verheirathung 1805 nach Dresden. Im J. 1809 übernahm er die Redaction des »Fränkischen Mercur« in Bamberg, der unter seiner Leitung eines der geachtetsten politischen deutschen Blätter wurde, erwarb sich durch seine »Volks- und Kriegslieder« (Altenb. 1815) in den Jahren seit 1813 große Popularität und starb 1819 an einer zum Nervenfieber gewordenen Brustentzündung. Die Bekehrungsversuche des nachher als vorgeblicher Wunderthäter bekannt gewordenen Fürsten von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst beunruhigten ihn noch auf dem Todtenbette und veranlaßten ein Gerücht von W.'s Übertritt zur katholischen Kirche, obgleich er als Protestant gestorben ist und bestattet wurde. Unter seine vorzüglichsten Werke gehören die Trauerspiele: »Jeanne d'Arc«, welchem auch nach Schiller's Vorgange in Bearbeitung dieses Stoffes große Anerkennung gebührt; »Hermannfried, letzter König von Thüringen«; die humoristischen Schriften: »Rhinoceros« (Nürnb. 1810), eine Parodie auf Tiedge's Urania; der die Nützlichkeitsrichtung der Zeit behandelnde »Prolog zum großen Magen« (Altenb. 1815); »Schriftproben« (2 Bde., Bamb. 1814–18). Eine höchst anziehende ehrenvolle Gedächtnißschrift für W. lieferte Z. Funck in »Aus dem Leben zweier Dichter, E. T. W. Hoffmann's und F. G. Wetzel's« (Lpz. 1836).

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 707. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20000876577


Herder 1857

[707] Wetzel, Karl Friedr. Gottlob, Dichter u. Publicist, geb. 1779 zu Bautzen, Arzt in Bamberg, wo er 1819 st.; er wagte es, mit einem Drama »Jeanne d'Arc« mit Schiller wetteifern zu wollen, dichtete ein Drama »Hermanfried« u.a.m.; verdienstlicher waren die 1815 herausgekommenen Kriegslieder; der »Fränk. Merkur« wurde durch ihn eine der verbreitetsten Zeitungen Deutschlands.

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 707. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003566714


Pierer 1865

[145] Wetzel, 1) Georg, so v.w. Wicelius. 2) Johann Christian Friedrich, geb. in Rhinow 1762, war erst in Halle Lehrer am Waisenhause, seit 1792 in Bunzlau u. privatisirte dann in Frankfurt a. d. O., wurde 1793 Lehrer einer Realschule in Berlin u. st. 1810 als Rector des Lyceums in Prenzlow. Er schr. außer lateinischen, griechischen u. holländischen Sprachlehren noch: Handwörterbuch der alten Welt- u. Völkergeschichte, Liegn. 1804, 3 Thle.; Sittenlehre der griechischen Weisen, ebd. 1800; u. gab heraus den Cäsar, Warschau 1797, Lpz. 1812; Ciceros Quaestion. academ., Braunschweig 1799; Brutus, ebd. 1795; Cato major, Liegn. 1792; den Horatius, ebd. 1799; Nepos, ebd. 1801; Justin, ebd. 1806; das griechische Wörterbuch von Schneider, Züllichau 1797, 2 Bde., ist größtentheils von W. ausgearbeitet. 3) Karl Friedrich Gottlob, geb. 1780 in Bautzen, studirte in Leipzig u. Jena Medicin, lebte seit 1802 in Sachsen u. Thüringen u. seit 1805 bei Gotth. Heinr. Schubert in Dresden, wo er Vorlesungen über den Homer hielt, dann von 1809 an in Bamberg. Dort übernahm er 1810 die Redaction des Fränkischen Mercurs u. st. 1819. Er schr.: Magischer Spiegel, drinnen zu schauen die Zukunft Deutschlands, 1805; die Trauerspiele: Jeanne d'Arc, Lpz. 1815, u. Hermanfried, letzter König von Thüringen, Berl. 1818; Kriegslieder, 1815; Schriftproben, Bamb. 1814–18, 2 Bde.; Prolog zum großen Magen, Lpz. 1815, u.a. humoristische Dichtungen, z.B. Rhinoceros, Nürnb. 1810, n.A. 1828. Der Pseudonym Z. Funck gab W-s Gesammelte Gedichte u. Nachlaß (Lpz. 1838) u. Aus dem Leben zweier Dichter E. Th. Am. Hoffmanns u. F. G. W-s (ebd. 1836) heraus. 4) S. Wezel.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 145. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20011282134


Meyers 1909

[575] Wetzel, Friedrich Gottlob, Schriftsteller, geb. 14. Sept. 1779 in Bautzen, gest. 29. Juli 1819 in Bamberg, studierte von 1799 ab in Leipzig und Jena Medizin, lebte dann einige Zeit als Privatgelehrter in Dresden, wo er mit G. H. Schubert, Koethe, Kügelgen u. a. verkehrte, und war von 1809 an als Nachfolger Hegels Redakteur des »Fränkischen Merkurs« in Bamberg, den er zu hoher Blüte brachte, dabei aber wegen seiner deutschen Gesinnung öfters in Konflikt mit der bayrischen Regierung geriet. Er schrieb: »Aus dem Kriegs- und Siegesjahre 1813. 40 Lieder« (Leipz. 1815); »Schriftproben«, 2 Bände Gedichte, (Bamb. 1816 u. 1818); zwei Trauerspiele: »Jeanne d'Arc« (Leipz. 1817) und »Hermannfried, letzter König von Thüringen« (Berl. 1818). Seine »Gesammelten Gedichte und Nachlaß« hat Z. Funck (Pseudonym für F. Kunz) Leipzig 1838 herausgegeben. Vgl. Funck, »Aus dem Leben zweier Dichter: E. T. W. Hoffmanns und F. G. Wetzels« (Leipz. 1836), und Koethe in den »Blättern für literarische Unterhaltung« (das. 1837, Nr. 96–99). Neuerdings glaubt Franz Schultz (»Deutsche Literaturzeitung«, Berl. 1907, Nr. 16, Sp. 993) nachweisen zu können, daß die bisher Schelling zugeschriebene anonyme Schrift »Die Nachtwachen des Bonaventura« in Wahrheit von W. verfaßt sei.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 575. Permalink: http://www.zeno.org/nid/2000769153X