Jireček, Josef

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Meyers 1907

[256] Jireček (spr. jiretscheck), 1) Josef, tschech. Literarhistoriker, geb. 9. Okt. 1825 in Hohenmauth, gest. 25. Nov. 1888 in Prag, studierte in Prag die Rechte und redigierte bereits 1848 die »Pražské Noviny«. Seit 1850 beim Kultusministerium angestellt, verfaßte er eine Reihe von Schulbüchern in tschechischer Sprache, organisierte 1856 den Wiener Schulbücherverlag, ward 1859 Ministerialsekretär, 1869 Ministerialrat und 1871 unter Hohenwart Kultusminister. In dieser Stellung war sein Hauptbestreben, die Gleichberechtigung der Nationalitäten beim höhern Unterricht durchzuführen, wodurch er sich die Mißgunst der deutschen Parteien zuzog. 1875 wählte ihn die Königlich böhmische Gesellschaft der Wissenschaften zu ihrem Präsidenten; auch war er Landtags- und Reichstagsabgeordneter für Böhmen. J. war einer der fruchtbarsten der zeitgenössischen böhmischen Schriftsteller. Von seinen Werken nennen wir: »Über den Versuch, das Ruthenische mit lateinischen Schriftzeichen zu schreiben« (1859); »Aktenmäßige Darstellung der griechischen Hierarchie etc.« (1861); »Handbuch des Unterrichts- und Prüfungswesens in Österreich« (Wien 1868); »Nákres mluvnice staročeské« (1870); »Anthologie z literatury české« (3.–4. Aufl., Prag 1876, 3 Bde.); »Rukovět k dějinám literatury české«, biographisches Lexikon der böhmischen Schriftsteller (das. 1875 bis 1876, 2 Bde.). Außerdem gab er die Dalimilsche Chronik, Blahoslaws böhmische Grammatik etc. heraus, besorgte die Herausgabe der Schriften seines Schwiegervaters P. Safařik, des Grafen Wilhelm Slavata etc. und versuchte in der mit seinem Bruder Hermenegild gemeinsam verfaßten Schrift »Die Echtheit der Königinhofer Handschrift« (Wien 1862) die Angriffe auf das genannte Sprachdenkmal zurückzuweisen. 2) Hermenegild, Ritter von Samakov, Rechtsgelehrter, Bruder des vorigen, geb. 13. April 1827 in Hohenmauth, ward 1854 im österreichischen Unterrichtsministerium angestellt, in dem er 1871 Abteilungsrat wurde. Er schrieb seit 1854 eine Reihe von Erzählungen, die teils in Zeitschriften, teils gesammelt u. d. T.: »Novely« (Wien 1353) erschienen, war an der Redaktion verschiedener Blätter beteiligt und lieferte eine Anzahl tüchtiger Arbeiten aus der slawischen Rechtsgeschichte. Wir nennen: »Über Eigentumsverletzungen und deren Rechtsfolgen nach dem altböhmischen Recht« (Wien 1855); »Das slawische Recht in Böhmen und Mähren bis zum 14. Jahrhundert« (tschech., Prag 1863–73, 3 Bde.); »Das Recht in Böhmen und Mähren« (Bd. 1 in 2 Abteilungen, das. 1865–66); »Antiquae Bohemiae topographia historica« (das. 1892); »Unser Reich vor 200 Jahren« (Wien 1893); »Unser Reich zur Zeit der Geburt Christi« (das. 1896). Auch veranstaltete er eine Sammlung slawischer Volksgesetze (Prag 1880, tschechisch) und gab den noch unvollendeten »Codex juris bohemici« (das. 1867–98) sowie »Karten zur Geschichte des heutigen österreichisch-ungarischen Reichsterritoriums während des 1. christlichen Jahrhunderts« (das. 1897) heraus. Mit Josef J. zusammen schrieb er »Die Echtheit der Königinhofer Handschrift« (Wien 1862) und »Die Entstehung christlicher Reiche im Gebiete des heutigen österreichischen Kaiserstaates von 500–4000« (das. 1865, 2. Aufl. 1870).

3) Konstantin Joseph, Sohn von J. 1), geb. 24. Juli 1854 in Wien, studierte daselbst und in Prag, bereiste die südslawischen Länder, über die er zahlreiche[256] Artikel veröffentlichte, und habilitierte sich 1878 an der Prager Universität für Geschichte. 1879 ward er als Generalsekretär des Unterrichtsministeriums nach Bulgarien berufen und war daselbst 1881–82 Unterrichtsminister. 1884 wurde er Professor der allgemeinen Geschichte an der böhmischen Universität in Prag und 1893 in Wien Professor der slawischen Geschichte. Er veröffentlichte: »Bibliographie de la littérature bulgare moderne 1806–1870« (1872); »Geschichte der Bulgaren« (Prag 1876); »Die Heerstraße von Belgrad nach Konstantinopel und die Balkanpässe« (das. 1876); »Die Handelsstraßen und Bergwerke von Serbien und Bosnien während des Mittelalters« (das. 1879); »Die Beziehungen der Ragusaner zu Serbien 1355–1371« (das. 1885); »Reisen in Bulgarien« (das. 1888, tschech.); »Das Fürstentum Bulgarien, seine Bodengestaltung, Natur, Bevölkerung etc.« (Wien 1891); »Serbisches Urkundenbuch« (Bd. 1, Belgrad 1892); »Die Romanen in den Städten Dalmatiens während des Mittelalters« (Wien 1901–04, 3 Tle.) u. a.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 256-257. Permalink: http://www.zeno.org/nid/2000684183X


Brockhaus 1911

[898] Jireček (spr. -tscheck), Jos., tschech. Philolog und Literaturhistoriker, geb. 9. Okt. 1825 zu Hohenmauth, 1871 Kultusminister, gest. 25. Nov. 1888 in Prag; schrieb: »Biogr. und bibliogr. Lexikon der böhm. Schriftsteller« (2 Bde., 1874-76), Herausgeber altböhm. Werke.- Sein Bruder Hermenegild J., Ritter von Samokov, geb. 13. April 1827, bis 1894 Ministerialrat in Wien, Forscher in der slaw. Rechtsgeschichte. – Der Sohn Josephs, Konstantin Jos. J., geb. 24. Juli 1854 in Wien, 1881-82 Unterrichtsminister in Bulgarien, 1893 Prof. der slaw. Altertumskunde in Wien; schrieb: »Geschichte der Bulgaren« (1876), »Das Fürstent. Bulgarien« (1891) u.a.

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 898. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001224778