Schulpforta

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(heute Schulpforte), oft auch kurz Pforte, Ortsteil des Naumburger Stadtteils Bad Kösen im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt. Im Januar 2020 126 Einwohner (früher mehr). Zisterzenserkloster (1137), nach der Säkularisation 1543 Fürsten-, später Landesschule.


Berühmte Schüler

Friedrich Gottlieb Klopstock (Gedenkstein vor dem Hauptgebäude), Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Nietzsche (Gedenktafeln), außerdem u.a. Johann Hermann Schein, August Buchner, Erdmann Neumeister, Johann Elias Schlegel, Adolph Müllner, Karl August Böttiger, Leopold von Ranke, Ernst Ortlepp (dort auch begraben).


Pierer 1862

[465] Schulpforta, (Pforta), Dorf im Kreise Naumburg des Regierungsbezirks Merseburg der preußischen Provinz Sachsen, am Fuße eines waldigen Berges (Knabenberg), an der Kleinen Saale (Mühlgraden), Papierfabrik; 400 Ew.; hat eine sonst sächsische Fürsten-, jetzt königlich preußische Landesschule, welche 1543 vom Kurfürst Moritz aus einem Cistercienserkloster geschaffen wurde, mit 5 Klassen, 1 Rector, 1 geistlichen Inspector. 6 Professoren u. 4 Adjuncten, gegen 190 Schüler, von welchen 152 Freistellen, etwa 30 aber Koststellen haben, d.h. gegen Zahlung eines unbedeutenden Kostgeldes Wohnung, Kost u. Unterricht erhalten, aber dennoch Alumnen heißen; die Kostgänger sind dagegen Pensionärs der Lehrer u. genießen nur den freien Unterricht mit. S. wurde ursprünglich in Schmölln um 1127 vom Grafen Bruno in Pleißen u. zwar zunächst als Nonnenkloster gestiftet, kurz darauf mit Benedictinern besetzt, welche aber in Kurzem sich so verwarfen, daß 1132 an ihrer Stelle Cistercienser von Walkenried berufen wurden; 1137 wurde das Kloster von Schmölln an seine jetzige Stelle versetzt u. 1543 säcularisirt u. in eine allgemeine Gelehrtenschule (Landes- od. Fürstenschule) verwandelt, dieselbe stand in der sächsischen Zeit unmittelbar unter dem Kirchenrathe in Dresden, u. zum Schulamte S. (aus den ehemaligen Besitzungen[465] des Klosters gebildet) gehörten 22 Dörfer u. 7 Vorwerke. 1815 wurde S. preußisch u. das Schulamt aufgehoben. Vom 21. bis 24. Mai 1843 wurde hier das 300jährige Jubiläum des Instituts feierlich begangen. Hier wurde am 27. Jan. 1451 der Friede zu Kloster-Pforta zwischen Friedrich dem Sanftmüthigen, Kurfürst von Sachsen, u. seinem Bruder Wilhelm III., Herzog von Thüringen, abgeschlossen, wodurch der sechsjährige Bruderkrieg beendigt wurde. Vgl. J. Bertuch, Chronicon portense, Lpz. 1612, n.A. von Schamelius, ebd. 1739; Schmidt u. Kraft, Die Landesschule Pforta, Schleus. 1814; Puttrich, S, seine Kirche u. sonstigen Alterthümer, Lpz. 1838; Wolff, Chronik des Klosters Pforta, Lpz. 1843, 2 Bde.; Böttcher, Pförtner-Album, edd. 1843; Kirchner, die Landesschule Pforta in ihrer geschichtlichen Entwickelung seit Anfang des 19. Jahrh., Naumb. 1843.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 465-466. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20010873015


Meyers 1908

[749] Pforta (Schulpforta), ehemaliges Cistercienserkloster, jetzt königliche Landesschule im preuß. Regbez. Merseburg, Kreis Naumburg, an der Kleinen Saale, 4 km südwestlich von Naumburg, hat mit Einschluß der Schüler etwa 400 Einw. Die wichtigsten Gebäude sind: die Kirche (romanisch angelegt, zur Zeit der Gotik wesentlich verändert und neuerlich restauriert), das Schulhaus (sonstiges Klosterhaus, jetzt Schülerwohnung und Unterrichtsräume umfassend, 1568 erweitert, 1807 und 1880 umgebaut), das Fürstenhaus, ein schloßähnliches Gebäude (1573 vom Kurfürsten August erbaut), daneben die romanische Kapelle aus dem 12. Jahrh., die sogen. Ewige Lampe, auf dem Kirchhof (von 1268). P. ist eine der drei von Moritz von Sachsen aus Gütern eingezogener Klöster gestifteten Fürstenschulen (s. d.). Bischof Uto I. von Naumburg hatte ein von seinem Verwandten Bruno in Schmölln gegründetes Benediktinerkloster 1132 mit Cisterciensermönchen aus Walkenried besetzt und es 1140 nach P. verlegt; dasselbe (Monasterium S. Mariae de Porta oder ad Portam, auch Coenobium Portense in Urkunden genannt) erwarb reichen Landbesitz; von hier aus wurde um 1175 das schlesische Kloster Leubus gegründet. Infolge der Reformation 1510 vom Herzog Heinrich von Sachsen aufgehoben, ward die Abtei mit Beibehaltung ihrer sämtlichen Güter und Einkünfte vom Herzog (spätern Kurfürsten) Moritz 21. Mai 1543 in eine Schule umgewandelt. Durchgreifende Veränderungen erfuhr die Anstalt, nachdem sie 1815 unter preußische Hoheit gekommen war. Der Jahresetat beträgt (1906) 306,050 Mk. Die Anstalt zählt 185 Schüler in den sechs obern Klassenstufen eines Gymnasiums, davon 140 Inhaber ganzer Freistellen, 31 teilweise befreite, 7 vollzahlende Kostgänger (178 Alumnen) und 7 Extraneer. Die geltenden Ausnahmevorschriften datieren vom 24. Okt. 1903. Vgl. Schmidt und Kraft, Die Landesschule P. (Leipz. 1844); Kirchner, Die Landesschule P. in ihrer geschichtlichen Entwickelung seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts (Naumb. 1843); Corssen, Altertümer des Cistercienserklosters St. Marien und der Landesschule zu Pforte (Halle 1868); Böhme, Pforte in seiner kulturgeschichtlichen Bedeutung während des 12. und 13. Jahrhunderts (das. 1888) und Urkundenbuch des Klosters Pforte (das. 1893–1904, Bd. 1); »Pförtner-Stammbuch 1543–1893« (hrsg. von M. Hoffmann, Berl. 1893); Roßner, Der Name des Klosters P. (Naumb. 1893).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 749. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007243766


Brockhaus 1911

[395] Pforta, Schulpforta, königl. Landesschule im preuß. Reg.-Bez. Merseburg, im Saaltale, bei Naumburg, die berühmteste und reichste der drei altsächs. Fürstenschulen, 1137 als Zisterzienserabtei gegründet, 21. Mai 1543 von Herzog Moritz in eine fürstl. Landesschule (Gymnasium) umgewandelt, (1900) 589 E., schöne Kirche, Aula und Bibliothek; Domäne. – Vgl. Böhme (1873, 1888, 1893).

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 395. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001441159