Schinkel, Karl Friedrich

Aus Lyrikwiki

Version vom 25. April 2022, 14:54 Uhr von Wikiop (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „category: Schinkel, Karl Friedrich == Meyers 1909 == [808] Schinkel, Karl Friedrich, Architekt und Maler, geb. 13. März 1781 in Neuruppin, gest. 9. Okt…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)


Meyers 1909

[808] Schinkel, Karl Friedrich, Architekt und Maler, geb. 13. März 1781 in Neuruppin, gest. 9. Okt. 1811 in Berlin, besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt und in Berlin und widmete sich sodann unter Gilly, Vater und Sohn, dem Studium der Architektur. Als Friedrich Gilly 1800 starb, ward S. mit Fortführung der von diesem begonnenen architektonischen Arbeiten beauftragt; doch setzte er daneben auch das theoretische Studium der Bauwissenschaft auf der Bauakademie fort. Nach einer Reise nach Italien (1803–05), wo er in Sizilien auch zu landschaftlichen Studien veranlaßt wurde, sah er sich wegen der Zeitverhältnisse veranlaßt, sich der Landschaftsmalerei zu widmen. 1810 ward er Assessor in der neuerrichteten Baudeputation, 1811 Mitglied der königlichen Akademie in Berlin und 1820 Professor und Mitglied des akademischen Senats. Im Mai 1815 in die Stelle eines Geheimen Oberbaurats ausgerückt, wurde er 1819 Mitglied der technischen Deputation im Ministerium für Handel, Gewerbe und Bauwesen und 1839 Oberlandesbaudirektor; doch ward er bald darauf von einer Geisteskrankheit befallen, die ihm den Tod brachte. Der König ließ sein marmornes Standbild in der Vorhalle des von ihm erbauten Museums aufstellen. In Berlin wurde nun auch ein Denkmal vor der Bauakademie von Drake, in seiner Vaterstadt ein Denkmal von Wiese errichtet. Schinkels künstlerische Richtung war eine klassische, und zwar nahm er sich insbes. die griechischen Werke aus dem Zeitalter des Perikles zum Muster. Doch finden sich unter seinen Entwürfen nur wenige, in denen der griechische Baustil ohne Modifikationen angewandt ist, so die Seitengebäude des Potsdamer Tores in Berlin, dorische Prostyle von höchster Reinheit, während schon bei der Neuen Wache (1817–18), dann beim Alten Museum (1822–29) und vor allem beim Schauspielhaus (1818–21) in Berlin die griechischen Bauformen in eigentümlich freier Weise behandelt sind. Diesen Hauptwerken reihen sich an: der Umbau des alten Johanniterordenspalais in Berlin zu einem Palais für den Prinzen Karl, die Anlagen der alten Packhofsgebäude in Berlin, die Sternwarte, dann das Kasinogebäude in Potsdam, das Schloß Krzeskowice für den Grafen Potocki, das Schlößchen zu Glienicke bei Potsdam, d. is Gesellschaftshaus im Friedrich-Wilhelmsgarten bei Magdeburg, das Schlößchen Tegel und Charlottenhof bei Potsdam. Einige seiner Entwürfe zeigen Verwandtschaft mit dem Baustil der toskanischen Paläste des 15. Jahrh., so das 1906 abgerissene Palais des Grafen Redern in Berlin. Unmittelbar dem Bedürfnis angepaßt und doch im einzelnen ganz dem Ebenmaß der griechischen Architektur entsprechend, ist das in Backsteinrohbau ausgeführte Gebäude der frühern Bauakademie in Berlin (1832–35). Die Formen der englischen Gotik zeigt Schloß Babelsberg. Unter den Kirchenbauten Schinkels sind die in einem klassisch-modifizierten gotischen Stil erbaute Werdersche Kirche (1829), die Kirche in Moabit und die von Persius vollendete Nikolaikirche in Potsdam die bedeutendsten. Für die Mehrzahl seiner Kirchenpläne hat er die alten Basiliken zum Muster genommen, die meisten seiner Entwürfe sind aber nicht zur Ausführung gekommen. Dasselbe Schicksal hatte sein Plan zur Umwandlung der Akropolis von Athen zu einem griechischen Königspalast, ebenso wie der klassische Entwurf zur Villa Orianda in der Krim. Am konsequentesten tritt Schinkels klassische Richtung in seinen Entwürfen für rein monumentale Zwecke hervor. Eine hervorragende Stelle unter ihnen nehmen die für das (später von Rauch ausgeführte) Denkmal Friedrichs d. Gr. für Berlin ein. Andre beziehen sich auf die Ereignisse der Befreiungskriege, so das in Eisen gegossene Denkmal auf dem Kreuzberg und das Grabdenkmal Scharnhorsts auf dem Invalidenkirchhof in Berlin. Als Maler hat er nicht nur eine Reihe von Staffeleibildern, von denen die Blüte Griechenlands das berühmteste ist, sondern auch Panoramen (Rundbild von Palermo, die sieben Wunder der Welt), Dio ramen, zahlreiche Theaterdekorationen (zur »Zauberflöte« etc.) und die phantasievollen, die Urgeschichte der Menschheit schildernden Entwürfe zu den in der Vorhalle des Berliner Museums ausgeführten Wandmalereien geschaffen. Auch bei seinen landschaftlichen Darstellungen liebte er es, großartige Baulichkeiten mm Hauptgegenstand zu machen. Endlich war er von entscheidendem Einfluß auf die Kunstindustrie. Für die Arbeiten des Malers und des Stuckators, für die Ausführung gewirkter Teppiche sowie von Mobilien und Gerätschaften der mannigfachsten Art hat er eine große Anzahl höchst reizvoller klassischer Muster geliefert. Er ist der Begründer der neuklassischen Richtung der Architektur, die in Berlin durch seine Schüler in ausschließlicher Geltung blieb, bis zu Ende der 1860er Jahre die Herrsch. ist der Renaissance begann. Die kargen Mittel seiner Zeit haben ihn nicht zur vollen Entfaltung seiner Phantasie gelangen lassen; doch hat sich sein Gefühl für edle Harmonie und monumentale Wirkung auch bei ärmlichen Darstellungsmitteln zu voller Blüte entwickelt. Am 13. März jedes Jahres feiert der Berliner Architektenverein ein »Schinkelfest«. Schinkels künstlerischer Nachlaß wird im Beuth-Schinkelmuseum der Technischen Hochschule in Charlottenburg aufbewahrt. Seine Entwürfe und Schriften sind in folgenden Sammlungen veröffentlicht: »Sammlung architektonischer Entwürfe« (Berl. 1820–37,28 Hefte; neue vollständige Ausg. 1857–1858, 174 Tafeln mit Text; Auswahl in 60 Tafeln); »Werke der höhern Baukunst«: Akropolis in Athen, 10 Tafeln, und Palast Orianda in der Krim, 15 Tafeln (Potsd. 1846–49; neue Ausg., Berl. 1873); »Grundlagen der praktischen Baukunst« (das. 1834, 2. Aufl.[808] 1835, 2 Bde.). Schinkels »Sammlung von Möbelentwürfen« wurde herausgegeben von Lohde (Berl. 1835–37,16 Tafeln; neue Ausg. 1852). Vgl. »Aus Schinkels Nachlaß« (hrsg. von Wolzogen, Berl. 1862 bis 1864, 4 Bde.), die Charakteristiken Schinkels von Kugler (das. 1842), Bötticher (das. 1857), Quast (Neuruppin 1866), Waagen (in den »Kleinen Schriften«, Stuttg. 1875), Dohme (in »Kunst und Künstler des 19. Jahrh.«, Leipz. 1882); Ziller, Schinkel (Bielef. 1897); Tuckermann, Schinkels literarische Tätigkeit (Berl. 1879); Krätschel, S. in seinem Verhältnis zur gotischen Baukunst (das. 1892).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 808-809. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007422474


Herder 1857

[84] Schinkel, Karl Friedrich, einer der berühmtesten Architekten der neuern Zeit, geb. 1781 zu Neuruppin, bildete sich zu Berlin unter Professor Gilly, besuchte 1803–5 Italien, ward 1810 Assessor der neuerrichteten Baudeputation, 1811 Mitglied der Kunstakademie, 1815 Geh. Oberbaurath. 1820 Professor an der Akademie, 1839 Oberlandesbaudirector. u. starb 1841. Von zahlreichen Bauwerken die bekanntesten: das neue Schauspielhaus in Berlin, das Denkmal auf dem Kreuzberge, die Anlage des neuen Potsdamer Thores, die Ingenieur- und Artillerieschule, das neue Museum, die Bauschule, die Werdersche Kirche in Berlin, die Nikolaikirche in Potsdam. Auch als Landschaftsmaler lieferte er Ausgezeichnetes, außerdem »Sammlung architektonischer Entwürfe«, 26 Hefte, neue Aufl. Potsdam 1841 bis 1845; »Werke der höhern Baukunst«, Potsd. 1845–46.

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 84. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003506851


Pierer

[193] Schinkel, Karl Friedrich, geb. 13. März 1781 in Neuruppin; bildete sich durch Privatstudium unter dem Geheimen Oberbaurath Gilly in Berlin u. später auf der Bauakademie daselbst zum Architekt. Seine Richtung ging frühzeitig darauf, die Schönheit überall lebendig werden zu lassen, weshalb er sich bes. mit Entwürfen zu Geschirren, Öfen, Meubles, Vasen etc. vielfach beschäftigte u. deren Ausführung besorgte. Nach einer Reise durch Südeuropa 1803–5 widmete sich S. der Landschaftsmalerei u. dehnte dies auf Malen von Panoramen u. Decorationsmalerei aus. 1810 wurde er Assessor bei der Baudeputation, 1815 Geheimer Oberbaurath, trat 1819 als Mitglied der technischen Commission ins Ministerium für Handel, Gewerbe u. Bauwesen u. wurde 1820 Professor an der Akademie der Künste u. 1839 Oberlandesbandirector; er ward 1840 von einer Gehirnlähmung betroffen u. st. 9. Oct. 1841 in Berlin. Am 13. März 1855 wurde ihm unter der Säulenhalle des alten Museums in Berlin eine Marmorstatue errichtet S. hat Berlin u. Potsdam durch eine große Anzahl von Prachtbauten verschönert, von welchen die bedeutendsten sind: die neue Königswache, das neue Schauspielhaus, das neue Museum, die neue Schloßbrücke, die Anlage des neuen Potsdamer Thores, die Anlage der neuen Wilhelmsstraße u. der Ingenieur- u. Artillerieschule, die Werdersche Kirche (sämmtlich in Berlin), die Nikolaikirche in Potsdam, das Casino im Garten des Prinzen Karl zu Glienike bei Potsdam, das Cavalierhaus auf der Pfaueninsel, das königliche Landhaus in Charlottenhof u. baute außerdem noch viele Landhäuser, Schlisser, Kirchen u. andere öffentliche Gebäude in den Provinzen. Seine Bauwerke zeichnen sich durch Originalität der Erfindung, durch Großartigkeit der Erscheinung u. durch seine Verhältnisse u. schöne Ornamente aus. Als Maler schuf er viele geistreiche Landschaften mit prachtvollen phantasiereichen[193] Gebäuden, desgleichen ein großes Gemälde: die Kunstblüthe Griechenlands, auch die Cartons zur Culturgeschichte der Menschheit, welche nach seinem Tode in der Vorhalle des Museums in Berlin al fresco ausgeführt worden sind. Er gab heraus Architektonische Hefte, Berl. 1829–37, 26 Hfte., n. A. Potsdam 1841–45; Werke der höheren Baukunst, Potsd. 1845 f. Vgl. Kugler, K. F. S. Eine Charakteristik seiner künstlerischen Werke, Berl. 1842; Bötticher, K. F. S.u. sein baukünstlerisches Vermächtniß, ebd. 1857. Aus S-s Reisenachlaß. Reisetagebücher, Briefe u. Aphorismen, herausgeg. von A. von Wolzogen, Berl. 1862, 2 Bde.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 193-194. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20010846476