Spee von Langenfeld, Friedrich

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Meyers 1909

[702] Spee, Friedrich von, Dichter, aus dem adligen, um 1670 ausgestorbenen Geschlecht der S. von Langenfeld, geb. 25. Febr. 1591 in Kaiserswerth, gest. 7. Aug. 1635 in Trier, wurde im Jesuitengymnasium zu Köln erzogen, trat 1610 in den Jesuitenorden und lehrte dann mehrere Jahre hindurch in den Jesuitenschulen zu Köln und Trier. 1621 wurde er Priester und Professor, wirkte 1624–26 als Prediger in Paderborn und wurde 1627 als Professor nach Würzburg geschickt, wo er zugleich die zum Tode verurteilten vermeintlichen Hexen und Zauberer auf dem letzten Gang zu begleiten hatte. Dort verfaßte er, wie es scheint, im Auftrage des Ordensprovinzials Baving, die anonym erschienene Schrift: »Cautio criminalis s. Liber de processu contra sagas« (Rinteln 1631 u. ö., auch ins Deutsche, Holländische und Französische übersetzt), worin er das leichtfertige und grausame Verfahren bei den Hexenprozessen mutvoll bekämpfte. 1628 wurde S. zur Durchführung der Gegenreformation nach Peine im Hildesheimischen gesendet. Ein Mordanfall fesselte ihn in Hildesheim längere Zeit aus Krankenbett. 1631 wurde er als Professor der Moraltheologie nach Köln zurückberufen, 1633–35 lehrte er in Trier. Seine 1629 in Falkenhagen vorbereitete, nach seinem Tod erschienene Sammlung geistlicher Lieder: »Trutz-Nachtigall« (Köln 1649, hrsg. vom Pater Nakatenus; kritische Ausgabe von Balke, Leipz. 1879, mit ausführlicher Einleitung), gehört nach Inhalt und Form zu den besten Leistungen der deutschen Literatur des 17. Jahrh. und atmet die milde, schlichte Frömmigkeit und Innigkeit des Dichters. Wenn auch manches Spielende und Süßliche unterläuft, so ist doch der Grundton im edelsten Sinne volkstümlich. Die Versbehandlung beruht nur zum Teil auf Opitz' Grundsätzen: die chronologisch angeordnete Straßburger Handschrift zeigt, daß zehn Lieder vor 1621, also vor dem Erscheinen des »Buchs von der deutschen Poeterey« (1624; s. Opitz), verfaßt sind. Das in Prosa geschriebene »Güldene Tugendbuch« (Köln 1649 u. ö.; hrsg. von Hattler, Freiburg 1887), asketischen Inhalts, erschien gleichfalls erst nach seinem Tod. Es werden darin viele Gedichte der »Trutz-Nachtigall« zitiert, es enthält aber auch gegen 50 selbständige Gedichte, die an Wert hinter denen des Hauptwerkes nicht zurückstehen. Vgl. Diel, Friedrich v. S. (Freiburg 1872; 2. Aufl., bearbeitet von Duhr, 1901); Ebner, Friedrich v. S. und die Hexenprozesse seiner Zeit (Hamb. 1898); Jungbluth, Beiträge zu einer Beschreibung der Dichtersprache Friedrichs v. S. (Dissertation, Bonn 1907). Ein Trauerspiel »Friedrich v. S.« verfaßte J. Pape (Mainz 1857).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 702. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007500009


Herders

[280] Spee, Friedrich, einer der besten religiösen Dichter und dabei ein seltener Menschenfreund, geb. 1591 oder 1595 im Städtlein Kaiserswerth am Rheine unterhalb Düsseldorf. aus dem adeligen, seit 1739 gräflichen Geschlechte der S. von Langenfeld, wurde 1615 zu Köln Jesuit u. lehrte bis um 1627 daselbst Grammatik, Philosophie u. Moral. Dann in Franken und namentlich in Würzburg und Bamberg der Seelsorge obliegend, war er es, der 60 I. vor Balth. Becker (bezauberte Welt) u. 70 Jahre vor Thomasius nach dem Vorgange des Jesuiten u. Prager Kanzlers Adam Tanner (gest. 1632) dem menschenmörderischen Unwesen der Hexenprocesse mit Wort und Schrift (Cautio criminalis seu processus contra sagas liber) entgegentrat, ein Schritt, der in der damaligen Zeit nicht blos Einsicht, sondern noch weit mehr Muth voraussetzte. Später im Hildesheim' schen wirkend, brachte er das Städtchen Peina in kurzer Zeit zur Rückkehr in die kath. Kirche und wurde dafür in Folge eines meuchelmörderischen Ueberfalles schwer verwundet und erlag am 7. Aug. 1635 zu Trier der Anstrengung, womit er sich in der belagerten Stadt der Verwundeten, Kranken und Gefangenen angenommen hatte. S.s geistliche Lieder sind keineswegs ganz frei von den Mängeln ihrer Entstehungszeit, aber sie gehören dennoch anerkanntermaßen zum Besten, was seit der Reformation hierin geleistet worden; er sammelte dieselben 1634 als »Trutznachtigall« und fügte eine merkwürdige Vorrede über die deutsche Sprache und Metrik bei, allein erst 1619 wurde die Sammlung in Köln gedruckt u. allmälig ganz vergessen, bis im Anfange unseres Jahrh. der Freiherr J. H. von Wessenberg und Clemens Brentano sie wieder zu Ehren brachten (Zürich 1802, Berlin 1817 u. seitdem oft). Außerdem hinterließ S. ein »Gülden Tugendbuch«, eine mit vielen Liedern durchwebte Erbauungsschrift, welche von dem Philosophen Leibniz u. in unserer Zeit von Clemens Brentano hoch empfohlen wurde (gedruckt 1647, zuletzt 1829). Lebensbeschreibung von Alb. Werfer, Schaffh. 1853.

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 280. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003522636


Pierer

[518] Spee, ein der Katholischen Confession folgendes, seit 1739 gräfliches Geschlecht, welches aus dem alten westfälischen, früher v. Spede genannten Geschlechte abstammt u. in der preußischen Rheinprovinz begütert ist. 1) Friedrich von S., geb. 1591 in Kaiserswerth am Rhein, trat 1610 zu Köln in den Jesuiterorden u. hielt dann hier bis 1627 Vorlesungen über Grammatik, Philosophie u. Moral. Später hielt er sich eine Zeit lang in Würzburg als Seelsorger auf, wo er viele verurtheilte Hexen zum Tode begleiten mußte u. wo er mündlich u. schriftlich, bes. in seiner Cautio criminalis s. de processu contra sagas (Rinteln 1631 u.ö.), den Hexenprocessen entgegen zu arbeiten suchte. Obgleich er dies Buch anonym herausgegeben hatte, wurde er doch bald als Verfasser erkannt u. setzte sich vielen Gefahren aus. Von den Ordenshäuptern wurde er dann nach Niedersachsen geschickt, um Protestanten zu bekehren; da aber in Hildesheim ein Mordversuch auf ihn gemacht wurde, so ging er nach Trier, wo er wieder als Seelsorger wirkte u. 7. Aug. 1635 starb. Er ist bes. als geistlicher Dichter bekannt u. schr.: Trutz-Nachtigall od. Geistlichpoetisches Lustwäldlein (Sammlung seiner geistlichen Lieder), Köln 1649, ebd. 1656 u. 1664, u.a. von Wilmes, ebd. 1812, von Brentano, Berl. 1817, u. von Hüppe u. Junkmann, 1841; eine modernisirte Auswahl seiner Gedichte gab I. H. von Wesenberg, Zür. 1802, heraus, mit Abänderungen im 12. Bändchen von M. Müllers Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrh. u. als Fromme Lieder, überarbeitet[518] von Smets, Bonn 1848 f.; er schr. noch: Guldnes Tugentbuch (ein Erbauungsbuch), herausgeg. Köln 1643 od. 49,1666, Coblenz 1850. Gegenwärtiger Chef der Familie: 2) Graf August, Sohn des 1839 verstorbenen Grafen Franz, geb. 18. April 1813, ist Schloßhauptmann von Bühl u. ritterschaftlicher Abgeordneter zu den Provinziallandtagen für den Regierungsbezirk Düsseldorf u. seit 1850 in zweiter Ehe mit Maria geb. Gräfin von Galen vermählt; sein Sohn aus erster Ehe mit Franziska geb. Gräfin Brühl (st. 1844), Franz, ist geb. 1841.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 518-519. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20010969012


Brockhaus 1911

[736] Spee (S. von Langenfeld), Friedr., geistl. Liederdichter, geb. 25. Febr. 1591 zu Kaiserswerth, Jesuit, gest. 7. Aug. 1635 zu Trier, durch seine Bekämpfung der Hexenprozesse verdient; Hauptwerk: »Trutz-Nachtigall« (neue Ausg. 1879). – Biogr. von Diel (1873), Gebhard (1893).

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 736. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001576593