Asklepiades

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Pierer

[820] Asklepiădes, 1) aus Tragilos in Thrakien, Schüler des Isokrates; schrieb Τραγοδούμενα (Erklärungen der Stoffe der alten Tragödien), Fragmente, gesammelt von Werfer im 2. Bd. der Acta philol. Monacensium.

2) A. der Sikelide, Sohn von Sikelos aus Samos, Zeitgenoß Theokrits in Alexandria; Bukoliker u. Epigrammendichter; von ihm 39 Epigramme in der Griechischen Anthologie; nach ihm ist der Asklepiadische Vers (s.d.) genannt.

3) A. aus Apamea in Bithynien, Grammatiker zur Zeit des Ptolemäos Epiphanes, Verf. mehr. grammat u. geschichtl. Werke (verl.).

4) A. von Bithynien, geb. zu Prusa; lebte Anfangs zu Alexandria, dann in Athen, beschäftigte sich dort mit Medicin u. Rhetorik u. ging ums Jahr 100 v. Chr. als praktischer Arzt nach Rom, wo er bald einen Kreis von Schülern um sich versammelte. Er ist der erste Arzt, der die Medicin, die bis dahin nur als freie Kunst geübt worden war, zur Wissenschaft erhob, der eigentliche Vater der materialistischen Schulen in der Medicin. Nach seiner Lehre war der menschliche Körper aus Atomen zusammengesetzt, aus deren gegenseitigem Verhältniß sich jeder Krankheit erklären ließe; dieselben seien entweder in zu hohen Grade zusammengezogen (Spannung), od. sie hätten sich unnatürlich verschoben (Verstimmung), od. zu weit von einander entfernt (Erschlaffung); jedes Leiden lasse sich deshalb auch durch eine schnelle, sichere u. angenehme Kur heben, daher sein Wahlspruch cito, tuto et jucunde; er verwarf alle heftig wirkenden u. empfahl besonders diätetische Mittel, Veränderung der gewohnten Lebensweise, viel Bewegung im Freien, Bäder, Frictionen, mäßigen Genuß von Wein, Aufheiterungen, Lachen, Singen, Musik; gegen Entzündungen[820] wandte er vorzüglich Aderlässe an, Brechmittel selten, den Abführmitteln zog er Klystiere vor. Er selbst war nie krank u. starb erst in hohem Alter. Seine Theorie erhielt erst in der von seinem Zögling Themison gegründeten methodischen Schule ihre volle Ausbildung.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 820-821. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20009415467


Herders

[290] Asklepiades aus Samos, mit dem Beinamen Sikelides, Freund des Theokrit; von ihm 36 erotische Epigramme der griech. Anthologie.

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 290. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003210383


Meyers 1905

[877] Asklepiădes, 1) griech. Dichter aus Samos, um 270 v. Chr., Verfasser von 39 meist erotischen, durch Zartheit der Empfindung und Formschönheit ausgezeichneten Epigrammen in der griechischen Anthologie.

2) Arzt aus Prusa in Bithynien, lebte in der ersten Hälfte des 1. Jahrh. v. Chr. in Rom, anfangs als Rhetor. Er verwarf den Gebrauch angreifender und komplizierter Arzneimittel und empfahl als Hauptmittel Diät, bald Wein, bald kaltes Wasser, Frottieren, körperliche Bewegung etc. Ob ihm die Erfindung des Luftröhrenschnittes mit Recht zugeschrieben wird, ist zweifelhaft. Mit seinem Anhänger Themison galt er für den Stifter der methodischen Schule. Die erhaltenen Fragmente seiner Schriften gab Gumpert heraus (Weim. 1794). Vgl. Raynaud, De Asclepiade Bithyno, medico ac philosopho (Par. 1862).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 877. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006258530