Sirventes

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Herder 1857

[224] Sirventes, syrventes, auch servantes (vom arab. shir, Gesang, wahrscheinlicher vom französ. servir, dienen), ursprünglich Loblieder auf Fürsten u. Lehensherren, später meist Hohn- u. Spottgedichte auf dieselben, damit zur Satire der Troubadours gehörig. Vgl. franz. Literatur Bd. II. S. 780.

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 224. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003518337


Pierer 1863

[143] Sirventes (Sirvendi), eigentlich Dienstgedichte, u. zwar ursprünglich geistliche, im Dienste der Heiligen u. namentlich der Heiligen Jungfrau, später auch weltliche, im Dienste der Fürsten, Damen etc. abgefaßt, Anfangs nur Lob, späterhin dagegen auch oft bittern Tadel enthaltend, sowohl gegen einzelne Personen als auch gegen ganze Stände (bes. den geistlichen) gerichtet, weshalb sie auch als politische Rügelieder gelten. Sie finden sich namentlich in den Poesien der Troubadours (s.d.) u. der nordfranzösischen Trouvères (Servantois), später auch bei den Italienern u. sind namentlich deshalb interessant, weil sie häufig sehr treue Gemälde der Sitten des 12. u. 13. Jahrh. enthalten.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 143. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20010939733


Meyers 1909

[501] Sirventés (Rügelied), eine Gedichtgattung, die sich zuerst bei den Provenzalen findet, wo sein Inhalt sich auf Politik oder Sittenzustände bezieht, seine Form und Melodie nicht, wie die Form der Kanzone, in jedem Fall neu geschaffen zu sein braucht, sondern einer Kanzone entlehnt werden kann. Der Meister des politischen S. war Bertran de Born, des moralischen Peire Cardinal, des Kreuzliedes Pons de Capdolh. Der Name S. ist von sirvent, »Diener«, herzuleiten, also ursprünglich im Dienste eines Herrn verfaßtes Gedicht. – Das französische Serventois (spr. ßerwangtŭá) hat zunächst denselben Begriff wie das S. der Provenzalen; daneben bezeichnet es im 13. Jahrh. auch moralisierende Gedichte in Reimpaaren und im 14. Jahrh. besonders Kanzonen zum Lobe der Jungfrau Maria. Auch für das italienische Serventese (Sermintese) ist von der Definition des provenzalischen auszugehen. Doch wurde seit dem Ende des 13. Jahrh. die Benennung Serventese in Italien statt auf den Inhalt auf die Form bezogen und für Dichtungen in kurzen (meist 3–5zeiligen), durch Übergreifen der Reime und oft auch des Sinnes untereinander verketteten Strophen angewandt. Am häufigsten ist die Strophe aus drei Elfsilblern auf einen Reim und einem Fünfsilbler mit abweichendem Reime. Vgl. Witthöft, S. Joglaresc. Ein Blick auf das altfranzösische Spielmannsleben (Marburg 1891); Nickel, S. und Spruchdichtung (Berl. 1907).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 501. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007481519