D'Annunzio, Gabriele

Aus Lyrikwiki

Version vom 16. Januar 2022, 01:49 Uhr von Wikiop (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „category:D'Annunzio, Gabriele category:Geboren 1863 category:Gestorben 1938 Gabriele D’Annunzio italienischer Schriftsteller und Dichter de…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)



Gabriele D’Annunzio

italienischer Schriftsteller und Dichter des Fin de Siècle (12. März 1863, Pescara, Italien – 1. März 1938, Gardone).


Aus: Lexikon Fremdsprachiger Schriftsteller

Band I, A-G, Leipzig: Bibliograph. Institut 1977

D’A.s Lebensstil war geprägt von einem aristokratischen Ästhetizismus, der alles Plebejische verachtete, für sich selbst Vorrechte beanspruchte, aber Gewalt und Unterdrückung gegenüber den wirtschaftlich Schwachen und den Frauen guthieß. Während des ersten Weltkrieges und danach machte er durch chauvinistische Propaganda und tollkühne militärische Aktionen (Flug über Wien, Eroberung von Fiume), wobei er ein Auge verlor, von sich reden. Seit 1924 Fürst von Montenevoso. Begrüßte den Machtantritt der Faschisten, sah in Mussolini den Vollstrecker seiner nationalistischen Ideen. In seinem literarischen Schaffen verstand es D’A., die vielfältigsten Ausdrucksmittel und Themen der europ. Dekadenz zu assimilieren. (...) Den Höhepunkt seines lyrischen Schaffens stellen die drei Bücher der Laudi (Ge., 1903/04, dt. Gesänge, 1904) dar, da er in ihnen die sprachlichen und metrischen Mittel in raffiniertester Weise gebraucht. (...) Als literarhistorisches Verdienst ist ihm zuzuerkennen, daß er mit der Übernahme der Erfahrungen der europ. Dekadenz und des kritischen Realismus zur Überwindung der provinziellen Zurückgebliebenheit der ital. Literatur beigetragen hat.


Meyers 1905

[550] Annunzĭo, Gabriele d' (eigentlich Rapagnetta), ital. Dichter, geb. 1864 auf dem Adriatischen Meere, verlebte seine Kindheit in Francavilla bei Pescara, wurde in Prato 1873–80 erzogen und studierte in Rom, wo er ein sehr lockeres Leben führte. 1898 wurde er in die Deputiertenkammer gewählt und schloß sich den Sozialisten an. Schon die ersten Gedichte Annunzios verrieten großes Talent: »Primo vere« (Chieti 1879,2. verbesserte Aufl. 1880), »In Memoriam« (Pistoja 1880), und die von wilder, überspannter Sinnlichkeit durchwehten, formvollendeten, vielfach ausgelegten Gedichte »Canto novo« (Rom 1882) und »Intermezzo di rime« (das. 1883). Diese Sinnlichkeit weicht allmählich einer trüben Grundstimmung in »Isaotta Guttadàuro ed altre poesie« (Rom 1886); »L'Isotteo e la Chimera« (Mail. 1890); »Elegie romane« (Bologna 1892); »Poema paradisiaco«, »Odi navali« (Mail. 1893). Der »Canto novo« und das »Intermezzo« erhielten unter dem Titel: »Poesie« (Mail. 1896) ihre abschließende Gestalt. Schon 1882 erschienen die noch wenig selbständigen Novellen »Terra vergine«, gefolgt von »Il libro delle vergini« (Rom 1884) und »San Pantaleone. Racconti« (Flor. 1886), beide voll von grauenhaftem Realismus. Inhaltlich abstoßend, aber durchwebt mit meisterhaften Landschaftsbildern sind Annunzios (alle auch in deutschen Übersetzungen erschienene) Romane: »Il Piacere« (Mail. 1889); »L'Innocente« (das. 1891); »Giovanni Episcopo« (Neapel 1892); »Il trionfo della morte« (Mail. 1894); »Le vergini delle rocce« (das. 1895) und die schamlose Selbstverherrlichung »Il fuoco« (das. 1900). Verfehlt sind Annunzios allegorisch-symbolische Bühnenwerke: »Il sogno d'un mattino di primavera« (1897, gedruckt Mail. 1899; deutsch, Berl. 1900); »La cittá morta« (Mail. 1898; deutsch, Berl. 1901); »Il sogno d'un tramonto d'autunno« (Mail. 1898); »Gioconda« (Mail. 1898; deutsch, 5. Aufl., Berl. 1900) und »La gloria« (Mail. 1899; deutsch, Berl. 1900). A. lehnt sich oft an die modernen Franzosen und Russen an und huldigt dem hohlsten Symbolismus. Er hat sich eine eigne, sehr preziöse Sprache geschaffen; die musikalische Wirkung des Ausdrucks läßt ihn oft die Gedanken vernachlässigen. Vgl. Lady Blennerhassett, Gabriele d' A. (Berl. 1901).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 550. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006234186


Brockhaus 1911

[72] Annunzĭo, Gabriele d', eigentlich Rapagnetta, ital. Dichter, geb. 1864 auf dem Adriat. Meere, bedeutend als Lyriker (»Canto novo«, 1882; »Laudi del cielo etc.«, 1903-4), Romanschriftsteller (»Il piacere«, 1889; »L'innocente«, 1891; »Trionfo della morte«, 1894 u.a.) und Dramatiker (»La Gioconda«, »La città morta«); 1890-1900 Mitglied der Deputiertenkammer.

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 72. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20000907774


Auf Deutsch

  • Lust. Übersetzt von Maria Gagliardi[9]. S. Fischer, Berlin 1898 (Reihe „Die Romane der Rose“)
  • Traum eines Frühlingsmorgens. Dramatisches Gedicht. Deutsch von Linda von Lützow. S. Fischer, Berlin 1900
  • Römische Elegien. Übersetzt von Eugen Guglia. Stern, Wien 1903
  • Francesca da Rimini. Eine Tragödie in Versen. Deutsch von Vollmoeller. S. Fischer, Berlin 1903
  • Gesänge von Gabriele d’Annunzio in Nachdichtung von Else Schenkl mit Buchschmuck von E. M. Lilien. Schuster & Loeffler, Berlin und Leipzig 1904
  • Das Schiff. Tragödie. Übersetzt von Rudolf Georg Binding. Insel-Verlag, Leipzig 1910
  • Lust. Übersetzt von Claudia Denzler. Mit einem Nachwort von Albert Gier. Reclam-Verlag, Ditzingen 1995, ISBN 3-15-009346-5
  • Alcyone. Übersetzt von Ernst-Jürgen Dreyer und Geraldine Gabor unter Mitarbeit von Hans Krieger. Mit einem Anhang versehen von Geraldine Gabor und einem Nachwort von Ernst-Jürgen Dreyer. Elfenbein Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-941184-16-9