Baggesen, Jens
Herders 1854
[382] Baggesen, Jens, geb. 1764 zu Korsör auf Seeland, dän. Dichter, der aber auch deutsch schrieb und an den Bewegungen der deutschen Literatur lebhaften Antheil nahm; schrieb »Komische Erzählungen«, die Oper »Holger Danske«, Oden u. Lieder, ein idyllisches Epos »Parthenais«, Drama, »Der vollendete Faust«, »Adam und Eva«; er war nicht ohne Humor und focht mit dieser Waffe gegen die gespreizte Romantik und speculative Aesthetik; st. zu Hamburg 1826. Sein Sohn Karl Reinhold B. ist Archidiakon in Bern und theolog. Schriftsteller, der andere Friedr. Ludwig Haller B., geb. 1797, ist dän. Oberstlieutenant u. Verfasser des Werks, »der dänische Staat«, focht im schlesw.-holst. Kriege u. war Commissär bei der Gränzregulirung zwischen Holstein und Schleswig.
Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 382. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003220427
Pierer
[174] Baggĕsen, 1) Jens Immanuel, geb. 15.[174] Febr. 1164 zu Korsör auf Seeland, ward erst in Kopenhagen angestellt, durchreiste Europa, bes. Frankreich, mehrmals, wurde 1811 Professor der dänischen Sprache zu Kiel, ohne jedoch diese Stelle anzutreten, ging 1814 nach Kopenhagen, lebte seit 1820 in Paris u. st. 1826 zu Hamburg auf der Rückreise nach Dänemark. Deutsch schr. er: Gedichte, Hamb. 1803, 2 Bde.; Parthenais od. die Alpenreise (idyllisches Epos), Amsterd. 1807, n. Ausg 1812, Lpz. 1819, (französisch von Fauriel u.a. 1819); Haideblumen, 1808; Karfunkel- od. Klingklingel-Almanach, Tüb. 1820; Adam u. Eva (humor. Epos), Lpz. 1826. Dänisch schr. er: Comiske Fort ällinger, Kopenh. 1785 (deutsch 1792); Holger Danske (Oper), 1790; Ungdoms Arbeder 1791; Labyrinthen, 1792 f., 4 Bde. Seine sämmtlichen deutschen Werke gaben seine Söhne Karl u. der Folgende, Lpz. 1836, 5 Bde.; die dänischen, Kopenh. 1827–32, 12 Bde., n.A. 1845–48; Fragmente, Kopenh. 1855 heraus; Biographie von dem Folgenden 1843–56, 4 Bde. Sein lebhafter Geist verwickelte ihn oft in literarische Streitigkeiten (z.B. mit Öhlenschläger). 2) Fred. Ludw. Haller B., (seine Mutter war eine Enkelin des großen Haller), Sohn des Vor., geb. 1797 auf Augustenburg, nahm dänische Militärdienste, wurde in den Generalstab versetzt u. war 1848 Oberst u. Bureauchef im Kriegsdepartement, dann Commissär bei der Grenzregulirung zwischen Schleswig u. Holstein. Schr. Den Danske Stat (vom militärischen Standpunkte betrachtet), Kopenh. 1840 (deutsch 1845).
Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 174-175. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20009455329
Meyers 1905
[265] Baggĕsen;Jens, dänischer und deutscher Dichter, geb. 15. Febr. 1764 in Korsör, gest. 3. Okt. 1826 in Hamburg, studierte in Kopenhagen, hielt sich, in unablässigem Drange nach Veränderung, abwechselnd in Deutschland, Frankreich und England auf, heiratete in der Schweiz Hallers Enkelin und sofort nach deren [265] Tode in Paris die vornehme Mlle. Françoise Reybaz. Vorübergehend Theaterdirektor und Professor in Kiel, kehrte er 1813 nach Kopenhagen zurück. Hier begann er, der Dichter der Übergangsperiode, eine erbitterte satirische Fehde gegen die ausgehende Größe Öhlenschläger, den dänischen Schüler der deutschen Romantik. In unübertroffenen »Scherzhaften Reimbriefen« (gesammelt 1807) und andern komischen Schriften »Mein Doppelgänger und ich selbst«, »Per Vrövlers Kommentar«, der Zeitschrift »Danfana«, den deutsch geschriebenen »Karfunkel oder Klingklingelalmanach, ein Taschenbuch für vollendete Romantiker und angehende Mystiker auf das Jahr der Gnade 1810« (Tübing. 1810) und dem dramatischen Gedicht »Der vollendete Faust, oder Romanien in Jauer« (Leipz. 1836) griff erdie Formlosigkeit dieser Schule an, unterlag aber der Kraft der neuen Richtung und der überlegenen Zahl seiner Gegner. 1820 verließ B., geistig und körperlich gebrochen, Kopenhagen, jagte von einem Kurort zum andern und endete auf der Rückreise nach Kopenhagen sein unstetes Leben und Wirken in Hamburg. B. schuf sein Bestes als Humorist und Satiriker. Er war der erste dänische Schriftsteller, der seine Muttersprache formvollendet zu behandeln wußte, und eine spätere Fehde zwischen den Romantikern und den Vorkämpfern des Realismus hat die Berechtigung seiner Angriffe auf Öhlenschlägers Stil dargetan. Von seinen dänischen Werken sind noch nennenswert: »Komische Erzählungen« (1785, deutsch 1792), »Abenteuer und komische Erzählungen« (1807, 2 Bde.), »Das Labyrinth oder Dichterwanderungen« (1792–1793, 2 Bde.) und seine meisterhafte Übersetzung von Holbergs »Niels Klim« (1789). Sein seltenes Sprachtalent bewies B. in seinen fünf Bände umfassenden deutschen Dichtungen, unter denen neben der erwähnten polemischen, die »Parthenais« (1804), eine Reisebeschreibung im Stil von Voß' Hexameteridyllen, die lyrischen »Heideblumen« (1808) und das komische Epos »Adam und Eva« hervorragen. Baggesens »Danske Wærker« erschienen 1827–32 in 12 Bänden (neue Aufl. 1845–48), seine »Poetischen Werke in deutscher Sprache« gaben seine Söhne Karl und August heraus (Leipz. 1836, 5 Bde.), ebenso Baggesens »Briefwechsel mit K. L. Reinhold und Fr. H. Jacobi« (das. 1831, 2 Bde.) und den »Philosophischen Nachlaß« (Zürich 1858–63, 2 Bde.). Eine neue, kritische Ausgabe der »Poetiske skrifter« besorgte A. Arlaud (bisher 4 Bde., 1889–99). Vgl. A. Baggesen, Jens Baggesens Biographi (Kopenh. 1843–56, 4 Bde.); Arentzen, B. og Oehlenschläger (das. 1870–78, 8 Bde.); Clausen, Jens B. (das. 1895); »Blätter aus dem Stammbuch I. Baggesens 1787–1797« (hrsg. von T. v. Baggesen und Grupe, Marb. 1893).
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 265-266. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006281591
Brockhaus 1911
[139] Baggĕsen, Jens, dän. und deutscher Dichter, geb. 15. Febr. 1764 zu Korsör, reiste viel, war 1811-14 Prof. in Kiel, gest. 3. Okt. 1826 zu Hamburg. Unter seinen »Poet. Werken in deutscher Sprache« (5 Bde., 1836) das idyllische Epos »Parthenais« (1804 u. 1819) und bes. seine humoristischen Produktionen, das Drama »Der vollendete Faust« und das Epos »Adam und Eva« bemerkenswert, unter seinen dän. Dichtungen außer »Labyrinthen« die lyrischen und komisch-epischen. – Vgl. A. Baggesen (1849-56); Arentzen, »B. og Oehlenschläger« (8 Bde., 1870-74); Clausen (1895).
Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 139. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20000931519
Eisler
Baggesen, Jens
[44] Baggesen, Jens, dänischer Dichter, 1764-1826. = Anhänger Jacobis. Die Welt ist eine Offenbarung Gottes. SCHRIFTEN: Philos. Nachlaß, 1858-63.
Quelle: Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 44. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001816292