Müller, Wilhelm

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Johann Ludwig Wilhelm Müller (* 7. Oktober 1794 in Dessau; † 1. Oktober 1827 ebenda), deutscher Dichter. Er war der Vater des Sprachforschers Friedrich Max Müller. "Griechen-Müller" wegen seiner Sympathien für den Freiheitskampf der Griechen. Franz Schubert vertonte die Zyklen »Die schöne Müllerin« und »Winterreise«.


Meyers 1908

Müller 40) Wilhelm, Dichter, geb. 7. Okt. 1794 in Dessau, gest. daselbst 30. Sept. 1827, erhielt eine sehr sorgfältige Erziehung, besuchte 1812 behufs philologischer und geschichtlicher Studien die Berliner Universität, machte 1813 und 1814 als Freiwilliger die Befreiungskriege mit und setzte dann in Berlin seine Studien fort, die nunmehr, dem Zuge der Zeit entsprechend, sich auch auf die ältere deutsche Sprache und Literatur erstreckten. Im Kreis einiger poetisch begabter Freunde fand sein Talent zuerst bedeutendere Anregung; die mit ihnen gemeinsam herausgegebenen »Bundesblüten« (Berl. 1815) enthalten die Erstlinge seiner Muse. 1817 unternahm er als Begleiter des Grafen Sack eine Reise nach Italien, als deren literarische Frucht das lebendig und anschaulich geschriebene Werk »Rom, Römer und Römerinnen« (Berl. 1820, 2 Bde.) zu nennen ist. Bald nach seiner Rückkehr (1819) wurde er als Lehrer der alten Sprachen an die Gelehrtenschule in Dessau berufen und erhielt hier wenig später auch die Stelle eines Bibliothekars an der soeben gebildeten herzoglichen Bibliothek. Als Dichter machte er sich in weitern Kreisen bekannt durch die »Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten« (Dessau 1821–24, 2 Bdchn.; 1. Bdchn., 2. Aufl. 1826) und die »Lieder der Griechen« (das.u. Leipz. 1821–24, 5 Hefte; vollständige Ausg., Leipz. 1844); vgl. R. Arnold, Der deutsche Philhellenismus, im »Euphorion« (2. Ergänzungsheft, Bamb. 1896), in denen die Sympathie der Deutschen für den Freiheitskampf der Griechen gegen die Türken einen begeisterten Ausdruck fand. Ihnen reihten sich »Neugriechische Volkslieder« (Leipz. 1825, 2 Bde.) und »Lyrische Reisen und epigrammatische Spaziergänge« (das. 1827) würdig an. Außerdem schrieb er die Novelle »Der Dreizehnte« (1827) und eine »Homerische Vorschule« (Leipz. 1824, 2. Aufl. 1836), worin er sich als tüchtigen Schüler F. A. Wolfs bekundete, nebst zahlreichen kritischen Abhandlungen. Ein verdienstliches Werk Müllers ist auch die Übersetzung von Marlowes »Faustus« (Berl. 1818); ferner gab er eine »Bibliothek der Dichtungen des 17. Jahrhunderts« (Leipz. 1822–27, 10 Bde.; fortgesetzt von K. Förster, das. 1828–98, Bd. 11–14) heraus. M. gehört zu den frischesten deutschen Liederdichtern; eine helle, innige Naturfreude singt und klingt in seinen Liedern, die auch zu den sangbarsten gehören (z. B. »Es lebe, was auf Erden«, »Im Krug zum grünen Kranze«) und sehr häufig komponiert sind (am schönsten von Franz Schubert die Zyklen »Die schöne Müllerin« und »Winterreise«). Seine »Vermischten Schriften« mit biographischem Vorwort gab G. Schwab (Leipz. 1830, 5 Bde.) heraus; seine »Gedichte« erschienen in neuer Ausgabe, eingeleitet von seinem Sohn Max (s. Müller 21), Leipzig[234] 1869, illustriert Berlin 1874 u. ö. Sein Tagebuch und ungedruckte Briefe (»Diary and letters«) veröffentlichten P. S. Allen und Hatfield (Lond. 1903, und in der »Deutschen Rundschau«, 28. Jahrg., Berl. 1902). Vgl. Allen, Wilhelm M. und das deutsche Volkslied (im »Journal of Germanic Philology«, Bd. 2 u. 3, Chicago 1900–01).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 226-238. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007118856