Der Richter von Usedom

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Moritz von Strachwitz

Der Richter von Usedom

[257] Es war ein Richter zu einer Zeit,
Ein Richter zu Usedom,
Der liebte nichts auf der Erde weit
Als Wasser und Wellenstrom.

Und wenn der Richter am Steuer saß
Und schaut' in die Wogen glatt,
Da dachte der Richter an dies und das,
Nur nicht an seine Stadt.

Was kümmert mich der edle Rat
Und was die Polizei?!
Der Teufel hole den Magistrat,
Die ganze Stadt dabei.

Was kümmert mich der Erden Pracht?
Und was der Himmel itzt?
Wenn nur mein Mast vorm Winde kracht,
Mein Schiff nicht trocken sitzt.

So sprach der Richter von Usedom,
Es war ein kluger Mann,
So spricht der Richter von Usedom
Und spricht es noch fortan.

Wir aber rufen mit Sing und Klang
Im Chorus, lusterhitzt:
Was kümmert uns der Weltengang?
Wenn's Schiff nicht trocken sitzt!

Quelle: Moritz von Strachwitz: Sämtliche Lieder und Balladen, Berlin 1912, S. 257-258. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20005728789