Schottel, Justus-Georg

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Pierer

[399] Schottel, Justus Georg, geb. 1612 in Eimbeck, studirte die Rechte, wurde Erzieher des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig, war zuletzt braunschweigisch-lüneburgischer Kammer-, Hof- u. Consistorialrath u.st. 1676; er schr.: Deutsche Sprachkunst, Braunschw. 1641; Der Deutschen Sprache Einleitung, Lüb. 1643; De singularibus quibusdam et antiquis in Germania juribus. Wolfenb. 1671, n.A. Frankf. 1673 (deutsch ebd. 1700); Anleitung von den deutschen Hauptsprachen, Braunschweig 1663; Deutsche Vers- u. Reimkunst, Frankfurt 1656; Der Nymphe Germania Todesklage, Braunschw 1640, u.a. Gedichte.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 399. Permalink: http://www.zeno.org/nid/2001086783X


Meyers 1909

[14] Schottelĭus, 1) Justus Georg, Schriftsteller, geb. 23. Juli 1612 in Einbeck, gest. 25. Okt. 1676 als Hofkonsistorialrat in Wolfenbüttel, eifriges Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft, machte sich besonders durch seine Bemühungen um Erforschung der deutschen Sprache verdient. Neben seiner »Teutschen Sprachkunst« (Braunschw. 1641) ist vor allem seine »Ausführliche Arbeit von der teutschen Haubtsprache« (das. 1663) durch die Einsicht, daß nicht der Sprachgebrauch der vornehmen Welt, sondern die Kritik des Forschers maßgebend sein müsse, in der Geschichte der deutschen Philologie von Bedeutung. In seiner »Teutschen Vers- oder Reimkunst« (Wolfenb. 1845) empfiehlt er das einseitigste Quantitätsprinzip und liebäugelt mit den Spielereien der Nürnberger. Seine Dichtungen sind unbedeutend, doch sein Freudenspiel »Friedens Sieg« (1648; Neudruck von Koldewey, Halle 1900) historisch bemerkenswert. Vgl. Schmarsow, Leibniz und S. (Straßb. 1877); Koldewey, Justus Georg S. (Wolfenb. 1899). 2) Max, Hygieniker, geb. 15. Nov. 1849 in Braunschweig, studierte Medizin in Würzburg, habilitierte sich 1879 als Privatdozent in Marburg und wurde 1881 zum außerordentlichen Professor ernannt. In dieser Zeit arbeitete er über physiologische und pathologische Texturveränderungen der Kehlkopfknorpeln, über Hydronephrose, Inhalationspneumonie, Tuberkulose etc. Er beschäftigte sich dann mehrere Jahre mit bakteriologischen Studien in Berlin, München und Paris, unternahm seit 1886 Reisen nach Italien und Indien zum Studium der Cholera und der Pest und wurde 1889 Professor der Hygiene in Freiburg. Er lieferte biologische Untersuchungen über den Micrococcus prodigiosus, eine Feststellung der desinfizierenden Wirkung der Teerprodukte und untersuchte die Bedeutung der Darmbakterien für die Ernährung. Dabei erbrachte er durch Züchtung steriler Hühnchen den Nachweis, daß für den normalen Verdauungsprozeß, also für das Leben der Warmblüter, Bakterien erforderlich sind. Er veröffentlichte: »Sektionstafeln mit erläuterndem Text« (Wiesbad. 1878); »Die Kehlkopfknorpel. Untersuchungen über deren physiologische und pathologische Texturveränderungen« (das. 1879); »Denkschrift zur Einweihung des neuen Hygienischen Instituts in Freiburg« (Freib. 1897); »Bakterien, Infektionskrankheiten und deren Bekämpfung« (Stuttg. 1905).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 14. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007436939


[Neuhochdeutsche Grammatik. Meyers 1905]

Die ältesten grammatischen Behandlüngen der neuhochdeutschen Schriftsprache verfolgten den Zweck Anleitungen zum Lesen und Schreiben zu geben, so die durch vortreffliche phonetische Beobachtungen ausgezeichnete »Teutsche Grammatica« des Valentin Ickelsamer (um 1534) u. die »Orthographia« des Schlesiers Fabian Frangk (1531). Für Ausländer schrieb Albert Oelinger seine »Grammatica« (1574), die sich vielfach mit der des Laurentius Albertus deckt, während die zuerst 1578 erschienene »Grammatica« des Joh. Clajus, ganz auf Luthers Sprache gegründet, als eine lange und weitverbreitete Schulgrammatik der Einbürgerung des »Lutherschen Deutsch« auch im katholischen Süddeutschland Vorschub leistete. Im 17. Jahrh. ragt Schottels »Ausführliche Arbeit von der Teutschen Haubtsprache« (1663) durch Gründlichkeit und Gelehrsamkeit weit über alle Vorgänger hinaus, während Bödikers »Grundsätze der deutschen Sprache« (1690 u. ö.) größere praktische Bedeutung erlangten, bis seit 1748 Gottscheds »Deutsche Sprachkunst« zunächst die maßgebende Grammatik wurde.

(...)

Den vollständigen deutschen Sprachschatz aufzustellen, unternahm zuerst G. Henisch in seinem weitschichtig angelegten Werk »Teutsche Sprach und Weißheit«, von dem aber nur der erste, mit G abschließende Band (Augsb. 1616) im Druck erschien. Später legte I. G. Schottelius ein Verzeichnis der »Stammwörter der Teutschen Sprache« in seiner »Ausführlichen Arbeit von der Deutschen Hauptsprache« (Braunschw. 1663) nieder, und gegen den Schluß des Jahrhunderts folgte Kaspar Stielers alphabetisch nach Wurzeln und Stämmen (oft ziemlich wunderlich) geordneter, sehr reichhaltiger »Teutscher Sprachschatz« (Nürnb. 1691).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 725-727. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006483410