Asiatische Gesellschaften

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Meyers 1905

[853] Asiatische Gesellschaften, Vereinigungen von Gelehrten zur Erforschung der Geographie und Geschichte, der Religion, der Sitten, Sprachen und Literaturen Asiens. Die ältesten derartigen Gesellschaften haben sich in Asien selbst unter den Anregungen europäischer Kolonisation gebildet. Voran steht die Bataviansch Genootschap van Kunsten en Wetenschappen, zu Batavia 1779 gegründet, die »Verhandelingen« (seit 1779, mit schätzenswerten Beiträgen zur Kenntnis der südasiatischen Inselwelt) herausgibt, früher auch eine »Tijdschrift voor Nederlandsch Indië« (seit 1842) erscheinen ließ, an deren Stelle 1853 die »Tijdschrift voor Indische Taal-, Land-en Volkenkunde« trat. Wenig jünger ist die Asiatic Society of Bengal, die 1784 von W. Jones begründet wurde und die berühmten »Asiatic Researches« (Kalkutta 1788–1836, 20 Bde.) herausgab, an deren Stelle seit 1832 das »Journal of the Asiatic Society« erscheint, seit 1865 in zwei Sektionen (eine naturwissenschaftliche und eine philosophisch-historische) geteilt und von den Sitzungsberichten (»Proceedings«) begleitet. Unter Aussicht dieser Gesellschaft erscheint seit 1846 in Kalkutta die »Bibliotheca indica«, eine Sammlung wichtiger Quellenschriften zur Kenntnis des Orients. Im 19. Jahrh. wurden viele derartige Gesellschaften in Europa, namentlich in England und Frankreich, gegründet, als deren bedeutendste die folgenden zu nennen sind: Die Société asiatique zu Paris, die, 1821 von S. de Sacy, Klaproth, A. Rémusat, Chézy u.a. gegründet, ein reiches Museum besitzt, seit 1822 das »Journal asiatique« herausgibt und orientalische Werke veröffentlichte, z. B. die wichtige »Collection des auteurs orientaux« u.a. Die Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland zu London, 1823 eröffnet, bestätigt 1824, verfügt ebenfalls über ein bedeutendes Museum und eine reiche Bibliothek. An die Stelle ihrer »Transactions« (Lond. 1824–34, 3 Bde.) trat seit 1833 das ungemein reichhaltige »Journal of the Royal Asiatic Society«. Mit ihr verbunden wirkte seit 1828 ein Oriental Translation Committee durch Herausgabe von Übersetzungen orientalischer Werke. Hierauf erfolgte die Gründung der American Oriental Society zu Boston 1842, deren »Journal« seit 1850 in New York und New Haven erscheint; auch sie gibt »Proceedings« heraus. Die Deutsche Morgenländische Gesellschaft, 1845 gegründet, hält mit den Philologen und Schulmännern Versammlungen und gibt seit 1846 eine Zeitschrift nebst »Abhandlungen zur Kunde des Morgenlandes« heraus; auch hat sie viele z. T. sehr umfangreiche orientalische Werke drucken lassen und die von A. Weber herausgegebenen »Indischen Studien« (Berl. 1849 ff., 17 Bde.) unterstützt. Die Società Asiatica Italiana gibt seit 1887 ein »Giornale« heraus. Einen beschränktern Kreis haben die Societé orientale de France zu Paris 1842, welche die »Revue de l'Orient, de l'Algérie et des colonies« herausgibt, und das 1859 in Alexandria gegründete Institut [853] égyptien, von dem seit 1862 »Bulletins« und »Mémoires« erscheinen. Die Literary Society of Jerusalem, zur Erforschung des Heiligen Landes 1850 gestiftet, ist seit mehreren Jahren eingegangen. Dagegen wurde im November 1870 in London durch S. Birch und J. Bononi die Society of Biblical Archaeology gegründet, in der seit 1871 mehrere frühere Gesellschaften ähnlichen Zweckes, nämlich das Anglo-Biblical Institute, die Syro-Egyptian Society, das Chronological Institute und die Palestine Archaeological Association, ausgegangen sind. Sie veröffentlicht wertvolle »Transactions« (seit 1872) und noch wichtigere »Proceedings«. Für die Erforschung Palästinas ist seit 1865 der English Palestine Exploration Fund tätig, der »Quarterly Statements« herausgibt. Eine gleichnamige amerikanische Gesellschaft verfolgt denselben Zweck. Seit 1877 besteht auch ein Deutscher Verein zur Erforschung Palästinas, der eine Zeitschrift herausgibt (Leipz. 1878 ff.), Ausgrabungen bei Jerusalem (1881) veranstaltet hat und wissenschaftliche Reisen unterstützt. Noch sind zu erwähnen: die Wissenschaftliche orientalische Gesellschaft zu Beirut (seit 1882 bestehend, die Nachfolgerin der 1847 von Thomson daselbst gegründeten Gesellschaft der Wissenschaften) und die Wissenschaftliche maronitische Gesellschaft ebendaselbst, die beide 1882 ihre ersten Schriften veröffentlichten; ferner das Kon. Institut voor de Taal-, Landen Volkenkunde van Nederlandsch Indië zu Amsterdam, das seit 1853 »Bijdragen« veröffentlicht; die Société orientale zu Konstantinopel, die 1852 gegründet wurde, sich aber bald wieder auflöste; das Athénée oriental in Löwen; die Asiatic Society of Japan in Tokio, die »Transactions« herausgibt; die Pali Text Society in Indien, die Pâlitexte und ein »Journal« erscheinen läßt; die Société Académique Indo-chinoise zu Paris (mit »Bulletins«); die neugegründete, aber durch den jüngsten Krieg ernstlich gefährdetePeking Oriental Society, mit einem »Journal«; die Société sinico-japonaise in Paris, die »Mémoires« herausgibt (»Le Lotus«); die Societá d'Italia, die ein »Bullettino« herausgibt. Gegenwärtig ist in Konstantinopel ein türkischer Verein, Eschschark, neben der kaiserlichen Akademie, dem Endschümenidanisch von 1851, entstanden. Auch die Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg gibt seit 1849 aus ihrem »Bulletin« die das Morgenland betreffenden Stücke als »Mélanges asiatiques« (philologischen Inhalts) noch besonders heraus. In der Kaiserlich russischen archäologischen Gesellschaft besteht eine eigne morgenländische Abteilung, die wichtige »Trudy« (Arbeiten) veröffentlicht. Im Orient bildeten sich außerdem die Madras Literary Society (1827) und die Literary Society of Bombay (»Transactions«, Lond. 1819–23, 3 Bde.); beide aber verbanden sich 1828 und 1829 mit der Royal Asiatic Society zu London und führen seitdem die Namen Bombay, bez. Madras Branches of the Royal Asiatic Society; von ersterm erscheint ein besonderes »Journal« seit 1841, von dem andern seit 1833. Auch auf Ceylon und in Singapur bestehen solche Zweige; besonders wichtig ist der China Branch of the Royal Asiatic Society zu Hongkong und Schanghai (North China Branch), der ein »Journal« herausgibt.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 853-854. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006258212