Dezime

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Meyers Großes Konversations-Lexikon 1906

Dezime

[856] Dezime (lat. u. span.-port. decĭma), eine der stehenden Formen südlicher Reimpoesie, bestehend aus zehn vierfüßigen trochäischen Versen, mit der Reimstellung a b b a a; c c d d c oder auch a b a b a; c c d d c. Die D. wurde hauptsächlich bei der Glosse (s.d.) in Anwendung gebracht. Sie entstand aus der Zusammenfügung zweier Quintilhas (s.d.) und zerfällt in dieselben überall, wo nicht der Reim c, der mit dem Glossenthema verbindet, sie zu einem Ganzen stempelt. Um diesem Mangel abzuhelfen, erfand Espinel (s.d.) um 1590 die Neuerung, die ersten vier Zeilen, die bei ihm ein Ganzes bilden, von den letzten sechs zu trennen. Diese Dezimen nennt man Espinelas. – In der Musik heißt D. das Intervall von zehn diatonischen Stufen, z. B. vom großen C bis zum kleinen e, ist demnach nichts andres als die um eine Oktave erweiterte Terz.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 856. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006485421