Arabische Literatur

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Pierer

[645] Arabische Literatur. I. Die zahlreichen Werke der A-n L., wichtig für die politische u. Cultur-Geschichte nicht nur des Orients, sondern auch, wegen ihrer Blüthe in Spanien, für europäische Geschichte, sind gleichwohl nur zum kleinsten Theil verbreitet u. bekannt, da sie weniger gedruckt sind, sondern in Handschriften auf den öffentlichen u. Privatbibliotheken Europas, u. bes. auf denen zu Constantinopel, Aleppo, Damask, Bggdad, Kairo liegen. Die uns bekannte A. L. beginnt seit dem 5. od. 6. Jahrh. n. Chr. mit lyrischen Gedichten, bes. aus Hedschaz; eine prosaische Literatur bildete sich erst nach der Gründung der arabischen Einzelreiche in Syrien u. Irak vom 7.–9. Jahrh.; man schrieb damals grammatische Schriften zur Regelung der Sprache, Erklärungen der Religionsartikel u. historische Werke, u. nach der Bekanntschaft mit griechischen Werken über Philosophie, Mathematik, Naturgeschichte u. Medicin, übersetzten, commentirten u. bearbeiteten die Araber dieselben. Zur Zeit Muhammeds u. der ersten Khalifen war unter den Kriegsunruhen an ein Fördern u. Gedeihen der Wissenschaften nicht zu denken; ebenso waren die Omajjaden aus religiösem Fanatismus Verächter der Wissenschaften. Erst unter den Abbassiden erwachte der Sinn für wissenschaftliche Bildung u. Literatur, deren goldenes Zeitalter 750 bis 1050, bes. seit Harun el Raschid, war (s. u. Khalifen). In allen Ländern arabischer Zunge, außerhalb Arabien bes. in Spanien u. NAfrika, wuchs nun die Liebe zu den Wissenschaften, doch war Bagdad, die Hauptstadt der Khalifen, der Hauptsitz der Pflege u. Beförderung derselben; Akademien wurden gegründet, Bibliotheken angelegt (berühmt die des Khalifen El Hakem II. in Spanien mit 600,000 Bdn. u. des letzten Fatimitischen Khalifen in Kairo mit 2 Mill. Bdn.), wissenschaftliche Reisen auf Kosten der Khalifen gemacht u. auch unter den späteren fremden Dynastien in Arabien wurde doch, wenigstens in den südlichen Reichen, die einheimische Literatur noch gepflegt u. bereichert, u. wenn gleich sich seit der persischen Oberherrschaft auch in Literatur u. Wissenschaften das persische Wesen geltend machte, so blieb doch die Arab. Sprache in Vorderasien die gelehrte Sprache. Erst seit dem 15. Jahrh. nahm mit dem Glanze der arabischen Herrschaft auch die Zahl der arabischen Schriftsteller ab, u. erst in neuerer Zeit haben christliche Gelehrte europäische Werke in das Arabische übersetzt; dagegen hat man angefangen, die altarabischen Werke durch den Druck zu veröffentlichen, worin sich bes. Constantinopel u. die Asiatische Gesellschaft in Calcutta auszeichnet.

II. Literaturwerke. A) Poesie. Die Poesie (Schier) der Araber zeichnet sich im Allgemeinen durch Originalität, feuerige Phantasie u. gewählte Sprache aus. In alter Zeit, wo die Dichtkunst so geachtet war, daß, wenn in einem Stamme ein neuer Dichter aufgestanden war, die andern durch Gesandte diesem Stamme Glück wünschten, u. wo man bei den jährlichen Zusammenkünften in Mekka poetische Wettstreite anstellte, so wie bei Mahlen u. Gelagen u. beim Anfange der Schlachten sang u. Gedichte recitirte, waren die Gedichte rein lyrisch, Adel der Ahnen, Tapferkeit u. Liebe waren der Gegenstand derselben; doch waren sie auch elegisch, indem sie Sehnsucht nach der Geliebten u. wehmüthige Betrachtungen über das Menschenleben enthielten. Auch Dichterinnen (z.B. Khansa) werden genannt. a) Das Technische der arabischen Gedichte hat mit den abendländischen Formen nichts Gemeinschaftliches; jeder Vers (Beït), zerfällt in 2 Halbverse (Misra), von gleichem Metrum, die Verse haben gleichen Endreim (Kafiah); letzter findet sich schon in den Gedichten aus der vormuhammedanischen Zeit u. im Koran. Die Poetik zerfällt nach dem encyklopädischen System der Araber in: Tropik (Ilm Bedia), Reimlehre (Ilm el Kawasi), Lehre vom poetischen Ausdruck (Ilm Fardhesch-Schier), Metrik (Ilm el Arudh), Poetik im engern Sinn (Ilm Mebadi'sch-Schier) u. Diwankunde (Ilm ed-Devanin). Der Eintheilungsgrund der arabischen Gedichte ist die Länge; von den kürzern, meist nur Einen Gegenstand behandelnden, mit gleichem Metrum u. Reim, heißen die 7–14 Beït langen, Ghazelen, meist erotischen Inhalts; Gedichte von mehr als 30, gewöhnlich bis 100 Bett heißen Kassidet (Kaßidah), sie sind erzählenden, panegyrischen, elegischen etc. Inhalts; hier reimen sich auch zugleich die beiden Halbverse jedes Beït. Einige ältre Gedichte benennt man nach der Reimsylbe, z.B. Lamijah, d.i. Lied. dessen Verse sich mit – lam endigen. Eine Sammlung von Gedichten desselben Dichters heißt Diwan (d.i. Register), der vollständig ist, wenn er so viel Aotheilungen enthält, als das arabische Alphabet Buchstaben hat. Jede Abtheilung eines Diwan hat wenigstens Ein Gedicht, dessen Reimwort mit dem, die Abtheilung bezeichnenden Buchstaben endigt, ausgenommen diejenigen Buchstaben, die selten am Ende vorkommen. Solche einzelne Gedichte u. Stücke eines Diwan nennt man Rubaijat, wenn sie aus 4 zweizeiligen, Muhamesat, wenn sie aus 5 zweizeiligen Strophen bestehn; Mostaredat sind aus einzelnen Versen bestehende Stücke. Die gesammten Werke eines Dichters heißen Kullijat. Über Prosodik schrieben Khalil (791), Jemini (st. 837), Ebn Katthan (st. 1162), Emin Eddin el Mahali (1274); über die arabische Metrik Ewald (1825) u. Freytag (1831); über die Poetik u. Rhetorik Garcia de Tassy (1846). b) Der erste Dichter einer Kassidet soll Muhalhal (vor Muhammed) gewesen sem. Am bekanntesten sind die 7, auf dem Markte zu Okadh bei den Wettkämpfen mit dem Preise gekrönten, auf Byssus mit goldnen Buchstaben geschriebenen (daher Mudsahabat, d.i. vergoldete)[645] u. in der Kaaba zu Mekka aufgehängten (daher Moallakat, d.i. aufgehängte) Gedichte, deren Verfasser Amriolkais (s.d.), Amru Ebn Kulthum, Anthara, Hareth Ebn Hillizah (herausgegeben von Vullers, Bonn 1827), (statt dieser zwei nach And. Ascha u. Nabegha), Lebid (s.d.), Tharafa (herausgegeben von Reiske, Leyd. 1742; von Vullers, Bonn 1829) u. Kaab Ebn Zobeir (s.d.) sind. Unter diese Gedichte sind auch Gnomen mit einverwebt. Im 6.–7. Jahrh. lebten noch Mutalimmis, Dsu'l Ißba, der Jude Semawil u. Schanfari, Verfasser größrer, aber auch lyrischer Gedichte; hierher gehört auch der Diwan der Hudheiliten, eine Sammlung von Dichtern aus dem Stamme Hudheil während ihres Krieges mit den Koreischiten. Mit der Abfassung des Koran kam ein religiöses Element in die arabische Poesie; unter den ersten Khalifen u. den Omajjaden lebten noch die Dichter Akhtal, Amir Ebn Mulawikh, Dsur Rummah (740), Dschemil Ebn Miëmar, Kutheir, Omar Ebn Adi Rabiah (st. 715) u. A. Unter den Abbassiden bildete sich jenes religiöse Element in der Poesie mehr aus; dazu kam, daß die Dichter Gelehrte waren u. dem Khalifenhofe schmeichlerisch in ihren Liedern huldigten. So trat geschraubte Künstlichkeit an die Stelle der Natürlichkeit, u. die Form ward bald die Hauptsache. Lyriker dieser Zeit sind: Abu Nowas Abu Ali el Hakemi (762–810 od. 814), Abubekr Muhammed Ebn Doreid (838–893, herausgegeben von Boysen, Kopenh. 1828), Dibil al Khozai (765–866), Abu eth-Thaib, Achmed os-Samad, Motenebbi (s.d., 915–965), ausgezeichnet durch sanfte Elegien in klassischer Sprache, Abul Faradsch Babagha (st. 1007, Proben daraus herausgegeben von Phil. Wolff, Lpz. 1834), der Syrer Ali Ebn Abbas Ebn er-Rumi (st. 896 zu Emesa), Abul Ala Achmed el Maarri el Tenukhi (973–1058), Abul Kasem el Unßari (st. 1039, Proben ins Italienische übersetzt von Reineri, Flor. 1830); Abul Walid Ebn Zeiduni (1003 bis 1070), Abu Ismael Toghrai (Wesir zu Bagdad, st. 1119 od. 21, schr. Elegien u. Lieder), Szasi Eddin im 14. Jahrh. Zu den mystischen Dichtern sind zu zählen Omar Ebn el Faridh (st. 1234), Abu Abdallah Muhammed Ebn Said (um 1250), Abu Hass Omar en-Nasafi (um 1140). c) Satyren kommen häufig vor, sie enthalten meist plumpe Schimpfworte u. schmutzige Vergleiche; so von Hassan Ebn Thabit auf Muhammed, von Dscherir (710), von Abul Hassan el Bassami (st. 914). Da es nach arabischer Ansicht das Merkmal eines guten Gedichts ist, daß dasselbe mit Weisheitssprüchen (Hikmah) durchwebt ist, so nehmen d) die Sprüchwörter u. Gnomen in dieser Literatur eine hohe Stelle ein. Schon in den Koran sind viele Sprüche verwebt; die älteste Sammlung ist die der Hadith od. Aussprüche Muhammeds in der Sunna; die 400 Sprüche Alis (s.d.), Abubekrs, Omars u. Othmanns hat der persische Dichter Watwat (st. 1182) gesammelt; spätere Sammlungen sind von el Khozzami (st. 839), el Meidani (st. 1124, herausgegeben von Freytag 1838, 2 Bde.), El Mokri (um 1020), Abul Kasem Dschar Allah Mahmud Ebn Omar (1074–1143), Abu Madin (st. 1193). e) Von Fabeln sind außer den Äsopischen Fabeln Lokmanns (s.d.) noch bes. hier zu nennen das Thierepos, gewöhnlich die Fabeln Bidpais (s.d.) od. Hitopadesa genannt, eigentlich indischen Ursprungs ward es arabisch bearbeitet von dem Perser Ruzbah Abdallah Ebn el Mukassah (st. 760), von Sahel Ebu Harun u. A.; ferner: Scheref ol Insan (d. f. Adel der Menschen), eigentlich nur der letzte Theil des Tochset Ichwan es-Safa (d.i. Gabe der aufrichtigen Freunde), einer von mehrern Gelehrten zur Zeit des Khalifats geschriebnen Encyklopädie aller menschlichen Wissenschaften. Während f) das Drama bei den Arabern wegen der Zurücksetzung des weiblichen Geschlechts keine Bearbeitung fand (was man für Dramen ausgibt, sind blos dialogisirte Satyren); fand g) der Roman mehr Ausbreitung. Die arabischen Romane sind theils wahre Erzählungen (Kußah) od. Biographien (Siret), theils Mährchen (Hikkajah). Erzählungen von Nationalhelden u. Dichtern, vor Gesellschaften im Freien u. in öffentlichen Häusern von besonderen Leuten (Semir) erzählt, wurden später bearbeitet, so von Abu Obeida Maamar Ebn Motani (725–824), Dschoheina Ebn Gheilem, Asmai (739 bis 830), bes. Antars Leben in 35 Theilen, der noch jetzt an öffentlichen Versammlungsorten stückweis vorgelesen wird, bes. von Abul Mujid Ebn eß-Szaigh (im 13. Jahrh.); Liebesgeschichten von Aodul Aziz Ebn Abdolmelik u. Ebn Achmed Ebn es-Serradsch (st. 1106), u. m. a. meist in Anthologien gesammelt u. in Chrestomathien abgedruckt; Mährchen, im Orient sehr beliebt; bes. gehören hierher die Tausend u. Eine Nacht (s.d.), zwar zunächst persisch, aber mit vielen arabischen. Ein h) allegorisches Gedicht ist Azzedius Die Vögel u. die Blumen (herausgegeben von Garcin de Tassy, Par. 1841, deutsch von Peiper). i) Anthologien (Ilm Mohadherat), gesammelt von Abu Temam (807, st. 845), in der ältern od. größern Ha. masa (s.d.); Nachträge dazu, als Jüngre od. Kleinre Hamasa, gesammelt von Abu Ebadah Walid aus Bagdad (835, st. 898). Andre von Taalebi (961, st. 1037), eine der vorzüglichsten, genannt Yatimo al dahr, d.i. die Perle der Welt, zum Lobe der Zeitgenossen; Abul Farradsch aus Isfahan (897 bis 966), die größte aller arabischen Anthologien, unter dem Titel Kitab al aghani, d.i. Buch der Gesänge (herausgegeben von Kosegarten, Greifsw. 1840); ferner Schehab Eddin Ebn Abd Rabbihi (st. 940), Schehab Eddin Mahmud Ebn Suleiman (st. 1324), Ala Eddin Maghlati (st. 1360), Szasedi (st. 1362), Szadr Eddin Muhammed el Berisi, Bihaki (1506), Eth-Thabib (1564) u. a. Sehr reich ist, wie schon bemerkt, die A. L. an k) Sprüchwörtern, von denen Meidani (st. 1125), eine reiche Sammlung veranstaltet hat. Neuarabische Sprüchwörter, in Ägypten, hat Burkhardt gesammelt (übersetzt von Kirmß, Weimar 1834). l) Rhetorisch-poetische Übungsstücke (Makemat, Makamen), in gelehrten Gesellschaften von Rhetoren vorgelesen, zwar Gegenstände der Volksunterhaltung behandelnd, aber in der künstlichsten Form bearbeitet; der Begründer derselben ist Hamadani, die berühmtesten von Abul Fadhl Ebn Hussein Badi (st. 1007) u. Hariri (s.d. 1054 bis 1120), Geschichte eines fahrenden Ritters. In künstlicher Form ist auch Abul Walid Ebu Zeiduns Risalet, eine Art poetische Epistel (herausgegeben von I. I. Reiske, Lpz. 1755). Vgl. Sacy, De l'utilité de la poésie arab., Par. 1828; Weil. Die poetische Literatur der Araber etc., Stuttg. 1837. [646]

B) Prosa. a) Die Geschichtschreibung (Ilm el Taarikh) der älteren Zeit ist in den poetischen Romanen (s. ob. A) g) innebegriffen; eine wirkliche Historiographie bildete sich bei später gesteigerter Wissenschaftlichkeit aus; Specialgeschichten in Chroniken- od. Annalenweise gibt es schon aus dem 8. Jahrh., doch war die Blüthe dieses Theils der Literatur im 9. Jahrh.; seit dem 10. Jahrh. schrieb man auch Universalgeschichtswerke. Bei einfachem u. schmucklosem Style fehlt gleichwohl alle historische Kritik, die erst in den Werken des 11. Jahrh. erscheint; doch zum wirklichen Pragmatismus erhebt sich kein arabisches Geschichtswerk. Namhafte Historiker sind Orwa Ebn Zobeir (642–711) über die Religionskriege unter Muhammed u. den ersten Khalifen; Abu Abdallah Watib el Jamani (im 8. Jahrh.), schrieb über die Himjaritischen Könige auf dem persischen Throne u. Israelitische Geschichte (verl.); Hischam el Kelbi (Lehrer zu Bagdad, st. 819), schrieb arabische Geschlechtsregister (Ansab); Abu Obeida (st. 825), schrieb die Schlachttage der Araber auf; El Asraki, schrieb Geschichte von;Mekka; Ebn Koteiba (828–889); Tabari (s.d. 838–922) schrieb die erste Universalhistorie, er ist nebst Masudi (st. 957) der wichtigste Historiker u. für viele der folgenden die Quelle gewesen; Ebn ol Hamza (st. 892), schr. Buch der Eroberungen (herausgegeben von Gottwald, Lpz. 1844, 2 Bde.); Abul Hassan Ali el Besami (st. 915), Ebn Doreid (838 bis 931), Said Ebn Batrik, seit 933 als Eutychios (s.d.) Patriarch von Alexandria, schr. Annalen; Harani (st. 994), Ebn Miskujah (st. 1030), Kodhaai (st. 1062), Ebn Hajan (st. 1076), el Dimeschki (st. 1176), Ebu Achmed (st. 1200), Abul Faradsch (s.d. Bar Hebräus) u. Dschorsch el Makin, st. 1273, beide Christen, schrieben Universalgeschichten, so auch Ebn el Athir (st. 1232) u. Muhammed Hemavi (st. 1275); Abulfeda (s.d.), der Haupthistoriker, Sahabi (st. 1347), Ebn Schakir (st. 1359), Szasedi (st. 1362), Achmed el Makrizi (st. 1450, dessen Geschichte der Kopten herausgegeben von Wetzer, Sulzb. 1828; von Wüstenfeld, 1846; Geschichte der Mamlukkensultane, französisch von Quatremère, 1837), Ebn Hadschr (st. 1448), Ebn ol Eini (st. 1451), Ebn esch-Schohna (der Epitomator u. Fortsetzer Abulfedas, st. 1489); Abdorrahman er-Rabbii (geb. 1488, Geschichte von Jemen); Sojuti (st. 1505), Dschemal Eddin (st. 1547, setzte viele Historien Andrer fort, daraus die Geschichte der Merdasiden, herausgegeben von I. I. Müller, Bonn 1829); Ebn Omar (Gesch. der Basridischen Mamlukkensultane, herausgegeben von Meursinge, Leyd. 1846), Emir Mustafa Ben Hussein (Verfasser einer Geschichte des Khalifats u. a.), Achmed Ebn Jussuf aus Damask (schr. 1596 Kunde der Dynastien u. erste Denkmale der Geschichte; st. 1599); Abul Achmed Ebn Chatid schrieb im 17. Jahrh. eine Universalgeschichte. Die Geschichte der Araber in Spanien schrieben Abul Kasem (s.d. 3), Achmed el Mokri (engl. von Gayonges, Lond. 1841, 2 Bde.), Abu Muhamed Assaleth (portugiesisch von Moura, Liss. 1840), Ebn Abdari (herausgegeben von Dozy, Leyd. 1849); über die arabischen Herrscher in WAfrika schrieb Ebn Ali Zer (herausgegeben von Tornberg, Ups. 1843, 2 Bde.) u. Ben Abil Raini (französisch von Pellisier u. Remusat 1845). Vorzügliche Politiker sind Ebn Chaldun (schr. Einleitung in die Geschichte u. Politik, herausgegeben von Quatremère, u. Geschichte der Berbern, herausgegeben von Slane. 1847) u. Fachr Eddin. b) Biographien u. Gelehrtengeschichte. Boha Eddin (1145–1235) u. Imad Eddin schrieben Saladins Biographie (die erste herausgegeben von Schultens, Leyd. 1755), Ebn Khallikan (im 13. Jahrh.) schrieb Biographien berühmter Männer bis auf seine Zeit (herausgegeben von M' Guckin de Slane, Par. 1838, 2 Bde., engl. Lond. 1842, 3 Bde); Abu Zekariya en-Navavi, Zeitgenoß des Vorigen, schr. historisches Wörterbuch (herausgegeben von Wüstenfeld, Gött. 1842), Ebn Hadschr Schehab Eddin Achmed (st. 1448), Ebn Arabscha (s.d.) st. 1450, schr. Biographie Timurs, Otbi, Biographie Muhameds des Ghaznaviden (herausgegeben von Sprenger 1847), Sachawi (st. 1544), Abdel Kadir, Muhammed el Amin (st. 1699) u. Chalil Effendi schrieben Biographien der berühmtesten Männer des 14.–18. Jahrh. n. Chr. Einen eignen Zweig der arabischen Biographik bilden die auf den Prophet Muhammed sich beziehenden Werke, enthaltend entweder Beschreibung seiner Geburt (Mauludija), od. seiner Himmelfahrt (Miradsch od. Mesra), od. seiner Person (Schemail), od. seiner moralischen Eigenschaften (Khaßaiß), od. Erzählung seiner Wunder (Mudschizat), od. von seinen Feldzügen (Maghazi) od. überhaupt seine Biographie (Siret); dieser Zweig der A. L. ist sehr reichlich ausgestattet. c) Theoretische Philosophie gehört nicht in den Kreis altarabischer Literatur; erst unter den Abbassidischen Khalifen im 8. u. 9. Jahrh. wurden die Araber bei der Ausbreitung ihrer Herrschaft mit griechischer Philosophie bekannt; bes. wurde Dialektik u. Metaphysik von ihnen bearbeitet. Die arabischen Philosophen zerfallen in 2 Hauptklassen: Mubahithun (d.i. Disputirende) od. Mutakallimun (Redende, Dialektiker), die orthodoxere Partei, die sich mehr dem Aristoteles anschlossen u. an den Lehren des Koran festhielten, u. Ischrakijun (Illuminaten), die idealistisch dem Neuplatonismus sich zuneigten u. mit ihrer mystischen Richtung minder orthodox waren. Unter ihnen zeichneten sich die Sofis aus. Die bedeutendsten arabischen Philosophen sind: Abu Merwan Tabit (im 9. Jahrh.), Abu Zeid Abdorrahman Honein (809–73), Al Kendi (um 800), Abu Baschar Mata (im 10. Jahrh.), Al Gazali, Al Farabi (s.d., in der Mitte des 10. Jahrh.), Al Rasi, Ebn Sina (d.i. Avicenna, s.d.), Abu Dschafer Ebn Tofail (st. 1140), Averroes u. A., sie übersetzten u. commentirten den Aristoteles. Vgl. u. a. Ludwig, Histor. philos. ration. apud Arabes, Halle 1699; Solander, De logica Arabum, Ups. 1721; Schmölder, Documenta philos. arab., Bonn 1836; Derselbe, Sur les écoles philos. chez les Arabes, Par. 1842; Ritter, Unsre Kenntniß der arab. Philosophie, Gött. 1844. d) In der theologischen Literatur ist das Hauptbuch der Koran u. die Sunna (s. b.). Es gibt eine unzählige Menge von Sammlern in der Überlieferungskunde unter den 6, schon in den 1. Jahrh. der Hedschra anerkannten ist Bokhari (st. 869) der berühmteste; die anderen sind Malik, Abu Abdallah Muh. Ebn Dawud, Ebn Madsche, Nisai, Muslim; zu ihnen werden noch Tirmidi (st. 909) u. Soyuti (st. 1505) gerechnet; Husein Ebn Mesud (st. 1122) sammelte 4119 Überlieferungen unter dem Titel Maßabih (d.i. Lampen); in welchem [647] Wali Eddin den Commentar Mischkat ol Masabih in 24 Büchern schrieb (engl. von Mattheros, Calc. 1809f., 2 Bde.). Durch die Einführung der Aristotelischen Philosophie entstand die Übertragung der Philosophie auf Theologie u. die Sectenspaltung; die 4 sunnitischen (s. u. Muhammedanische Secten) erkannten die Tradition an, die 72 von einander abweichenden schiitischen verwarfen dieselbe, die Meinungen derselben in Scharistani's Buch über die Religionen (herausg. von Cureton 1842, deutsch von Haarbrücker, 1850). Unter den einzelnen theologischen Disciplinen steht die Exegese des Koran oben an; der berühmteste Exegetist der heterodoxe Samakhschari (1074–1143) u. der orthodoxe Beidhawi (st. 1292, herausgeg. von Fleischer 1844, 2 Bde.); über Dogmatik schrieben Al Gazali, Omar el Nesefi (st. 1142, übers. von Mouradgea d'Ohsson in Tableau de l'Empire ottom. 1787), Amedi (st. 1233), Beidhawi, El Senusi (dessen Dogmatik herausg. von Wolff 1848), Adhad Eddin el Idschi (st. 1355, seine Stationen herausg. von Sörensen 1848). Dieselben schrieben auch über Liturgik u. Moral. Zur Theologie kann man auch die asketischen u. theosophischen Schriften der mystischen Sofis rechnen, welche theils prosaisch, theils in Versen abgefaßt sind. Die Bibel wurde seit dem 10. Jahrh. öfter übersetzt, zuerst von Saadias (Rödiger, De interpretatione arab. librorum V. T. histor., Halle 1829). e) Die Jurisprudenz ist mit der Theologie innig verwandt, weil das moslemitische Recht zugleich kanonisch ist u. aus dem Koran u. den dazu gesammelten Traditionen geschöpft wird. Eine juristische Literatur beginnt erst mit dem 12. Jahrh. Eins der berühmtesten Rechtsbücher ist das Mukteka el Ebhur (d.i. Zusammenfluß der Meere, franz. von Mouradgea d'Ohsson in dem oben genannten Buche), von Scheikh Ibrahim von Haleb im 16. Jahrh. Von den arabischen Rechtslehrern folgten die Einen bei richterlichen Entscheidungen dem Buchstaben des Koran u. der Tradition, so Schafei; Andere, wie Hanifa, halten sich an den Sinn des Ganzen, u. diese Ansicht ist die herrschendere geworden. Wichtig sind neben dem obengenannten Mischkat noch die Fetavi od. Fetwas, die Aussprüche berühmter Juristen, von Alem Ghiri (herausg. Calc. 1828, 6 Bde.) u. von Hamadan (herausg. Calc. 1832), u. die Hedaja aus dem 12. Jahrh., die vollständigste Darstellung des arabischen Rechts (herausg. Calc. 1831, 4 Bde., übers. von Hamilton, Lond. 1791, 4 Bde.), wie es sich bes. durch die Bemühungen der berühmten Rechtslehrer in den ersten Jahrh. der Hedschra ausbildete. Französische Bearbeitungen des moslemitischen Rechtes seit der Eroberung Algiers nach dem Ritus der Malechiten von Perron 1848, 2 Bde., u. nach dem der Hanefiten von du Curoy 1848. Besondere Partien des arabischen Rechtes sind behandelt von Zeilinger (Kriegs- u. Friedensgeschichte der Muselmänner, Erl. 1828) u. Soloat (Instituts du droit mahom. sur la guerre avec les infidèles, aus dem Arabischen, Par. 1829). f) Die mathematischen Wissenschaften (Ilm al Taalim) haben zwar die Araber auch von den Griechen, wie die Philosophie, überkommen u. besaßen von den berühmtesten griechischen Mathematikern Übersetzungen; aber sie bereicherten dieselben auch. Sind auch die sogenannten Arabischen Ziffern nicht eine Erfindung der Araber, so sind sie doch durch die Araber zu uns gekommen. Der erste Lehrer der (nicht etwa von den Arabern erfundenen, sondern nur bearbeiteten u. zu gemeinnütziger Anwendung gebrachten) Algebra war Muh. Ebn Musa (sein Lehrbuch herausgeg. u. englisch übersetzt von Rosen, Lond. 1831). Von Arabern wurde die Lehre von den Gleichungen bearbeitet u. vervollkommt, über die Cubischen Gleichungen schrieb Omar Ebn Ibrahim. Geometrie lernten die Araber von den Griechen; sie hatten Übersetzungen der Euklidischen Werke von Hadschia u. Ishak Ebn Honein u. A. In der praktischen Geometrie verdankt man den Arabern eine bequeme u. faßliche Form des Trigonometrischen Calculs; Dschebr Ebn Asla schr. einen Commentar über die Trigonometrie des Ptolemäos; die Theorie des Sinus, den die Araber statt der Chorde einführten, lehrte Albategnius (s.d.); über ebene u. sphärische Figuren schrieb Muh. Ebn Musa, über Geodäsie Muh. el Bagdadi (herausg. Pesaro 1570); andere Mathematiker sind Achmed es-Sindschari (im 11. Jahrh.), Hassan Cbn Heithem (st. 1038), der arabische Euklid genannt; Imam Mudhaffer el Isserkedi schr. Auszüge aus Euklides, u. A. In der Optik haben Al Farabi, Ebn Haithem el Kendi u. El Hazin (st. 1038) manches geleistet, doch sind die, in das Fach einschlagenden Schriften verloren gegangen. Die Theorie der Musik wurde auch, doch nur beiläufig, behandelt; die namhaften Philosophen, wie Avicena, Al Farabi, El Ad sawi u. A. haben über die Musik geschrieben. Wegen Mangels an Noten konnten größere Compositionen nicht treu fortgepflanzt werden; seit dem 17. Jahrh. bekam der Orient durch Demetrius Kantemir eine Tonschrift mit Buchstaben. Vgl. Kiesewetter, Die Musik der Araber, Lpz. 1842. Unter allen mathematischen Wissenschaften wurde am meisten die Astronomie betrieben; schon der ursprüngliche Sabäische Cultus der Araber führte dieselben früh auf die Beobachtung der Sterne, u. die arabischen Namen vieler Sterne haben sich im Occident verbreitet. Nach Einführung des Islam wurde sie aus Nothwendigkeit der Zeitbestimmung der Gebetsstunde u. der Jahresrechnung theologisch. Zu Bagdad u. Cordova waren Schulen für Astronomie u. Sternwarten. Auch hier schöpften die Araber aus den Griechen, u. der Almagest des Ptolemäos wurde häufig commentirt u. bearbeitet. Besonders beförderten die Abbâssidischen Khalifen die Astronomie, einige derselben nahmen selbst Theil an den Beobachtungen u. ließen astronomische Tafeln (Zidsch) verfertigen. Überhaupt besteht in den Beobachtungen das Hauptverdienst der Araber um diese Wissenschaft. Die wichtigste Entdeckung der Araber ist die Magnetnadel. Innig verbunden ist bei den Arabern mit Astronomie die Astrologie; dazu führte sie schon ihre ursprüngliche Religion, u. alle mit dieser Afterwissenschaft in Verbindung stehenden Kunststücke u. Deutereien wußten die Araber, theils hatten sie sie von den Chaldäern, theils von den Parsen, auch aus kabbalistischen u. hermetischen Büchern. Namhafte Astronomen sind: Ali Ebn Isa, verfertigte Astrolabien; Jahja Ebn Abi Mansur, berechnete die Schiefe der Ekliptik; Achmed Ebn Abdallah el Habasch, verfertigte die Damascenischen Tafeln u. die Tabulae almagesti nach den, von ihm verbesserten Hypothesen des Almagest; Muh. Ebn Musa verfertigte die Tabulae indicae; der Astrolog Abul[648] Maschar (De magnis conjunctionibus, herausgeg. von Ratdolt, Vened. 1489); der Astrolog Al Kendi Al Badani (s. Albategnius), beobachtete die Schiefe der Ekliptik u. vervollkommnete die Theorie der Sonne, auch Alchabitius (s. Al Rasi) gehört hierher; Abul Hassan el Turki verfertigte um 885 mit seinem Bruder die Tafeln, die den Beobachtungen zu Bagdad u. Damask zu Grunde gelegt wurden; Muhammed el Hussein el Adami verfertigte auch Tafeln, die einer seiner Schüler 920 herausgab; für Ägypten machte Ebn Junis (st. 1009) die Hakemitischen u. Fatimilischen Tafeln; Abul Wefa (im 10. Jahrh.), Arzachel u. v. A. Abul Hassan Ali aus Marokko, schrieb über die astronomischen Instrumente der Araber (herausg. u. franz. übersetzt von Sedillot, Par. 1835–42). Von Muh. Ebn Muwajid el Ardi, dem Mitarbeiter des berühmten Naßir Eddin eth-Thusi (im 13. Jahrh.), ist noch eine Himmelskugel mit kufischer Schrift auf dem mathematischen Salon zu Dresden. Mit Mathemathik u. Astronomie in Verbindung bearbeiteten die Araber auch g) die Geographie; ihre Notizen über Völker- u. Länderbeschreibung sind zum Theil interessant; sie sammelten dieselben auf Eroberungszügen, Bekehrungs- u. Handelsreisen. Überhaupt waren es Araber, die im Mittelalter das Meiste für die Geographie thaten u. bes. die Grenzen Asiens u. Afrikas (s. b.) erweiterten. Eigenthümlich ist den Arabern die Eintheilung der Erde in 7 Klimate od. Landstriche (Akalim) vom Äquator nordwärts von verschiedener Breite u. in der Länge von China bis an das Atlantische Meer. Der erste geographische Schriftsteller ist Ebn Malek Khulani (im 8. Jahrh.); Araber übersetzten auch die Geographie des Ptolemäos. Die älteste Reisebeschreibung ist von Muslim Horrami, der in der Mitte des 9. Jahrh. Griechenland nebst den angrenzenden Ländern beschrieb; Ebn Wahab el Kureischi beschrieb seine Reise durch Indien u. China, eine ähnliche Hassan el Seirafi; der Philolog Abu Othman Amir Dschasis (st. 869) schrieb Buch der Länder u. großen Städte, Achmed Ebn Jahja el Beladsori (st. 872) schrieb Buch der Länder, ihrer Eroberungen u. Gesetze, Ebn Foßlan (st. 921) schrieb Reiseberichte (daraus herausg. die ältesten Nachrichten von den Wolga-Bucharen, von Frähn, Petersb. 1832); Abu Ishak Ibrahim el Anbari (st. 924) schrieb Buch der Districte u. Gesichtskreise. Ebn Haukal (s.d.), der 931–960 reiste, erhob sich über die bisherigen dürren Aufzählungen u. einförmigen Beschreibungen der Ortschaften zu einer Darstellung der Sitten, der Völker u. der Natur u. Producte der Länder; Ebn Dschobeir bereiste im 12. Jahrh. Sicilien (herausg. von Amari 1846); Muh. Ebn Batuta im 13. Jahrh. bereiste Afrika, Indien, China, Rußland (herausg. von Moura 1840), Leo Africanus (s.d.) im 15. Jahrh.; Abu Obeidah el Bekri (st. 1094), verfaßte ein geographisches Wörterbuch. Noch sind berühmt als Geographen El Biruni, im 11. Jahrh., schr. über Indien (herausg. von Reinaud 1845); El Isthakhri (sein Liber climatum, herausg. von Möller 1839, deutsch von Mordtmann 1845); Omer Ebn el Wardi (herausg. von Hylander 1824 u. von Tornberg 1835, 2 Bde.); bes. Yakuti, Edrisi, Abdolatif u. Abulfeda (s.d. a.). Die encyklopädischen u. ethnographischen Werke des Nuweiri u. Kazwini enthalten auch viel geographische Notizen. Die Landkarten der Araber sind schlecht. h) Über Ökonomie besaßen die Araber schon früh Übersetzungen griechischer Werke, Originalschriften darüber wenige z.B. von Abu Zekeria (11. u. 12. Jahrh., sein Buch spanisch von Banqueri 1802, 2 Bde.); Abu Hanifa el Deimuri (st. 905), schrieb über Landwirthschaft u. Thierarzneikunde. Mehr finden sich Schriftsteller über Ackerbau unter den spanischen Arabern. i) Baukunst ward praktisch, fleißig u. großartig geübt ihre Werke in Spanien u. Afrika werden noch bewundert; theoretische Werke darüber kennt man nur wenige; über die arabischen Bauwerke schrieb der Franzos Coste, Architecture arabe, Par. 1823, Fol. Die empirische, meist auf Anwendung abergläubischer Mittel u. Formen sich beschränkende k) Medicin der Araber erhielt erst durch den Handel mit den Griechen, bes. aber durch die gelehrten Schulen aus Griechenland vertriebener Nestorianer einige Cultur; vorzüglich ward im 7. Jahrh. die durch sie errichtete medicinische Schule zu Dschondistabur in Khusistan berühmt. Auch aus der Athenischen Schule wendeten sich unter Kaiser Justinian viele vertriebene Philosophen u. Ärzte nach Arabien. Nach der Eroberung Ägyptens (640) wurden die Schriften griechischer Ärzte ins Arabische übersetzt. 772 wurde die Akademie zu Bagdad errichtet. Von nun an breitete sich die Medicin in den von Arabien aus eroberten Ländern, bes. in Spanien, aus. Von den bes. Zweigen der Medicin blieb die Anatomie vernachlässigt, da Religionsgesetze Leichenzergliederungen verboten; daher auch die Chirurgie vernachlässigt blieb u. erst später in Spanien einige Ausbildung gewann; desto mehr erhoben sich Chemie u. Botanik, u. durch beide die Pharmacie, die als eigene Wissenschaften unter den Arabern zuerst betrieben wurden; auch wurden von den Arabern erst öffentliche Apotheken eingerichtet. Viele Arzneimittel unserer Zeit, sowohl rohe (Rhabarber, Tamarinden, Manna, Sennesblätter, Cassienmark, Cubeben u. m.) als auch zubereitete (als destillirte Wasser, Syrupe, Juleps, Conserven, Roobs, Trochisken, Pillen aller Art, der Alkohol u. damit bereitete Mittel, Quecksilber- u. Spießglanzpräparate u. v. a.) sind zuerst von arabischen Ärzten angewendet worden. Von ihnen wurden auch viele Krankheiten zuerst beobachtet u. beschrieben, bes. die Pocken, der Aussatz, die Masern, das Friesel, die später als Englische bezeichnete Krankheit u. m. In der Therapie folgten sie Galen. Der früheste bekannte arabische medicinische Schriftsteller ist Aaron (s.d. 4), in der Mitte des 7. Jahrh.; Abu Musa Dschalar es-Sofi aus Mesopotamien, schr. um 720 über Alchemie u. Pharmacie; Sabur Ebn Sahel zu Dschondistabur stellte 872 das erste Dispensatorium auf, welches später allen christlichen Arzten unter saracenischer Herrschaft zur Norm diente; Ärzte aus dem 9. Jahrh. sind Mesue der Ältere, Hosein Ebn Ishak, Ebn Ghesit; aus dem 10. Ali Ebn Abbas, Abdorrhaman Muh. al Hanifi, Al Rasi, Avicenna (s.d. a); aus dem 11. Ebn Serapion Mesue der Jüngere; aus dem 12. Abu Merwan (Abimerun) Ebn Zohar (Avenzoar), Abul Kasem, Averroes (Verfasser eines dialektischen Systems der ganzen Medicin), Ali Ebn Isa (Über Augenkrankheiten, herausg. von Hille 1845), Ibn ul Nafis (System der Medicin, herausgeg. Calc. 1828, 2 Bde.). Überhaupt waren die Araber die Erhalter der wissenschaftlichen [649] Medicin im Mittelalter u. die Wiederbeleber des Studiums derselben in Europa. Das medicinische Wörterbuch, Bahr ol-Dschewahir, von Abdul Medschid, Calc. 1830. Vgl. Wüstenfeld, Geschichte der arabischen Ärzte u. Naturforscher, Gött. 1840. l) In Naturwissenschaften zeichneten sich als Botaniker der Thierarzt el Beithar (s.d.), als Zoolog Damiri u. als Chemiker der oben genannte Abu Musa Dschafar, im 8. Jahrh. aus. Mit Chemie, welche arabischen Ursprungs sein soll, beschäftigten sich die Araber bes. in der Hoffnung, das Geheimniß des Goldmachens aufzufinden, wodurch sie wenigstens manche gute Entdeckungen in dieser Wissenschaft machten. Die Physik gewann freilich wenig, denn um die Aristotelischen Principien leichter mit dem Koran zu vereinigen, behandelte man sie metaphysisch. m) Philologie (Ilm el Edeb) haben die Araber früh u. fleißig getrieben; grammatische Studien wurden bald wegen der Sprache des Koran u. der Ausartung der Sprache bei dem Volke u. den Dichtern rege, wie denn auch schon Abu Aswad ed-Dheli (688), Schüler des Khalifen Ali, eine Grammatik u. Khalil el Farahidi (st. 791) ein Lexikon verfaßte. Als klassisch gelten die Philologen aus den unvermischten Stämmen Tamin, Kenanah u. aus Hedschaz; dagegen sind die aus den mit Äthiopern, Syrern u. Persern gemischten Stämme weniger geachtet. Mit der Zeit bildeten sich in Kufa u. Baßra 2 verschiedene Secten; zu letzterer gehören: Nasr Ebn Asen, Jahja Ebn Jamar (st. 744), der Dichter Dsur Rumah (st. 735), die Sammler der Hamasa; Hamad Ebn Haram (st. 755) u. Asmai (829–32), Isa Ebn Omer Sakafi (um 767), Abu Baschar Sibaweih (st. Ende 8. Jahrh.), Schüler u. Gegner Khalis, Abu Jussuf Jaakub es-Sikkit, einer der berühmten Grammatiker u. Rhetoren, Lehrer der Söhne Motawakkels (st. 858), der Dichter Abu Dschafar Muh. ez-Zajat (st. 847), Abu Othman Mazeni (st. 863 zu Baßra), Abul Abbas Muh. Mubarred (822–900), Ebn Hadschib (Kasiya, Rom 1592 u. ö.), Al-Sanhedschi (Aladschrumiye, Rom 1592, von Erpen 1617, Vaucelle 1834, Bresnier 1846) u. v. A. Gereimte Grammatiken von Ebn Malek (betitelt Alfya, herausg. von Sacy, Par. 1833) u. von Muh. Ebn Dawud (herausg. von Vaucelle, ebd. 1833); aus neuerer Zeit von Achmed Ebn Massud, Bulak 1828; Scheikh Altantawi, Lpz. 1848. Auszüge aus arabischen Grammatiken in Sacy Anthologie grammat. arabe, Par. 1829. Zu den ausgezeichneteren Commentatoren u. Scholiasten, bes. der Hamasa, gehören Abu Nahas (10. Jahrh.), Merzuki (1030), Taurizi u. Zuzeni (12. Jahrh.); andere Philologen Abul Fath Othman Mauzili (942–1002), Abul Kasem Ismail Ebn Abadi, Vezier der Buiden, der Dichter Abul Hussein Achmed el Laghani (st. um 1000); ein Bibliographisches Werk schrieb Hadschi Khalsa (s.d.). Über arabische Literatur sind zu vergleichen die Ausgaben des Hadschi Khalsa von Flügel u. der Biographien Ebn Khallikans von Wüstenfeld u. Slane; Hammer, Encyklopädische Übersicht der Wissenschaften des Orients, Lpz. 1804, 2 Bde.; Schurrer, Biblioth. arab., Halle 1811; Herbelot, Biblioth. orient., Par. 1697, Fol., Haag 1777, 4 Bde. (deutsch von Schulze, Halle 1785–90, 4 Bde.); Zenker, Bibl. oriental., Lpz. 1840. Außerdem: Celsius, Historia linguae et eruditionis Arab., Ups. 1694; Koch, De fatis studiorum apud Arabes, Helmst. 1719; Scheid, De font. literat. Arabum, 1767; Sacy, Mémoire sur l'orig. et l'ancien monum. de la littérature parmi les Arabes, Par. 1805; Bauland, Hist. littér. des Arabes pendant le moyen âge (aus dem Engl.), Par. 1823; Hammer-Purgstall, Literaturgeschichte der Araber, Wien 1850 ff., 4 Bde.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 645-650. Permalink: http://www.zeno.org/nid/2000939222X