Übersetzung (Fr. Schlegel)
[15] Uebersetzung läßt sich nicht auf den Begriff von Erklärung reduciren wie Harris will p. 27 .
[16] Die bisherige jl [Philologie] ist meist nur analytisch Idee einer durchgängig synthetischen jl [Philologie] .
[17] Ob Uebersetzungen möglich seyn, darum hat sich niemand bekümmert.- Da die Uebers. [Uebersetzungskunst] noch in den ersten Elementen begriffen, so muß man ihr alle mögliche Freyheit lassen, falls ihr Weg nicht ganz schief ist, falls ihre Grundsätze s. [sich] nicht selbst annihiliren. Unter einem Jahrhundert ist an Correkzion und Vollendung noch nicht zu denken.
[18] Jede Uebersetzung ist eine unbestimmte, unendliche Aufgabe.
[28] Eine grundfalsche Definizion von Uebersetzung weiß ich aber wohl anzugeben. Harris.
[43] Eine Uebersetzung ist durchaus keine Nachbildung . Ueber das Wört- chen Nach bei Uebersetzungen.
[50] Das Uebersetzen gehört ganz zur jl [Philologie] ist eine durchaus jl [philologische] Kunst. Setzt aber scientifische und aesthetische, universelle, liberale jl [Philologie] voraus. Eine materiale jl [Philologie] . W. [Wilhelm Schlegel] s Shak. [Shakespeare] in jeder Rücksicht gegen Voß Hyperion to a Satyr. Einige sind berühmt, andre sollten es seyn. Wahre Epoche in der Uebersetzungskunst.
[56] Wer vollkommen ins Moderne | S. 15 übersetzen will , muß desselben so mäch- tig seyn, daß er allenfalls alles Moderne machen könnte; zugleich aber das Antike so verstehen, daß ers nicht bloß nachmachen, sondern allenfalls wiederschaffen könnte. Das Verhältniß der Kritik zur jl [Philologie] muß mitgenommen werden.
[57] Wäre doch die Wiederschöpfung in die Alterthumslehre einzuführen! Hardenb. [Hardenberg] könnte wohl den Gedanken haben, daß alle verlohrne Klassiker noch einmahl werden wiederhergestellt werden. Das ist nicht so ganz ohne.
[77] Man soll übersetzen, um die moderne [modernen] Sprach [Sprachen] antik zu bilden, sich selbst das Klassische praktisch zuzueignen in Saft und Blut, und die größere Verbreitung desselben zu befördern. Das sind die Grundsätze worauf es ankommt.
Quelle
Friedrich Schlegel: Literary Notebooks (1999/2000) Zur Philologie. II. Aus:
Zur Philologie [2] Elektronische Edition Friedrich Schlegel Erstellt von Volker Deubel unter Mitwirkung von Gerhard Rolletschek. DynaWeb-Server am Elektronischen Textlabor der Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaft Universität München
Textgrundlage: Originalnotizheft (Stadtbibliothek Trier) sowie Kritische Friedrich - Schlegel - Ausgabe. Hg. Ernst Behler unter Mitwirkung von Jean-Jacques Anstett und Hans Eichner. Band 16. (Verlag Ferdinand Schöningh: Paderborn, München, Wien, 1981).
Electronic edition of a literary notebook by Friedrich Schlegel which connects the text (of the critical edition) with page-images of the original document Elements of the TEI Lite DTD extended by a subset of the Mathematics DTD from ISO / IEC TR 957311:1992E