Bernhard von Weimar

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Bernhard

[109] Bernhard, Herzog von Weimar, einer der größten Feldherren im dreißigjährigen Kriege, war am 6. August 1604 geboren und nahm sehr zeitig Kriegsdienste. Anfangs ohne Gelegenheit, sich besonders auszuzeichnen, trat er nach und nach in pfälzische, badensche, holländische und dänische Dienste, verließ sie aber wieder und lebte einige Zeit in Weimar, bis er endlich 1631 als Generalmajor in schwedische Dienste trat. Er eroberte zuerst Würzburg und noch am 29. December desselben Jahres Mauheim durch eine besondere Kriegslist, so daß er dabei keinen Mann verlor. Im folgenden Jahre drang er in Schwaben vor, war am 24. August bei dem Sturme auf Wallensteins Lager bei Nürnberg, hatte auch, da dieser Angriff nicht durchgesetzt werden konnte, mehrere Gefechte mit Wallensteins Armee. Am meisten zeichnete er sich in der Schlacht bei Lützen (6. Oct. 1632. s. Th. I. S. 364. Th. II. S. 150) aus, welche, da Gustav Adolph gleich zu Anfange der Schlacht blieb, blos durch seine Tapferkeit für die Schweden gewonnen wurde. Von jetzt an setzte er seine Eroberungen in Franken und Bayern mit vielem Glücke fort. Allein seine zu große Hitze brachte im Jahr 1634 die schwedische Armee in große Gefahr. Erzherzog Ferdinand, Kaiser Ferdinands II. Sohn, hatte eben an des ermordeten Wallensteins Stelle das Hauptcommando der kaiserlichen Armee übernommen, ansehnliche Verstärkung erhalten, und belagerte die Stadt Nördlingen. Die Schweden rückten zum Entsatz derselben herbei; einige Generale riethen, bei der Ueberlegenheit der feindlichen Armee noch die Ankunft eines Corps abzuwarten, das zu den Schweden stoßen sollte; allein mehrere Generale und Bernhard selbst hielten dies für unnöthig. Man griff daher am 26. August 1634 die Kaiserlichen bei Nördlingen an, und die Schweden erhielten auch an diesem Tage den Sieg. Allein, da die Schlacht am folgenden Tage erneuert wurde, litten sie eine große Niederlage, und der Herzog, der sogar [109] in Gefahr war, gefangen zu werden, verlor seine ganze Bagage. Nur der große schwedische Kanzler Oxenstierna (s. dies. Art.) wußte den unglücklichen Folgen dieser Schlacht durch eine engere Verbindung mit Frankreich entgegen zu kommen. Bernhard setzte nun, mit französischen Truppen verstärkt, seine Eroberungen in Deutschland einige Zeit aufs neue fort; doch da seine Armee aus Mangel an Sold und Lebensmitteln anfing, mißvergnügt zu werden, auch durch Krankheiten geschwächt wurde; so zog er sich in den Elsaß zurück. Um diese Zeit, zu Ende des Jahres 1635, fing er an, mit dem König von Frankreich in Unterhandlungen zu treten, machte auch selbst, um diese fortzusetzen, im folgenden Jahre eine Reise nach Paris. Um die Statthalterschaft über den Elsaß soll er sich Mühe gegeben und Richelieu ihm auch hierzu Hoffnung gemacht haben; indeß erregte sein Aufenthalt in Paris, wo man ihn zwar mit vieler Achtung behandelte, dennoch ein gegenseitiges Mißtrauen. Gewiß scheint es zu sein, daß der Herzog den Plan gehabt habe, sich, allenfalls auch wider Frankreichs Willen, den Besitz eines Fürstenthums zu verschaffen. – Er rückte jetzt mit seiner Armee, die indeß sich erholt hatte, wieder vor, eroberte die Festung Zabern in Elsaß, breitete sich in Lothringen und Burgund aus, und schlug die Kaiserlichen in einigen Gefechten zurück. Zu Anfange des folgenden Jahres ging er über den Rhein, nahm einige Orte weg und rückte vor die Festung Rheinfelden, deren Belagerung er eröffnete. Der Kaiser, dem an Erhaltung dieser Festung viel gelegen war, schickte sogleich eine Armee zum Entsatz. Es kam zuerst am 18. Februar 1638 zu einem Treffen, das ziemlich unentschieden blieb. Allein am 21sten griff der Herzog die feindliche Armee von neuem an, schlug sie völlig, nahm den General en Chef und mehrere Generale gefangen und die Festung mußte sich wenige Wochen darauf (13. März) ergeben. Um sich in Elsaß behaupten zu können, war vorzüglich der Besitz der Festung Breisach am Rheine nöthig. Man suchte von Seiten des Kaisers alles zu thun, um sie zu erhalten. Allein der Herzog schlug am 30. Juli[110] die zum Entsatz bestimmte Armee bei Wittenweyer und die Festung mußte sich am 3. December nach einer tapfern Vertheidigung ergeben, nachdem er vorher eine neue östreichisch-bayerische Armee, die ebenfalls zur Rettung der Festung bestimmt war, am 4. und 14. October zurückgeschlagen hatte. Jetzt war dem Herzog der Besitz des Elsasses gesichert und er zeigte durch mehrere Maaßregeln, daß er diesen, so wie Breisach selbst gegen Frankreich zu behaupten gedenke. Denn er besetzte alle von ihm eroberte Plätze mit deutschen Truppen, ließ auch sogar eine Münze mit dem Sächsischen und Breisachischen Wappen schlagen. Vergebens suchte man von Seiten Frankreichs Breisach dem Herzog zu entreißen, indem man ihm Anfangs antrug, nebst seinen Truppen eine gleiche oder stärkere Anzahl französischer Truppen in diese Festung zu legen; allein der Herzog schlug sowohl dieses Anerbieten, als auch eine Einladung nach Paris, endlich auch die Heirath mit einer Nichte des Cardinals Richelieu aus, und erklärte, daß ihm an jenem seine Geschäfte und Krankheit hinderten, die angetragene Vermählung aber für ihn nicht standesmäßig sei. Es ist daher mehr als wahrscheinlich, daß Richelieu andere Mittel angewendet habe, Frankreich von dem Herzoge, als einem Nachbar, der zu mächtig werden konnte, zu befreien. Der Herzog fiel plötzlich in eine Krankheit, die so geschwind zunahm, daß er am 8. Juli 1639 sein Heldenleben endigte, und die meisten gleichzeitigen Schriftsteller vermuthen, daß ihn Richelieu durch einen genuesischen Arzt vergiften lassen; ja der Herzog selbst vermuthete es, daß er Gift bekommen habe. Mit ihm fiel zwar eine der mächtigen Stützen der Protestanten; allein da eines Theils seine Nachfolger, Banner und Torstensohn (s. dies. Art.) seine Siegesbahn rühmlich verfolgten, andern Theils Frankreich selbst, zum Vortheile der Protestanten, ernstlichern Antheil an dem Kriege nahm, so war Bernhards Tod für diese jetzt weniger nachtheilig, als er es einige Jahre früher gewesen sein würde. Denn schwerlich würden sich die Schweden, einem Wallenstein gegenüber, in Deutschland behauptet haben,[111] wenn Bernhard nicht bei Lützen Gustav Adolphs Schlachtplan glücklich ausgeführet hätte. Was hätte sich auch von diesem Helden, der im 35sten Jahre seines Lebens starb, nicht noch erwarten lassen! Er verband mit Anmuth im Betragen Verstand, Tapferkeit, eine Seelenstärke, die auch durch widrige Vorfälle nicht erschüttert werden konnte, und sein einziger Fehler war seine zu große Hitze, die ihn bisweilen zu nicht genugsam überlegten Unternehmungen verleitete.


Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 109-112.

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