Bulgarische Literatur: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Lyrikwiki

(Die Seite wurde neu angelegt: „category: bulgarische Literatur == Meyers 1905 == Die neuere bulgarische Literatur ist sehr jungen Datums. Das erste in bulgarischer Sprache gedruckte…“)
 
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 10: Zeile 10:
Permalink:
Permalink:
http://www.zeno.org/nid/20006381081
http://www.zeno.org/nid/20006381081


== Pierer 1857 ==

[445] Die Literatur der Bulgaren ist die älteste unter allen Slawischen, indem in ihr die ersten christlichen Religionsschriften verfaßt wurden, namentlich die Bibelübersetzung durch Cyrillus u. Methodius. Außerdem gehören hierher noch die Schriften des Exarchen Johann von Bulgarien im 10. Jahrh, z.B. die Auszüge aus Johannes Chrysorrhoas u. eine Griechische Grammatik, Kormtschaja kinga (Romokanon) eine schon im 9. Jahrh. begonnene Übersetzung aller Regeln der Heiligen u. Kirchenväter aus dem Griechischen (vgl. Rosenkampf, Obosränie kormtschei, Mosk. 1829); die Übersetzung des Byzantiners Constantin Manas aus dem 14. Jahrh. Schon als seit 1157 die Bulgaren der Lateinischen Kirche zugeführt wurden, schwand das Bulgarische Schriftwesen, welches vorzugsweise ein kirchliches war; aber selbst die Trennung von den Lateinern, 1235 durch Johann Asan, brachte der Bulgarischen Literatur keine wesentlichen neuen Kräfte. u. die griechische Geistlichkeit der Bulgaren erhielt, wie noch jetzt, ihre liturgischen Bücher aus Rußland. Erst im 19. Jahrh. zeigten sich wieder einzelne schwache Spuren bulgarischer Schriftwerke, namentlich sind, seitdem der Bischof Sosronj von Wratscha 1806 ein Erbauungsbuch in bulgarischer Sprache herausgab, mehrere religiöse Schriften erschienen; Sapurow übersetzte die Evangelien u. die Britische Bibelgesellschaft ließ 1840 eine bulgarische Übersetzung des N. T. in Smyrna drucken. Reich sind die Bulgaren an Volksliedern, welche indeß mit den serbischen in Inhalt u. Form sehr übereinkommen; in Czelakowsky's Sammlung slawischer Volkslieder befindet sich auch eine Sammlung bulgarischer u. 1845 gab Bogojew 12 Historische Gedichte heraus. Neosyt gab eine Erziehungskunde heraus. An bulgarischen Zeitschriften erscheint seit 1843 der Bulgarische Morgenstern zu Odessa, von Aprilow, u. seit 1844 die Monatsschrift Philologia in Smyrna; seit 1856 auch ein Bulgarischer Kalender. Ein eigentlicher Mittelpunkt für die Bulgarische Literatur hat sich bis jetzt noch nicht gebildet, ihre Schriften erscheinen in Bukarest, Belgrad, Ofen, Krakau, Constantinopel, Smyrna u. Odessa.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 445.
Permalink:
http://www.zeno.org/nid/20009605983

Aktuelle Version vom 6. April 2023, 02:13 Uhr


Meyers 1905

Die neuere bulgarische Literatur ist sehr jungen Datums. Das erste in bulgarischer Sprache gedruckte Buch, ein religiöses Erbauungsbuch, wurde 1806 von Sophronius, Bischof von Wratscha, herausgegeben. Um die Wiedererweckung der bulgarischen Literatur[590] machten sich besonders verdient: Wenelin (1802–1839, s.d.), Aprilow, Neofit von Ryl u. a. Die ersten literarischen Erzeugnisse bis in die 1840er Jahre hinein tragen vorzugsweise pädagogischen Charakter. Um 1840 beläuft sich die Zahl der bulgarischen Bücher erst auf etwa 30, beim Ausbruch des russisch-türkischen Krieges umfaßt die neubulgarische Literatur bereits mehr als 800 Bücher und 51 periodische Publikationen. Die erste Zeitschrift (»Ljuboslovie«) erschien 1844. An selbständigen Werken ist jetzt kein Mangel mehr, doch sind sie meistenteils ohne originalen Wert. Erwähnenswert sind die historischen Arbeiten von Drinow, die Dichtungen von Slawejkow, die Novellen von Karawelow und die Memoiren einiger politischer Häupter, z. B. des Revolutionärs Panajot Chitow (übersetzt von G. Rosen u. d. T.: »Die Balkanhajduken«, Leipz. 1878). Dagegen besitzen die Bulgaren einen reichen Schatz von Volksliedern und Märchen, ähnlich den serbischen. Zu nennen sind die Volksliedersammlungen von Bessonow (»Bolgarskija pěsni«, Mosk. 1855), D. und K.Miladinow (»Bugarski narodni pěsni«, 2. Aufl., Sofia 1891), Verković (»Narodne pesme makedonski Bugara«, Belgrad 1860, Bd. 1), Dozon (»Chansons populaires bulgares«, mit französischer Übersetzung, Par. 1875), Kačanowskij (»Pamjatniki bolgarskago narodnago tvorćestva«, Petersb. 1882, Heft 1), Jastrebow (»Obyčai i pěsni tureckich Serbov«, 2. Ausg., das. 1889), Iliew (»Sbornik ot narodni umotvorenija etc.«, 1. Teil, 1. Buch, Sofia 1889), Šapkarew »Sbornik ot blgarski narodni umotvorenija«, das. 1891, Teil 1\3; die von Verković als »Le Véda slave« (1. Bd., Belgrad 1874; 2. Bd., Petersb. 1881) herausgegebenen Lieder sind unecht; ferner die Märchensammlungen von Čolakow (»Blgarski narodni sbornik«, Belgr. 1872) und Šapkarew (»Blgarski narodni prikaski i vĕrovanija«, Philippopel 1885). Vgl. Syrku, Ein bibliographischer Beitrag zur bulgarischen Märchenliteratur, im »Archiv für slawische Philologie«, Bd. 6; hinsichtlich der Volksliteratur vgl. ferner »Periodičesko Spisanie« (Braila 1870ff.; 2. Folge, Sofia 1882ff.) und den »Sbornik za narodni umotvorenija, nauka i knižina« (das. 1889–1891, 6 Bde.). Eine Übersetzung bulgarischer Volkslieder ins Deutsche lieferte G. Rosen (»Bulgarische Volksdichtungen«, Leipz. 1879). Vgl. die »Bibliographie de la littérature bulgare moderne« von K. I. Jireček (Wien 1876) und die Bibliographie von A. Theodorow (Sofia 1894).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 590-591. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006381081


Pierer 1857

[445] Die Literatur der Bulgaren ist die älteste unter allen Slawischen, indem in ihr die ersten christlichen Religionsschriften verfaßt wurden, namentlich die Bibelübersetzung durch Cyrillus u. Methodius. Außerdem gehören hierher noch die Schriften des Exarchen Johann von Bulgarien im 10. Jahrh, z.B. die Auszüge aus Johannes Chrysorrhoas u. eine Griechische Grammatik, Kormtschaja kinga (Romokanon) eine schon im 9. Jahrh. begonnene Übersetzung aller Regeln der Heiligen u. Kirchenväter aus dem Griechischen (vgl. Rosenkampf, Obosränie kormtschei, Mosk. 1829); die Übersetzung des Byzantiners Constantin Manas aus dem 14. Jahrh. Schon als seit 1157 die Bulgaren der Lateinischen Kirche zugeführt wurden, schwand das Bulgarische Schriftwesen, welches vorzugsweise ein kirchliches war; aber selbst die Trennung von den Lateinern, 1235 durch Johann Asan, brachte der Bulgarischen Literatur keine wesentlichen neuen Kräfte. u. die griechische Geistlichkeit der Bulgaren erhielt, wie noch jetzt, ihre liturgischen Bücher aus Rußland. Erst im 19. Jahrh. zeigten sich wieder einzelne schwache Spuren bulgarischer Schriftwerke, namentlich sind, seitdem der Bischof Sosronj von Wratscha 1806 ein Erbauungsbuch in bulgarischer Sprache herausgab, mehrere religiöse Schriften erschienen; Sapurow übersetzte die Evangelien u. die Britische Bibelgesellschaft ließ 1840 eine bulgarische Übersetzung des N. T. in Smyrna drucken. Reich sind die Bulgaren an Volksliedern, welche indeß mit den serbischen in Inhalt u. Form sehr übereinkommen; in Czelakowsky's Sammlung slawischer Volkslieder befindet sich auch eine Sammlung bulgarischer u. 1845 gab Bogojew 12 Historische Gedichte heraus. Neosyt gab eine Erziehungskunde heraus. An bulgarischen Zeitschriften erscheint seit 1843 der Bulgarische Morgenstern zu Odessa, von Aprilow, u. seit 1844 die Monatsschrift Philologia in Smyrna; seit 1856 auch ein Bulgarischer Kalender. Ein eigentlicher Mittelpunkt für die Bulgarische Literatur hat sich bis jetzt noch nicht gebildet, ihre Schriften erscheinen in Bukarest, Belgrad, Ofen, Krakau, Constantinopel, Smyrna u. Odessa.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 445. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20009605983