Gattungen (Lamping): Unterschied zwischen den Versionen
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* [1] Dieter Lamping: Das lyrische Gedicht. Definitionen zu Theorie und Geschichte der Gattung. 2., durchgeseh. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1993 (1. Aufl. 1989) |
* [1] Dieter Lamping: Das lyrische Gedicht. Definitionen zu Theorie und Geschichte der Gattung. 2., durchgeseh. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1993 (1. Aufl. 1989) |
Aktuelle Version vom 11. Oktober 2011, 19:31 Uhr
Der Literaturwissenschaftler Dieter Lamping entwickelt in seinem Buch "Das lyrische Gedicht. Definitionen zu Theorie und Geschichte der Gattung" eine Definition von Lyrik als "Einzelrede in Versen". [1]
Soweit es sich um Rede handelt, könne man daher die Gedichtarten nach Rede-Status und Rede-Funktion unterscheiden. [2]
Rede-Status
Nach dem Rede-Status (zwischen Fiktion und Wirklichkeit) unterscheidet er
- lyrische Gedichte, die fiktional, aber nicht fiktiv sind
- lyrische Gedichte, die fiktiv, aber nicht fiktional sind
- lyrische Gedichte, die sowohl fiktiv wie fiktional sind
- lyrische Gedichte, die weder fiktiv noch fiktional sind
Rede-Funktion
Die Einteilung nach der Funktion der Rede bezieht sich auf das von Roman Jakobson entwickelte Kommunkationsmodell, das aus sechs Komponenten und jeweils zugeordneten Funktionen besteht:
- Sender: emotive Funktion
- Empfänger: konative Funktion
- Botschaft: poetische Funktion
- Kontext: referentielle Funktion
- Kontaktmedium: phatische Funktion
- Code: metasprachliche Funktion
Nach Lamping habe die poetische Funktion einen Sonderstatus, weil "jede Versgliederung als eine von der Prosa abweichende Segmentierung der Reder die Aufmerksamkeit auf die sprachliche Form der Rede lenkt" [3] Deshalb könne sie kein Unterscheidungskriterium sein. [Das kann man vermutlich in Frage stellen, wenn man Jakobsons Begriff der jeweils dominierenden Funktion heranzieht und fragt, ob es Texte geben könne, in denen die poetische, die auf sich selbst gerichtete Funktion alle anderen Funktionen dominiert. Gedichte, die fast nichts als "Form" sind? O doch!]
Er unterscheidet nach den übrigen fünf Funktionen
- referentielle Lyrik
- emotive Lyrik
- konative Lyrik
- phatische Lyrik
- metapoetische Lyrik
Zur referentiellen Lyrik zählt er:
- Naturgedicht
- Dinggedicht
- Porträtgedicht
- Bildgedicht
- Gedankenlyrik
- Erzählgedicht
Zur emotiven:
- Liebesgedicht (Lob der Geliebten, Liebesklage pp.)
Zur konativen:
- Episteln
- religiöse Hymnen
- politische Kampflieder
- Bildgedicht
- Gedankenlyrik
- Erzählgedicht
zur phatischen:
- Spiellieder
und zur metapoetischen:
- poetologische Lyrik
- Parodie
Zitate
- [1] Dieter Lamping: Das lyrische Gedicht. Definitionen zu Theorie und Geschichte der Gattung. 2., durchgeseh. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1993 (1. Aufl. 1989)
- [2] Ebd. S. 101
- [3] Ebd. S. 111