Kanon: Unterschied zwischen den Versionen

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== Adelung ==



'''Canon, der'''

[1298] Der Cānon, oder Kanon, des -s, plur. die -s, oder Cānones, ein aus dem Griech. κανων und Latein. Canon entlehntes Wort, welches überhaupt eine Regel oder Vorschrift bedeutete. Im Deutschen gebraucht man es nur in verschiedenen einzelnen Fällen. So wird das in dem christlichen Alterthume verfertigte Verzeichniß der biblischen Bücher, und diese Sammlung biblischer Bücher selbst, ein Canon genannt. S. Canonisch. In der Römischen Kirche ist der Canon oder der Meß-Canon, die[1298] sacramentlichen Gebethe und Worte der Messe, und das Buch, worin sie enthalten sind. Eben daselbst werden auch das Verzeichniß der in der Kirche aufgenommenen Heiligen, die Regel der Mönchsorden, kirchliche Decrete und Satzungen, besonders die Schlüsse der Concilien, Canons oder Canones genannt. Im mittlern Lateine bedeutet Canon auch oft das Verzeichniß der obrigkeitlichen Einnahmen und deren Vertheilung unter die Unterthanen; daher wird Canon noch jetzt zuweilen für den einem jeden bestimmten Theil der Abgabe oder eines Geldbeytrages gebraucht. In den Buchdruckereyen ist Canon der Nahme der dicksten Deutschen Schrift, die man hat; vermuthlich weil der Meß-Canon ehedem mit derselben gedruckt wurde. Aber alsdann ist es gemeiniglich weiblichen Geschlechtes, die Canon, weil das Wort Schrift darunter verstanden wird.
Anm. Da dieß Wort aus dem Griech. herstammet, so sollte es billig mit einem K geschrieben werden. Allein um der folgenden Ableitungen willen, die noch niemand mit einem K geschrieben hat, habe ich es hier mit einem C geschrieben, weil ich es von diesen nicht gerne trennen wollte. Es gehet dieses desto füglicher an, weil wir dieses Wort nun doch einmahl von den Lateinern erhalten haben.


Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1298-1299.


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Version vom 1. März 2015, 13:17 Uhr



Der Canon

[215] Der Canon, Gr. und Lat. 1) wörtlich, ein Maß, eine Regel, eine Richtschnur. 2) (Theol.) Das in dem christlichen Alterthume verfertigte Verzeichniß der biblischen Bücher, und diese Sammlung biblischer Bücher selbst. In der Römischen Kirche die sacramentalischen Gebete der Messe; ferner kirchliche Satzungen. 3) (Musik.) Ein Tonstück für zwei oder mehrere Stimmen, wo eine Partie oder Stimme nach der andern eintritt, und den nehmlichen Satz beständig wiederholt, so, daß ein solcher Gesang gleichsam in einem Zirkel immer fortgesetzet werden kann, so lange man nur will.


Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 215.

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Adelung

Canon, der

[1298] Der Cānon, oder Kanon, des -s, plur. die -s, oder Cānones, ein aus dem Griech. κανων und Latein. Canon entlehntes Wort, welches überhaupt eine Regel oder Vorschrift bedeutete. Im Deutschen gebraucht man es nur in verschiedenen einzelnen Fällen. So wird das in dem christlichen Alterthume verfertigte Verzeichniß der biblischen Bücher, und diese Sammlung biblischer Bücher selbst, ein Canon genannt. S. Canonisch. In der Römischen Kirche ist der Canon oder der Meß-Canon, die[1298] sacramentlichen Gebethe und Worte der Messe, und das Buch, worin sie enthalten sind. Eben daselbst werden auch das Verzeichniß der in der Kirche aufgenommenen Heiligen, die Regel der Mönchsorden, kirchliche Decrete und Satzungen, besonders die Schlüsse der Concilien, Canons oder Canones genannt. Im mittlern Lateine bedeutet Canon auch oft das Verzeichniß der obrigkeitlichen Einnahmen und deren Vertheilung unter die Unterthanen; daher wird Canon noch jetzt zuweilen für den einem jeden bestimmten Theil der Abgabe oder eines Geldbeytrages gebraucht. In den Buchdruckereyen ist Canon der Nahme der dicksten Deutschen Schrift, die man hat; vermuthlich weil der Meß-Canon ehedem mit derselben gedruckt wurde. Aber alsdann ist es gemeiniglich weiblichen Geschlechtes, die Canon, weil das Wort Schrift darunter verstanden wird. Anm. Da dieß Wort aus dem Griech. herstammet, so sollte es billig mit einem K geschrieben werden. Allein um der folgenden Ableitungen willen, die noch niemand mit einem K geschrieben hat, habe ich es hier mit einem C geschrieben, weil ich es von diesen nicht gerne trennen wollte. Es gehet dieses desto füglicher an, weil wir dieses Wort nun doch einmahl von den Lateinern erhalten haben.


Quelle: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1298-1299.


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