Slowenische Literatur: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 18. September 2023, 15:41 Uhr


[545] Slowēnische Literatur. Als ältestes Denkmal der slowenischen Sprache sind die berühmten »Freisinger Denkmäler« (s. d.) zu nennen, die aus dem 10. Jahrh. stammen; von da an fehlt es an Schriftwerken bis zur Reformation. Letztere fand unter den Slowenen zahlreiche und eifrige Anhänger, namentlich in Primus Truber (1508–86, s. d.) und seinen Mitarbeitern, und rief eine geistliche Literatur (darunter[545] eine vollständige Bibelübersetzung von Dalmatin, Wittenb. 1584) hervor, die indessen durch die darauffolgende Gegenreformation bald wieder unterdrückt wurde. Seitdem ruhte die literarische Tätigkeit bei den Slowenen abermals so gut wie ganz, um erst gegen Ende des 18. Jahrh., namentlich mit dem Auftreten des Dichters Valent. Vodnik (1758–1819), der mit großem Erfolg die Volkssprache in die Literatur einführte, zu neuem Leben zu erwachen. Neben Vodnik ist Georg Japelj (1744–1807), Mitarbeiter an einer neuen (katholischen) Bibelübersetzung (auch sonst als Bibelübersetzer tätig), sodann aber als der eigentliche Schöpfer der slowenischen Poesie Franz Prešeren (1800–1849, s. d.) zu nennen. Einen Mittelpunkt der slowenischen Literatur, die sich allmählich immer entschiedener dem Volksinteresse zuwandte, bildete die 1842 von Bleiweis (s. d.) gegründete Zeitschrift »Kmetijske in rokodelske Novice«, an der sich alle zeitgenössischen Schriftsteller beteiligt haben, von Dichtern namentlich Ivan Vesel Koseski (1798–1884), Rod. Ledinski (1816–68) und Lovro Toman (1827–70). Seit Gründung der noch heute existierenden »Novice« hat die s. L. einen ganz wesentlichen Aufschwung genommen. 1846 rief Ant. Mart. Slomšek (1800–62) das Jahrbuch »Drobtinice« ins Leben, 1858 gründete Ant. Janežič (1828–69) die belletristische und wissenschaftliche Monatsschrift »Slovenski Glasnik« (bis 1868) und gab 1861–67 seine »Cvetje iz domačih in tujih logov« heraus (über seine grammatischen und lexikographischen Werte s. Slowenische Sprache). Außer zahlreichen andern Zeitschriften (»Zvon«, »Lubijanski Zvon«, »Kres«, »Slovan«. »Dom in svet« etc.) entstanden Institute zur Förderung der nationalen und literarischen Interessen, in Laibach 1864 die »Slovenska Matica«, 1867 das »Dramatično društvo« (»Dramatische Gesellschaft«) und in Klagenfurt bereits 1852 die »Družba sv. Mohorja« (»Hermagorasverein«), die zurzeit über 60,000 Mitglieder zählt, an dieselben bis jetzt etwa 41/2 Mill. Bücher verausgabt hat und in der neuesten Periode gewissermaßen den Mittelpunkt der literarischen Tätigkeit der Slowenen bildet. Als lyrische Dichter der neuesten Zeit sind hervorzuheben: Fr. Levstik (1831–87), Sim. Jenko (1835–1869), Jos. Stritar (geb. 1836), Sim. Gregorčič (geb. 1844) und als Verfasser von Balladen und Romanzen A. Aškerc (geb. 1856); ferner Miroslaw Vilhar, A. Umek, Fr. Cegnar, M. Valjavec etc. Größer noch ist die Zahl der Schriftsteller auf dem Gebiete des Romans, der Novelle und Erzählung. Hier muß in erster Linie Jos. Jurčič (1844–81) genannt werden, der durch die Tragödie »Tugomer« sich auch auf dramatischem Gebiet einen Namen erwarb, dann die bereits als Dichter angeführten F. Levstik, J. Stritar und S. Jenko, ferner Fr. Erjavec, J. Kersnik, J. Tavčar u. a. Auch zwei der bedeutendsten slawischen Gelehrten, Kopitar und Miklosich, waren Slowenen, verfaßten ihre Schriften jedoch vorzugsweise in deutscher oder lateinischer Sprache. – Werke über Geschichte der slowenischen Literatur sind: Macun, »Kratak pregled slovenske literature« (Agram 1863); Pypin und Spasowicz, »Geschichte der slawischen Literaturen« (in Bd. 1, deutsch, Leipz. 1880); v. Kleinmayer, »Zgodovina slovenskega slovstva« (Klagenf. 1881); Krek, »Die slowenische Literatur« (in dem Werk »Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild«, Bd. 8, Wien 1891); Glaser, »Zgodovina slovenskega slovstva« (Laibach 1894–95, 2 Bde.); einen Abriß enthält auch Skets »Slovenska slovstvena čitanka« (Klagenf. 1889–92 u. Wien 1893). Biographien slowenischer Schriftsteller finden sich in Marns zu Laibach erscheinendem »Jezičnik«. Vgl. auch Šafařiks »Geschichte der südslawischen Literatur«, Bd. 1 (Prag 1864). Volkslieder sammelten Vraz (»Narodne pesni ilirske« etc., Agram 1839), Janežic (»Cvetje slovenskega naroda«, Klagenf. 1852), Scheinigg (»Narodne pesni koroških Slovencev«, Laibach 1889) und Štrekelj (»Slov. narodne pesmi«, das. 1895–1901, 6 Hefte); außerdem erschienen (ohne Angabe des Herausgebers) »Slovenske pesni krajnskiga naroda« (das. 1839–44, 5 Tle.). Eine deutsche Übersetzung slowenischer Lieder lieferte Anastasius Grün (»Volkslieder aus Krain«, Leipz. 1850, und Bd. 5 seiner »Gesammelten Werke«). Vgl. auch Šuman, Die Slowenen (Teschen 1881).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 545-546. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007486162