Zesen, Philipp von: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 8. März 2024, 17:24 Uhr



Wikipedia

Philipp Zesen, ab 1653 von Zesen, (auch Filip Cösius oder Caesius, Pseudonym: Ritterhold von Blauen; * 8. Oktoberjul. / 18. Oktober 1619greg. in Priorau; † 13. Novemberjul. / 23. November 1689greg. in Hamburg) war ein deutscher Dichter, evangelischer Kirchenlieddichter und Schriftsteller. Er gilt neben Sigmund von Birken als einer der ersten deutschen Berufsschriftsteller. Sein autobiographischer Roman Die Adriatische Rosemund von 1645 gilt als der erste große deutsche Roman der Barockliteratur, seine Poetik hatte einen hohen Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Metrik. https://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_von_Zesen


Philipp von Zesen, also Filip Cösius or Caesius (originally Ph. Caesien, Filip Zesen, Filip von Zesen, in Latin Philippus Caesius à Fürstenau, Philippus Caesius à Zesen) (8 October 1619 O.S. – 13 November 1689 O.S.) was a German poet, hymnist and writer. Some of his works are published under his pen name Ritterhold von Blauen. https://en.wikipedia.org/wiki/Philipp_von_Zesen


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Brockhaus 1811

[513] Philipp von Zesen (Cäsius), ein deutscher Poet, der zu seiner Zeit vielleicht mehr Aufsehen erregte, als er wol eigentlich verdiente. Geboren 1619 zu Priorau (bei Bitterfeld in Chursachsen), wo sein Vater das Amt eines Predigers hatte, studirte er in Halle, Wittenberg und Leipzig, legte sich vorzüglich auf Philologie, Poesie und deutsche Sprache; machte in der Folge Reisen nach Holland und Frankreich, wurde dann von dem Kaiser zum Ritter und Pfalzgrafen, auch von einigen sächsischen Fürsten zum Rath gemacht, ohne jedoch ein öffentliches Amt anzunehmen; auch erhielt er den Charakter eines gekrönten Poeten und ließ sich zuletzt, schon alt, (1683) in Hamburg nieder, wo er 1689 im 70. Jahre mit Tode abging. Als Stifter der sogenannten deutschgesinnten Genossenschaft – Spötter nannten diese Gesellschaft die Geschossenschaft – hatte er schon in seinem 24. Jahre zu Hamburg 1643 Aufsehen gemacht. Das Emblem dieser Gesellschaft (welche auch der Rosenorden genannt wurde) war ein von Sonnenstrahlen umleuchteter Rosenstrauch mit dem Symbol: Unter den Rosen ist liebliches Losen. Vorzügliches Aufsehen aber machte er durch seine damals ganz unerhörten Neuerungen in der deutschen Orthographie, so wie durch die affectirte Ausmerzung fremder Wörter aus unsrer Sprache, welche auch seine Anhänger, die Zesianer, sehr eifrig fortpflanzten, oder gar noch ärger übertrieben. Ein Unternehmen, welches die Puristen der neueren Zeit uns lebhaft wieder ins Gedächtniß geführt haben! Sie schrieben z. B. Filipp, Filosofen, Fäder, Zizero: bei ihnen hieß z. B. die Natur – die große Zeugemutter, der Papst – der große Erz-Vater, das Kloster – ein Jungfernzwinger; ferner eine Flinte – ein Schießprügel, das Drama – Gesprächspiel, Comödie – Freudenspiel etc. sie trugen nicht etwa Handschuhe, sondern Handstrümpfe; sie hatten keine Beinkleider, sondern Lenden-Holfter. Auch die griechischen und römischen Gottheiten mußten die lächerlichsten Metamorphosen erfahren; denn da ward nun eine Diana zur Weidin, eine Pomona zur Obstin, Vesta zur Feurin, Minerva zur Klugin, Venus zur Lustin, ein Vulkan[514] zum Glutfang u. s. w. u. s. w. umgemodelt (wem fallen hier nicht die Lächerlichkeiten eines Seyferth zu Paris und Cons. ein?), und so ward der Mann, der mit seinen großen Einsichten, mit seinen vielfachen Sprachkenntnissen, mit seiner Gelehrsamkeit, bei seiner lebhaften Einbildungskraft vielleicht bedeutenden Nutzen hätte stiften können, mehr ein Verderber des guten Geschmacks und die Zielscheibe der ärgsten Spötter, obgleich er auch viel Freunde und Vertheidiger, auch selbst nach seinem Tode, fand. Seine Schriften beliefen sich, außer den ungedruckten, welche auch gegen 40 betragen haben, und außer vielen Uebersetzungen, auf mehr als 60: mehrere, die er blos angefangen, sind unvollendet geblieben.

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 513-515. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20000808148


Brockhaus 1841

[795] Zesen (Philipp von), oder wie er auch selbst sich nannte, Filip Zese und Caesius, ein im 17. Jahrh. sehr angesehener deutscher Dichter und für die Ausbildung und Säuberung der deutschen Sprache von Fremdworten thätiger Schriftsteller, geb. 1619 zu Priorau bei Bitterfeld im jetzigen preuß. Herzogthum Sachsen, wo sein Vater Geistlicher war. Z. beschäftigte sich auf den Universitäten Halle, Wittenberg und Leipzig hauptsächlich mit Sprachstudien und den schönen Wissenschaften, unternahm Reisen in Deutschland, Frankreich, Holland, wurde Rath mehrer sächs. Fürsten, kais. Pfalzgraf und gekrönter Poet, lebte abwechselnd in Leipzig, Amsterdam, Hamburg, wo er sich zuletzt niederließ und. 1689 starb. Als Mitglied der fruchtbringenden Gesellschaft zu Weimar hieß Z. der Wohlsetzende und in der von ihm zum Besten der deutschen Sprache 1646 in Hamburg gestifteten deutschgesinnten Genossenschaft führte er den Namen des Färtigen (Fertigen). Als Dichter hat Z. nur sehr mittelmäßige Gaben bewährt und Vers- und Reimkunst müssen ihm meist die Gedanken ersetzen; doch ist ihm bei der Menge seiner poetischen Arbeiten auch Manches gelungen, wohin namentlich einige Lieder gehören. Die Zahl seiner satirischen und kritischen Schriften ist nicht minder groß, auch hat er Übersetzungen geliefert und jene breiten, prunkenden Heldenromane nach franz. Muster durch seine »Adriatische Rosamunde« (Amsterd. 1645); »Ibrahim's und Isabellen's Wundergeschichte« (Zweibr. 1665); »Die afrikanische Sophonisbe« (Frankf. 1647) in die deutsche Literatur einführen helfen, welche eine Zeit lang beliebt blieben. Z.'s und seiner Anhänger Bestrebungen nach Reinigung der Muttersprache von allem Fremdartigen [795] gingen freilich oft viel zu weit und wurden durch die eigne Übertreibung lächerlich, zumal er mit der Verdeutschung fremder Worte eben nicht glücklich war und diese selbst auf Namen der griech. und röm. Gottheiten ausdehnte. Minerva ward durch Z. in Klugin, Pomona in Obstin, Diana in Weidin, Vulcan in Glutsang umgetauft, für Flinte sollte Schießprügel, für Fenster Tageleuchter gesagt, Echo mit Thalmund vertauscht werden. In der Orthographie wollte er den Grundsatz einführen, zu schreiben wie man spreche, und zog sich auf die Art durch seine an sich lobenswerthen Bestrebungen, der damals schrankenlosen Sprachmengerei zu steuern, vielen, oft sehr gerechten Spott und Tadel zu.

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 795-796. Permalink: http://www.zeno.org/nid/2000087826X


Herders 1857

[778] Zesen, Philipp von, latinis. Caesius, Dichter u. Hauptvertreter der von ihm gestifteten deutschgesinnten Genossenschaft, geb. 1619 zu Priorau bei Dessau, gest. 1689 zu Hamburg. Er begann noch gleichzeitig mit Opitz 1637 zu dichten und dichtete noch 1688, als längst kein einziges Mitglied der ersten schlesischen Schule mehr übrig war. Vielseitig gebildet, ahmte er die Verskünsteleien der Italiener u. Franzosen, ihre Rondeaux, Madrigals u. dgl. in zahllosen Dactylen (diese Dattelverse hielt er für die vortrefflichste aller deutschen Versarten) nach, nahm starken Antheil an der schwülstigen und abenteuerlichen Romanenschreiberei seiner Zeit durch Bearbeitungen fremder Erzeugnisse wie durch eigene (adriatische Rosemunde 1645, Ibrahims und Isabellens Wundergeschichte 1645, afrikanische Sofonisbe 1646, Assenat 1670, Simson 1679), richtete aber als der stets »Färtige« der von ihm 1643 zu Hamburg gestifteten deutschgesinnten oder Rosengesellschaft sein Hauptstreben darauf, die deutsche Sprache so rein als möglich zu machen. Dies verdient der erbärmlichen Sprachmengerei seiner Zeit gegenüber noch heute Anerkennung, allein er fiel in das entgegengesetzte Extrem und schuf unnöthige u. lächerliche Wörter, über setzte z.B. Nase mit Löschhorn, Flinte mit Schießprügel, Theater mit Schauburg, Affect mit Gemüthstrift [778] Vers mit Dichtling, Person mit Selbstand, Venus, Pallas und Juno taufte er Lustinne, Kluginne, Himmelinne u.s.w. Als Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft hieß Z. der Wohlsetzende und welch Ansehen er seiner Zeit genoß, geht daraus hervor, daß er geadelt, kaiserl. Pfalzgraf und gekrönter Poet wurde, daß sein »hochdeutscher Helikon« (eine Anleitung zur deutschen Dichtkunst) seit 1640 eine Auflage nach der andern erlebte und daß es trotz alles Spottes noch zu Gottscheds Zeit Zesianer gab. Auswahl der mitunter nicht ganz üblen Poesien Z.s im 1. Band von Müllers »Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrhunderts«.

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 778-779. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003572811


Pierer 1865

[583] Zesen (Cäsius), Philipp von Z., geb. 8. Oct. 1619 zu Priorau (bei Bitterfeld), studirte in Halle, Wittenberg u. Leipzig u. beschäftigte sich bes. mit Sprachwissenschaft u. Poesie, wurde Comes palatinus u. Rath mehrer sächsischer Fürsten, ohne jedoch ein Amt anzunehmen; er lebte in Leipzig, Jena, Hamburg u. Amsterdam u. starb 13. Nov. 1689 in Amsterdam. Er schr. unt. and.: Priorau od. das Lob des Vaterlands (Gedicht), Amst. 1680, u. viele andere Gedichte, von denen eine Auswahl im ersten Bande von Müllers Bibliothek der deutschen Dichter des 17. Jahrh. steht; Hochdeutsche Sprachübung, Hamb. 1643; Mehre Heldenromane (s. Deutsche Literatur); Hochdeutsches helikonisches Rosenthal, Amst. 1669 u. v. a. Er war auch 1643 Stifter der Deutschgesinnten Genossenschaft (s.d.), in welcher er den Namen des Färtigen führte, u. Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft (unter dem Namen des Wohlsetzenden). Er u. seine Anhänger (Zesenianer) waren entschiedene Puristen, suchten bes. die Orthographie zu reformiren, wobei sie den Grundsatz durchführten, daß man gerade so schreiben müsse, wie man spreche (daher er z.B. sich selbst den Färtigen statt Fertigen nannte), u. schrieben die fremden Wörter mit deutschen Lauten, wie Faeton, Filosofie etc.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 583. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20011334150


Meyers 1909

[904] Zesen, Philipp von (Caesius), deutscher Dichter. geb. 8. Okt. 1619 in Priorau bei Dessau, gest. 13. Nov. 1689 in Hamburg, studierte in Wittenberg und Leipzig und beschäftigte sich vorzüglich mit Philologie, Dichtkunst und deutscher Sprache. Seit 1641 hielt er sich größtenteils in Hamburg, außerdem aber mehrmals für längere Zeit in Holland auf. Ohne öffentliches Amt, ein mannigfach bedrängtes Literatendasein führend, wußte er sich doch bei einem Teil seiner Zeitgenossen in hohes Ansehen zu setzen. Sein Hauptbestreben war auf die Vervollkommnung und[904] Reinigung der Muttersprache gerichtet, zu welchem Zweck er schon 1643 die Deutschgesinnte Genossenschaft (s. d.) gestiftet hatte, in der er den Namen des Färtigen (Fertigen) führte; freilich ging er in seinem Eifer zu weit und zog sich viel Spott und Tadel zu. Die Zahl seiner poetischen, kritischen, satirischen und moralischen Werke beträgt über 70. Sein bestes Werk ist der Roman »Adriatische Rosemund« (Amsterd. 1645; Neudruck von Jellinek, Halle 1899), worin die Trennung zweier Liebenden wegen der Verschiedenheit ihres Glaubensbekenntnisses dargestellt ist; ihm folgten einige Übersetzungen französischer Romane und nach langer Pause die Originalwerke: »Assenat« (Nürnb. 1679), die Geschichte Josephs poetisch behandelnd, und der schwächere »Simson« (das. 1679). Eins seiner bessern Gedichte, das einen Teil seiner Lebensgeschichte erzählt, ist »Priorau oder das Lob des Vaterlandes« (Amsterd. 1680). Außerdem hat er einige gute Lieder gedichtet. Eine Auswahl aller seiner Dichtungen gibt Müllers »Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrhunderts«, Bd. 13 (Leipz. 1837). Sein »Hochdeutscher Helikon« (zuerst 1640), eine Anleitung zur Poesie und Metrik, war für jene Zeit nicht ohne Wert. Von seinen sprachwissenschaftlichen Werken ist hervorzuheben die »Hochdeutsche Sprachübung« (Hamb. 1643). Vgl. Gebhardt, Untersuchungen zur Biographie P. Zesens (Dissertation, Straßb. 1888); Dissel, Philipp von Z. und die Deutschgesinnte Genossenschaft (Hamb. 1890); Cholevius, Die bedeutendsten deutschen Romane des 17. Jahrhunderts (Leipz. 1866).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 904-905. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007721021


Brockhaus 1911

[1022] Zesen, Philipp von, Dichter, geb. 8. Okt. 1619 zu Priorau bei Dessau, kaiserl. Pfalzgraf und gekrönter Dichter, gest. 13. Nov. 1689 in Hamburg; Gründer der Deutschgesinnten Genossenschaft; schrieb über Sprache und Verskunst (»Deutscher Helikon«, 1640; »Hochdeutsche Sprachübung«, 1643), Liebeslieder, Romane (»Die adriatische Rosemund«, 1645 etc.).

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 1022. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001697315