Aretino, Pietro: Unterschied zwischen den Versionen

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Pietro Aretino (* 20. April 1492 in Arezzo; † 21. Oktober 1556 in Venedig), genannt il Divino („der Göttliche“).




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== Herders ==

[241] Aretino, Spinello aus Arezzo, Maler aus der Schule Giottos, im Anfang des 15. Jahrh. – A. Pietro, aus Arezzo, geb. 1493, Dichter voll Talent, aber ohne alle sittliche Würde, genoß den Schutz der Großen Italiens, sowie Franz I. von Frankreich, Kaiser Karls V. immer nur kurze Zeit, lebte in Rom, [241] Mailand, Florenz, Venedig und anderen Orten, st. 1655, indem er heftig lachend mit dem Stuhle überschlug. Seine Gedichte sind schmutzig erotischen und boshaft satyrischen Inhalts, theils in lyrischer, theils in dramatischer Form; er verhöhnte und schmeichelte je nach dem man ihn bezahlte.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 241-242.
Permalink:
http://www.zeno.org/nid/20003206513


== Pierer ==

[683] Aretīno (Aretinus),

1) Spinello, geb. 308 zu Arezzo, Historienmaler, st. um 1400. Er folgte der Manier Giottos, die er etwas flüchtig handhabte. Seine Vorzüge bestehen in der Gewandung, der er große Massen u. reine Formen gab. Werke: die Geschichten des Ephesus u. Politus in Campo Santo zu Pisa, des St. Benedict in St. Miniato bei Florenz, des Kaisers Barbarossa im Rathhaus zu Siena.

2) Pietro A., geb. 1492 zu Arezzo, natürlicher Sohn eines Edelmanns L. Bacci; wegen Spöttereien aus Arezzo u. Perugia vertrieben, in Rom von Leo X. u. Clemens VII. begünstigt, von da wegen der, die obscönen 16 Gemälde Giulio Romanos erklärenden Sonette (Sonetti lussuriosi) vertrieben, lebte er seit 1524 bei Joh. von Medicis in Mailand, ging 1528 nach Venedig u. machte sich hier durch boshafte Satyren (weshalb er die Geißel der Fürsten hieß), schmeichelnde Lobgedichte auf die, welche ihm gut zahlten, unzüchtige erotische Gedichte, einige gute Lustspiele u. selbst einige religiöse [683] Schriften, bekannt. Franz I. u. Karl V. buhlten um seine Gunst, Letzterer gab ihm selbst eine Pension. Er st. 1556, indem er heftig lachend mit dem Stuhle überschlug; schr.: I tre primi canti di Battaglia, Vened. 1537; Lagrime de Angelica, 1538; Quatro Comedie (La Cortigiana, Vened. 1535; Il Marescalco, ebd. 1536; La Talanta, ebd. 1532; L'Ipocrito, ebd. 1542), o. O. 1588; noch schrieb er ein Lust- u. ein Trauerspiel; Lettere, Par. 1600, 6 Bde.; La Vita della Catarina Virgine, Vened. 1511, u. a. m.

3) Guido von Arezzo, s. Guido. 4) Bernhard Unico, s. Accolti 3). 5) Carlo, s. Marsupius.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 683-684.
Permalink:
http://www.zeno.org/nid/20009398880

== Brockhaus 1911 ==

[94] Aretīno, Pietro, ital. Schriftsteller, geb. 20. April 1492 zu Arezzo, durch sittenlose Schriften berüchtigt, gest. 21. Okt. 1556 zu Venedig, schrieb 5 Lustspiele (»Cortigiana«, »Talanta« u.a.), die Tragödie »Orazia«; ferner »Ragionamenti« (1535; deutsch 1902). – Vgl. Schultheiß (1890), Mari (1901).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 94.
Permalink:
http://www.zeno.org/nid/20000915629

Aktuelle Version vom 22. September 2023, 16:42 Uhr



Pietro Aretino (* 20. April 1492 in Arezzo; † 21. Oktober 1556 in Venedig), genannt il Divino („der Göttliche“).


Meyers 1905

[738] Aretīno, 1) Pietro, ital. Dichter, geb. 20. April 1492 in Arezzo, gest. 21. Okt. 1556 in Venedig, war der Sohn eines armen Schusters, Namens Luca, genoß eine höchst mangelhafte Erziehung und ging bald nach Perugia, wo er zu dichten begann, sodann (1517) nach Rom. Hier wurde er dank seiner scharfen Satiren berühmt und gefürchtet und trat in den Dienst Leos X. und des Kardinals Giulio de' Medici. Unter Hadrian verließ er mit letzterm Rom und kehrte erst zurück, als dieser als Clemens VII. Papst geworden war. Nach einem Attentat auf sein Leben verließ er Rom abermals, begab sich zu Johann de' Medici und wandte sich nach dessen Tod (1527) nach Venedig, um hier, wo er alle Freiheit für seine Ausschweifungen wie für seine satirische Feder fand, nur von dem Ertrage der letztern zu leben. Sein Ziel war jetzt, Geld zu gewinnen, und bei der Leichtigkeit, mit der er arbeitete, und der Schlauheit, womit er die Großen durch unverschämte Droh- und Schmeichelbriefe auszubeuten verstand, gelangte er bald zu großem Wohlstand. Selbst Kaiser Karl V. und König Franz I. beschenkten ihn mit goldenen Ketten. Der erstere bot ihm sogar die Ritterwürde an, die A. aber ausschlug. Inzwischen hatten seine Schriften ihm eine große Anzahl von Bewunderern erworben, man nannte ihn »den Göttlichen« (il Divino), und nicht nur aus allen Teilen Italiens, sondern selbst aus dem Ausland empfing er Besuche. Stets darauf bedacht, sich auf gutem [738] Fuße mit dem römischen Stuhl zu erhalten, verfaßte er abwechselnd mit den obszönsten Schriften auch Erbauungsbücher, wie: »Della umanità di Cristo« (1535), »La vita di Maria Virgine« (1540), eine Paraphrase der sieben Bußpsalmen u.a. Als Julius III. den päpstlichen Stuhl bestieg, beglückwünschte ihn A. mit einem Sonett, wofür er mit 1000 Goldkronen und dem Orden des heil. Petrus belohnt wurde. A. war unstreitig ein Mann von bedeutendem Talent, den nur sein Mangel an tieferer Bildung und seine Sittenlosigkeit hinderten, sich einen ehrenvollen Platz in der Literatur seines Vaterlandes zu erwerben. Von seinen zahlreichen Werken haben seine fünf Komödien in Prosa: »Il Marescalco« (1533), »La Cortigiana« (1534), »L'Ipocrito« (1542), »La Talanta« (1542), »Il Filosofo« (1546; Neuausg. der Komödien, Mail. 1876), die zu den besten der Zeit gehören, bedeutendes sittengeschichtliches Interesse, und ist die Tragödie »Orazia« in Versen (Vened. 1546) das beste. Die meisten übrigen sind von der krassesten Obszönität. Am bekanntesten darunter sind die berüchtigten, Franz I. gewidmeten »Ragionamenti« (1535–38, 3 Tle., u. ö.; ins Französische übersetzt u. d. T.: »Les dialogues du divin P. A.«, Par. 1879), ein drastisches Gemälde der sittlichen Verderbnis in den höhern Ständen Italiens und deshalb von unzweifelhaftem kulturgeschichtlichen Wert. Wichtig für die Zeitgeschichte sind auch seine »Lettere familiari« (Vened. 1537–57; Par. 1609, 6 Bde.) und die »Lettere scritte al sig. P. A.« (Vened. 1551, Bologna 1873–75). Nicht minder wichtig für die Kultur- und auch für die Kirchengeschichte sind Aretinos auf die Papstwahl Hadrians VI. bezüglichen »Pasquinate« (hrsg. von V. Rossi, Turin 1891) und seine satirischen Prophezeiungen. Vgl. dazu Luzio, Un pronostico satirico di Pietro A. (Bergamo 1900); ferner Mazzuchelli, La vita di P. A. (Padua 1741); Sinigaglia, Saggio di uno studio su P. A. (Rom 1882); Luzio, P. A. nei suoi primi anni etc. (Turin 1888); Graf, Attraverso il cinquecento (das. 1888); Bertani. Pietro A. e le sue opere secondo nuove indagini (Rom 1902).

2) Leonardo, Gelehrter, s. Bruni . Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 738-739. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006249116


Herders

[241] Aretino, Spinello aus Arezzo, Maler aus der Schule Giottos, im Anfang des 15. Jahrh. – A. Pietro, aus Arezzo, geb. 1493, Dichter voll Talent, aber ohne alle sittliche Würde, genoß den Schutz der Großen Italiens, sowie Franz I. von Frankreich, Kaiser Karls V. immer nur kurze Zeit, lebte in Rom, [241] Mailand, Florenz, Venedig und anderen Orten, st. 1655, indem er heftig lachend mit dem Stuhle überschlug. Seine Gedichte sind schmutzig erotischen und boshaft satyrischen Inhalts, theils in lyrischer, theils in dramatischer Form; er verhöhnte und schmeichelte je nach dem man ihn bezahlte.

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 241-242. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003206513


Pierer

[683] Aretīno (Aretinus),

1) Spinello, geb. 308 zu Arezzo, Historienmaler, st. um 1400. Er folgte der Manier Giottos, die er etwas flüchtig handhabte. Seine Vorzüge bestehen in der Gewandung, der er große Massen u. reine Formen gab. Werke: die Geschichten des Ephesus u. Politus in Campo Santo zu Pisa, des St. Benedict in St. Miniato bei Florenz, des Kaisers Barbarossa im Rathhaus zu Siena.

2) Pietro A., geb. 1492 zu Arezzo, natürlicher Sohn eines Edelmanns L. Bacci; wegen Spöttereien aus Arezzo u. Perugia vertrieben, in Rom von Leo X. u. Clemens VII. begünstigt, von da wegen der, die obscönen 16 Gemälde Giulio Romanos erklärenden Sonette (Sonetti lussuriosi) vertrieben, lebte er seit 1524 bei Joh. von Medicis in Mailand, ging 1528 nach Venedig u. machte sich hier durch boshafte Satyren (weshalb er die Geißel der Fürsten hieß), schmeichelnde Lobgedichte auf die, welche ihm gut zahlten, unzüchtige erotische Gedichte, einige gute Lustspiele u. selbst einige religiöse [683] Schriften, bekannt. Franz I. u. Karl V. buhlten um seine Gunst, Letzterer gab ihm selbst eine Pension. Er st. 1556, indem er heftig lachend mit dem Stuhle überschlug; schr.: I tre primi canti di Battaglia, Vened. 1537; Lagrime de Angelica, 1538; Quatro Comedie (La Cortigiana, Vened. 1535; Il Marescalco, ebd. 1536; La Talanta, ebd. 1532; L'Ipocrito, ebd. 1542), o. O. 1588; noch schrieb er ein Lust- u. ein Trauerspiel; Lettere, Par. 1600, 6 Bde.; La Vita della Catarina Virgine, Vened. 1511, u. a. m.

3) Guido von Arezzo, s. Guido. 4) Bernhard Unico, s. Accolti 3). 5) Carlo, s. Marsupius.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 683-684. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20009398880

Brockhaus 1911

[94] Aretīno, Pietro, ital. Schriftsteller, geb. 20. April 1492 zu Arezzo, durch sittenlose Schriften berüchtigt, gest. 21. Okt. 1556 zu Venedig, schrieb 5 Lustspiele (»Cortigiana«, »Talanta« u.a.), die Tragödie »Orazia«; ferner »Ragionamenti« (1535; deutsch 1902). – Vgl. Schultheiß (1890), Mari (1901).

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 94. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20000915629