Dante Alighieri: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Lyrikwiki

Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(Eine dazwischenliegende Version desselben Benutzers wird nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
[[kategorie:Dante]]
[[kategorie: Dante]]




Zeile 10: Zeile 10:




== Meyers 1906 ==


[500] Dante Alighieri (spr. alighjēri), der größte Dichter Italiens und einer der tiefsinnigsten Dichter aller Zeiten und Völker, wurde 1265, wahrscheinlich 30. Mai, in Florenz geboren und starb 14. Sept. 1321 in Ravenna. Er erhielt den Namen Durante, der in Dante abgekürzt wurde. Seine Familie gehörte zu den ältesten florentinischen Geschlechtern und stand auf seiten der Guelfen. D. selbst nennt als seinen Stammvater Cacciaguida (geb. um 1090, gefallen 1147 im Kreuzzug), der eine Alighieri zur Frau hatte. Einer ihrer Söhne (gest. um 1200) nahm den Namen der Mutter an und ward so Stifter des Geschlechts der Alighieri zu Florenz. Von dem Leben des Dichters[500] ist nur wenig bekannt. Erst durch die gründlichen Forschungen der Neuzeit ist eine ganze Reihe unbegründeter Überlieferungen beseitigt worden. Von den Eltern Alighieris wissen wir nur, daß sein Vater, der zweimal vermählt war, gegen 1280 starb, und daß seine Mutter Bella, die erste Frau Alighieris, noch jung war, als sie den Ihrigen durch den Tod geraubt wurde. Auf Dantes geistige Entwickelung übte bedeutenden Einfluß der gelehrte Staatssekretär der Republik, Brunetto Latino, der ihm ein väterlicher Freund war. Der Studiengang des Dichters läßt sich nicht genauer verfolgen, doch zeigt sein Jugendwerk, das 1292 beendete »Neue Leben«, schon eine Menge Kenntnisse, z. B. eingehende Belesenheit in den provenzalischen Trobadors. D. beschäftigte sich auch mit den heitern Künsten; er war Freund des Sängers Casella, der Maler Giotto und Oderisi und zeichnete selbst. Sein erstes erhaltenes Sonett dichtete er mit 18 Jahren. Es war an alle Dichter gerichtet und wurde von Guido Cavalcanti (gest. 1300) freundlich beantwortet, der dadurch Dantes innigster Freund wurde, dagegen höhnisch von Dante da Majano (s.d.). Dantes erste Lyrik hat ihre Quelle in der idealen Liebe zu der Tochter des angesehenen Florentiner Bürgers Folco Portinari, Beatrice, über die er selbst in seinem Erstlingswerk: »La vita nuova«, berichtet. Von dieser Jugendliebe blieb ihm der tiefste Eindruck, der sich allmählich zur völligen Verklärung Beatrices in seinem großen Gedicht gestaltete; sie war rein ideal, sie erstrebte nicht den Besitz der Geliebten und wurde auch nicht durch Beatrices Verheiratung beeinträchtigt. Da eine solche Neigung vielfach nicht verstanden wurde, suchte man Beatrice als bloße Allegorie oder Abstraktion zu fassen (vgl. dagegen D'Ancona, La Beatrice di D., in der »Vita nuova«, Pisa 1884, und Del Lungo, Beatrice nella vita e nella poesia del sec. XIII, Mail. 1891). In seiner Jugend nahm D. an den Kriegszügen seiner Vaterstadt teil, 1289 beteiligte er sich an der Schlacht bei Campaldino, in der die Florentiner Guelfen die Aretiner Ghibellinen besiegten. Bald darauf war er im Kriege gegen die Pisaner bei der Übergabe der Burg Caprona zugegen. Nach dem Tode Beatrices (19. Juni 1291) suchte D. in der Philosophie Trost und legte die poetischen Reflexe dieser Studien in seiner allegorischen und moralischen Lyrik nieder. Etwa um 1295 vermählte er sich mit Gemma dei Donati, die noch 1333 lebte. Dieser Che entstammten drei Kinder: Pietro, Jacopo und Antonia; Beatrice, die Nonne war, wird mit Antonia identisch sein. Fortan nahm der Dichter, der in die Zunft der Ärzte und Apotheker eintrat, eifrig am öffentlichen Leben seiner Vaterstadt teil. So saß er 1300 vom 15. Juni bis 15. Aug. im Kollegium der sechs Prioren, welches Amt für ihn die Quelle alles spätern Unglücks wurde. Florenz war in zwei, seit 1301 die »Weißen« und die »Schwarzen« genannten, Parteien geteilt, von denen die erstern mehr ghibellinisch gesinnt, die letztern dagegen unbedingte Anhänger des Papstes waren. Als die erbetene Vermittelung des Papstes scheiterte und die Haltung der Parteien bedrohlich wurde, wurden ihre angesehensten Mitglieder verbannt (24. Juni), aber bald darauf zurückberufen. Nach der Entdeckung einer Verschwörung der Schwarzen wurden deren Häupter im Juni 1301 aufs neue verbannt. Während dieser stürmischen Zeit (1301) trat D. noch mehrfach öffentlich auf. Von den Schwarzen gedrängt, schickte der Papst einen neuen »paciere« in der Person Karls von Valois, des Bruders Philipps des Schönen von Frankreich, nach Florenz. Dieser zog 1. Nov. in die Stadt ein und begünstigte die Schwarzen so sehr, daß sie in kurzer Zeit zur Herrschaft gelangten und die Gegenpartei schonungslos unterdrückten. Nach dem Scheitern eines abermaligen Versöhnungsversuches wurden 1302 über 600Weiße meist wegen erdichteter Vergehen zum Tod oder zur Verbannung verurteilt. Unter letztern befand sich D. Am 27. Jan. wurde ihm ein Dekret zugestellt, das seine Verbrechen aufzählte und ihn zur Zahlung von 5000 Fiorini piccioli, zum Schadenersatz für begangene Unterschlagungen etc., zu 2 Jahren Verbannung aus der Toskana und zum Ausschluß von allen Ämtern für immer verurteilte. Wenn er nicht nach 3 Tagen bezahle, verliere er sämtliche Güter. Am 10. März verdammte ihn ein neues Dekret zum Feuertode, wenn er in die Hände der Gemeinde falle. Die Fassung der Urteile setzt voraus, daß D. zurzeit der Katastrophe in Florenz anwesend war. Noch weniger als von Dantes Leben in Florenz wissen wir aus der Zeit seiner Verbannung. Die vertriebenen Weißen vereinigten sich mit den seit langem verbannten Ghibellinen und suchten sich der Stadt Florenz mit Waffengewalt zu bemächtigen. Am 8. Juni 1302 kam eine Anzahl hervorragender Familien im Chor der Kirche San Godenzo im Mugello zusammen, wobei auch D. zugegen war. Als Zwietracht innerhalb der Partei ausbrach, trennte sich D. von ihr, wahrscheinlich 1303, nach der Niederlage der Verbannten bei Castel Pulicciano (März). Zunächst wendete er sich nach Verona, wo ihm Bartolomeo della Scala Schutz gewährte (wohl schon 1303). Nach dessen Tode (8. März 1304) irrte D. in Italien umher, und die bitterste Not zwang ihn oft zum Betteln. Am 6. Okt. 1306 ist er urkundlich in Sarzana in der Lunigiana nachzuweisen, von wo er sich nach dem Casentino begab. Zwischen 1307 und 1310 scheint er sich in Lucca aufgehalten zu haben. Villani, Boccaccio u. a. sprechen auch von einer Reise nach Paris, die manche 1308 ansetzen; doch diese Reise ist zweifelhaft. Unsinnig ist die Annahme eines Aufenthalts in Oxford. Die Kunde von dem Römerzuge König Heinrichs VII. (Oktober 1310) erweckte neue Hoffnungen in D. Er eilte ihm entgegen und schrieb einen lateinischen Brief an die Fürsten und Völker Italiens, sich dem Kaiser zu unterwerfen. Aber gerade Florenz wurde der Herd der Widersacher des Kaisers. Da schleuderte D. 31. März 1311 von den Arnoquellen aus einen furchtbaren Brief gegen seine Vaterstadt und schrieb an Heinrich 18. April einen Brief, der ihn aufforderte, ungesäumt die Axt an die Wurzel alles Übels, Florenz, zu legen. Die Florentiner antworteten auf Dantes Brief damit, daß sie ihn nebst etwas über 1000 Guelfen ausdrücklich von einer Amnestie vom 2. Sept. 1311 ausschlossen. Die Belagerung ihrer Stadt im Sommer 1313 hatte keinen Erfolg, und schon 24. Aug. 1313 ereilte den Kaiser bei Siena der Tod. D. war nicht im Lager von Florenz. Nach ihrer Niederlage durch die Pisaner bei Montecatini 29. Aug. 1315 erneuerten die Florentiner 6. Nov. das Verbannungsdekret gegen D., seine Söhne und die andern Verbannten und schlossen sie 1316 auch von einer Amnestie aus. Die Siege der Ghibellinen in der Toskana waren aber nur vorübergehend. Die letzten Lebensjahre, sicher mehrere Jahre, verbrachte D. in Ravenna bei seinem Freunde Guido Novello da Polenta, dem Neffen der Francesca da Rimini, der seit seines Onkels Lamberto Tode (22. Juni 1316) Herr der Stadt war. Der Verkehr mit Can Grande della Scala, dem Herrn von Verona, um diese Zeit bestand in kürzern[501] Besuchen. D. dachte sehr hoch von ihm und widmete ihm das »Paradies«, noch ehe es vollendet war (Brief vor 1318). Über den Zeitpunkt der Niederlassung Dantes in Ravenna fehlen genaue Angaben. Seine Söhne zogen mit ihm, und Pietro erhielt dort zwei Pfründen. Im Sommer 1321 ging D. in einer diplomatischen Mission seines Gastfreundes nach Venedig, erkrankte dort und wurde, dem Tode nahe, nach Ravenna zurückgebracht. Dort starb er 14. Sept. 1321 (vgl. Ricci, L'ultimo rifugio di D., Mail. 1891) und ward in der Marienkapelle der Kirche San Pietro Maggiore (jetzt San Francesco) in einem steinernen Sarge feierlich bestattet. Der Fürst selbst hielt ihm eine Leichenrede, und nur seine eigne Vertreibung im folgenden Jahre vereitelte seine Absicht, ihm ein prächtiges Denkmal zu errichten. 1329 wollte der Kardinallegat Bertrand du Poyet Dantes Gebeine als ketzerisch verbrennen lassen. Erst nach 1353 wurden bei einer Ausbesserung zwei Inschriften angebracht, die eine von Menghino Mezzano, die andre von Bernardo Canaccio. 1483 ließ Bernardo Bembo, Vater des Kardinals, die Grabstätte mit dem noch vorhandenen Relief von Pietro Lombardi schmücken. Als Leo X. die Gebeine 1519 nach Florenz überführen lassen wollte, fand man den Sarg schon leer. Durch den Kardinallegaten Domenico Maria Corsi ward 1692 die verfallene Grabstätte umfassend wiederhergestellt; 1780 erfuhr sie durch Luigi V. Gonzaga eine gründliche Umwandlung nach den Plänen Morigias. 1813 stellte Canova Dantes Marmorbüste im Pantheon zu Rom auf. Florenz forderte die Gebeine des Dichters, der in seinem letzten Willen ausdrücklich verlangt hatte, daß sie unter keinen Umständen an seine undankbare Vaterstadt ausgeliefert werden sollten, wiederholt (zuletzt noch 1864) zurück, aber immer vergeblich, und hat erst 1829 in Santa Croce ein Kenotaph von der Hand Riccis aufstellen lassen. 1373 errichtete Florenz einen besondern Lehrstuhl zur Erläuterung der Göttlichen Komödie, auf den Boccaccio berufen ward, und andre Städte, wie Pisa, Bologna, Mailand, folgten dem Beispiel nach. Raffael hat Dantes Bild im Vatikan in der Disputa und im Parnaß angebracht. Ein Freskobildnis des jugendlichen Dichters (wie man annimmt, von Giotto) wurde 1840 an einer Wand der Cappella del Podesta zu Florenz wieder aufgefunden. Vgl. zu den Dantebildern das Werk von F. X. Kraus (s.d.) und I. Krauß, Das Porträt Dantes (Berl. 1901).
= Bibliographie =
Dantes Tochter Antonia ist in einer Urkunde von 1332 erwähnt, Beatrice in einer von 1371. Von seinen Söhnen war der jüngere, Jacopo di D., bei dem Tode des Vaters in Ravenna und lebte noch 1342 in Florenz. Er verfaßte unter anderm einen unbedeutenden Kommentar zum »Inferno« (hrsg. Flor. 1848), eine Inhaltsangabe der »Commedia« in Terzinen und ein Lehrgedicht »Dottrinale« (kritische Ausg., Città di Castello 1895). Pietro lebte zuletzt als Richter in Verona und machte 1364 sein Testament. Er schrieb einen wichtigen lateinischen Kommentar zur »Komödie« (1340 gedruckt, Flor. 1845). Mit seiner Urenkelin Ginevra, die 1549 den Grafen Marcantonio Serego in Verona heiratete, ist Dantes direkte Nachkommenschaft erloschen.


=== Die kleinern Schriften Dantes ===


Wie über Dantes Leben genaue Nachrichten fehlen, so auch über die Abfassungszeit der einzelnen Werke. 1) Die früheste Schrift ist »Das neue Leben« (»La vita nuova«), eine zarte, innige Schilderung der Jugendliebe des Dichters. Eine Anzahl ihr entsprungener Gedichte sind durch einen Kommentar in Prosa verbunden, der teils über Anlaß und Bedeutung jedes einzelnen Gedichtes in schwungvoller, ergreifender Sprache Auskunft gibt, teils in trocken scholastischer Weise die Gedichte zergliedert. Die Verbindung der im Laufe der Jahre entstandenen Gedichte durch Prosatext fällt ins Jahr 1292. Die zum erstenmal Florenz 1576 gedruckte »Vita nuova« erlebte viele Ausgaben. Die besten sind die von d'Ancona (Pisa 1872, 2. Aufl. 1884), von Witte (Leipz. 1876) und von Casini (Flor. 1885, 2. Aufl. 1891). Becks kritische Ausgabe (Münch. 1896) ist völlig unzureichend. Deutsche Übersetzungen sind vorhanden von v. Oeynhausen (Wien 1824), Förster (das. 1841), Jacobson (Halle 1877), Wege (Leipz. 1879), Federn (Halle 1897). 2) »Das Gastmahl« (»Il convivio«) ist zwischen 1306 und 1309 verfaßt. Es wäre eine Enzyklopädie des Gesamtwissens der damaligen Zeit geworden, wäre es vollendet. Es sollte 14 philosophische und didaktische Kanzonen Dantes erklären und 15 Bücher enthalten, aber nur das einleitende Buch und drei weitere Traktate sind geschrieben. Die Darstellungsweise ist die schwerfällige und umständliche der Scholastik. Den Namen »Gastmahl« gab D. dem Buch, dem ersten Beispiel wissenschaftlicher italienischer Prosa, weil er die Erklärung gleichsam als Brot zu den Gerichten der Kanzonen auftischen wollte. Es ward zum erstenmal gedruckt Florenz 1490, am besten von Fraticelli (»Opere minori di D.«, s. unten) und mit reichhaltigem Kommentar von Giuliani (Flor. 1874, 2 Bde.); eine deutsche Übersetzung verfaßte Kannegießer (»Dantes prosaische Schriften«, Leipz. 1845). 3) Die lyrischen Gedichte Dantes (»Il Canzoniere«). Unter diesem Titel sind die Gedichte der »Vita nuova« und des »Convivio« und die dort nicht verwendeten gesammelt. Die Untersuchungen, ob alle D. zugeschriebenen Gedichte ihm angehören, sind noch nicht abgeschlossen. Die erste, ziemlich vollständige Ausgabe dieser lyrischen Gedichte bilden die vier ersten Bücher der »Sonetti e canzoni di diversi autori toscani« (Flor. 1527 u. ö.); neuere Ausgaben besorgten Fraticelli (das. 1861), Giuliani (das. 1863 u. 1868). Als Anhang zu den »Rime« und auch gesondert findet man »Rime spirituali« gedruckt, die jedoch unecht sind. Deutsche Übersetzungen der »Rime« veröffentlichten Kannegießer (»Dantes lyrische Gedichte«, mit einer Abhandlung von Witte, worin Echtes und Unechtes zu unterscheiden versucht wird; 2. Aufl., Leipz. 1842), Krafft (»Dantes lyrische Gedichte und poetischer Briefwechsel«, Regensb. 1859) und Wege (Leipz. 1879).


In lateinischer Sprache verfaßte D.: 4) »De vulgari eloquentia« (»Über die Volkssprache«). Dies Werk sollte in mindestens vier Büchern von der Poetik und der Vulgärsprache handeln. Mitten im 14. Kapitel des zweiten Buches bricht die Schrift ab. Das Geschriebene handelt von der italienischen Schriftsprache, von den Stilarten und vom Bau der Kanzone. Das unvollendet gebliebene Werk entstand wohl in den ersten Jahren der Verbannung und erschien zuerst in einer italienischen Übersetzung von Trissino (Vicenza 1529 u. ö.), das Original mit Noten von Corbinelli (Par. 1577). Kritische Ausgabe von Rajna (Flor. 1896; kleine Ausg., das. 1897), deutsche Übersetzung von Kannegießer (Leipz. 1865). 5) Die bis jetzt aufgefundenen Briefe Dantes sammelten Witte (»Dantis epistolae quae exstant cum notis«, Padua 1827), Torri (Livorno 1842), Fraticelli (Flor. 1862), Giuliani (1882). Die vielumstrittene Frage nach der
[502] Echtheit der Briefe ist noch nicht abgeschlossen. Deutsche Übersetzung ist von Kannegießer (Leipz. 1845).


6) Auch zwei lateinische »Eklogen« hinterließ D. Zuerst vollständig, aber fehlerhaft in »Carmina illustrium poetarum italorum« (Flor. 1718); besser nebst den beiden dazu gehörigen Gedichten des Giovanni del Virgilio bei Fraticelli (das. 1836 u. ö.), Giuliani (das. 1882), Pasqualigo (Lonigo 1887) und Wicksteed u. Gardner (Lond. 1901); deutsch von Kannegießer (Leipz. 1842) und Krafft (Regensb. 1859). Sie fallen frühestens in das Jahr 1318. 7) »De monarchia« (»Über die Monarchie«), Dantes politisches Glaubensbekenntnis, worin er das Kaisertum der Kirche ebenbürtig gegenüberstellt und eine weltliche Universalmonarchie fordert. Die Abfassung des Werkes fällt wohl sicher in Dantes letzte Lebensjahre (zuerst gedruckt Basel 1559). Die beste Ausgabe ist die Wittes (2. Aufl., Wien 1874); Übersetzungen von Heroldt (Basel 1559), Kannegießer (Leipz. 1845) und Hubatsch (Berl. 1872). Vgl. Hegel, Dante über Staat und Kirche (Rostock 1842); Böhmer, Über Dantes Monarchie (Halle 1866), und Buscaino Campo, D. e il potere temporale de' papi (Trapani 1893). 8) Die Abhandlung »Quaestio de aqua et terra« (»Über Wasser und Land«) ist wohl eine Fälschung des ersten Herausgebers, Moncetti. Zum jetzigen Stand der Frage vgl. Moore, Studies in Dante II (Oxf. 1899), und Boffito, Intorno alla »Quaestio de aqua et terra« (Turin 1902); zuerst gedruckt Venedig 1508; neu herausgegeben von Fraticelli (Flor. 1861) und von Giuliani (das. 1882). Eine Gesamtausgabe der »Opere minori« Dantes lieferte Fraticelli (Flor. 1861–62, 3 Bde.), der lateinischen Schriften Giuliani (das. 1878–82, 2 Bde.). Alle Werke Dantes (auch die zweifelhaften und unechten) in einem dünnen Bande von Moore (Oxf. 1894).


=== Die »Divina Commedia« ===
== Dante in deutschen Nachdichtungen ==


Das Werk, das Dantes Namen unsterblich gemacht hat, ist die »Divina Commedia«. D. nennt es Komödie, »weil es furchtbar und häßlich beginnt und mit dem Schönen und Wünschenswerten endet« und in niedrigerm, anspruchsloserm Stil (in italienischer Sprache) verfaßt ist. Der Zusatz »divina« entstand erst nach des Dichters Tod und findet sich zuerst in Boccaccios »Vita di D.«; die erste Ausgabe mit der Bezeichnung »Divina Commedia« ist die von Venedig 1555. Vgl. Zenatti, La »divina« Commedia e il »divino« poeta (Bologna 1895). Das Gedicht ist eine Vision, die den Zustand und das Leben der Seelen nach dem Tod in den drei Reichen des Jenseits schildert, Hölle (Inferno), Fegefeuer (Purgatorio) und Paradies (Paradiso). Jede »Cantica« oder »Canzone« besteht aus 33 canti. Das Ganze umfaßt mit dem einleitenden Gesange 100 Gesänge in Terzinen, eine Form, die D. aus dem Serventese (s.d.) schuf. Die »Commedia« hat einen bis ins einzelnste ausgeführten architektonischen Bau. Das »Inferno« enthält (außer dem Vorhof) neun Höllenkreise, desgleichen das »Purgatorio« neun Räume: den Vorhof, sieben Büßerterrassen und das irdische Paradies auf dem Gipfel des Läuterungsberges. Das »Paradiso« endlich besteht aus neun kreisenden Himmeln, über denen das Empyreum als der unbewegliche Sitz der Gottheit ruht. Der Dichter unternimmt auf höheres Geheiß eine Wanderung durch diese drei Reiche des Jenseits. Er findet sich um die Mitte seines Lebens (1300) in einem wilden Wald verirrt; als er bei Tagesanbruch dessen Ende erreicht und einen sonnigen Berg erklimmen will, hindert ihn dacan die Erscheinung eines Panthers, eines Löwen und einer Wölfin. Im Begriff, wieder in die Tiefe des Waldes zurückzukehren, erscheint ihm der Schatten Vergils (die menschliche Vernunft und die Philosophie) und verkündet ihm, zu seiner Rettung müsse ein andrer Weg eingeschlagen werden; er selbst werde ihn führen und ihm auf dem Wege die verdammten Seelen in der Hölle und die büßenden im Purgatorium zeigen; wolle er noch höher, zu den Seligen emporsteigen, so müsse ihn dann eine würdigere Seele (Beatrice, Offenbarung und Theologie) geleiten. Die Ausführung dieser Wanderung bildet den Inhalt der Komödie. Während ihres Verlaufes werden Gespräche mit geschichtlich bekannten, zumeist erst kürzlich verstorbenen Menschen geführt, die bald Abscheu und Entsetzen, bald tiefe Wehmut erregen; tiefsinnige Fragen der Theologie und Philosophie werden gelegentlich erörtert, und die bürgerlichen und sittlichen Verhältnisse Italiens, die entarteten Zustände der Kirche wie des Staates werden mit edlem sittlichen Zorn geschildert, so daß sich die Dichtung zu einem umfassenden, erhabenen und ergreifenden, die ganze Subjektivität Dantes widerspiegelnden Zeitgemälde gestaltet. Namentlich sind es die beiden ersten Abteilungen des Gedichts, die durch die Kunst ihrer Anlage, die Mannigfaltigkeit und Anschaulichkeit ihrer Gestalten und das Interesse ihrer historischen Bezüge den denkenden und im Besitz der erforderlichen Vorbildung befindlichen Leser fortwährend fesseln, während sich die letzte Abteilung zwar durch höchste Erhabenheit der Gesinnung und Empfindung auszeichnet, aber doch wegen ihres durch und durch abstrakten Inhalts ermüden kann. – An der Deutung des Gedichts als eines allegorischen Ganzen und seiner Allegorien im einzelnen haben sich die verschiedensten Denker auf die verschiedenartigste Weise versucht. Die moraltheologische Deutung, wie wir sie bei den ältesten Erklärern finden, ist die einzig haltbare. D. ist das Sinnbild der menschlichen Seele. Um den Weg der Sünde zu verlassen, muß sie sich selbst, vermittelst der durch die göttliche Gnade in Tätigkeit gesetzten Vernunft, erkennen. Diese gewährt ihr dann die Mittel, durch Reue und Übung der Tugend zur irdischen Glückseligkeit zu gelangen. Die Offenbarung und die Theologie erschließt ihr den Himmel. Ein Bestandteil dieser moralischen Allegorie ist die politische. Dem anarchischen Zustande der Welt kann nur die römische Universalmonarchie ein Ende machen. Vergil, ihr Symbol, verkündet einen Messias, der die Wölfin, die Begierde, den Ursprung alles Unrechts auf Erden, in die Hölle zurückjagen wird. Mit großer Kunst ist die Darstellung so eingerichtet, daß auch der Leser, der alles bloß als Geschichte, als poetische Darstellung der menschlichen Natur und des menschlichen Lebens betrachtet, gefesselt und von Bewunderung erfüllt wird; nur ist es erforderlich, daß er mit der Wissenschaft und der Denkweise des Mittelalters vertraut sei, wenn er zu wirklichem Verständnis und Genuß gelangen will. Vgl. Flamini, I significati reconditi della »Divina Commedia« e il suo fine supremo (Livorno 1903, Bd. 1).

Wann D. sein großes Werk angefangen und wann er die einzelnen Teile vollendet habe, diese Fragen werden verschieden beantwortet. Selbst die historischen Bezüge im »Inferno« und »Purgatorio« können nicht als vollgültige Beweise für die Abfassungszeit gelten, da sie später hinzugefügt sein können. Vermutlich wurden die beiden ersten Gesänge noch zu Lebzeiten des Dichters veröffentlicht, das »Paradies« aber erst nach seinem Tode. Die »Divina Commedia« wurde[503] bald in unzähligen Abschriften verbreitet. Die Zahl der erhaltenen Codices beträgt an 600. Vgl. de Batines, Bibliografia Dantesca (s. unten); Monaci, Sulla classificazione dei manoscritti della »Divina Commedia« (Rom 1888); Täuber, I capostipiti dei manoscritti della »Divina Commedia« (Winterthur 1889); Fiammazzo, I codici veneti della »Divina Commedia« (Wien 1889); Auvray, Les manuscrits de D. des bibliothèques de France (Par. 1893); Morpurgo, I codici riccardiani della »Divina Commedia« (Flor. 1893).
[Ausgaben.] Die Zahl sämtlicher Ausgaben des berühmten Gedichts wurde 1882 auf 347 angegeben, wovon 15 auf das 15. Jahrh., 30 auf das 16. Jahrh., 3 auf das 17. Jahrh., 31 auf das 18. und 268 auf das 19. Jahrh. entfallen. Von größter Seltenheit sind die vier ältesten Drucke: Foligno, Jesi und Mantua (1472) und Neapel (wohl 1477). Alle vier sind diplomatisch abgedruckt von Lord Vernon (Lond. 1858). Wichtig sind die von Vendelin (Vened. 1477), die Nidobeatina (Mail. 1478) und die Giuntina (Flor. 1506). Auch die Ausgabe Florenz 1481, mit Landinos Kommentar, ist selten und wegen der in den vollständigen Exemplaren enthaltenen 19 Botticelli zugeschriebenen Kupfer (s. unten) geschätzt. Unverdientes Ansehen erwarb sich die Aldina (Vened. 1502), deren Text nunmehr von sämtlichen Ausgaben des 16. Jahrh. wiederholt und im wesentlichen auch der ersten Ausgabe der Crusca (Flor. 1595) zu Grunde gelegt wurde. Der Crusca-Text blieb zwei Jahrhunderte lang in ausschließlicher Geltung. Der erste, der seine Mängel erkannte, war Lombardi; seine Ausgabe erschien Rom 1791, 3 Bde. Noch mehr tat Dionisi für die Reinigung des Textes in seiner Ausgabe (Parma 1795, 3 Bde.). Die erste kritische Ausgabe ist die Wittes (Berl. 1862), die auf sorgfältigster Vergleichung vier korrekter Codices beruht (auch Textausgabe, 2. Aufl., Berl. 1892). Darauf und teilweise auf Moores »Contributions to the textual criticism of the, Divina Commedia'« (Cambridge 1889) beruhen die neuern Ausgaben, darunter die von Scartazzini (Leipz. 1874 bis 1882, 3 Bde., mit Kommentar, Bd. 1, neu 1900), der auch eine Handausgabe besorgte (Mail. 1893 u. ö., zuletzt von Vandelli, 1902), Casini (4. Aufl., Flor. 1895), Poletto (Rom 1894, 3 Bde.), Passerini (Flor. 1897–98), Toynbee (Lond. 1900), Moore (Oxf. 1900).

Zur Illustration von Dantes »Göttlicher Komödie« vgl. Volkmann, Bildliche Darstellungen zu Dantes »Divina Commedia« bis zum Ausgang der Renaissance (Leipz. 1892); F. X. Kraus, D., sein Leben und sein Werk, sein Verhältnis zur Kunst und Politik (Berl. 1897).

==== [Übersetzungen.] ====

Zu den Übersetzungen der »Komödie« in die verschiedenen Sprachen vgl. Scartazzini, Dante-Handbuch (Leipz. 1892), S. 498ff., und »Dantologia« (Mail. 1894), S. 251ff., wo die Legende von altprovenzalischen Übersetzungen (es sind altfranzösische) wiederholt ist. Zu den französischen Übersetzungen vgl. auch Oelsner, D. in Frankreich bis zum Ende des 18. Jahrhunderts (Berl. 1898). Zu den deutschen Übersetzungen vgl. ferner Scartazzini, D. in Germania (Mail. 1881–83, 2 Bde.); Locella, Zur deutschen Dante-Literatur (Leipz. 1889). Wir erwähnen als die besten Übersetzungen die von Philalethes (König Johann von Sachsen) in reimlosen Jamben (Dresd. 1828–49, 3 Bde.; neue Ausg., Leipz. 1865–66, 3 Bde.; 4. Abdruck 1891); von Witte (Berl. 1865, 3. Aufl. 1876) in reimlosen Jamben; von Fr. Notter (Stuttg. 1871–72, 2 Bde.); von K. Bartsch (Leipz. 1887); von K. Bertrand (»Hölle« und »Fegefeuer«, Heidelb. 1887 u. 1891) in reimlosen Versen; wieder in Terzinen von O. Gildemeister (Berl. 1888, 2. Aufl. 1891), von Bassermann (»Hölle«, Heidelb. 1892) und die freie Bearbeitung in Stanzen von Pochhammer (Leipz. 1901).

==== [Kommentare etc.] ====

Es gibt zahllose Kommentare. Schon viele Manuskripte sind mit Kommentaren und Randglossen versehen, und die meisten Ausgaben sind erläutert. Die ältesten Kommentare sind der lateinische des Graziuolo de' Bambaglioli zum »Inferno« (1324; hrsg. von Fiammazzo, Udine 1892; eine ital. Übersetzung bereits Flor. 1848 von Lord Vernon), des Jacopo di Dante (1323 oder 1324 zum »Inferno«. hrsg. von Lord Vernon, Flor. 1848), des Jacopo della Lana (vor 1328, gedruckt in der Ausgabe der »Divina Commedia« von Vendelin de Spira, 1477; neue Ausg., Mail. 1865, Quart, und Bologna 1866), der unter dem Namen: »L'antico, il buono, l'ottimo« bekannte (spätestens 1338; hrsg. von Torri, Pisa 1827–29, 3 Bde.), der eines Anonimo zur »Hölle« (vor 1349, hrsg. von Selmi, Turin 1865, und Avalle, Città di Castello 1900, beide Male schlecht) und der lateinische des Pietro di Dante (1349, hrsg. von Nannucci, Flor. 1845). Dem 14. Jahrh. gehören ferner an der Kommentar des Boccaccio (hrsg. von Milanesi, Flor. 1863, 2 Bde.), der lateinische von Benvenuto Rambaldi von Imola (ital. Übersetzung, Imola 1855–56, 3 Bde.; lat. Text, Flor. 1887, 5 Bde.), der des Francesco da Buti (Pisa 1858–62, 3 Bde.) und vielleicht der des Florentiner Anonymus (hrsg. von Fanfani, Bologna 1866–74). Aus dem 15. Jahrh. stammt der von Guiniforte delli Bargigi zur »Hölle« (hrsg. von Zacheroni, Marseille 1838), der oben schon erwähnte Kommentar des Landino (zuerst Flor. 1481) und der 1886 von Promis und Negroni veröffentlichte von Stefano Talice da Ricaldone (2. Aufl., Mail. 1888, 3 Bde.); aus dem 16. Jahrh. sind Vellutello (Vened. 1544 u. ö.) und Bern. Daniello da Lucca (das. 1568) als Kommentatoren zu erwähnen. Vgl. Hegel, Über den historischen Wert der ältern Dante-Kommentare (Leipz. 1878); Rocca, Di alcuni commenti della Divina Commedia etc. (Flor. 1891). Von den neuern Erklärern sind als die wichtigsten hervorzuheben: Lombardi (Rom 1791, 3 Bde., u. ö.; am besten Padua 1822, 5 Bde.), Rossetti (Lond. 1826–27, 2 Bde.; nur die »Hölle«, unhaltbare Erklärung der Allegorie); Philalethes in seiner erwähnten Übersetzung, Tommaseo (Vened. 1837 u. ö., am besten Mail. 1865), Bianchi (9. Aufl., Flor. 1886), Fraticelli (3. Aufl., das. 1871; letzte 1886), de Marzo (das. 1864–82, 3 Bde.), Scartazzini (in seiner erwähnten Textausgabe), der das gesamte vorliegende Material kritisch verarbeitet; Lubin (Padua 1881), Casini (Flor. 1889), Berthier (Freiburg i. S. 1891ff.), Poletto (Rom 1894). Zu erwähnen ist auch die »Lectura Dantis« (Flor. 1900ff.), Erklärung einzelner Gesänge der »Göttlichen Komödie« von verschiedenen Forschern. Die Vorläufer Dantes behandelt d'Ancona (»I precursori di D.«. Flor. 1874). Von neuern deutschen Werken über D. sind, von den Biographien (s. unten) abgesehen, hervorzuheben: Ruth, Studien über D. (Tübing. 1853); Schlosser, Dante-Studien (Leipz. u. Heidelb. 1855); Pfleiderer, Dantes Göttliche Komödie, übersichtlich dargestellt (Stuttg. 1871); ferner Wittes gesammelte Aufsätze zur Dante-Literatur, »Dante-Forschungen« (Halle 1869 u. Heilbr. 1879, 2 Bde.); Scartazzini, Abhandlungen über D. (Frankf. 1880); vom katholischen Standpunkt. [504] Hettinger, Die Göttliche Komödie des D. etc. (2. Aufl., Freib. i. Br. 1889) u. a. In Frankreich brachten nicht unwichtige Beiträge zur Kenntnis Dantes und seiner Zeit: Fauriel in »D. et les origines de la littérature italienne« (Par. 1854, 2 Bde.), Ozanam in »D. et la philosophie catholique an XIII. siècle« (5. Aufl., das. 1869), K. Hillebrand in »Dino Compagni, étude historique et littéraire sur l'époque de D.« (das. 1862). – In Deutschland gab das Dante-Jubiläum Anlaß zur Gründung der Dante-Gesellschaft, die sich 1865 in Dresden unter der Förderung des Königs Johann von Sachsen bildete und vier Bände ihres »Jahrbuchs« (Leipz. 1867–77) herausgegeben hat. In Amerika besteht seit 1881 die Dante-Society (Cambridge, Mass.), die einen »Annual Report« herausgibt. 1888 bildete sich die Società dantesca italiana, die ein sehr wichtiges Bullettino erscheinen läßt (seit 1890) und sämtliche Werke Dantes unter Mitwirkung der hervorragendsten Gelehrten kritisch herausgeben wird.

Als Hilfsmittel zum Studium der »Divina Commedia« und der Werke Dantes dienen Blancs »Vocabolario Dantesco« (Leipz. 1852, ital. Übersetzung von Carbone, Flor. 1859,2. Ausg. 1877) nebst dem »Versuch einer bloß philologischen Erklärung mehrerer dunkeln u. streitigen Stellen der »Göttlichen Komödie« (Halle 1860–65, unvollendet; ital. von Occioni und Vassallo, Triest u. Bologna 1865–77), G. I. Ferraris »Enciclopedia Dantesca« (Mail. 1865–77, 5 Bde.), Boccis »Dizionario storico, geografico, universale della, Divina Commedia'« (Turin 1873), Polettos »Dizionario Dantesco« (Siena 1885–87, 7 Bde.); Scartazzinis »Enciclopedia Dantesca« (Mail. 1896–99, 2 Bde.); Toynbees »A dictionary of proper names and notable matters in the works of D.« (Oxford 1898). Bibliographische Verzeichnisse aller Ausgaben, Übersetzungen und Erläuterungsschriften geben de Batines' »Bibliografia Dantesca« (Prato 1846, 2 Bde.) mit den Ergänzungen von Bacchi della Lega (Bologna 1883), Biagi (Flor. 1888) und Ferrazzis »Manuale Dantesco« (Bassano 1865 bis 1877, 5 Bde.). Die Dante-Literatur von 1865–1879 enthält die »Bibliographia Dantea« von Petzholdt (2. Ausg., Dresd. 1880); speziell die deutsche: Scartazzinis Werk »D. in Germania« (Mail. 1881–1883, 2 Bde.). Der »Saggio di Bibliografia dantesca« von Perroni-Grande (Messina 1901–1903) enthält die Dante-Literatur von 1901–1902. Vgl. auch Lane, The Dante collection in the Harvard College etc. (Cambridge [Mass.] 1890); Koch, Catalogue of the Dante collection presented by W. Fiske (das. 1898–1900, 2 Bde.). Eine enzyklopädische Übersicht der ganzen Dante-Forschung bieten Scartazzinis »Dantologia« (Mail. 1883, 2. Aufl. 1894) und dessen »Prolegomeni della Divina Commedia« (Leipz. 1890; deutsche Bearbeitung u. d. T.: »Dante-Handbuch«, das. 1892). In Italien widmet sich der Dante-Forschung die Zeitschrift »L'Alighieri« (hrsg. von Pasqualigo, Verona 1889–93, 4 Bde.), die seit 1893 mit der »Rivista critica e bibl. della letteratura dantesca« zum »Giornale Dantesco« (hrsg. vom Grafen Passerini in Rom) verschmolzen ist, das erwähnte Bullettino della Società Dantesca italiana, die Collezione di opuscoli Danteschi (Città di Castello 1893ff., bis jetzt 76 Nummern) und die Biblioteca storico-critica della letteratura dantesca (Bologna 1899ff., bis jetzt 13 Nummern).

=== [Biographische Literatur.] ===

Die Lebensumstände des Dichters sind von keinem seiner Zeitgenossen ausführlich ausgezeichnet worden. Am zuverlässigsten sind die Angaben seines langjährigen Bekannten und Nachbarn Giovanni Villani in seiner »Chronik der Stadt Florenz« (IX, 136), und Boccaccios »Vita« (zwei Redaktionen, kritische Ausgabe von Macrì-Leone, Flor. 1888, und Rostagno, Bologna 1899) verdient vielmehr Glauben, als sie fand. Was Spätere, wie Filippo Villani, Bardini, Polentone, über D. veröffentlicht haben, hat geringe Bedeutung. Weit wichtiger ist die Biographie Dantes von Leonardo Bruni (Perugia 1617, Flor. 1672). Vgl. E. Moore, D. and his earlier biographers (Lond. 1890). Unterden neuesten Werken sind hervorzuheben: Todeschinis »Scritti su D.« (Vicenza 1872), I. Del Lungos (s.d.) verschiedene Schriften, Bartolis »Storia della letteratura italiana« (Flor. 1881–87, Bd. 4–6), Riccis »L'ultimo rifugio di D.« (Mail. 1891); Scherillos »Alcuni capitoli della biografia di D.« (Turin 1896): D'Ovidios »Studii sulla, Divina Commedia'« (Mailand-Palermo 1901) und Zingarellis »Dante« (Mail. 1903). Vgl. auch Biagi und Passerini, Codice diplomatico Dantesco (Rom 1895ff., bisher 7 Hefte Großfolio). Unter den deutschen biographisch-literarischen Werken über D. sind hervorzuheben: Wegele, Dantes Leben und Werke (3. Aufl., Jena 1879); Scheffer-Boichorst, Aus Dantes Verbannung (Straßb. 1882); Derselbe, D. im Exil (das. 1885); Gaspary in seiner »Geschichte der italienischen Literatur«, Bd. 1 (Berl. 1885; ital. Übersetzung, Turin 1887); Bassermann, Dantes Spuren in Italien (Heidelb. 1896, mit 67 Tafeln; kleine Ausg. 1898) und F. X. Kraus, Dante, sein Leben u. sein Werk etc. (Berl. 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 500-505.
Permalink:
http://www.zeno.org/nid/2000646517X


== Sulzer 1771 ==

[236] Dante.
Ein Florentiner. Er verwaltete in seiner Republik die vornehmsten Aemter, bevor er verwiesen ward. Er schrieb hernach sein grosses dreyfaches Gedicht la divina Comedia, das zwar unter die dogmatischen gehört, dem aber dieser ausserordentliche Geist eine ganz poetische Gestalt gegeben. Die Hölle hat bey ihm die unselige Grösse, noch der Himmel die erhabene Hoheit, welche sie bey Milton bekommen haben, eben so wenig, als seine Teufel und seine selige Geister, die Grösse der Miltonischen haben. Sein größtes Verdienst ist, daß er die Hölle, das Fegefeuer, das Paradies für Scenen gebraucht hat, auf welchen er die verschiedenen Charaktere aus allen Zeiten, Ständen und Welttheilen eingeführt hat. Sein Werk ist ein unerschöpflicher Schatz von Lebensarten und Sinnesarten der Menschen, voller Charakter, voller Reden, voller Lebensregeln. Die innersten Winkel der Seele werden da beleuchtet, und die nützlichsten Lehren mitgetheilt. Man muß sehr allegoriesüchtig seyn, wenn man verstektere Geheimnisse darin suchen will. Man beschuldiget dieses Werk der Dunkelheit und Härte; aber wenn man hier und da die abstrakte und scholastische Materie erlaubet, so muß man ihm das Dunkle und Harte verzeihen. Er wollte nicht allein für die grosse Welt, sondern auch für die tiefsinnige, und insbesondere für die Peripatetiker schreiben. Von diesen Stellen gilt, was Plato von des Heraklitus Naturlehre gesagt hat. Die Sachen, die ich verstehe, sind göttlich, und ich glaube, daß auch die es sind, die ich nicht verstanden habe. Eine andre Art der Dunkelheit und Härte ist durch die Nachläßigkeit der folgenden Schriftsteller entstanden, welche die Wörter, die in des Dante Tagen angenehm und geläufig waren, haben entweichen oder gar untergehen lassen.

Seine lyrische Gedichte verdienen nicht weniger Achtung,* als sein grosses Werk. Es leuchten darin gewisse poetische Tugenden hervor, die in dem grossen Gedicht seltener sind. Was sich ihnen rohes angehängt hat, hindert uns nicht, daß wir nicht eine kernichte, edle und artige Denkungsart darin entdeken. S. Muratori Storia della lingua ital. Er starb 1321. Er hatte drey Söhne, und jeder von ihnen hat ein Werk über das dreyfache Gedicht geschrieben.

*) Io per nie non ho minore stima delle sue liriche poesie etc. Muratori storia della lingua Ital.

Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 1. Leipzig 1771, S. 236.
Permalink:
http://www.zeno.org/nid/2001144407X


== Pierer 1858 ==

[733] Dante, 1) (eigentlich Durante Allighieri), klassischer italienischer Dichter, geb. 1263 in Florenz, aus edler florentinischer Familie (Elisei, dann Cacciaguida, nahm von einer Heirath den Namen Allighieri an), focht 1289 gegen die Ghibellinen von Arezzo bei Campaldino u. später gegen die Pisaner. Er verlor 1290 eine Geliebte, Beatrice (abgekürzt Bice) Portinari, an der er mit glühender Leidenschaft hing, durch den Tod, heirathete um 1291 Gemma Donati, von der er sich jedoch, nachdem sie ihm mehrere Kinder geboren hatte, wieder trennte. Der Tod seiner Geliebten bezeichnet einen Wendepunkt in seinem Leben. Bis dahin hatte er der Partei der Guelfen angehört, welche in seiner Vaterstadt die Oberhand führte; jetzt wurde ihm das frivole u. unpatriotische Treiben seiner Genossen ein Anstoß, u. als die Adelspartei 1296 darauf ausging, die politische Ordnung des Staates zu untergraben, trat er offen zur Volkspartei über u. ließ sich in die 6. Zunft (Ärzte u. Apotheker) einschreiben. Dieser Übertritt war nicht ohne große politische Bedeutung, da D. als Mann von reichen Kenntnissen u. männlicher Gesinnung längst die öffentliche Aufmerksamkeit erregt hatte. Als die Volksparte; sich selbst wieder spaltete, schlug er sich zu den Weißen denen sich die vertriebenen Ghibellinen anschlossen, während die Guelfen es mit den Schwarzen hielten. Im Jahre 1300 wurde er Mitglied des Priorats der höchsten vollziehenden Behörde des Staates u. wirkte thätig zur Unterdrückung der von den Schwarzen erregten Unruhen. Später fungirte er als florentinischer Gesandter am Hofe des Prinzen, welcher heimlich der guelfischen (schwarzen) Partei zugethan war. Auf des Papstes Veranlassung gelchah es nun, daß Karl v. Valois den Schwarzen 1302 zu Hülfe kam. Sie siegten u. die Führer der weißen Partei, darunter auch D., wurden zum Feuertode verdammt. Verbannt von seiner Vaterstadt u. durch Confiscation seines Vermögens beraubt, hielt sich D. bald hier bald dort auf, so in Arezzo, dann in Verona, seit 1304 in Paris, immer hoffend, das zerrissene Italien wieder unter einer Kaiserkrone vereinigt zu sehen. Seine Hoffnung belebte sich aufs Neue, als Heinrich VII. nach Italien ging; er eilte 1310 auch dahin u. suchte für die Sache des Kaisers zu wirken, aber schon 1313 starb Heinrich VII., u. sein Tod machte alle Pläne D-s zu Nichte. Zuletzt lebte D.[733] in Ravenna, wo er 1321 st. Dort ließ ihm der Cardinal Bembo 1483 ein Denkmal errichten. Hauptwerk: Divina commedia in 100 Gesängen, worin er seine religiöse u. politische Weltanschauung in Allegorien zur poetischen Darstellung bringt. Seine Verherrlichung eines idealen Kaiserthums, dem er eine gleiche Berechtigung in der göttlichen Ordnung der Dinge zuerkannte wie der Kirche, zog ihm den Ruf eines Ketzers zu, später wurde jedoch sein Werk öffentlich in den Kirchen vorgelesen u. dem Volke erläutert. Die Divina commedia schildert eine Reise des Dichters durch Hölle, Himmel u. Fegefeuer (L'inferno in 34, Il purgatorio in 33 u. Il paradiso in 33 Gesängen), wobei er seine Ideen u. Betrachtungen an die Begegnisse auf dieser Wanderung anknüpfte. 1. Ausg. (Foligno) 1472, Fol.; doch erst in der Ausgabe 1855 so benannt; sehr oft herausgegeben; n. Ausg. Rom 1813–17, 4 Bde.; von Viciani 1823; Florenz seit 1817, Fol.; in Deutschland, Penig 1804 f., u. ö.; sie ist in alle lebende Sprachen übersetzt, deutsch von Kannegießer, Amsterd. 1814–21, 4. Ausg. Lpz. 1843, 3 Bde.; mit Umrissen nach Flaxmann von Hummel, 3. Aufl. Lpz. 1832, 3 Bde.; von Streckfuß, Halle 1824–26, 3 Bde., 3. Aufl. ebd. 1840 f., 3 Bde.; von Heigelin, Blaub. 1836 f., 3 Thle.; metrisch übersetzt u. mit Erläuterungen von Philalethes (König Johann von Sachsen), Dresd. 1839 f., 3 Bde.; von Kopisch, B. v. Guseck u. A.; auch in lateinischen Hexametern von Cajetan della Piazza, Lpz. 1848. Dante schr. außerdem: Rime (deutsch von Witte u. Kannegießer, Lpz. 1842); Vita nuova (Gedichte auf Beatrice), Flor. 1732, Chemn. 1810, von Trivulgio, Mail. 1827 (deutsch von Fr. v. Oeynhausen, Wien 1824, von K. Förster, Lpz. 1841 ); L' amoroso convito, ebd. 1490, von Trivulzio 1826; De monarchia mundi, Vened. 1744; De vulgari eloquio, Par. 1577; die prosaischen Schriften deutsch von Kannegießer, Lpz. 1845, 2 Bde.; Blanc, Vocabolario dantesco, Lpz. 1852. In neuester Zeit fand Theod. Heyse 9 Briefe D-s auf. Dieselben sind enthalten in der Briefsammlung D-s von Alessandro Torri, Ver. 1843, abgedruckt darin ist auch die seltene Abhandlung über das Wasser u. die Erde, die D. 1320 in Verona vorlas, zuerst gedruckt Vened. 1508, dann Neap. 1576. Werke: erste correcte Ausg. Vened. 1741, 2 Bde.; vollständige, ebd. 1757 f., 4 Thle., neueste Par. 1811–13. Lebensbeschreibung von Balbo, Tur. 1839, 2 Bde., von Wegele, Jena 1852. 2) D., da Majano, geb. zu Majano in Toscana, Zeitgenosse des Vor.; flößte durch seine Gedichte einer jungen Sicilianerin, Nina, solche Leidenschaft ein, daß sie sich Nina di Dante nennen ließ. Gedichte in der Sammlung: Sonetti e canzoni di disersi antichi autori Toscani, Flor. 1527. 3) Giambattista, aus Perugia; genannt der neue Dädalus, weil er mit künstlichen Flügeln über den Trasimenischen See flog, stürzte aber, als er einen neuen Flugversuch machte, auf eine Kirche u. brach das Bein; er wurde dann Lehrer der Mathematik in Venedig u. st. das., 40 Jahre alt, zu Ende des 15. Jahrh.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 733-734.
Permalink:
http://www.zeno.org/nid/20009754873




== Brockhaus 1809 ==


[317] '''Dante Alighieri''', geb. 1265, gest. 1321. Dieser vorzüglich durch seine so genannte göttliche Comödie (ein episches Gedicht, in welchem er die Hölle, das Fegfeuer und den Himmel beschreibt, und viel Satyre wider Zeitgenossen von sich einwebt) berühmte Italiänische Dichter, war aus einer vornehmen Florentinischen Familie, und ging sehr jung ins Franciscanerkloster, welches er aber bald verließ. Sein feuriger Geist führte ihn zur Liebe, zur Dichtkunst – und zur Parteisucht. Dieses letztere war sein Unglück; da er zur Partei der Gibellinen wider die Päpste trat, wurde er verfolgt, geplündert, und gezwungen, nach Verona zu gehen. Hier brachte ihn ein Bonmot um die Gunst, die er bei dem Fürsten genoß. Der Fürst wunderte sich einst gegen ihn, daß ein gewisser Bouffon von den Höflingen mehr geliebt werde, als ein gelehrter Mann, wie Dante; worauf dieser erwiederte: »weil ein jeder seines Gleichen liebt.« Er starb zu Ravenna.


Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 317.

Permalink:
http://www.zeno.org/nid/20000748528



== Brockhaus 1837 ==

[511] Dante Alighieri, dessen Vorname unverkürzt Durante heißt, gehört zu den größten Dichtern aller Zeiten und ward im Mai 1265 zu Florenz geboren, wo sein Vater Rechtsgelehrter war und sein Geschlecht zu den ältesten und achtbarsten, wenn auch nicht vornehmsten gehörte.
Der früh verwaiste Knabe verdankte seine fernere Erziehung namentlich seinem als Staatsmann und Schriftsteller ausgezeichneten Lehrer Brunetto Latini, der die ernste Richtung seines Geistes erkennend, die sich in früher Kindheit in der Verachtung kindischer Spiele zuerst zu erkennen gab, ihn bald zu dem Studium der alten Dichter Anleitung gab. Durch dieselben gebildet, trat er selbst als Dichter hervör, als ihn die Liebe zu Beatrice Portinari, zu der er sich schon in seinem neunten Jahre hingezogen fühlte, höher zu begeistern anfing, und einem eignen Werke, »Das neue Leben«, die Entstehung gab, das er so nannte, weil der Anblick der Geliebten eine völlige Umwandlung seines Innern, ein neues Leben für ihn erzeugt habe. Vielleicht gehörte dazu auch der Trieb zur Thätigkeit im Dienste seiner Vaterstadt, für welche D. in den Schlachten bei Campaldino 1289 gegen die Arctiner und 1290 bei Caprona gegen die Pisaner tapfer focht. Seinen Schmerz über den Tod seiner Geliebten im J. 1290 vermochte nur das eifrigste Studium der Philosophie zu lindern, dem er sich drei Jahre lang, vorzüglich auf den Universitäten zu Bologna und Padua, widmete. Zwar verheirathete er sich 1292, allein diese Ehe ward nur aus politischen Rücksichten, nicht aus Liebe geschlossen, und das Andenken an Beatrice blieb bis an seinen Tod ihm heilig und in einer Reihe von Gedichten, von denen er später mehre auswählte, um sie unter dem Titel »Das Gastmahl«, mit dem Brote seiner Erklärung begleitet, den Freunden der Wissenschaft vorzusetzen, stellte er dar, wie er durch die Philosophie seine Trauer überwunden, welche hohe Bedeutung diese Wissenschaft für das Leben habe. Als Philosoph erwarb sich D großen Ruf, und weil man in damaliger Zeit ausgezeichnete Gelehrte gern zu Staatsgeschäften gebrauchte, ward er als Gesandter an den König von Neapel, an den Papst und an andere Höfe geschickt, in wichtigen Angelegenheiten öfter befragt und endlich 1300 zum Prior, einem hohen Amte in seiner Vaterstadt, erwählt, dadurch aber in den Kampf der die Weißen und Schwarzen genannten Parteien verwickelt, welcher von 1300–2 Florenz zerrüttete. Als die Weißen unterlagen, wurde D. 1302 mit mehren Häuptern derselben verbannt und seines Vermögens beraubt, seine Frau und Kinder blieben jedoch in Florenz. er selbst aber führte ein unstätes Leben und an unzählige Orte des obern und mittlern Italiens ist die Sage geknüpft, daß D. daselbst sich eine Zeit lang aufgehalten und gedichtet habe. D. begab sich zunächst nach Siena, dann nach Arezzo und Verona; Hoffnungen zur Rückkehr riefen ihn jedoch wieder nach Toscana, als diese aber gescheitert waren. verließ er 1307 Italien und ging nach Paris, um daselbst den Wissenschaften zu leben. Er kehrte indessen nach Italien zurück, als ihm Kaiser Heinrich VII. Anwesenheit daselbst neue Aussichten eröffnete, nachdem dieser aber Florenz 1312 vergebens belagert hatte, ging D. zu dem Herrn von Ravenna, bei dem er, mit Ausschluß weniger Jahre, welche er beim Patriarchen von Aquileja und in Verona verlebte, bis zu seinem Tode hochgeachtet sich aufhielt. In die unruhige Zeit nach seiner Verbannung, die ihm Alles, nur seinen Geist nicht raubte, fällt die Entstehung von D.'s größtem Werke, nämlich der »Divina commedia« oder »Die göttliche Kömödie«, worin er in drei Theilen, »Hölle«, »Fegefeuer« und »Paradies«, die Geschichte des einzelnen Menschen und der Menschheit überhaupt darstellt und welches bald so hohes Ansehen erlangte, daß öffentliche Lehrer zur Erklärung desselben in mehren Städten Italiens und auch in Florenz angestellt wurden, das sich jedoch erst nach seinem 1321 erfolgten [511] Tode wieder mit D. versöhnte, seine Gebeine, wiewol vergeblich, von Ravenna verlangte und ihm noch 1829 ein prächtiges Denkmal errichten ließ. Übersetzungen von D.'s Hauptwerke haben Kannegießer (3 Bde.; 3. Aufl., Lpz. 1833), und Streckfuß (3 Bde., Halle 1824–27), sowie mehre Bearbeiter von seinen lyrischen Gedichten (Lpz. 1827) geliefert, welche in besonderer Beziehung zum Leben des Dichters stehen. D. war von mittler Größe, hatte ein langes Gesicht, eine Habichtsnase, etwas heraustretende Augen, große Kinnladen, eine etwas vorspringende Unterlippe, starkes, schwarzes und gekräuseltes Haar und Bart, bräunliche Gesichtsfarbe und der gewöhnliche Ausdruck seines Gesichts war nachdenkend und finster.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837, S. 511-512.
Permalink:
http://www.zeno.org/nid/20000820970


== Damen Conversations Lexikon 1835 ==

[79] Dante, Alighieri, eigentlich Durante, Alighieri, der Schöpfer der neuern italienischen Poesie, ein leuchtender Stern aus einer Zeit, die, noch reich an barbarischen Ueberresten, von politischen Factionen zerrissen, nur sparsam die zarte Blume der Kunst hegte; Dante, der lange vor Tasso sich einen gleich theuren Lorbeer errungen, der aber, wie dieser Dichter, den Ehrenpreis nur auf Kosten eines von Schmerzen durchwebten Lebens errang, der Dichter der »göttlichen Komödie,« eines Werkes, welches noch in die späteste Zeit hineinragen wird, wurde 1265 zu Florenz in einer angesehenen Familie geboren. Schon als Jüngling liebte er mit glühender, reiner Leidenschaft ein junges Mädchen, Beatrice Portinari. Er mußte ihr entsagen, trug aber sein ganzes Leben hindurch ihr leuchtendes Bild im Busen und verherrlichte sie, einer Göttin gleich, in seinen Gesängen. In jener Zeit der blutigen Kämpfe zwischen den Guelfen und Ghibellinen wandte sich Dante 1300, damals im Besitze einer Magistratswürde seiner Vaterstadt, zu der Partei der sogenannten Bianchi (der Weißen). In Folge der politischen Zerwürfnisse, die hierauf eintraten, wurde der Dichter, der sich durch Rechtlichkeit[79] des Charakters, Wahrheitsliebe und Sanftmuth, aber auch durch Festigkeit und Starrsinn auszeichnete, lebenslänglich verbannt, unter Androhung des Feuertodes, im Falle seiner Rückkunft. Der Pöbel plünderte sein Haus, seine Feinde bedeckten sein Angedenken mit Schmach. Und dennoch hing er mit glühender Liebe an dem treulosen Vaterlande, und sehnte sich voll tiefer Schwermuth wieder dahin zurück. Er suchte zuerst Zuflucht bei dem edlen Marchese Malaspina, der, obgleich zu der feindlichen, ihm entgegengesetzten Partei gehörend, ihn doch liebevoll aufnahm. Später ging er nach Verona an den Hof der Scaligeri – aber sein düsterer Ernst, das Ergebniß seines unverschuldeten Unglücks, paßte nicht zu den prunkenden Festen, harmonirte nicht mit den Prachtpalästen. – Heinrich VII., der deutsche Kaiser erschien jetzt 1311 an der Spitze eines Heeres in Italien, um, von den Ghibellinen unterstützt, die empörten Länder wieder zu erobern. Dante leuchtete jetzt eine Hoffnung; er schloß sich an die Partei des Kaisers und gedachte unter dessen Schutze nach Florenz wieder zurückzukehren. Doch der Kaiser starb bald darauf, und Dante's Hoffnungsstern versank wieder in Nacht. Sein Leben verdüsterte sich immer mehr, jeder Versuch, wieder zum Besitze seines Eigenthums und seiner Würden zu gelangen, scheiterte. Nur in der Poesie fand er Trost – im Reiche der Phantasien den Frieden, welchen ihm die rauhe Wirklichkeit nicht vergönnte. Er begab sich nach Ravenna, wo er seine göttliche Komödie dichtete und den Rest seines Lebens in der Einsamkeit beschloß, den 14. September 1321. – Nach Beatrice's Tode hatte er sich mit Gemma Donati vermählt, aus welcher Ehe mehrere Söhne entsprossen. Kaum hatte des Dichters großes Herz ausgeschlagen, so verbreitete sich sein Ruhm auch wie auf Sturmesflügeln durch ganz Italien. Die »göttliche Komödie« lebte in Jedermanns Munde; die Florentiner schämten sich jetzt selbst der unwürdigen Behandlung ihres Landsmannes – der Haß seiner Feinde verstummte; nur der Preis seiner Verdienste lebte in Aller Munde. –[80] Der Magistrat seiner Vaterstadt verlangte wiederholt von den Ravennesern des Dichters irdische Ueberreste zurück; aber Ravenna, das ihm ein Asyl gegeben, war zu stolz auf diesen Besitz, und Bernardo Bembo ließ ihm 1483 ein würdiges Denkmal setzen. – Dante war zugleich Staatsmann, Redner, Sprachforscher und Dichter. Sein unglückliches Loos fällt mit den verworrenen, von Parteiwuth gelenkten Ereignissen jener Zeit zusammen. Damals mußte ein Jeder Parteimann sein; auch Dante war es, aber im edlen Sinne. – Sein Hauptwerk: »die göttliche Komödie« ist ein Original voll tiefer Bedeutung, von gigantischem Bau Eine ganze Welt – noch mehr – ein unendliches Jenseits spiegelt sich darin ab. Eine überraschende Kraft durchglüht alle seine Bilder, dabei die reichhaltigste Abwechslung der Episoden, dazwischen wieder Gemälde voll Anmuth und Zartheit: dieß Alles überweht mit dem heiligen Hauche der reinsten Religiosität und in einer wunderbar volltönenden, kräftigen Sprache vorgetragen, die wir eine eherne nennen würden, die aber, gleich den Stahlstäben, herrliche Klänge gibt. – Deutsche Uebersetzungen haben wir von Kannegießer und Streckfuß, die höchst verdienstlich sind.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 79-81.
Permalink:
http://www.zeno.org/nid/20001723448


== Herders 1854 ==

[282] Dante (Durante Alighieri), geb. im Mai 1265 zu Florenz, aus altadeligem Geschlechte, studierte zu Bologna und Padua, focht gegen Arezzo und Pisa, war mehrmals Gesandter im Dienste der Republik, 1300 einer der Priori, d.h. Mitglied des höchsten bürgerlichen Magistrats, wurde 1302 in Folge der heftigen Parteikämpfe verbannt und lebte abwechselnd bei den Scala zu Verona, bei dem Grafen Guido Salvatico, bei den Herren von Foggiacola, bei Bosoni di Rafaelli da Gubbio, zu Tolmino im Friaul als Gast des Patriarchen von Aquileja, vielleicht auch jenseits der Alpen, st. als Gast des Guido Novello da Polenta zu Ravenna am 14. Sept. 1321 und wurde daselbst in der Minoritenkirche begraben. Wir besitzen von ihm: »Vita nuova«, lyrische Gedichte, die seine Jugendliebe Beatrice Portinaci (1286 an Simone di Bardi verheirathet, 1290 gestorben) feiern; »Il convito amoroso«, »Rime«, »De Monarchia«, eine ital. Paraphrase der 7 Bußpsalmen und des Credo, das unvollendete »De vulgari eloquio« und endlich sein Meisterwerk die »Divina Commedia« (göttliche Komödie), so genannt nach der Ausdrucksweise jener Zeit, weil das Gedicht von göttlichen Dingen handelt. Dieses Gedicht ist durch die Fülle der großartigsten Phantasie, die Kraft der Gedanken u. Sprache das Meisterwerk der ital. Dichtkunst, von vollendeter Form, unendlich reich an Stoff, der Ausdruck großer Ideen, welche die europäische Menschheit jener Zeit emporhoben. In seiner Wanderung durch Hölle, Fegfeuer und Paradies erhebt sich der Dichter von Beatricens verklärtem Geiste geschützt aus der Sphäre des sinnlichen, leidenschaftlichen, eigensüchtigen Treibens auf die Höhe der christlichen Weltanschauung; das röm. Reich, der Inbegriff aller politischen Herrlichkeit, geheiligt durch die Kirche, umschließt mit ihr die christlichen Völker, die Freiheit der Völker, der Städte und der einzelnen Genossen schützend, die Gerechtigkeit und alles Gute pflegend und zu weiterer Entwickelung fördernd, die irdische Wissenschaft durch das Licht des Glaubens verklärend. Aber wie die christliche Idee des Mittelalters, der große christliche Staat unter dem Papste und Kaiser, durch den Kampf der beiden Häupter der Christenheit gescheitert war und jedes Volk, jede Stadt, die meisten Familien durch Parteinahme zerrissen wurden, wobei die niedrigsten Leidenschaften ihre Triumphe feierten, so war auch D.s Lebensglück dadurch in Trümmer gegangen und deßwegen ist sein großes Gedicht auch von dem Geiste des großartigen Schmerzes u. Zornes getragen, wodurch es ein um so treuerer Spiegel seiner Zeit wird. D. hat es in ital. Sprache geschrieben und derselben dadurch einen unschätzbaren Dienst geleistet; die Sprache ist jedoch als altital. schwer und das Verständniß des Gedichts ist wegen des allegorischen Charakters der Personen und der Beziehungen auf die damalige Wissenschaft für jeden unverständlich, der nicht zuerst die Zeit D.s kennen gelernt hat. Er hat daher in alter und neuer Zeit viele Commentatoren gefunden, von denen wir aus neuester Zeit den Franzosen Ozanam nennen müssen; in das Deutsche übersetzt wurde die Divina Commedia von Streckfuß; ein Wörterbuch lieferte Blanc, Leipzig 1852; die neueste Biographie Balbo, Turin 1839.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 282.
Permalink:
http://www.zeno.org/nid/20003289567


== Brockhaus 1911 ==

[392] Dante Alighiēri, der größte Dichter Italiens, geb. 1265 zu Florenz, diente seiner Vaterstadt als Krieger und Geschäftsträger, wurde 1301 durch die guelfische Partei (»die Schwarzen«) verbannt und lebte seitdem unstet an verschiedenen Orten, zuletzt in Ravenna, wo er 14. Sept. 1321 starb. D.s erstes Werk, um 1300 vollendet, ist »La Vita Nuova« (»Neues Leben«, neue Ausg. von Beck, 1896; deutsch von Federn, 1897), eine Sammlung von Gedichten, die sich auf seine Jugendliebe zu einem jungen Mädchen, in seinen Dichtungen Beatrice genannt (gest. 1290), beziehen. Hierauf folgten: »Il Canzoniere« (»Lyrische Gedichte«, deutsch von Wege, 1879) und eine Reihe prosaischer Schriften: »De Monarchia«; »De vulgari eloquentia« (beste Ausg. von Rajna, 1896-97), eine Art Poetik; »Il Convivio« erstes Beispiel wissenschaftlicher ital. Prosa (»Prosaische Schriften«, übers. von Kannegießer und Witte, 1845) u.a. Beste Ausgabe der »Opere minori« von Fraticelli (3 Bde., 1861-62). Sein Hauptwerk »La Divina Commedia« (»Die göttliche Komödie«, in 100 Gesängen in Terzinen), eine großartige Vision, in welcher der Dichter durch Hölle und Fegfeuer, dann durch die verschiedenen Himmel zur Anschauung des dreieinigen Gottes geleitet wird; zahlreiche (über 500) Ausgaben, älteste 1472, beste neuere von Scartazzini (mit Kommentar, 3. Aufl. 1899); fast in alle lebende Sprachen, auch ins Lateinische, Griechische, Hebräische übersetzt; beste deutsche Übersetzungen: von Philalethes (König Johann von Sachsen; neueste Aufl. 1891), Streckfuß (neu bearb. 1893), Bertrand (1887-94), Gildemeister (3. Aufl. 1900). Kommentare von Bianchi (9. Aufl., Flor. 1886), Scartazzini (4 Bde., 1900; kleine Ausg., 3. Aufl. 1900) u.a. – Biogr. von Boccaccio (neue Ausg. 1888), Scartazzini (1896), Kraus (1897), Federn (1900). Vgl. auch das »Jahrbuch« der 1865 gegründeten Deutschen Dante-Gesellschaft.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 392.
Permalink:
http://www.zeno.org/nid/20001034421


== Eisler 1912 ==

[869] Dante, der berühmte Dichter, vertritt in seiner »Göttl. Komödie« thomistische Anschauungen. –
Vgl. DELFF, D., 1869. – L. STEIN, D. als Sozialphilosoph, Arch. f. Gesch. d. Phil. X f. – KELSEN, Die Staatslehre D.s, 1905.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 869.
Permalink:
http://www.zeno.org/nid/20001840207



= Bibliographie =

== Dante in deutschen Nachdichtungen ==





Aktuelle Version vom 22. August 2023, 16:44 Uhr



Dante Alighieri

(italienisch [ˈdante aliˈɡi̯ɛːri]) oder Alighiero, getauft Durante di Alighiero degli Alighieri, oft einfach Dante genannt, * zwischen 22. Mai und 13. Juni 1265 in Florenz; † 14. September 1321 in Ravenna) war ein Dichter, Philosoph und Politiker, der in italienischer und lateinischer Sprache schrieb.


Meyers 1906

[500] Dante Alighieri (spr. alighjēri), der größte Dichter Italiens und einer der tiefsinnigsten Dichter aller Zeiten und Völker, wurde 1265, wahrscheinlich 30. Mai, in Florenz geboren und starb 14. Sept. 1321 in Ravenna. Er erhielt den Namen Durante, der in Dante abgekürzt wurde. Seine Familie gehörte zu den ältesten florentinischen Geschlechtern und stand auf seiten der Guelfen. D. selbst nennt als seinen Stammvater Cacciaguida (geb. um 1090, gefallen 1147 im Kreuzzug), der eine Alighieri zur Frau hatte. Einer ihrer Söhne (gest. um 1200) nahm den Namen der Mutter an und ward so Stifter des Geschlechts der Alighieri zu Florenz. Von dem Leben des Dichters[500] ist nur wenig bekannt. Erst durch die gründlichen Forschungen der Neuzeit ist eine ganze Reihe unbegründeter Überlieferungen beseitigt worden. Von den Eltern Alighieris wissen wir nur, daß sein Vater, der zweimal vermählt war, gegen 1280 starb, und daß seine Mutter Bella, die erste Frau Alighieris, noch jung war, als sie den Ihrigen durch den Tod geraubt wurde. Auf Dantes geistige Entwickelung übte bedeutenden Einfluß der gelehrte Staatssekretär der Republik, Brunetto Latino, der ihm ein väterlicher Freund war. Der Studiengang des Dichters läßt sich nicht genauer verfolgen, doch zeigt sein Jugendwerk, das 1292 beendete »Neue Leben«, schon eine Menge Kenntnisse, z. B. eingehende Belesenheit in den provenzalischen Trobadors. D. beschäftigte sich auch mit den heitern Künsten; er war Freund des Sängers Casella, der Maler Giotto und Oderisi und zeichnete selbst. Sein erstes erhaltenes Sonett dichtete er mit 18 Jahren. Es war an alle Dichter gerichtet und wurde von Guido Cavalcanti (gest. 1300) freundlich beantwortet, der dadurch Dantes innigster Freund wurde, dagegen höhnisch von Dante da Majano (s.d.). Dantes erste Lyrik hat ihre Quelle in der idealen Liebe zu der Tochter des angesehenen Florentiner Bürgers Folco Portinari, Beatrice, über die er selbst in seinem Erstlingswerk: »La vita nuova«, berichtet. Von dieser Jugendliebe blieb ihm der tiefste Eindruck, der sich allmählich zur völligen Verklärung Beatrices in seinem großen Gedicht gestaltete; sie war rein ideal, sie erstrebte nicht den Besitz der Geliebten und wurde auch nicht durch Beatrices Verheiratung beeinträchtigt. Da eine solche Neigung vielfach nicht verstanden wurde, suchte man Beatrice als bloße Allegorie oder Abstraktion zu fassen (vgl. dagegen D'Ancona, La Beatrice di D., in der »Vita nuova«, Pisa 1884, und Del Lungo, Beatrice nella vita e nella poesia del sec. XIII, Mail. 1891). In seiner Jugend nahm D. an den Kriegszügen seiner Vaterstadt teil, 1289 beteiligte er sich an der Schlacht bei Campaldino, in der die Florentiner Guelfen die Aretiner Ghibellinen besiegten. Bald darauf war er im Kriege gegen die Pisaner bei der Übergabe der Burg Caprona zugegen. Nach dem Tode Beatrices (19. Juni 1291) suchte D. in der Philosophie Trost und legte die poetischen Reflexe dieser Studien in seiner allegorischen und moralischen Lyrik nieder. Etwa um 1295 vermählte er sich mit Gemma dei Donati, die noch 1333 lebte. Dieser Che entstammten drei Kinder: Pietro, Jacopo und Antonia; Beatrice, die Nonne war, wird mit Antonia identisch sein. Fortan nahm der Dichter, der in die Zunft der Ärzte und Apotheker eintrat, eifrig am öffentlichen Leben seiner Vaterstadt teil. So saß er 1300 vom 15. Juni bis 15. Aug. im Kollegium der sechs Prioren, welches Amt für ihn die Quelle alles spätern Unglücks wurde. Florenz war in zwei, seit 1301 die »Weißen« und die »Schwarzen« genannten, Parteien geteilt, von denen die erstern mehr ghibellinisch gesinnt, die letztern dagegen unbedingte Anhänger des Papstes waren. Als die erbetene Vermittelung des Papstes scheiterte und die Haltung der Parteien bedrohlich wurde, wurden ihre angesehensten Mitglieder verbannt (24. Juni), aber bald darauf zurückberufen. Nach der Entdeckung einer Verschwörung der Schwarzen wurden deren Häupter im Juni 1301 aufs neue verbannt. Während dieser stürmischen Zeit (1301) trat D. noch mehrfach öffentlich auf. Von den Schwarzen gedrängt, schickte der Papst einen neuen »paciere« in der Person Karls von Valois, des Bruders Philipps des Schönen von Frankreich, nach Florenz. Dieser zog 1. Nov. in die Stadt ein und begünstigte die Schwarzen so sehr, daß sie in kurzer Zeit zur Herrschaft gelangten und die Gegenpartei schonungslos unterdrückten. Nach dem Scheitern eines abermaligen Versöhnungsversuches wurden 1302 über 600Weiße meist wegen erdichteter Vergehen zum Tod oder zur Verbannung verurteilt. Unter letztern befand sich D. Am 27. Jan. wurde ihm ein Dekret zugestellt, das seine Verbrechen aufzählte und ihn zur Zahlung von 5000 Fiorini piccioli, zum Schadenersatz für begangene Unterschlagungen etc., zu 2 Jahren Verbannung aus der Toskana und zum Ausschluß von allen Ämtern für immer verurteilte. Wenn er nicht nach 3 Tagen bezahle, verliere er sämtliche Güter. Am 10. März verdammte ihn ein neues Dekret zum Feuertode, wenn er in die Hände der Gemeinde falle. Die Fassung der Urteile setzt voraus, daß D. zurzeit der Katastrophe in Florenz anwesend war. Noch weniger als von Dantes Leben in Florenz wissen wir aus der Zeit seiner Verbannung. Die vertriebenen Weißen vereinigten sich mit den seit langem verbannten Ghibellinen und suchten sich der Stadt Florenz mit Waffengewalt zu bemächtigen. Am 8. Juni 1302 kam eine Anzahl hervorragender Familien im Chor der Kirche San Godenzo im Mugello zusammen, wobei auch D. zugegen war. Als Zwietracht innerhalb der Partei ausbrach, trennte sich D. von ihr, wahrscheinlich 1303, nach der Niederlage der Verbannten bei Castel Pulicciano (März). Zunächst wendete er sich nach Verona, wo ihm Bartolomeo della Scala Schutz gewährte (wohl schon 1303). Nach dessen Tode (8. März 1304) irrte D. in Italien umher, und die bitterste Not zwang ihn oft zum Betteln. Am 6. Okt. 1306 ist er urkundlich in Sarzana in der Lunigiana nachzuweisen, von wo er sich nach dem Casentino begab. Zwischen 1307 und 1310 scheint er sich in Lucca aufgehalten zu haben. Villani, Boccaccio u. a. sprechen auch von einer Reise nach Paris, die manche 1308 ansetzen; doch diese Reise ist zweifelhaft. Unsinnig ist die Annahme eines Aufenthalts in Oxford. Die Kunde von dem Römerzuge König Heinrichs VII. (Oktober 1310) erweckte neue Hoffnungen in D. Er eilte ihm entgegen und schrieb einen lateinischen Brief an die Fürsten und Völker Italiens, sich dem Kaiser zu unterwerfen. Aber gerade Florenz wurde der Herd der Widersacher des Kaisers. Da schleuderte D. 31. März 1311 von den Arnoquellen aus einen furchtbaren Brief gegen seine Vaterstadt und schrieb an Heinrich 18. April einen Brief, der ihn aufforderte, ungesäumt die Axt an die Wurzel alles Übels, Florenz, zu legen. Die Florentiner antworteten auf Dantes Brief damit, daß sie ihn nebst etwas über 1000 Guelfen ausdrücklich von einer Amnestie vom 2. Sept. 1311 ausschlossen. Die Belagerung ihrer Stadt im Sommer 1313 hatte keinen Erfolg, und schon 24. Aug. 1313 ereilte den Kaiser bei Siena der Tod. D. war nicht im Lager von Florenz. Nach ihrer Niederlage durch die Pisaner bei Montecatini 29. Aug. 1315 erneuerten die Florentiner 6. Nov. das Verbannungsdekret gegen D., seine Söhne und die andern Verbannten und schlossen sie 1316 auch von einer Amnestie aus. Die Siege der Ghibellinen in der Toskana waren aber nur vorübergehend. Die letzten Lebensjahre, sicher mehrere Jahre, verbrachte D. in Ravenna bei seinem Freunde Guido Novello da Polenta, dem Neffen der Francesca da Rimini, der seit seines Onkels Lamberto Tode (22. Juni 1316) Herr der Stadt war. Der Verkehr mit Can Grande della Scala, dem Herrn von Verona, um diese Zeit bestand in kürzern[501] Besuchen. D. dachte sehr hoch von ihm und widmete ihm das »Paradies«, noch ehe es vollendet war (Brief vor 1318). Über den Zeitpunkt der Niederlassung Dantes in Ravenna fehlen genaue Angaben. Seine Söhne zogen mit ihm, und Pietro erhielt dort zwei Pfründen. Im Sommer 1321 ging D. in einer diplomatischen Mission seines Gastfreundes nach Venedig, erkrankte dort und wurde, dem Tode nahe, nach Ravenna zurückgebracht. Dort starb er 14. Sept. 1321 (vgl. Ricci, L'ultimo rifugio di D., Mail. 1891) und ward in der Marienkapelle der Kirche San Pietro Maggiore (jetzt San Francesco) in einem steinernen Sarge feierlich bestattet. Der Fürst selbst hielt ihm eine Leichenrede, und nur seine eigne Vertreibung im folgenden Jahre vereitelte seine Absicht, ihm ein prächtiges Denkmal zu errichten. 1329 wollte der Kardinallegat Bertrand du Poyet Dantes Gebeine als ketzerisch verbrennen lassen. Erst nach 1353 wurden bei einer Ausbesserung zwei Inschriften angebracht, die eine von Menghino Mezzano, die andre von Bernardo Canaccio. 1483 ließ Bernardo Bembo, Vater des Kardinals, die Grabstätte mit dem noch vorhandenen Relief von Pietro Lombardi schmücken. Als Leo X. die Gebeine 1519 nach Florenz überführen lassen wollte, fand man den Sarg schon leer. Durch den Kardinallegaten Domenico Maria Corsi ward 1692 die verfallene Grabstätte umfassend wiederhergestellt; 1780 erfuhr sie durch Luigi V. Gonzaga eine gründliche Umwandlung nach den Plänen Morigias. 1813 stellte Canova Dantes Marmorbüste im Pantheon zu Rom auf. Florenz forderte die Gebeine des Dichters, der in seinem letzten Willen ausdrücklich verlangt hatte, daß sie unter keinen Umständen an seine undankbare Vaterstadt ausgeliefert werden sollten, wiederholt (zuletzt noch 1864) zurück, aber immer vergeblich, und hat erst 1829 in Santa Croce ein Kenotaph von der Hand Riccis aufstellen lassen. 1373 errichtete Florenz einen besondern Lehrstuhl zur Erläuterung der Göttlichen Komödie, auf den Boccaccio berufen ward, und andre Städte, wie Pisa, Bologna, Mailand, folgten dem Beispiel nach. Raffael hat Dantes Bild im Vatikan in der Disputa und im Parnaß angebracht. Ein Freskobildnis des jugendlichen Dichters (wie man annimmt, von Giotto) wurde 1840 an einer Wand der Cappella del Podesta zu Florenz wieder aufgefunden. Vgl. zu den Dantebildern das Werk von F. X. Kraus (s.d.) und I. Krauß, Das Porträt Dantes (Berl. 1901). Dantes Tochter Antonia ist in einer Urkunde von 1332 erwähnt, Beatrice in einer von 1371. Von seinen Söhnen war der jüngere, Jacopo di D., bei dem Tode des Vaters in Ravenna und lebte noch 1342 in Florenz. Er verfaßte unter anderm einen unbedeutenden Kommentar zum »Inferno« (hrsg. Flor. 1848), eine Inhaltsangabe der »Commedia« in Terzinen und ein Lehrgedicht »Dottrinale« (kritische Ausg., Città di Castello 1895). Pietro lebte zuletzt als Richter in Verona und machte 1364 sein Testament. Er schrieb einen wichtigen lateinischen Kommentar zur »Komödie« (1340 gedruckt, Flor. 1845). Mit seiner Urenkelin Ginevra, die 1549 den Grafen Marcantonio Serego in Verona heiratete, ist Dantes direkte Nachkommenschaft erloschen.

Die kleinern Schriften Dantes

Wie über Dantes Leben genaue Nachrichten fehlen, so auch über die Abfassungszeit der einzelnen Werke. 1) Die früheste Schrift ist »Das neue Leben« (»La vita nuova«), eine zarte, innige Schilderung der Jugendliebe des Dichters. Eine Anzahl ihr entsprungener Gedichte sind durch einen Kommentar in Prosa verbunden, der teils über Anlaß und Bedeutung jedes einzelnen Gedichtes in schwungvoller, ergreifender Sprache Auskunft gibt, teils in trocken scholastischer Weise die Gedichte zergliedert. Die Verbindung der im Laufe der Jahre entstandenen Gedichte durch Prosatext fällt ins Jahr 1292. Die zum erstenmal Florenz 1576 gedruckte »Vita nuova« erlebte viele Ausgaben. Die besten sind die von d'Ancona (Pisa 1872, 2. Aufl. 1884), von Witte (Leipz. 1876) und von Casini (Flor. 1885, 2. Aufl. 1891). Becks kritische Ausgabe (Münch. 1896) ist völlig unzureichend. Deutsche Übersetzungen sind vorhanden von v. Oeynhausen (Wien 1824), Förster (das. 1841), Jacobson (Halle 1877), Wege (Leipz. 1879), Federn (Halle 1897). 2) »Das Gastmahl« (»Il convivio«) ist zwischen 1306 und 1309 verfaßt. Es wäre eine Enzyklopädie des Gesamtwissens der damaligen Zeit geworden, wäre es vollendet. Es sollte 14 philosophische und didaktische Kanzonen Dantes erklären und 15 Bücher enthalten, aber nur das einleitende Buch und drei weitere Traktate sind geschrieben. Die Darstellungsweise ist die schwerfällige und umständliche der Scholastik. Den Namen »Gastmahl« gab D. dem Buch, dem ersten Beispiel wissenschaftlicher italienischer Prosa, weil er die Erklärung gleichsam als Brot zu den Gerichten der Kanzonen auftischen wollte. Es ward zum erstenmal gedruckt Florenz 1490, am besten von Fraticelli (»Opere minori di D.«, s. unten) und mit reichhaltigem Kommentar von Giuliani (Flor. 1874, 2 Bde.); eine deutsche Übersetzung verfaßte Kannegießer (»Dantes prosaische Schriften«, Leipz. 1845). 3) Die lyrischen Gedichte Dantes (»Il Canzoniere«). Unter diesem Titel sind die Gedichte der »Vita nuova« und des »Convivio« und die dort nicht verwendeten gesammelt. Die Untersuchungen, ob alle D. zugeschriebenen Gedichte ihm angehören, sind noch nicht abgeschlossen. Die erste, ziemlich vollständige Ausgabe dieser lyrischen Gedichte bilden die vier ersten Bücher der »Sonetti e canzoni di diversi autori toscani« (Flor. 1527 u. ö.); neuere Ausgaben besorgten Fraticelli (das. 1861), Giuliani (das. 1863 u. 1868). Als Anhang zu den »Rime« und auch gesondert findet man »Rime spirituali« gedruckt, die jedoch unecht sind. Deutsche Übersetzungen der »Rime« veröffentlichten Kannegießer (»Dantes lyrische Gedichte«, mit einer Abhandlung von Witte, worin Echtes und Unechtes zu unterscheiden versucht wird; 2. Aufl., Leipz. 1842), Krafft (»Dantes lyrische Gedichte und poetischer Briefwechsel«, Regensb. 1859) und Wege (Leipz. 1879).

In lateinischer Sprache verfaßte D.: 4) »De vulgari eloquentia« (»Über die Volkssprache«). Dies Werk sollte in mindestens vier Büchern von der Poetik und der Vulgärsprache handeln. Mitten im 14. Kapitel des zweiten Buches bricht die Schrift ab. Das Geschriebene handelt von der italienischen Schriftsprache, von den Stilarten und vom Bau der Kanzone. Das unvollendet gebliebene Werk entstand wohl in den ersten Jahren der Verbannung und erschien zuerst in einer italienischen Übersetzung von Trissino (Vicenza 1529 u. ö.), das Original mit Noten von Corbinelli (Par. 1577). Kritische Ausgabe von Rajna (Flor. 1896; kleine Ausg., das. 1897), deutsche Übersetzung von Kannegießer (Leipz. 1865). 5) Die bis jetzt aufgefundenen Briefe Dantes sammelten Witte (»Dantis epistolae quae exstant cum notis«, Padua 1827), Torri (Livorno 1842), Fraticelli (Flor. 1862), Giuliani (1882). Die vielumstrittene Frage nach der [502] Echtheit der Briefe ist noch nicht abgeschlossen. Deutsche Übersetzung ist von Kannegießer (Leipz. 1845).

6) Auch zwei lateinische »Eklogen« hinterließ D. Zuerst vollständig, aber fehlerhaft in »Carmina illustrium poetarum italorum« (Flor. 1718); besser nebst den beiden dazu gehörigen Gedichten des Giovanni del Virgilio bei Fraticelli (das. 1836 u. ö.), Giuliani (das. 1882), Pasqualigo (Lonigo 1887) und Wicksteed u. Gardner (Lond. 1901); deutsch von Kannegießer (Leipz. 1842) und Krafft (Regensb. 1859). Sie fallen frühestens in das Jahr 1318. 7) »De monarchia« (»Über die Monarchie«), Dantes politisches Glaubensbekenntnis, worin er das Kaisertum der Kirche ebenbürtig gegenüberstellt und eine weltliche Universalmonarchie fordert. Die Abfassung des Werkes fällt wohl sicher in Dantes letzte Lebensjahre (zuerst gedruckt Basel 1559). Die beste Ausgabe ist die Wittes (2. Aufl., Wien 1874); Übersetzungen von Heroldt (Basel 1559), Kannegießer (Leipz. 1845) und Hubatsch (Berl. 1872). Vgl. Hegel, Dante über Staat und Kirche (Rostock 1842); Böhmer, Über Dantes Monarchie (Halle 1866), und Buscaino Campo, D. e il potere temporale de' papi (Trapani 1893). 8) Die Abhandlung »Quaestio de aqua et terra« (»Über Wasser und Land«) ist wohl eine Fälschung des ersten Herausgebers, Moncetti. Zum jetzigen Stand der Frage vgl. Moore, Studies in Dante II (Oxf. 1899), und Boffito, Intorno alla »Quaestio de aqua et terra« (Turin 1902); zuerst gedruckt Venedig 1508; neu herausgegeben von Fraticelli (Flor. 1861) und von Giuliani (das. 1882). Eine Gesamtausgabe der »Opere minori« Dantes lieferte Fraticelli (Flor. 1861–62, 3 Bde.), der lateinischen Schriften Giuliani (das. 1878–82, 2 Bde.). Alle Werke Dantes (auch die zweifelhaften und unechten) in einem dünnen Bande von Moore (Oxf. 1894).

Die »Divina Commedia«

Das Werk, das Dantes Namen unsterblich gemacht hat, ist die »Divina Commedia«. D. nennt es Komödie, »weil es furchtbar und häßlich beginnt und mit dem Schönen und Wünschenswerten endet« und in niedrigerm, anspruchsloserm Stil (in italienischer Sprache) verfaßt ist. Der Zusatz »divina« entstand erst nach des Dichters Tod und findet sich zuerst in Boccaccios »Vita di D.«; die erste Ausgabe mit der Bezeichnung »Divina Commedia« ist die von Venedig 1555. Vgl. Zenatti, La »divina« Commedia e il »divino« poeta (Bologna 1895). Das Gedicht ist eine Vision, die den Zustand und das Leben der Seelen nach dem Tod in den drei Reichen des Jenseits schildert, Hölle (Inferno), Fegefeuer (Purgatorio) und Paradies (Paradiso). Jede »Cantica« oder »Canzone« besteht aus 33 canti. Das Ganze umfaßt mit dem einleitenden Gesange 100 Gesänge in Terzinen, eine Form, die D. aus dem Serventese (s.d.) schuf. Die »Commedia« hat einen bis ins einzelnste ausgeführten architektonischen Bau. Das »Inferno« enthält (außer dem Vorhof) neun Höllenkreise, desgleichen das »Purgatorio« neun Räume: den Vorhof, sieben Büßerterrassen und das irdische Paradies auf dem Gipfel des Läuterungsberges. Das »Paradiso« endlich besteht aus neun kreisenden Himmeln, über denen das Empyreum als der unbewegliche Sitz der Gottheit ruht. Der Dichter unternimmt auf höheres Geheiß eine Wanderung durch diese drei Reiche des Jenseits. Er findet sich um die Mitte seines Lebens (1300) in einem wilden Wald verirrt; als er bei Tagesanbruch dessen Ende erreicht und einen sonnigen Berg erklimmen will, hindert ihn dacan die Erscheinung eines Panthers, eines Löwen und einer Wölfin. Im Begriff, wieder in die Tiefe des Waldes zurückzukehren, erscheint ihm der Schatten Vergils (die menschliche Vernunft und die Philosophie) und verkündet ihm, zu seiner Rettung müsse ein andrer Weg eingeschlagen werden; er selbst werde ihn führen und ihm auf dem Wege die verdammten Seelen in der Hölle und die büßenden im Purgatorium zeigen; wolle er noch höher, zu den Seligen emporsteigen, so müsse ihn dann eine würdigere Seele (Beatrice, Offenbarung und Theologie) geleiten. Die Ausführung dieser Wanderung bildet den Inhalt der Komödie. Während ihres Verlaufes werden Gespräche mit geschichtlich bekannten, zumeist erst kürzlich verstorbenen Menschen geführt, die bald Abscheu und Entsetzen, bald tiefe Wehmut erregen; tiefsinnige Fragen der Theologie und Philosophie werden gelegentlich erörtert, und die bürgerlichen und sittlichen Verhältnisse Italiens, die entarteten Zustände der Kirche wie des Staates werden mit edlem sittlichen Zorn geschildert, so daß sich die Dichtung zu einem umfassenden, erhabenen und ergreifenden, die ganze Subjektivität Dantes widerspiegelnden Zeitgemälde gestaltet. Namentlich sind es die beiden ersten Abteilungen des Gedichts, die durch die Kunst ihrer Anlage, die Mannigfaltigkeit und Anschaulichkeit ihrer Gestalten und das Interesse ihrer historischen Bezüge den denkenden und im Besitz der erforderlichen Vorbildung befindlichen Leser fortwährend fesseln, während sich die letzte Abteilung zwar durch höchste Erhabenheit der Gesinnung und Empfindung auszeichnet, aber doch wegen ihres durch und durch abstrakten Inhalts ermüden kann. – An der Deutung des Gedichts als eines allegorischen Ganzen und seiner Allegorien im einzelnen haben sich die verschiedensten Denker auf die verschiedenartigste Weise versucht. Die moraltheologische Deutung, wie wir sie bei den ältesten Erklärern finden, ist die einzig haltbare. D. ist das Sinnbild der menschlichen Seele. Um den Weg der Sünde zu verlassen, muß sie sich selbst, vermittelst der durch die göttliche Gnade in Tätigkeit gesetzten Vernunft, erkennen. Diese gewährt ihr dann die Mittel, durch Reue und Übung der Tugend zur irdischen Glückseligkeit zu gelangen. Die Offenbarung und die Theologie erschließt ihr den Himmel. Ein Bestandteil dieser moralischen Allegorie ist die politische. Dem anarchischen Zustande der Welt kann nur die römische Universalmonarchie ein Ende machen. Vergil, ihr Symbol, verkündet einen Messias, der die Wölfin, die Begierde, den Ursprung alles Unrechts auf Erden, in die Hölle zurückjagen wird. Mit großer Kunst ist die Darstellung so eingerichtet, daß auch der Leser, der alles bloß als Geschichte, als poetische Darstellung der menschlichen Natur und des menschlichen Lebens betrachtet, gefesselt und von Bewunderung erfüllt wird; nur ist es erforderlich, daß er mit der Wissenschaft und der Denkweise des Mittelalters vertraut sei, wenn er zu wirklichem Verständnis und Genuß gelangen will. Vgl. Flamini, I significati reconditi della »Divina Commedia« e il suo fine supremo (Livorno 1903, Bd. 1).

Wann D. sein großes Werk angefangen und wann er die einzelnen Teile vollendet habe, diese Fragen werden verschieden beantwortet. Selbst die historischen Bezüge im »Inferno« und »Purgatorio« können nicht als vollgültige Beweise für die Abfassungszeit gelten, da sie später hinzugefügt sein können. Vermutlich wurden die beiden ersten Gesänge noch zu Lebzeiten des Dichters veröffentlicht, das »Paradies« aber erst nach seinem Tode. Die »Divina Commedia« wurde[503] bald in unzähligen Abschriften verbreitet. Die Zahl der erhaltenen Codices beträgt an 600. Vgl. de Batines, Bibliografia Dantesca (s. unten); Monaci, Sulla classificazione dei manoscritti della »Divina Commedia« (Rom 1888); Täuber, I capostipiti dei manoscritti della »Divina Commedia« (Winterthur 1889); Fiammazzo, I codici veneti della »Divina Commedia« (Wien 1889); Auvray, Les manuscrits de D. des bibliothèques de France (Par. 1893); Morpurgo, I codici riccardiani della »Divina Commedia« (Flor. 1893). [Ausgaben.] Die Zahl sämtlicher Ausgaben des berühmten Gedichts wurde 1882 auf 347 angegeben, wovon 15 auf das 15. Jahrh., 30 auf das 16. Jahrh., 3 auf das 17. Jahrh., 31 auf das 18. und 268 auf das 19. Jahrh. entfallen. Von größter Seltenheit sind die vier ältesten Drucke: Foligno, Jesi und Mantua (1472) und Neapel (wohl 1477). Alle vier sind diplomatisch abgedruckt von Lord Vernon (Lond. 1858). Wichtig sind die von Vendelin (Vened. 1477), die Nidobeatina (Mail. 1478) und die Giuntina (Flor. 1506). Auch die Ausgabe Florenz 1481, mit Landinos Kommentar, ist selten und wegen der in den vollständigen Exemplaren enthaltenen 19 Botticelli zugeschriebenen Kupfer (s. unten) geschätzt. Unverdientes Ansehen erwarb sich die Aldina (Vened. 1502), deren Text nunmehr von sämtlichen Ausgaben des 16. Jahrh. wiederholt und im wesentlichen auch der ersten Ausgabe der Crusca (Flor. 1595) zu Grunde gelegt wurde. Der Crusca-Text blieb zwei Jahrhunderte lang in ausschließlicher Geltung. Der erste, der seine Mängel erkannte, war Lombardi; seine Ausgabe erschien Rom 1791, 3 Bde. Noch mehr tat Dionisi für die Reinigung des Textes in seiner Ausgabe (Parma 1795, 3 Bde.). Die erste kritische Ausgabe ist die Wittes (Berl. 1862), die auf sorgfältigster Vergleichung vier korrekter Codices beruht (auch Textausgabe, 2. Aufl., Berl. 1892). Darauf und teilweise auf Moores »Contributions to the textual criticism of the, Divina Commedia'« (Cambridge 1889) beruhen die neuern Ausgaben, darunter die von Scartazzini (Leipz. 1874 bis 1882, 3 Bde., mit Kommentar, Bd. 1, neu 1900), der auch eine Handausgabe besorgte (Mail. 1893 u. ö., zuletzt von Vandelli, 1902), Casini (4. Aufl., Flor. 1895), Poletto (Rom 1894, 3 Bde.), Passerini (Flor. 1897–98), Toynbee (Lond. 1900), Moore (Oxf. 1900).

Zur Illustration von Dantes »Göttlicher Komödie« vgl. Volkmann, Bildliche Darstellungen zu Dantes »Divina Commedia« bis zum Ausgang der Renaissance (Leipz. 1892); F. X. Kraus, D., sein Leben und sein Werk, sein Verhältnis zur Kunst und Politik (Berl. 1897).

[Übersetzungen.]

Zu den Übersetzungen der »Komödie« in die verschiedenen Sprachen vgl. Scartazzini, Dante-Handbuch (Leipz. 1892), S. 498ff., und »Dantologia« (Mail. 1894), S. 251ff., wo die Legende von altprovenzalischen Übersetzungen (es sind altfranzösische) wiederholt ist. Zu den französischen Übersetzungen vgl. auch Oelsner, D. in Frankreich bis zum Ende des 18. Jahrhunderts (Berl. 1898). Zu den deutschen Übersetzungen vgl. ferner Scartazzini, D. in Germania (Mail. 1881–83, 2 Bde.); Locella, Zur deutschen Dante-Literatur (Leipz. 1889). Wir erwähnen als die besten Übersetzungen die von Philalethes (König Johann von Sachsen) in reimlosen Jamben (Dresd. 1828–49, 3 Bde.; neue Ausg., Leipz. 1865–66, 3 Bde.; 4. Abdruck 1891); von Witte (Berl. 1865, 3. Aufl. 1876) in reimlosen Jamben; von Fr. Notter (Stuttg. 1871–72, 2 Bde.); von K. Bartsch (Leipz. 1887); von K. Bertrand (»Hölle« und »Fegefeuer«, Heidelb. 1887 u. 1891) in reimlosen Versen; wieder in Terzinen von O. Gildemeister (Berl. 1888, 2. Aufl. 1891), von Bassermann (»Hölle«, Heidelb. 1892) und die freie Bearbeitung in Stanzen von Pochhammer (Leipz. 1901).

[Kommentare etc.]

Es gibt zahllose Kommentare. Schon viele Manuskripte sind mit Kommentaren und Randglossen versehen, und die meisten Ausgaben sind erläutert. Die ältesten Kommentare sind der lateinische des Graziuolo de' Bambaglioli zum »Inferno« (1324; hrsg. von Fiammazzo, Udine 1892; eine ital. Übersetzung bereits Flor. 1848 von Lord Vernon), des Jacopo di Dante (1323 oder 1324 zum »Inferno«. hrsg. von Lord Vernon, Flor. 1848), des Jacopo della Lana (vor 1328, gedruckt in der Ausgabe der »Divina Commedia« von Vendelin de Spira, 1477; neue Ausg., Mail. 1865, Quart, und Bologna 1866), der unter dem Namen: »L'antico, il buono, l'ottimo« bekannte (spätestens 1338; hrsg. von Torri, Pisa 1827–29, 3 Bde.), der eines Anonimo zur »Hölle« (vor 1349, hrsg. von Selmi, Turin 1865, und Avalle, Città di Castello 1900, beide Male schlecht) und der lateinische des Pietro di Dante (1349, hrsg. von Nannucci, Flor. 1845). Dem 14. Jahrh. gehören ferner an der Kommentar des Boccaccio (hrsg. von Milanesi, Flor. 1863, 2 Bde.), der lateinische von Benvenuto Rambaldi von Imola (ital. Übersetzung, Imola 1855–56, 3 Bde.; lat. Text, Flor. 1887, 5 Bde.), der des Francesco da Buti (Pisa 1858–62, 3 Bde.) und vielleicht der des Florentiner Anonymus (hrsg. von Fanfani, Bologna 1866–74). Aus dem 15. Jahrh. stammt der von Guiniforte delli Bargigi zur »Hölle« (hrsg. von Zacheroni, Marseille 1838), der oben schon erwähnte Kommentar des Landino (zuerst Flor. 1481) und der 1886 von Promis und Negroni veröffentlichte von Stefano Talice da Ricaldone (2. Aufl., Mail. 1888, 3 Bde.); aus dem 16. Jahrh. sind Vellutello (Vened. 1544 u. ö.) und Bern. Daniello da Lucca (das. 1568) als Kommentatoren zu erwähnen. Vgl. Hegel, Über den historischen Wert der ältern Dante-Kommentare (Leipz. 1878); Rocca, Di alcuni commenti della Divina Commedia etc. (Flor. 1891). Von den neuern Erklärern sind als die wichtigsten hervorzuheben: Lombardi (Rom 1791, 3 Bde., u. ö.; am besten Padua 1822, 5 Bde.), Rossetti (Lond. 1826–27, 2 Bde.; nur die »Hölle«, unhaltbare Erklärung der Allegorie); Philalethes in seiner erwähnten Übersetzung, Tommaseo (Vened. 1837 u. ö., am besten Mail. 1865), Bianchi (9. Aufl., Flor. 1886), Fraticelli (3. Aufl., das. 1871; letzte 1886), de Marzo (das. 1864–82, 3 Bde.), Scartazzini (in seiner erwähnten Textausgabe), der das gesamte vorliegende Material kritisch verarbeitet; Lubin (Padua 1881), Casini (Flor. 1889), Berthier (Freiburg i. S. 1891ff.), Poletto (Rom 1894). Zu erwähnen ist auch die »Lectura Dantis« (Flor. 1900ff.), Erklärung einzelner Gesänge der »Göttlichen Komödie« von verschiedenen Forschern. Die Vorläufer Dantes behandelt d'Ancona (»I precursori di D.«. Flor. 1874). Von neuern deutschen Werken über D. sind, von den Biographien (s. unten) abgesehen, hervorzuheben: Ruth, Studien über D. (Tübing. 1853); Schlosser, Dante-Studien (Leipz. u. Heidelb. 1855); Pfleiderer, Dantes Göttliche Komödie, übersichtlich dargestellt (Stuttg. 1871); ferner Wittes gesammelte Aufsätze zur Dante-Literatur, »Dante-Forschungen« (Halle 1869 u. Heilbr. 1879, 2 Bde.); Scartazzini, Abhandlungen über D. (Frankf. 1880); vom katholischen Standpunkt. [504] Hettinger, Die Göttliche Komödie des D. etc. (2. Aufl., Freib. i. Br. 1889) u. a. In Frankreich brachten nicht unwichtige Beiträge zur Kenntnis Dantes und seiner Zeit: Fauriel in »D. et les origines de la littérature italienne« (Par. 1854, 2 Bde.), Ozanam in »D. et la philosophie catholique an XIII. siècle« (5. Aufl., das. 1869), K. Hillebrand in »Dino Compagni, étude historique et littéraire sur l'époque de D.« (das. 1862). – In Deutschland gab das Dante-Jubiläum Anlaß zur Gründung der Dante-Gesellschaft, die sich 1865 in Dresden unter der Förderung des Königs Johann von Sachsen bildete und vier Bände ihres »Jahrbuchs« (Leipz. 1867–77) herausgegeben hat. In Amerika besteht seit 1881 die Dante-Society (Cambridge, Mass.), die einen »Annual Report« herausgibt. 1888 bildete sich die Società dantesca italiana, die ein sehr wichtiges Bullettino erscheinen läßt (seit 1890) und sämtliche Werke Dantes unter Mitwirkung der hervorragendsten Gelehrten kritisch herausgeben wird.

Als Hilfsmittel zum Studium der »Divina Commedia« und der Werke Dantes dienen Blancs »Vocabolario Dantesco« (Leipz. 1852, ital. Übersetzung von Carbone, Flor. 1859,2. Ausg. 1877) nebst dem »Versuch einer bloß philologischen Erklärung mehrerer dunkeln u. streitigen Stellen der »Göttlichen Komödie« (Halle 1860–65, unvollendet; ital. von Occioni und Vassallo, Triest u. Bologna 1865–77), G. I. Ferraris »Enciclopedia Dantesca« (Mail. 1865–77, 5 Bde.), Boccis »Dizionario storico, geografico, universale della, Divina Commedia'« (Turin 1873), Polettos »Dizionario Dantesco« (Siena 1885–87, 7 Bde.); Scartazzinis »Enciclopedia Dantesca« (Mail. 1896–99, 2 Bde.); Toynbees »A dictionary of proper names and notable matters in the works of D.« (Oxford 1898). Bibliographische Verzeichnisse aller Ausgaben, Übersetzungen und Erläuterungsschriften geben de Batines' »Bibliografia Dantesca« (Prato 1846, 2 Bde.) mit den Ergänzungen von Bacchi della Lega (Bologna 1883), Biagi (Flor. 1888) und Ferrazzis »Manuale Dantesco« (Bassano 1865 bis 1877, 5 Bde.). Die Dante-Literatur von 1865–1879 enthält die »Bibliographia Dantea« von Petzholdt (2. Ausg., Dresd. 1880); speziell die deutsche: Scartazzinis Werk »D. in Germania« (Mail. 1881–1883, 2 Bde.). Der »Saggio di Bibliografia dantesca« von Perroni-Grande (Messina 1901–1903) enthält die Dante-Literatur von 1901–1902. Vgl. auch Lane, The Dante collection in the Harvard College etc. (Cambridge [Mass.] 1890); Koch, Catalogue of the Dante collection presented by W. Fiske (das. 1898–1900, 2 Bde.). Eine enzyklopädische Übersicht der ganzen Dante-Forschung bieten Scartazzinis »Dantologia« (Mail. 1883, 2. Aufl. 1894) und dessen »Prolegomeni della Divina Commedia« (Leipz. 1890; deutsche Bearbeitung u. d. T.: »Dante-Handbuch«, das. 1892). In Italien widmet sich der Dante-Forschung die Zeitschrift »L'Alighieri« (hrsg. von Pasqualigo, Verona 1889–93, 4 Bde.), die seit 1893 mit der »Rivista critica e bibl. della letteratura dantesca« zum »Giornale Dantesco« (hrsg. vom Grafen Passerini in Rom) verschmolzen ist, das erwähnte Bullettino della Società Dantesca italiana, die Collezione di opuscoli Danteschi (Città di Castello 1893ff., bis jetzt 76 Nummern) und die Biblioteca storico-critica della letteratura dantesca (Bologna 1899ff., bis jetzt 13 Nummern).

[Biographische Literatur.]

Die Lebensumstände des Dichters sind von keinem seiner Zeitgenossen ausführlich ausgezeichnet worden. Am zuverlässigsten sind die Angaben seines langjährigen Bekannten und Nachbarn Giovanni Villani in seiner »Chronik der Stadt Florenz« (IX, 136), und Boccaccios »Vita« (zwei Redaktionen, kritische Ausgabe von Macrì-Leone, Flor. 1888, und Rostagno, Bologna 1899) verdient vielmehr Glauben, als sie fand. Was Spätere, wie Filippo Villani, Bardini, Polentone, über D. veröffentlicht haben, hat geringe Bedeutung. Weit wichtiger ist die Biographie Dantes von Leonardo Bruni (Perugia 1617, Flor. 1672). Vgl. E. Moore, D. and his earlier biographers (Lond. 1890). Unterden neuesten Werken sind hervorzuheben: Todeschinis »Scritti su D.« (Vicenza 1872), I. Del Lungos (s.d.) verschiedene Schriften, Bartolis »Storia della letteratura italiana« (Flor. 1881–87, Bd. 4–6), Riccis »L'ultimo rifugio di D.« (Mail. 1891); Scherillos »Alcuni capitoli della biografia di D.« (Turin 1896): D'Ovidios »Studii sulla, Divina Commedia'« (Mailand-Palermo 1901) und Zingarellis »Dante« (Mail. 1903). Vgl. auch Biagi und Passerini, Codice diplomatico Dantesco (Rom 1895ff., bisher 7 Hefte Großfolio). Unter den deutschen biographisch-literarischen Werken über D. sind hervorzuheben: Wegele, Dantes Leben und Werke (3. Aufl., Jena 1879); Scheffer-Boichorst, Aus Dantes Verbannung (Straßb. 1882); Derselbe, D. im Exil (das. 1885); Gaspary in seiner »Geschichte der italienischen Literatur«, Bd. 1 (Berl. 1885; ital. Übersetzung, Turin 1887); Bassermann, Dantes Spuren in Italien (Heidelb. 1896, mit 67 Tafeln; kleine Ausg. 1898) und F. X. Kraus, Dante, sein Leben u. sein Werk etc. (Berl. 1897).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 500-505. Permalink: http://www.zeno.org/nid/2000646517X


Sulzer 1771

[236] Dante. Ein Florentiner. Er verwaltete in seiner Republik die vornehmsten Aemter, bevor er verwiesen ward. Er schrieb hernach sein grosses dreyfaches Gedicht la divina Comedia, das zwar unter die dogmatischen gehört, dem aber dieser ausserordentliche Geist eine ganz poetische Gestalt gegeben. Die Hölle hat bey ihm die unselige Grösse, noch der Himmel die erhabene Hoheit, welche sie bey Milton bekommen haben, eben so wenig, als seine Teufel und seine selige Geister, die Grösse der Miltonischen haben. Sein größtes Verdienst ist, daß er die Hölle, das Fegefeuer, das Paradies für Scenen gebraucht hat, auf welchen er die verschiedenen Charaktere aus allen Zeiten, Ständen und Welttheilen eingeführt hat. Sein Werk ist ein unerschöpflicher Schatz von Lebensarten und Sinnesarten der Menschen, voller Charakter, voller Reden, voller Lebensregeln. Die innersten Winkel der Seele werden da beleuchtet, und die nützlichsten Lehren mitgetheilt. Man muß sehr allegoriesüchtig seyn, wenn man verstektere Geheimnisse darin suchen will. Man beschuldiget dieses Werk der Dunkelheit und Härte; aber wenn man hier und da die abstrakte und scholastische Materie erlaubet, so muß man ihm das Dunkle und Harte verzeihen. Er wollte nicht allein für die grosse Welt, sondern auch für die tiefsinnige, und insbesondere für die Peripatetiker schreiben. Von diesen Stellen gilt, was Plato von des Heraklitus Naturlehre gesagt hat. Die Sachen, die ich verstehe, sind göttlich, und ich glaube, daß auch die es sind, die ich nicht verstanden habe. Eine andre Art der Dunkelheit und Härte ist durch die Nachläßigkeit der folgenden Schriftsteller entstanden, welche die Wörter, die in des Dante Tagen angenehm und geläufig waren, haben entweichen oder gar untergehen lassen.

Seine lyrische Gedichte verdienen nicht weniger Achtung,* als sein grosses Werk. Es leuchten darin gewisse poetische Tugenden hervor, die in dem grossen Gedicht seltener sind. Was sich ihnen rohes angehängt hat, hindert uns nicht, daß wir nicht eine kernichte, edle und artige Denkungsart darin entdeken. S. Muratori Storia della lingua ital. Er starb 1321. Er hatte drey Söhne, und jeder von ihnen hat ein Werk über das dreyfache Gedicht geschrieben.

  • ) Io per nie non ho minore stima delle sue liriche poesie etc. Muratori storia della lingua Ital.

Quelle: Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 1. Leipzig 1771, S. 236. Permalink: http://www.zeno.org/nid/2001144407X


Pierer 1858

[733] Dante, 1) (eigentlich Durante Allighieri), klassischer italienischer Dichter, geb. 1263 in Florenz, aus edler florentinischer Familie (Elisei, dann Cacciaguida, nahm von einer Heirath den Namen Allighieri an), focht 1289 gegen die Ghibellinen von Arezzo bei Campaldino u. später gegen die Pisaner. Er verlor 1290 eine Geliebte, Beatrice (abgekürzt Bice) Portinari, an der er mit glühender Leidenschaft hing, durch den Tod, heirathete um 1291 Gemma Donati, von der er sich jedoch, nachdem sie ihm mehrere Kinder geboren hatte, wieder trennte. Der Tod seiner Geliebten bezeichnet einen Wendepunkt in seinem Leben. Bis dahin hatte er der Partei der Guelfen angehört, welche in seiner Vaterstadt die Oberhand führte; jetzt wurde ihm das frivole u. unpatriotische Treiben seiner Genossen ein Anstoß, u. als die Adelspartei 1296 darauf ausging, die politische Ordnung des Staates zu untergraben, trat er offen zur Volkspartei über u. ließ sich in die 6. Zunft (Ärzte u. Apotheker) einschreiben. Dieser Übertritt war nicht ohne große politische Bedeutung, da D. als Mann von reichen Kenntnissen u. männlicher Gesinnung längst die öffentliche Aufmerksamkeit erregt hatte. Als die Volksparte; sich selbst wieder spaltete, schlug er sich zu den Weißen denen sich die vertriebenen Ghibellinen anschlossen, während die Guelfen es mit den Schwarzen hielten. Im Jahre 1300 wurde er Mitglied des Priorats der höchsten vollziehenden Behörde des Staates u. wirkte thätig zur Unterdrückung der von den Schwarzen erregten Unruhen. Später fungirte er als florentinischer Gesandter am Hofe des Prinzen, welcher heimlich der guelfischen (schwarzen) Partei zugethan war. Auf des Papstes Veranlassung gelchah es nun, daß Karl v. Valois den Schwarzen 1302 zu Hülfe kam. Sie siegten u. die Führer der weißen Partei, darunter auch D., wurden zum Feuertode verdammt. Verbannt von seiner Vaterstadt u. durch Confiscation seines Vermögens beraubt, hielt sich D. bald hier bald dort auf, so in Arezzo, dann in Verona, seit 1304 in Paris, immer hoffend, das zerrissene Italien wieder unter einer Kaiserkrone vereinigt zu sehen. Seine Hoffnung belebte sich aufs Neue, als Heinrich VII. nach Italien ging; er eilte 1310 auch dahin u. suchte für die Sache des Kaisers zu wirken, aber schon 1313 starb Heinrich VII., u. sein Tod machte alle Pläne D-s zu Nichte. Zuletzt lebte D.[733] in Ravenna, wo er 1321 st. Dort ließ ihm der Cardinal Bembo 1483 ein Denkmal errichten. Hauptwerk: Divina commedia in 100 Gesängen, worin er seine religiöse u. politische Weltanschauung in Allegorien zur poetischen Darstellung bringt. Seine Verherrlichung eines idealen Kaiserthums, dem er eine gleiche Berechtigung in der göttlichen Ordnung der Dinge zuerkannte wie der Kirche, zog ihm den Ruf eines Ketzers zu, später wurde jedoch sein Werk öffentlich in den Kirchen vorgelesen u. dem Volke erläutert. Die Divina commedia schildert eine Reise des Dichters durch Hölle, Himmel u. Fegefeuer (L'inferno in 34, Il purgatorio in 33 u. Il paradiso in 33 Gesängen), wobei er seine Ideen u. Betrachtungen an die Begegnisse auf dieser Wanderung anknüpfte. 1. Ausg. (Foligno) 1472, Fol.; doch erst in der Ausgabe 1855 so benannt; sehr oft herausgegeben; n. Ausg. Rom 1813–17, 4 Bde.; von Viciani 1823; Florenz seit 1817, Fol.; in Deutschland, Penig 1804 f., u. ö.; sie ist in alle lebende Sprachen übersetzt, deutsch von Kannegießer, Amsterd. 1814–21, 4. Ausg. Lpz. 1843, 3 Bde.; mit Umrissen nach Flaxmann von Hummel, 3. Aufl. Lpz. 1832, 3 Bde.; von Streckfuß, Halle 1824–26, 3 Bde., 3. Aufl. ebd. 1840 f., 3 Bde.; von Heigelin, Blaub. 1836 f., 3 Thle.; metrisch übersetzt u. mit Erläuterungen von Philalethes (König Johann von Sachsen), Dresd. 1839 f., 3 Bde.; von Kopisch, B. v. Guseck u. A.; auch in lateinischen Hexametern von Cajetan della Piazza, Lpz. 1848. Dante schr. außerdem: Rime (deutsch von Witte u. Kannegießer, Lpz. 1842); Vita nuova (Gedichte auf Beatrice), Flor. 1732, Chemn. 1810, von Trivulgio, Mail. 1827 (deutsch von Fr. v. Oeynhausen, Wien 1824, von K. Förster, Lpz. 1841 ); L' amoroso convito, ebd. 1490, von Trivulzio 1826; De monarchia mundi, Vened. 1744; De vulgari eloquio, Par. 1577; die prosaischen Schriften deutsch von Kannegießer, Lpz. 1845, 2 Bde.; Blanc, Vocabolario dantesco, Lpz. 1852. In neuester Zeit fand Theod. Heyse 9 Briefe D-s auf. Dieselben sind enthalten in der Briefsammlung D-s von Alessandro Torri, Ver. 1843, abgedruckt darin ist auch die seltene Abhandlung über das Wasser u. die Erde, die D. 1320 in Verona vorlas, zuerst gedruckt Vened. 1508, dann Neap. 1576. Werke: erste correcte Ausg. Vened. 1741, 2 Bde.; vollständige, ebd. 1757 f., 4 Thle., neueste Par. 1811–13. Lebensbeschreibung von Balbo, Tur. 1839, 2 Bde., von Wegele, Jena 1852. 2) D., da Majano, geb. zu Majano in Toscana, Zeitgenosse des Vor.; flößte durch seine Gedichte einer jungen Sicilianerin, Nina, solche Leidenschaft ein, daß sie sich Nina di Dante nennen ließ. Gedichte in der Sammlung: Sonetti e canzoni di disersi antichi autori Toscani, Flor. 1527. 3) Giambattista, aus Perugia; genannt der neue Dädalus, weil er mit künstlichen Flügeln über den Trasimenischen See flog, stürzte aber, als er einen neuen Flugversuch machte, auf eine Kirche u. brach das Bein; er wurde dann Lehrer der Mathematik in Venedig u. st. das., 40 Jahre alt, zu Ende des 15. Jahrh.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 733-734. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20009754873



Brockhaus 1809

[317] Dante Alighieri, geb. 1265, gest. 1321. Dieser vorzüglich durch seine so genannte göttliche Comödie (ein episches Gedicht, in welchem er die Hölle, das Fegfeuer und den Himmel beschreibt, und viel Satyre wider Zeitgenossen von sich einwebt) berühmte Italiänische Dichter, war aus einer vornehmen Florentinischen Familie, und ging sehr jung ins Franciscanerkloster, welches er aber bald verließ. Sein feuriger Geist führte ihn zur Liebe, zur Dichtkunst – und zur Parteisucht. Dieses letztere war sein Unglück; da er zur Partei der Gibellinen wider die Päpste trat, wurde er verfolgt, geplündert, und gezwungen, nach Verona zu gehen. Hier brachte ihn ein Bonmot um die Gunst, die er bei dem Fürsten genoß. Der Fürst wunderte sich einst gegen ihn, daß ein gewisser Bouffon von den Höflingen mehr geliebt werde, als ein gelehrter Mann, wie Dante; worauf dieser erwiederte: »weil ein jeder seines Gleichen liebt.« Er starb zu Ravenna.


Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 317.

Permalink: http://www.zeno.org/nid/20000748528


Brockhaus 1837

[511] Dante Alighieri, dessen Vorname unverkürzt Durante heißt, gehört zu den größten Dichtern aller Zeiten und ward im Mai 1265 zu Florenz geboren, wo sein Vater Rechtsgelehrter war und sein Geschlecht zu den ältesten und achtbarsten, wenn auch nicht vornehmsten gehörte. Der früh verwaiste Knabe verdankte seine fernere Erziehung namentlich seinem als Staatsmann und Schriftsteller ausgezeichneten Lehrer Brunetto Latini, der die ernste Richtung seines Geistes erkennend, die sich in früher Kindheit in der Verachtung kindischer Spiele zuerst zu erkennen gab, ihn bald zu dem Studium der alten Dichter Anleitung gab. Durch dieselben gebildet, trat er selbst als Dichter hervör, als ihn die Liebe zu Beatrice Portinari, zu der er sich schon in seinem neunten Jahre hingezogen fühlte, höher zu begeistern anfing, und einem eignen Werke, »Das neue Leben«, die Entstehung gab, das er so nannte, weil der Anblick der Geliebten eine völlige Umwandlung seines Innern, ein neues Leben für ihn erzeugt habe. Vielleicht gehörte dazu auch der Trieb zur Thätigkeit im Dienste seiner Vaterstadt, für welche D. in den Schlachten bei Campaldino 1289 gegen die Arctiner und 1290 bei Caprona gegen die Pisaner tapfer focht. Seinen Schmerz über den Tod seiner Geliebten im J. 1290 vermochte nur das eifrigste Studium der Philosophie zu lindern, dem er sich drei Jahre lang, vorzüglich auf den Universitäten zu Bologna und Padua, widmete. Zwar verheirathete er sich 1292, allein diese Ehe ward nur aus politischen Rücksichten, nicht aus Liebe geschlossen, und das Andenken an Beatrice blieb bis an seinen Tod ihm heilig und in einer Reihe von Gedichten, von denen er später mehre auswählte, um sie unter dem Titel »Das Gastmahl«, mit dem Brote seiner Erklärung begleitet, den Freunden der Wissenschaft vorzusetzen, stellte er dar, wie er durch die Philosophie seine Trauer überwunden, welche hohe Bedeutung diese Wissenschaft für das Leben habe. Als Philosoph erwarb sich D großen Ruf, und weil man in damaliger Zeit ausgezeichnete Gelehrte gern zu Staatsgeschäften gebrauchte, ward er als Gesandter an den König von Neapel, an den Papst und an andere Höfe geschickt, in wichtigen Angelegenheiten öfter befragt und endlich 1300 zum Prior, einem hohen Amte in seiner Vaterstadt, erwählt, dadurch aber in den Kampf der die Weißen und Schwarzen genannten Parteien verwickelt, welcher von 1300–2 Florenz zerrüttete. Als die Weißen unterlagen, wurde D. 1302 mit mehren Häuptern derselben verbannt und seines Vermögens beraubt, seine Frau und Kinder blieben jedoch in Florenz. er selbst aber führte ein unstätes Leben und an unzählige Orte des obern und mittlern Italiens ist die Sage geknüpft, daß D. daselbst sich eine Zeit lang aufgehalten und gedichtet habe. D. begab sich zunächst nach Siena, dann nach Arezzo und Verona; Hoffnungen zur Rückkehr riefen ihn jedoch wieder nach Toscana, als diese aber gescheitert waren. verließ er 1307 Italien und ging nach Paris, um daselbst den Wissenschaften zu leben. Er kehrte indessen nach Italien zurück, als ihm Kaiser Heinrich VII. Anwesenheit daselbst neue Aussichten eröffnete, nachdem dieser aber Florenz 1312 vergebens belagert hatte, ging D. zu dem Herrn von Ravenna, bei dem er, mit Ausschluß weniger Jahre, welche er beim Patriarchen von Aquileja und in Verona verlebte, bis zu seinem Tode hochgeachtet sich aufhielt. In die unruhige Zeit nach seiner Verbannung, die ihm Alles, nur seinen Geist nicht raubte, fällt die Entstehung von D.'s größtem Werke, nämlich der »Divina commedia« oder »Die göttliche Kömödie«, worin er in drei Theilen, »Hölle«, »Fegefeuer« und »Paradies«, die Geschichte des einzelnen Menschen und der Menschheit überhaupt darstellt und welches bald so hohes Ansehen erlangte, daß öffentliche Lehrer zur Erklärung desselben in mehren Städten Italiens und auch in Florenz angestellt wurden, das sich jedoch erst nach seinem 1321 erfolgten [511] Tode wieder mit D. versöhnte, seine Gebeine, wiewol vergeblich, von Ravenna verlangte und ihm noch 1829 ein prächtiges Denkmal errichten ließ. Übersetzungen von D.'s Hauptwerke haben Kannegießer (3 Bde.; 3. Aufl., Lpz. 1833), und Streckfuß (3 Bde., Halle 1824–27), sowie mehre Bearbeiter von seinen lyrischen Gedichten (Lpz. 1827) geliefert, welche in besonderer Beziehung zum Leben des Dichters stehen. D. war von mittler Größe, hatte ein langes Gesicht, eine Habichtsnase, etwas heraustretende Augen, große Kinnladen, eine etwas vorspringende Unterlippe, starkes, schwarzes und gekräuseltes Haar und Bart, bräunliche Gesichtsfarbe und der gewöhnliche Ausdruck seines Gesichts war nachdenkend und finster.

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837, S. 511-512. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20000820970


Damen Conversations Lexikon 1835

[79] Dante, Alighieri, eigentlich Durante, Alighieri, der Schöpfer der neuern italienischen Poesie, ein leuchtender Stern aus einer Zeit, die, noch reich an barbarischen Ueberresten, von politischen Factionen zerrissen, nur sparsam die zarte Blume der Kunst hegte; Dante, der lange vor Tasso sich einen gleich theuren Lorbeer errungen, der aber, wie dieser Dichter, den Ehrenpreis nur auf Kosten eines von Schmerzen durchwebten Lebens errang, der Dichter der »göttlichen Komödie,« eines Werkes, welches noch in die späteste Zeit hineinragen wird, wurde 1265 zu Florenz in einer angesehenen Familie geboren. Schon als Jüngling liebte er mit glühender, reiner Leidenschaft ein junges Mädchen, Beatrice Portinari. Er mußte ihr entsagen, trug aber sein ganzes Leben hindurch ihr leuchtendes Bild im Busen und verherrlichte sie, einer Göttin gleich, in seinen Gesängen. In jener Zeit der blutigen Kämpfe zwischen den Guelfen und Ghibellinen wandte sich Dante 1300, damals im Besitze einer Magistratswürde seiner Vaterstadt, zu der Partei der sogenannten Bianchi (der Weißen). In Folge der politischen Zerwürfnisse, die hierauf eintraten, wurde der Dichter, der sich durch Rechtlichkeit[79] des Charakters, Wahrheitsliebe und Sanftmuth, aber auch durch Festigkeit und Starrsinn auszeichnete, lebenslänglich verbannt, unter Androhung des Feuertodes, im Falle seiner Rückkunft. Der Pöbel plünderte sein Haus, seine Feinde bedeckten sein Angedenken mit Schmach. Und dennoch hing er mit glühender Liebe an dem treulosen Vaterlande, und sehnte sich voll tiefer Schwermuth wieder dahin zurück. Er suchte zuerst Zuflucht bei dem edlen Marchese Malaspina, der, obgleich zu der feindlichen, ihm entgegengesetzten Partei gehörend, ihn doch liebevoll aufnahm. Später ging er nach Verona an den Hof der Scaligeri – aber sein düsterer Ernst, das Ergebniß seines unverschuldeten Unglücks, paßte nicht zu den prunkenden Festen, harmonirte nicht mit den Prachtpalästen. – Heinrich VII., der deutsche Kaiser erschien jetzt 1311 an der Spitze eines Heeres in Italien, um, von den Ghibellinen unterstützt, die empörten Länder wieder zu erobern. Dante leuchtete jetzt eine Hoffnung; er schloß sich an die Partei des Kaisers und gedachte unter dessen Schutze nach Florenz wieder zurückzukehren. Doch der Kaiser starb bald darauf, und Dante's Hoffnungsstern versank wieder in Nacht. Sein Leben verdüsterte sich immer mehr, jeder Versuch, wieder zum Besitze seines Eigenthums und seiner Würden zu gelangen, scheiterte. Nur in der Poesie fand er Trost – im Reiche der Phantasien den Frieden, welchen ihm die rauhe Wirklichkeit nicht vergönnte. Er begab sich nach Ravenna, wo er seine göttliche Komödie dichtete und den Rest seines Lebens in der Einsamkeit beschloß, den 14. September 1321. – Nach Beatrice's Tode hatte er sich mit Gemma Donati vermählt, aus welcher Ehe mehrere Söhne entsprossen. Kaum hatte des Dichters großes Herz ausgeschlagen, so verbreitete sich sein Ruhm auch wie auf Sturmesflügeln durch ganz Italien. Die »göttliche Komödie« lebte in Jedermanns Munde; die Florentiner schämten sich jetzt selbst der unwürdigen Behandlung ihres Landsmannes – der Haß seiner Feinde verstummte; nur der Preis seiner Verdienste lebte in Aller Munde. –[80] Der Magistrat seiner Vaterstadt verlangte wiederholt von den Ravennesern des Dichters irdische Ueberreste zurück; aber Ravenna, das ihm ein Asyl gegeben, war zu stolz auf diesen Besitz, und Bernardo Bembo ließ ihm 1483 ein würdiges Denkmal setzen. – Dante war zugleich Staatsmann, Redner, Sprachforscher und Dichter. Sein unglückliches Loos fällt mit den verworrenen, von Parteiwuth gelenkten Ereignissen jener Zeit zusammen. Damals mußte ein Jeder Parteimann sein; auch Dante war es, aber im edlen Sinne. – Sein Hauptwerk: »die göttliche Komödie« ist ein Original voll tiefer Bedeutung, von gigantischem Bau Eine ganze Welt – noch mehr – ein unendliches Jenseits spiegelt sich darin ab. Eine überraschende Kraft durchglüht alle seine Bilder, dabei die reichhaltigste Abwechslung der Episoden, dazwischen wieder Gemälde voll Anmuth und Zartheit: dieß Alles überweht mit dem heiligen Hauche der reinsten Religiosität und in einer wunderbar volltönenden, kräftigen Sprache vorgetragen, die wir eine eherne nennen würden, die aber, gleich den Stahlstäben, herrliche Klänge gibt. – Deutsche Uebersetzungen haben wir von Kannegießer und Streckfuß, die höchst verdienstlich sind.

Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 79-81. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001723448


Herders 1854

[282] Dante (Durante Alighieri), geb. im Mai 1265 zu Florenz, aus altadeligem Geschlechte, studierte zu Bologna und Padua, focht gegen Arezzo und Pisa, war mehrmals Gesandter im Dienste der Republik, 1300 einer der Priori, d.h. Mitglied des höchsten bürgerlichen Magistrats, wurde 1302 in Folge der heftigen Parteikämpfe verbannt und lebte abwechselnd bei den Scala zu Verona, bei dem Grafen Guido Salvatico, bei den Herren von Foggiacola, bei Bosoni di Rafaelli da Gubbio, zu Tolmino im Friaul als Gast des Patriarchen von Aquileja, vielleicht auch jenseits der Alpen, st. als Gast des Guido Novello da Polenta zu Ravenna am 14. Sept. 1321 und wurde daselbst in der Minoritenkirche begraben. Wir besitzen von ihm: »Vita nuova«, lyrische Gedichte, die seine Jugendliebe Beatrice Portinaci (1286 an Simone di Bardi verheirathet, 1290 gestorben) feiern; »Il convito amoroso«, »Rime«, »De Monarchia«, eine ital. Paraphrase der 7 Bußpsalmen und des Credo, das unvollendete »De vulgari eloquio« und endlich sein Meisterwerk die »Divina Commedia« (göttliche Komödie), so genannt nach der Ausdrucksweise jener Zeit, weil das Gedicht von göttlichen Dingen handelt. Dieses Gedicht ist durch die Fülle der großartigsten Phantasie, die Kraft der Gedanken u. Sprache das Meisterwerk der ital. Dichtkunst, von vollendeter Form, unendlich reich an Stoff, der Ausdruck großer Ideen, welche die europäische Menschheit jener Zeit emporhoben. In seiner Wanderung durch Hölle, Fegfeuer und Paradies erhebt sich der Dichter von Beatricens verklärtem Geiste geschützt aus der Sphäre des sinnlichen, leidenschaftlichen, eigensüchtigen Treibens auf die Höhe der christlichen Weltanschauung; das röm. Reich, der Inbegriff aller politischen Herrlichkeit, geheiligt durch die Kirche, umschließt mit ihr die christlichen Völker, die Freiheit der Völker, der Städte und der einzelnen Genossen schützend, die Gerechtigkeit und alles Gute pflegend und zu weiterer Entwickelung fördernd, die irdische Wissenschaft durch das Licht des Glaubens verklärend. Aber wie die christliche Idee des Mittelalters, der große christliche Staat unter dem Papste und Kaiser, durch den Kampf der beiden Häupter der Christenheit gescheitert war und jedes Volk, jede Stadt, die meisten Familien durch Parteinahme zerrissen wurden, wobei die niedrigsten Leidenschaften ihre Triumphe feierten, so war auch D.s Lebensglück dadurch in Trümmer gegangen und deßwegen ist sein großes Gedicht auch von dem Geiste des großartigen Schmerzes u. Zornes getragen, wodurch es ein um so treuerer Spiegel seiner Zeit wird. D. hat es in ital. Sprache geschrieben und derselben dadurch einen unschätzbaren Dienst geleistet; die Sprache ist jedoch als altital. schwer und das Verständniß des Gedichts ist wegen des allegorischen Charakters der Personen und der Beziehungen auf die damalige Wissenschaft für jeden unverständlich, der nicht zuerst die Zeit D.s kennen gelernt hat. Er hat daher in alter und neuer Zeit viele Commentatoren gefunden, von denen wir aus neuester Zeit den Franzosen Ozanam nennen müssen; in das Deutsche übersetzt wurde die Divina Commedia von Streckfuß; ein Wörterbuch lieferte Blanc, Leipzig 1852; die neueste Biographie Balbo, Turin 1839.

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 282. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003289567


Brockhaus 1911

[392] Dante Alighiēri, der größte Dichter Italiens, geb. 1265 zu Florenz, diente seiner Vaterstadt als Krieger und Geschäftsträger, wurde 1301 durch die guelfische Partei (»die Schwarzen«) verbannt und lebte seitdem unstet an verschiedenen Orten, zuletzt in Ravenna, wo er 14. Sept. 1321 starb. D.s erstes Werk, um 1300 vollendet, ist »La Vita Nuova« (»Neues Leben«, neue Ausg. von Beck, 1896; deutsch von Federn, 1897), eine Sammlung von Gedichten, die sich auf seine Jugendliebe zu einem jungen Mädchen, in seinen Dichtungen Beatrice genannt (gest. 1290), beziehen. Hierauf folgten: »Il Canzoniere« (»Lyrische Gedichte«, deutsch von Wege, 1879) und eine Reihe prosaischer Schriften: »De Monarchia«; »De vulgari eloquentia« (beste Ausg. von Rajna, 1896-97), eine Art Poetik; »Il Convivio« erstes Beispiel wissenschaftlicher ital. Prosa (»Prosaische Schriften«, übers. von Kannegießer und Witte, 1845) u.a. Beste Ausgabe der »Opere minori« von Fraticelli (3 Bde., 1861-62). Sein Hauptwerk »La Divina Commedia« (»Die göttliche Komödie«, in 100 Gesängen in Terzinen), eine großartige Vision, in welcher der Dichter durch Hölle und Fegfeuer, dann durch die verschiedenen Himmel zur Anschauung des dreieinigen Gottes geleitet wird; zahlreiche (über 500) Ausgaben, älteste 1472, beste neuere von Scartazzini (mit Kommentar, 3. Aufl. 1899); fast in alle lebende Sprachen, auch ins Lateinische, Griechische, Hebräische übersetzt; beste deutsche Übersetzungen: von Philalethes (König Johann von Sachsen; neueste Aufl. 1891), Streckfuß (neu bearb. 1893), Bertrand (1887-94), Gildemeister (3. Aufl. 1900). Kommentare von Bianchi (9. Aufl., Flor. 1886), Scartazzini (4 Bde., 1900; kleine Ausg., 3. Aufl. 1900) u.a. – Biogr. von Boccaccio (neue Ausg. 1888), Scartazzini (1896), Kraus (1897), Federn (1900). Vgl. auch das »Jahrbuch« der 1865 gegründeten Deutschen Dante-Gesellschaft.

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 392. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001034421


Eisler 1912

[869] Dante, der berühmte Dichter, vertritt in seiner »Göttl. Komödie« thomistische Anschauungen. – Vgl. DELFF, D., 1869. – L. STEIN, D. als Sozialphilosoph, Arch. f. Gesch. d. Phil. X f. – KELSEN, Die Staatslehre D.s, 1905.

Quelle: Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 869. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001840207


Bibliographie

Dante in deutschen Nachdichtungen

  • Streckfuß, Karl: Dante Alighieri Göttliche Komödie. Halle. Schwetschke. 1840. 484 Sp = [242] S.
  • Graul, Karl: Dante Alighieris göttliche Komödie. Leipzig. Dörffling. 1843. LXI, 340, 4 S.
  • Kannegießer, Karl Ludwig: Dante Alighieri's prosaische Schriften: mit Ausnahme der Vita nuova. Leipzig. 1845. ISBN 3598513887
  • Streckfuß, Karl: Dante Alighieri's Goettliche Komoedie. Braunschweig. Schwetschke. 1856. 487 S.
  • Guseck, Bernd von: Dante Alighieri's göttliche Komödie. Stuttgart. Rieger. 1856. 523 S.
  • Krafft, Carl: Dante Alighieri's lyrische Gedichte und poetischer Briefwechsel: Text, Übersetzung und Erklärung. Regensburg. Montag & Weiß. 1859. XVI, 521 S.
  • Derichsweiler, Hermann: Dante Alighieri's Monarchia. Mülhausen, dann: Gebweiler. Münch & Cie., dann: Michael Möller. 1873 - 74.
  • Pfleiderer, Rudolf ; Streckfuß, Karl: Dante Alighieri's Göttliche Komödie. Leipzig. Reclam. 1876. 622 S.
  • Dante Alighieri's Göttliche Komödie: Hölle. Erste Abtheilung der Göttlichen Komödie. Genau nach dem Vermesse des Originals in Deutsche Reime übertragen und mit Anmerkungen versehen von Julius Francke. Leipzig. Breith. u. Härtel. 1883 - 1885. XII. 209 S.
  • Hasenclever, Sophie: Dante Alighieri's Göttliche Komödie. Düsseldorf. Bagel. 1889. XXXV, 483 S., [1] Bl.
  • Joseph Köhler: Dantes heilige Reise. Freie Nachdichtung der Divina Commedia. Berlin 1901-03
  • Joseph Köhler: Purgatorio. Dantes heilige Reise. Freie Nachdichtung der Divina Commedia von Joseph Kohler (1). Berlin, Köln, Leipzig 1901
  • Joseph Köhler: Inferno. Dantes heilige Reise. Freie Nachdichtung der Divina Commedia von Joseph Kohler (2). Berlin 1902
  • Joseph Köhler: Paradiso. Dantes heilige Reise. Freie Nachdichtung der Divina Commedia von Joseph Kohler (3). Berlin (u.a) 1937
  • Richard Zoozmann: Dantes Werke : Das neue Leben, Die göttliche Komödie ; mit einer Einleitung: Dantes Leben, seine Zeit und seine Werke, 6 Bildnissen, 15 Abbildungen und Skizzen, einer Bibliographie: Dante in Deutschland, Proben von 52 deutschen Übersetzungen und mehreren Beigaben / Dante Alighieri. Leipzig 1907
  • Rudolf Borchardt [Dante Alighieri] Dante / Deutsch. Berlin; München 1923-30
  • Wolfram von den Steinen: [Die Monarchie] Dante : die Monarchie. Breslaus 1926
  • Schoener, Reinhold: Dante Alighieris Göttliche Komödie. Rom [u.a.]. Fleischer in Komm. [u.a.]. 1929. XXVIII, 413 S.
  • George, Stefan : Dante, Die göttliche Komödie : Übertragungen. Stuttgart 1988
  • Das Schreiben an Cangrande. Lat.-dt., hrsg. v. Thomas Ricklin. Meiner, Hamburg 1993. ISBN 978-3-7873-1124-8
  • Dante Alighieri: Die göttliche Komödie / Kommentar: übers. von Hermann Gmelin. Stuttgart. Klett-Cotta. 1993. 535 S. ISBN 3129029206
  • Dante Alighieri: Die göttliche Komödie / Kommentar: übers. von Hermann Gmelin. Stuttgart. Klett-Cotta. 1994. 495 S. ISBN 3129029109
  • Disputation über das Wasser und die Erde. Lat.-dt., übers. u. hrsg. v. Dominik Perler. Meiner, Hamburg 1994. ISBN 978-3-7873-1125-5
  • Dante Alighieri: ausgewählte Gesänge aus der Divina Commedia zur Behandlung im Leistungskurs Italienisch. Schneider, Franz. Stuttgart. Landesinstitut für Erziehung und Unterricht. 1995. 96 S.
  • Das Gastmahl. Buch I. Einleitung. Ital.-dt., übers. v. Thomas Ricklin. Meiner, Hamburg 1996. ISBN 978-3-7873-1298-6. – Buch II. Ital.-dt., übers. v. Thomas Ricklin. Meiner, Hamburg 1996. ISBN 978-3-7873-1299-3 – Buch III. Ital.-dt., übers. v. Thomas Ricklin. Meiner, Hamburg 1998. ISBN 978-3-7873-1300-6 – Buch IV. Ital.-dt., übers. v. Thomas Ricklin. Meiner, Hamburg 2004. ISBN 978-3-7873-1302-0
  • Über die Beredsamkeit in der Volkssprache. Lat.-dt., übers. v. Francis Cheneval. Meiner, Hamburg 2007. ISBN 978-3-7873-1126-2
  • La Commedia/Die Göttliche Komödie. I. Inferno/Hölle, Reclam, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-15-010750-8 und La Commedia/Die Göttliche Komödie. II. Purgatorio/Läuterungsberg. Reclam, Stuttgart 2011. ISBN 978-3-15-010795-9; beides Neuübersetzungen & zweisprachige Ausgaben, übers. und kommentiert von Hartmut Köhler. Der dritte Teil La Commedia/Die Göttliche Komödie. III. Paradiso/Paradies 2012.
  • Dante, Commedia. In dt. Prosa von Kurt Flasch. Mit Zeichnungen von Ruth Gesser. 2 Bde. (Bd. 2 unter dem Titel: Kurt Flasch, Einladung, Dante zu lesen), S. Fischer, Frankfurt a. M. 2011, ISBN 978-3-10-015339-5.


Bibliographie

  • Theodor Ostermann: Dante in Deutschland : Bibliographie der deutschen Dante-Literatur 1416 - 1927.Heidelberg 1929


Sekundärliteratur Deutsch

  • Göschel, Carl Friedrich: Dante Alighieris Unterweisung über Weltschöpfung und Weltordnungdiesseits u. jenseits: ein Beitrag zum Verständnisse der göttlichen Komödie. Berlin. Enslin. 1842. VIII S., 1 Bl., 179 S.
  • Floto, Hartwig: Dante Alighieri, sein Leben und seine Werke. Stuttgart. Besser. 1858.
  • Dante Alighieri: seine Zeit, sein Leben und seine Werke / Scartazzini, Giovanni Andrea. Biel. Steinheil. 1869.
  • Dante Alighieri: seine Zeit, sein Leben u. seine Werke / Scartazzini, Giovanni Andrea. Frankfurt a. M. Rütten & Loening. 1879
  • Sander, Karl Heinrich Philipp Ferdinand: Dante Alighieri, der Dichter der göttlichen Komödie. Hannover. C. Meyer. 1887. VI, 261 S. 8".
  • Hans Kelsen: Die Staatslehre des Dante Alighieri. Wien 1905
  • Emil Sulger. Goethe und Dante : Studien zur vergleichenden Literaturgeschichte. Berlin 1907
  • Georg Finsler: Homer in der Neuzeit : von Dante bis Goethe ; Italien, Frankreich, England, Deutschland. Leipzig 1912
  • Fritz Kern: Humana civilitas : (Staat, Kirche und Kultur) ; eine Dante-Untersuchung. Leipzig 1913
  • Fritz Kern: Dante : vier Vorträge zur Einführung in die Göttliche Komödie. Tübingen 1914
  • FriedrichWiegand: Dante: FrakturSonderdruck aus: Unsere religiösen Erzieher. Leipzig 1917, S.252-273
  • Giovanni di Boccaccio: Das Leben Dantes. Leipzig 1919 [Übertr. von Otto von Taube]
  • Deutsches Dante-Jahrbuch. hrsg. im Auftrag der Deutschen Dantegesellschaft.  Köln ; Weimar ; Wien 1920-57
  • Karl Paul Hasse: Dante Alighieri : im Lichte seiner und unserer Zeit. Meerane 1921
  • Otto Kahn: Dante : seine Dichtung und seine Welt . München 1921
  • Helmut Hatzfeld: Dante : seine Weltanschauung. München 1921
  • Halusa, Tezelin: Dante Alighieri, der Dichter des "Preisgesanges auf den Weltfrieden". Limburg a.d. Lahn. Kongregation der Pallottiner. 1921. S. 63 - 66.
  • Karl Federn: Dante und seine Zeit. Stuttgart 1921
  • Konrad Falke: Dante : seine Zeit, sein Leben, seine Werke. München 1922
  • D. Friedrich Wiegand: Dante und Kaiser Heinrich VII. Greifswald 1922
  • Hans Geisow: Von Goethe zu Dante. Stuttgart 1923
  • Erich Auerbach: Dante als Dichter der irdischen Welt. Berlin 1929
  • Giovanni Papini [Übertr. von Andreas Gaspar]: Dante : ein ewiges Leben. Berlin 1936
  • Katharina Hasslinger [Übers.]: Dante - Petrarca - Boccaccio und ihre Zeitgenossen. Salzburg 1940
  • Walter Goetz: Geschichte der Deutschen Dante-Gesellschaft und der deutschen Dante-Forschung. Weimar 1940
  • Hans Leisegang: Dante und das christliche Weltbild. Weimar 1941
  • Michele Barbi, Übertragung von Georg Engelhardt: Dante: Leben, Werk und Wirkung. Regensburg 1943
  • Robert L. John: Dante. Wien 1946
  • Willy Stadler: Dante : Gedanke und Gedicht. Zürich 1948
  • Friedrich Baethgen: Dante und Wir. Bremen 1949
  • August Buck: Dante als Dichter des christlichen Mittelalters. Hamburg 1949
  • August Vezin: Dante : seine Welt und Zeit, sein Leben und sein Werk. Dülmen in Westfalen 1949
  • Friedrich Freiherr von Falkenhausen: Dante. Berlin 1951
  • Michael Seidlmayer: Dantes Reichs- und Staatsidee : Vortrag auf der Tagung der Dante-Gesellschaft in Würzburg am 28. Oktober 1951. Heidelberg 1952
  • Etienne Gilson. [Übers. von Ellen Sommer-von Seckendorff]: Dante und die Philosophie. Freiburg 1953
  • Rudolf Palgen: Ursprung und Aufbau der Komödie Dantes : [Vortrag, gehalten am 17. April 1953 vor der Società Dante Alighieri und der Humanistischen Gesellschaft für Steiermark in Graz, gefolgt von einem Exkurs: Zur Interpretation des ersten Gesanges, des Inferno]. Graz 1953
  • Hugo Friedrich: Italienische Geisteswelt : von Dante bis Croce / hrsg. von Jürgen von Stackelberg. Mit einer Einführung. Darmstadt 1954, S.327-336
  • Johannes Haller: Dante : Dichter und Mensch. Basel 1954
  • von Friedrich Baethgen: Dante und Petrus de Vinea : eine kritische Studie. München 1955
  • Romano Guardini: Das Licht bei Dante : Vortrag beim 484. Stiftungsfest der Ludwig-Maximilians-Universität München in der Grossen Aula am 23. Juni 1956. München [1956]
  • Elisabeth von Roon-Bassermann: Dante und Aristoteles : das Convivio und der mehrfache Schriftsinn. Freiburg 1956
  • Leo Ulrich: Sehen und Wirklichkeit bei Dante / Ulrich Leo. Mit einem Nachtrag über das Problem der Literaturgeschichte. Frankfurt am Main 1957
  • Robert John: Dante und Michelangelo : das Paradiso Terrestre und die Sixtinische Decke. Krefeld 1959
  • Grundmann; Herding; Peyer: Dante und die Mächtigen seiner Zeit. München 1960
  • Hans H. Glunz: Die Literarästhetik des europäischen Mittelalters: Wolfram, Rosenroman, Chaucer, Dante. Frankfurt am Main 1963
  • T. S. Eliot: Was ist ein Klassiker? : Dante, Goethe der Weise. Frankfurt Am Main 1963
  • Giovanni di Boccaccio: Das Leben Dantes : [nach einer älteren Übertragung]. Leipzig 1965
  • Dante Alighieri, Bürger u. Dichter / Heintze, Horst. 1965.
  • Olof Lagercrantz. [Aus dem Schwed. von Gisbert Jänicke]: Von der Hölle zum Paradies : Dante und die Göttliche Komödie . Frankfurt Am Main 1965
  • Gerd Michels: Die Dante-Übertragungen Stefan Georges : Studien zur Übersetzungstechnik Stefan Georges. München 1967
  • Innsbrucker Vorträge zu Dante. In: Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft : Sonderheft 1967 23, 54 S.
  • Friedrich, Hugo: Dante Alighieri: Aufsätze zur Divina Commedia. Darmstadt. Wiss. Buchges. 1968. VI, 522 S.
  • Kurt Leonhard: Dante Alighieri in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg 1970
  • Hans-Georg Dewitz. : "Dante deutsch" : Studien zu Rudolf Borcharts Übertragung der "Divina Comedia". Göppingen 1971
  • Christos Karusos. [Übertragen u. hrsg. von Emil Kunze]: Dante und die Sprache = De vulgari eloquentia. München 1975
  • Werner Bahner: Von Dante bis Cervantes. Berlin 1977
  • Wetzel, Christoph ; Dante. Salzburg. Andreas. 1979. 304 S. ISBN 3850120643
  • Wilhelm Theodor Elwert: Die italienische Literatur des Mittelalters : Dante, Petrarca, Boccaccio. München 1980
  • Konrad Krautter: Die Renaissance der Bukolik in der lateinischen Literatur des XIV. Jahrhunderts : von Dante bis Petrarca. München 1983
  • Dante Alighieri: Die göttliche Komödie : Vergleichende Bestandsaufnahme der Commedia-Handschriften / Roddewig, Marcella. Stuttgart. Hiersemann. 1984. CVI, 564 S., 54 Abb.
  • Richard Baum und Willi Hirdt: Dante Alighieri 1985 : in memoriam Hermann Gmelin. Tübingen 1985
  • Hans-Josef Niederehe: Die Frühgeschichte der romanischen Philologie - von Dante bis Diez : Beiträge zum Deutschen Romanistentag in Siegen, 30.9. - 3.10.1985 . Tübingen 1987
  •  Buck, August :Dantes Commedia und die Dante-Rezeption des 14. und 15. Jahrhunderts. Heidelberg 1987
  • Wilfried Potthoff: Dante in Rußland : zur Italienrezeption der russischen Literatur von der Romantik zum Symbolismus. Heidelberg 1991
  • Mandelʹštam, Osip Ė.: Gespräch über Dante : 1925 - 1935. Zürich 1991
  • Esther Ferrier: Deutsche Übertragungen der Divina Commedia Dante Alighieris 1960 - 1983 : Ida und Walther von Wartburg, Benno Geiger, Christa Renate Köhler, Hans Werner Sokop ; vergleichende Analyse Inferno XXXII, Purgatorio VIII, Paradiso XXXIII. Berlin 1994
  • Antonio Altomonte. Dt. von Ingrid Koch-Dubbers: Dante: eine Biographie. Reinbek bei Hamburg 1994
  • Gotthard Strohmaier: Von Demokrit bis Dante : die Bewahrung antiken Erbes in der arabischen Kultur. Hildesheim 1996
  • Peter Herde: Bd. 1: Von Dante zum Risorgimento : Studien zur Geistes- und Sozialgeschichte Italiens. In: Gesammelte Abhandlungen und Aufsätze. Stuttgart 1997, 419 S.
  • Olof Lagercrantz [Übersetzung, Gisbert Jänicke]: Dante und die Göttliche Komödie. Frankfurt Am Main 1997
  • Karin Brennecke: Aspekte politischen Denkens in ausgewählten philosophischen Schriften von Dante Alighieri. Hannover, Univ., Diss. 1997
  • Ulrich Prill: Dante. Stuttgart 1999
  • Peter Wunderli: Realitätskonstitution und mythischer Ursprung : zur Entwicklung der italienischen Schriftsprache von Dante bis Salviati ; [429. Sitzung am 21. Juni 2000 in Düsseldorf]. Wiesbaden 2000
  • Petra Christina Hardt. Mit einem einl. Essay von Luigi Malerba]: Begegnungen mit Dante : Untersuchungen und Interpretationen zum Werk Dantes und zu seinen Lesern. Göttingen 2001
  • Eva Hölter: "Der Dichter der Hölle und des Exils". In: historische und systematische Profile der deutschsprachigen Dante-Rezeption. Würzburg 2002
  • Fritz R. Glunk: Dante. München 2003
  • Thies Schulze: Dante Alighieri als nationales Symbol Italiens : (1793 - 1915). Tübingen. Niemeyer. 2005. VIII, 275, 14 S. ISBN 3484821094
  • Ralf Jeremias: Vernunft und Charisma : die Begründung der politischen Theorie bei Dante und Machiavelli - im Blick Max Webers. Konstanz 2005
  • Katharina Münchberg: Dante : die Möglichkeit der Kunst. Heidelberg 2005
  • Volker Hunecke: Europäische Reitermonumente : ein Ritt durch die Geschichte Europas von Dante bis Napoleon. Paderborn 2008
  • Ortheil, Hanns-Josef : Weltliteratur. Von Homer bis Dante. Hildesheim 2008
  • Lisa Regazzoni: Selektion und Katalog: zur narrativen Konstruktion der Vergangenheit bei Homer, Dante und Primo Levi. München 2008
  • Klaus Ley: Mainzer Forschungen zu Drama und Theater. Dante Alighieri und sein Werk in Literatur Musik und Kunst bis zur Postmoderne. Tübingen 2010
  • Petersen, Jens: Dante Alighieris Gerechtigkeitssinn. Berlin. De Gruyter. 2011. XII, 112 S. ISBN 9783110262797


Weblinks