Pary, Juliette: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Lyrikwiki

(Die Seite wurde neu angelegt: „ category: Pary, Juliette category: Geboren 1903 category: Geboren in Odessa category: Gestorben 1950 category: Gestorben in Vevey category: Lebt(e) in Odessa category: Lebt(e) in Paris category: Lebt(e) in Genf category: Lebt(e) in Vevey == Juliette Pary == Jüdische, französische, deutsche, russische, ukrainische Autorin. Geboren: 6. August 1903 als Julia Gourfinkel in Odessa (Regierungsbezirk Neu-Russland), R…“)
(kein Unterschied)

Version vom 29. August 2025, 18:52 Uhr



Juliette Pary

Jüdische, französische, deutsche, russische, ukrainische Autorin.

Geboren: 6. August 1903 als Julia Gourfinkel in Odessa (Regierungsbezirk Neu-Russland), Russisches Reich, heute Ukraine Gestorben: 1. Oktober 1950 in Vevey, Schweiz


Leben

Juliette Pary, geboren als Julia Gourfinkel, entstammte einer assimilierten jüdischen Intellektuellenfamilie aus Odessa. Ihre Mutter war eine der ersten Akademikerinnen im Zarenreich; ihr Vater praktizierte als Kinderarzt in St. Petersburg und Odessa. Schon früh erlernte Julia mehrere Sprachen—unter anderem Deutsch, Französisch, Englisch, Italienisch sowie Russisch—und entwickelte eine tiefe Begeisterung für klassische deutsche Lyrik, aber auch für Puschkin und Whitman.

Nach der Russischen Revolution verschlechterte sich die Lage der Familie stark; Julia und ihre Schwester Nina verließen 1925 die Sowjetunion, um sich in Paris eine neue Existenz aufzubauen. Dort benutzte Julia fortan den Namen Juliette Pary.


Werk

In Paris begann Pary ihre literarische und journalistische Tätigkeit:

  • Übersetzungen aus dem Englischen, Russischen und Deutschen, u. a. Agatha-Christie-Romane, Werke von Stefan Zweig („Die Heilung durch den Geist“), Hermann Hesse („Steppenwolf“), Ossip Mandelstam, Plivier und Zweig.
  • Eigene Romane: „L’Homme aux romans policiers“ (1933), „Les hommes sont pressés“ (1934), „Le Mystère de l’Opéra Building“ (1934).
  • Kinder- und Jugendbücher: „Mes 126 gosses“ (1938), „L’Amour des camarades“ (1948).
  • Pädagogische Aktivitäten: Leitung eines Sommerlagers für Kinder aus Belleville (1935); Engagement in Reformpädagogik, insbesondere Weiterbildung von Erzieher*innen („Éduquons les éducateurs“‑Maxime).

Zusätzlich wirkte sie als Journalistin in Zeitschriften wie Marianne, Regards, Embassades et Consulats und Journal Juif, später auch als Verbindungsoffizierin für das französische Ministerium für Deportierte und Flüchtlinge nach der Rückkehr nach Frankreich 1944.


Rezeption

Juliette Pary wird gewürdigt als vielseitige Schriftstellerin, Übersetzerin und engagierte Pädagogin. Ihre Kinderlagerschilderungen aus Belleville in Mes 126 gosses gelten als bedeutend für die Reformpädagogik ihrer Zeit. In Frankreich wurde sie auch als literarische Stimme des Widerstands und der Solidarität mit jüdischen Flüchtlingen wahrgenommen.

Ihr Werk fand auch internationalen Widerhall: Ihr Roman Les hommes sont pressés wurde ins Englische und Niederländische übersetzt – der Plot inspirierte möglicherweise Ernest Lubitschs Film Ninotchka. Ihr in deutscher Sprache geschriebener Gedichtband „An die Deutschen“ (1946) hatte in Deutschland keinerlei Wirkung und wurde dort erst 2025 wiederveröffentlicht.


Bibliografie

Romane / Belletristik

  • L’Homme aux romans policiers (1933)
  • Les hommes sont pressés (1934)
  • Le Mystère de l’Opéra Building (1934)

Kinder- und Jugendbücher

  • Mes 126 gosses (1938)
  • L’Amour des camarades (1948)

Gedichtband

  • An die Deutschen, Paris 1946 (unter dem Pseudonym Julia Renner). Neuausgabe, hrsg. Andreas kelletat. Mannheim: persona Verlag Lisette Buchholz, 2025

Übersetzungen (Auswahl)

  • Agatha Christie (1920er Jahr, spezifische Titel nicht genannt)
  • Stefan Zweig: Die Heilung durch den Geist (La Guérison par l’esprit)
  • Hermann Hesse: Steppenwolf

Weitere journalistische Beiträge in Marianne, Regards, Embassades et Consulats, Journal Juif sowie pädagogische Berichte, insbesondere zu Kinderferiendörfern (1935–1938); 1948 Buch zur Freiheit und Jugendarbeit (Droit et liberté?).


Quellen: [Englisch- und französischsprachiger Wikipediaartikel; Nachwort von Andreas Kelletat 2025