Opitz, Martin: Unterschied zwischen den Versionen

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== Meyers 1908 ==
== Meyers 1908 ==


[77] Opitz, Martin, einflußreicher deutscher Dichter und Kunsttheoretiker, geb. 23. Dez. 1597 in Bunzlau, gest. 20. Aug. 1639 in Danzig, besuchte die Schule seiner Vaterstadt, dann das Magdalenäum in Breslau und 1617 das akademische Gymnasium in Beuthen a. O. und bekleidete darauf in der Familie des Tobias Scultetus eine Hauslehrerstelle. Nachdem er den Winter 1617–18 in Görlitz zugebracht hatte, angeregt durch den Rektor Elias Cüchler, und für dessen Tochter, die er unter dem Namen Asterie besang, begeistert, weilte er einige Zeit in Frankfurt a. O. und begab sich 1619 nach Heidelberg, wo er 17. Juni als Student immatrikuliert wurde und zugleich als Lehrer der Söhne des kurpfälzischen Geheimrats v. Lingelsheim tätig war. Er schloß hier mit einem Kreis junger Talente, unter denen Zinkgref später am bekanntesten geworden ist, Freundschaft. Wegen der Kriegswirren ging er 1620 von Heidelberg nach Holland, wo er sich die Gunst Daniel Heinsius' erwarb, dessen »Lobgesang Jesu Christi« (gedr. 1621) er bereits in Heidelberg übersetzt hatte. Den Winter 1620–21 verbrachte er auf Jütland, wo sein erst 13 Jahre später veröffentlichtes Werk: »Trostgedichte in Widerwärtigkeit des Kriegs« entstand, und folgte ein Jahr später dem Ruf des Fürsten von Siebenbürgen, Bethlen Gabor, zur Übernahme einer Lehrerstelle der Philosophie und schönen Wissenschaften an der hohen Schule zu Weißenburg. Er verfaßte hier sein Gedicht »Zlatna (Name eines anmutig gelegenen [77] Fleckens in Siebenbürgen) oder von Ruhe des Gemüts« und begann ein nie vollendetes großes Werk über die Altertümer Daciens (»Dacia antiqua«). Von Heimweh getrieben, kehrte er schon 1623 nach Schlesien zurück und wurde im folgenden Jahre Rat beim Herzog von Liegnitz und Brieg. Bei einem Besuch in Wien 1625 wurde er für ein Trauergedicht auf den Tod des Erzherzogs Karl vom Kaiser Ferdinand II. eigenhändig gekrönt; später (Weihnachten 1627) wurde er als O. von Bob er feld vom Kaiser in den Adelstand erhoben. Die Fruchtbringende Gesellschaft, die anfangs die Bestrebungen des rührigen und erfolgreichen Dichters nicht mit günstigen Augen ansah, ernannte ihn doch 1629 unter dem Namen »der Gekrönte« zu ihrem Mitglied. Bereits 1626 war er, obwohl selber Protestant, als Sekretär in den Dienst des durch seine grausame Protestantenverfolgung berüchtigten Grafen Karl Hannibal von Dohna getreten. In Dohnas Auftrag übersetzte er auch eine polemische Schrift des Jesuiten Becanus gegen die Protestanten (1631). Durch die neue Stellung wurde es ihm ermöglicht, 1630 nach Paris zu reisen, wo er mit Hugo Grotius bekannt wurde, dessen Schrift »Über die Wahrheit der christlichen Religion« er in Versen ins Deutsche übertrug. Nach dem Tode Dohnas (1633) folgte O. 1634 einem ältern Gönner, dem Herzog Johann Christian von Brieg, auf dessen Flucht nach Preußen und erwählte Danzig zum Wohnort, wo er nach kurzer Zeit vom König Wladislaw IV. von Polen, den er mit einem Lobgedicht angesungen hatte, zum Sekretär und polnischen Hofhistoriographen ernannt wurde. In dieser Eigenschaft begann O. das Studium der sarmatischen Altertümer, beschäftigte sich daneben viel mit altdeutscher Poesie und gab das »Annolied« mit lateinischen Anmerkungen (Danzig 1639) heraus, dessen Handschrift seitdem verloren ist. Er starb infolge einer in Danzig wütenden Pestseuche. O.' große literarhistorische Bedeutung beruht nicht sowohl auf seinen Dichtungen als solchen, als vielmehr auf den in diesen praktisch betätigten und in theoretischen Werken von ihm verkündigten ästhetischen und technischen Grundsätzen Sein Einfluß auf den Entwickelungsgang der deutschen Literatur des 17. Jahrh. ist unberechenbar groß gewesen, und fast volle 100 Jahre hindurch haben seine Poesien im Ansehen unübertrefflicher Mustergültigkeit gestanden. Schon während seines Aufenthalts in Beuthen (1617) erschien sein lateinisch geschriebener »Aristarchus, oder von der Verachtung der deutschen Sprache« (neu herausgegeben, zugleich mit dem »Buch von der deutschen Poeterey«, von Witkowski, Leipz. 1888), in dem er die Ansicht vertritt, die deutsche Sprache sei ebenso fähig, eine neue Literatur nach den großen Mustern des Altertums hervorzubringen, wie z. B. die französische oder italienische. In Heidelberg stellte er eine Anzahl seiner Gedichte zusammen, die einige Jahre nach seiner Abreise von Zinkgref (Straßb. 1624; Neudruck von Witkowski, Halle 1902) zum Druck befördert wurden. O. war diese Ausgabe unwillkommen, weil er inzwischen in der Erkenntnis des Wesens der Poesie Fortschritte gemacht zu haben glaubte, die ihm nunmehr Anlaß zur Herausgabe seiner wichtigsten theoretischen Schrift gaben (»Buch von der deutschen Poeterey«, Bresl. 1624; Neudruck, Halle 1876). Hier entwickelt er die Regeln der deutschen gelehrten Kunstdichtung; sie sind meist Theoretikern des Auslandes (Vida, Scaliger, Heinsius, Ronsard, du Bellay, Wover) entlehnt, und, wieviel O. dem von ihm besonders genannten Ernst Schwabe von der Heide verdankt, bleibt ungewiß, da dessen Schrift verloren gegangen ist (vgl. dazu Rubensohn im »Euphorion«, Bd. 1, Bamb. 1894, und Schlösser, Bd. 6, das. 1899). Wenn O. auch zugibt, daß der »göttliche Furor« eine notwendige Eigenschaft des Poeten sei, so meint er doch, daß außerdem auch griechische und lateinische Gelehrsamkeit hinzukommen müsse. Indem er Anleitung gibt, alle die Gattungen der Poesie, die bei den Griechen und Römern ausgebildet waren, auch in deutscher Sprache hervorzubringen, definiert er das Wesen des Epos, der Tragödie, der Komödie, der Satire etc. freilich in sehr äußerlicher Weise. So sieht er das Wesen der Tragödie darin, daß sie nur vom königlichen Willen, von Totschlägen, Verzweiflungen, Kinder- und Vatermorden, Brand, Blutschande, Krieg und Aufruhr, Klagen, Seufzen u. dgl. handle. Großen Wert legte O. auf die »Zubereitung und Zier der Worte«, die rhetorischen und poetischen Figuren, wobei sich deutlich zeigt, daß er die Poesie rein verstandesmäßig als einen zu dem bereits fertigen Gedanken äußerlich hinzutretenden Schmuck auffaßt. Vor allem aber wurden seine metrischen Vorschriften von Bedeutung für die folgende Zeit. Während er in seinen von Zinkgref herausgegebenen Jugendgedichten noch dem alten Prinzip der Silbenzählung ohne Rücksicht auf regelmäßigen Wechsel betonter und unbetonter Silben huldigte, erklärt er jetzt diesen Wechsel als ein unverbrüchliches Gesetz. Im 7. Kapitel der »Poeterey« wurde zum erstenmal bestimmt ausgesprochen, daß wir Deutschen nicht nach Art der Alten »eine gewisse Größe der Silben in acht zu nehmen, sondern aus den Akzenten und dem Tone zu erkennen« hätten, welche Silben »hoch und welche niedrig gesetzt werden sollen«. Zugleich verlangte er Reinheit der Reime, die er nach Ronsards Vorgang in männliche und weibliche einteilt. Den Alexandriner mit regelmäßig wechselnder betonter und unbetonter Silbe hält er für das schönste Versmaß der höhern Poesie, das geeignet sei, den Hexameter zu ersetzen. Nach diesen Grundsätzen hat er seine Jugendarbeiten umgestaltet und sie so der ersten von ihm selbst veranstalteten Sammlung seiner Gedichte (Bresl. 1625) einverleibt. O.' eigne Dichtungen wurden zwar seinerzeit und bis ins vorige Jahrhundert hinein überschwenglich gepriesen und der Dichter als der unsterbliche »Boberschwan« unzähligemal gefeiert; gleichwohl mag selten eine gemütsärmere Natur als gerade O. zu Dichterruhm gelangt sein. Am meisten sagte seiner nüchternen Verständigkeit die beschreibendreflektierende Dichtung zu, die er denn auch mit Vorliebe pflegte, außer in den schon genannten Werken noch in den Dichtungen: »Vesuvius«, »Vielgut« und »Das Lob des Kriegsgottes« (vgl. Langer, Der »Vesuvius« von Martin O., Programm, Brünn 1896). Diesen Produkten schließen sich Übertragungen der Psalmen, der Sophokleischen »Antigone« und der »Trojanerinnen« des Seneca an. Das nach dem Italienischen bearbeitete Singspiel »Daphne« (1627, von Schütz in Musik gesetzt, in Torgau ausgeführt) ist die erste deutsche Oper; mit seiner »Schäfferey von der Nimfen Hercinie« (1630), einem Ehrenmal für das Geschlecht der Grafen Schaffgotsch, wandte sich O. zur Schäferpoesie, die er dann auch durch Neubearbeitung einer Übersetzung von Sidneys Roman »Arcadia« (1638) beförderte. Auch in bezug auf persönliche Eigenschaften: Liebedienerei und Schmeichelsucht, Schmiegsamkeit gegen Große und Gier nach äußern Ehren, wurde O. das unrühmliche Vorbild der deutschen Dichter des 17. Jahrh. Seine Werke erschienen gesammelt noch bei seinen Lebzeiten in Breslau 1625,[78] 1629 und 1637; eine vierte, von ihm noch selbst geordnete Sammlung in Danzig 1641. Die 1690 zu Breslau erschienene Ausgabe ist nicht vollständig und sehr fehlerhaft. Eine kritische Ausgabe, von Bodmer und Breitinger unternommen, kam nur bis zum zweiten Teil (der erste erschien Zürich 1745), da sie die Konkurrenz der schlechtern, von Triller besorgten (Frankf. 1746, 4 Bde.) nicht bestand. Ausgewählte Dichtungen von O. gaben neuerdings Tittmann (Leipz. 1869) und Oesterley (in Kürschners »Deutscher Nationalliteratur«, Bd. 27) heraus. Ein Denkmal des Dichters (Marmorbüste von Michaelis) wurde 1877 in Bunzlau enthüllt. Vgl. Gottsched, Lobrede auf O. (Leipz. 1739); Palm, Beiträge zur Geschichte der deutschen Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts (Bresl. 1877); Borinski, Die Kunstlehre der Renaissance in Opitzens Buch von der deutschen Poeterei (Münch. 1883), weitere Schriften darüber von Fritsch (Halle 1884) und Berghöffer (Frankf. a. M. 1888), Beckherrn (Königsb. 1888); den Einfluß der Niederländer, besonders des D. Heinsius, behandelte Muth (Leipz. 1877).
[77] Opitz, Martin, einflußreicher deutscher Dichter und Kunsttheoretiker, geb. 23. Dez. 1597 in Bunzlau, gest. 20. Aug. 1639 in Danzig, besuchte die Schule seiner Vaterstadt, dann das Magdalenäum in Breslau und 1617 das akademische Gymnasium in Beuthen a. O. und bekleidete darauf in der Familie des Tobias Scultetus eine Hauslehrerstelle. Nachdem er den Winter 1617–18 in Görlitz zugebracht hatte, angeregt durch den Rektor Elias Cüchler, und für dessen Tochter, die er unter dem Namen Asterie besang, begeistert, weilte er einige Zeit in Frankfurt a. O. und begab sich 1619 nach Heidelberg, wo er 17. Juni als Student immatrikuliert wurde und zugleich als Lehrer der Söhne des kurpfälzischen Geheimrats v. Lingelsheim tätig war. Er schloß hier mit einem Kreis junger Talente, unter denen Zinkgref später am bekanntesten geworden ist, Freundschaft. Wegen der Kriegswirren ging er 1620 von Heidelberg nach Holland, wo er sich die Gunst Daniel Heinsius' erwarb, dessen »Lobgesang Jesu Christi« (gedr. 1621) er bereits in Heidelberg übersetzt hatte. Den Winter 1620–21 verbrachte er auf Jütland, wo sein erst 13 Jahre später veröffentlichtes Werk: »Trostgedichte in Widerwärtigkeit des Kriegs« entstand, und folgte ein Jahr später dem Ruf des Fürsten von Siebenbürgen, Bethlen Gabor, zur Übernahme einer Lehrerstelle der Philosophie und schönen Wissenschaften an der hohen Schule zu Weißenburg. Er verfaßte hier sein Gedicht »Zlatna (Name eines anmutig gelegenen [77] Fleckens in Siebenbürgen) oder von Ruhe des Gemüts« und begann ein nie vollendetes großes Werk über die Altertümer Daciens (»Dacia antiqua«). Von Heimweh getrieben, kehrte er schon 1623 nach Schlesien zurück und wurde im folgenden Jahre Rat beim Herzog von Liegnitz und Brieg. Bei einem Besuch in Wien 1625 wurde er für ein Trauergedicht auf den Tod des Erzherzogs Karl vom Kaiser Ferdinand II. eigenhändig gekrönt; später (Weihnachten 1627) wurde er als O. von Boberfeld vom Kaiser in den Adelstand erhoben. Die Fruchtbringende Gesellschaft, die anfangs die Bestrebungen des rührigen und erfolgreichen Dichters nicht mit günstigen Augen ansah, ernannte ihn doch 1629 unter dem Namen »der Gekrönte« zu ihrem Mitglied. Bereits 1626 war er, obwohl selber Protestant, als Sekretär in den Dienst des durch seine grausame Protestantenverfolgung berüchtigten Grafen Karl Hannibal von Dohna getreten. In Dohnas Auftrag übersetzte er auch eine polemische Schrift des Jesuiten Becanus gegen die Protestanten (1631). Durch die neue Stellung wurde es ihm ermöglicht, 1630 nach Paris zu reisen, wo er mit Hugo Grotius bekannt wurde, dessen Schrift »Über die Wahrheit der christlichen Religion« er in Versen ins Deutsche übertrug. Nach dem Tode Dohnas (1633) folgte O. 1634 einem ältern Gönner, dem Herzog Johann Christian von Brieg, auf dessen Flucht nach Preußen und erwählte Danzig zum Wohnort, wo er nach kurzer Zeit vom König Wladislaw IV. von Polen, den er mit einem Lobgedicht angesungen hatte, zum Sekretär und polnischen Hofhistoriographen ernannt wurde. In dieser Eigenschaft begann O. das Studium der sarmatischen Altertümer, beschäftigte sich daneben viel mit altdeutscher Poesie und gab das »Annolied« mit lateinischen Anmerkungen (Danzig 1639) heraus, dessen Handschrift seitdem verloren ist. Er starb infolge einer in Danzig wütenden Pestseuche. O.' große literarhistorische Bedeutung beruht nicht sowohl auf seinen Dichtungen als solchen, als vielmehr auf den in diesen praktisch betätigten und in theoretischen Werken von ihm verkündigten ästhetischen und technischen Grundsätzen Sein Einfluß auf den Entwickelungsgang der deutschen Literatur des 17. Jahrh. ist unberechenbar groß gewesen, und fast volle 100 Jahre hindurch haben seine Poesien im Ansehen unübertrefflicher Mustergültigkeit gestanden. Schon während seines Aufenthalts in Beuthen (1617) erschien sein lateinisch geschriebener »Aristarchus, oder von der Verachtung der deutschen Sprache« (neu herausgegeben, zugleich mit dem »Buch von der deutschen Poeterey«, von Witkowski, Leipz. 1888), in dem er die Ansicht vertritt, die deutsche Sprache sei ebenso fähig, eine neue Literatur nach den großen Mustern des Altertums hervorzubringen, wie z. B. die französische oder italienische. In Heidelberg stellte er eine Anzahl seiner Gedichte zusammen, die einige Jahre nach seiner Abreise von Zinkgref (Straßb. 1624; Neudruck von Witkowski, Halle 1902) zum Druck befördert wurden. O. war diese Ausgabe unwillkommen, weil er inzwischen in der Erkenntnis des Wesens der Poesie Fortschritte gemacht zu haben glaubte, die ihm nunmehr Anlaß zur Herausgabe seiner wichtigsten theoretischen Schrift gaben (»Buch von der deutschen Poeterey«, Bresl. 1624; Neudruck, Halle 1876). Hier entwickelt er die Regeln der deutschen gelehrten Kunstdichtung; sie sind meist Theoretikern des Auslandes (Vida, Scaliger, Heinsius, Ronsard, du Bellay, Wover) entlehnt, und, wieviel O. dem von ihm besonders genannten Ernst Schwabe von der Heide verdankt, bleibt ungewiß, da dessen Schrift verloren gegangen ist (vgl. dazu Rubensohn im »Euphorion«, Bd. 1, Bamb. 1894, und Schlösser, Bd. 6, das. 1899). Wenn O. auch zugibt, daß der »göttliche Furor« eine notwendige Eigenschaft des Poeten sei, so meint er doch, daß außerdem auch griechische und lateinische Gelehrsamkeit hinzukommen müsse. Indem er Anleitung gibt, alle die Gattungen der Poesie, die bei den Griechen und Römern ausgebildet waren, auch in deutscher Sprache hervorzubringen, definiert er das Wesen des Epos, der Tragödie, der Komödie, der Satire etc. freilich in sehr äußerlicher Weise. So sieht er das Wesen der Tragödie darin, daß sie nur vom königlichen Willen, von Totschlägen, Verzweiflungen, Kinder- und Vatermorden, Brand, Blutschande, Krieg und Aufruhr, Klagen, Seufzen u. dgl. handle. Großen Wert legte O. auf die »Zubereitung und Zier der Worte«, die rhetorischen und poetischen Figuren, wobei sich deutlich zeigt, daß er die Poesie rein verstandesmäßig als einen zu dem bereits fertigen Gedanken äußerlich hinzutretenden Schmuck auffaßt. Vor allem aber wurden seine metrischen Vorschriften von Bedeutung für die folgende Zeit. Während er in seinen von Zinkgref herausgegebenen Jugendgedichten noch dem alten Prinzip der Silbenzählung ohne Rücksicht auf regelmäßigen Wechsel betonter und unbetonter Silben huldigte, erklärt er jetzt diesen Wechsel als ein unverbrüchliches Gesetz. Im 7. Kapitel der »Poeterey« wurde zum erstenmal bestimmt ausgesprochen, daß wir Deutschen nicht nach Art der Alten »eine gewisse Größe der Silben in acht zu nehmen, sondern aus den Akzenten und dem Tone zu erkennen« hätten, welche Silben »hoch und welche niedrig gesetzt werden sollen«. Zugleich verlangte er Reinheit der Reime, die er nach Ronsards Vorgang in männliche und weibliche einteilt. Den Alexandriner mit regelmäßig wechselnder betonter und unbetonter Silbe hält er für das schönste Versmaß der höhern Poesie, das geeignet sei, den Hexameter zu ersetzen. Nach diesen Grundsätzen hat er seine Jugendarbeiten umgestaltet und sie so der ersten von ihm selbst veranstalteten Sammlung seiner Gedichte (Bresl. 1625) einverleibt. O.' eigne Dichtungen wurden zwar seinerzeit und bis ins vorige Jahrhundert hinein überschwenglich gepriesen und der Dichter als der unsterbliche »Boberschwan« unzähligemal gefeiert; gleichwohl mag selten eine gemütsärmere Natur als gerade O. zu Dichterruhm gelangt sein. Am meisten sagte seiner nüchternen Verständigkeit die beschreibendreflektierende Dichtung zu, die er denn auch mit Vorliebe pflegte, außer in den schon genannten Werken noch in den Dichtungen: »Vesuvius«, »Vielgut« und »Das Lob des Kriegsgottes« (vgl. Langer, Der »Vesuvius« von Martin O., Programm, Brünn 1896). Diesen Produkten schließen sich Übertragungen der Psalmen, der Sophokleischen »Antigone« und der »Trojanerinnen« des Seneca an. Das nach dem Italienischen bearbeitete Singspiel »Daphne« (1627, von Schütz in Musik gesetzt, in Torgau ausgeführt) ist die erste deutsche Oper; mit seiner »Schäfferey von der Nimfen Hercinie« (1630), einem Ehrenmal für das Geschlecht der Grafen Schaffgotsch, wandte sich O. zur Schäferpoesie, die er dann auch durch Neubearbeitung einer Übersetzung von Sidneys Roman »Arcadia« (1638) beförderte. Auch in bezug auf persönliche Eigenschaften: Liebedienerei und Schmeichelsucht, Schmiegsamkeit gegen Große und Gier nach äußern Ehren, wurde O. das unrühmliche Vorbild der deutschen Dichter des 17. Jahrh. Seine Werke erschienen gesammelt noch bei seinen Lebzeiten in Breslau 1625,[78] 1629 und 1637; eine vierte, von ihm noch selbst geordnete Sammlung in Danzig 1641. Die 1690 zu Breslau erschienene Ausgabe ist nicht vollständig und sehr fehlerhaft. Eine kritische Ausgabe, von Bodmer und Breitinger unternommen, kam nur bis zum zweiten Teil (der erste erschien Zürich 1745), da sie die Konkurrenz der schlechtern, von Triller besorgten (Frankf. 1746, 4 Bde.) nicht bestand. Ausgewählte Dichtungen von O. gaben neuerdings Tittmann (Leipz. 1869) und Oesterley (in Kürschners »Deutscher Nationalliteratur«, Bd. 27) heraus. Ein Denkmal des Dichters (Marmorbüste von Michaelis) wurde 1877 in Bunzlau enthüllt. Vgl. Gottsched, Lobrede auf O. (Leipz. 1739); Palm, Beiträge zur Geschichte der deutschen Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts (Bresl. 1877); Borinski, Die Kunstlehre der Renaissance in Opitzens Buch von der deutschen Poeterei (Münch. 1883), weitere Schriften darüber von Fritsch (Halle 1884) und Berghöffer (Frankf. a. M. 1888), Beckherrn (Königsb. 1888); den Einfluß der Niederländer, besonders des D. Heinsius, behandelte Muth (Leipz. 1877).


Quelle:
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== Brockhaus 1839 ==
== Brockhaus 1839 ==


[343] Opitz (Martin), geb. 1597, der Sohn eines Rathsherrn zu Bunzlau in Schlesien, wurde in der Zeit, wo der dreißigjährige Krieg Deutschland verheerte, der Gründer der neuern deutschen Dichtkunst und insbesondere der sogenannten ältern schles. Dichterschule. (S. Deutsche Kunst, Literatur u.s.w.) Er erhielt auf mehren schles. Gymnasien eine classische Vorbildung und gab noch vor seinem Abgange für Universität in Frankfurt a. d. O., im J. 1618, durch eine Sammlung lat. Gedichte Beweise von seinen Dichtergaben. Er hatte mehre süddeutsche und niederländ. Universitäten besucht, seinen Geschmack nach den Alten gebildet und gelehrte wie nützliche Kenntnisse erworben, als er 1621 in die Heimat zurückkehrte und bald an den Hof des Herzogs von Liegnitz berufen wurde. An diesen kehrte O. auch nach kurzem Aufenthalte in Weißenburg in Siebenbürgen zurück, wohin er als Lehrer der Philosophie und der alten Sprachen und Literatur unter sehr günstigen Verhältnissen gegangen war- und besuchte 1625 den Hof Kaiser Ferdinand II. zu Wien, von dem er mit dem Lorberkranze gekrönt und 1628 unter dem Namen Mart. O. von Boberfeld geadelt wurde. Als Secretair in des Burggrafen von Dohna Dienste getreten, kam er in dessen Angelegenheiten mit mehren Höfen in Berührung [343] und war 1630 auch in Paris; nach des Burggrafen Tode im J. 1633 ging O. mit dem Herzoge von Brieg nach Thorn, hielt sich dann in Danzig auf und ward hier vom Könige Wladislaw IV. von Polen 1638 zum Secretair und Geschichtschreiber ernannt, erlag aber schon 1639 der in Danzig herrschenden Pest. Die erste Sammlung seiner Gedichte ward 1624 von fremder Hand besorgt, allein bald durch eine von O. selbst veranstaltete ersetzt, der zuerst anstatt der vorher üblichen bloßen Sylbenzählung eine Sylbenmessung und den Mustern der Alten nachgebildete Formen in die von ihm wesentlich bereicherte dichterische Sprache der Deutschen einführte, auch ein besonderes Werk: »Von der deutschen Poeterei«, schrieb. Eine angemessene Auswahl aus seinen am vollständigsten zu Breslau (3 Bde., 1690) erschienenen Werken enthält der erste Band von Wilh. Müller's »Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrh.« (Lpz. 1822).
[343] Opitz (Martin), geb. 1597, der Sohn eines Rathsherrn zu Bunzlau in Schlesien, wurde in der Zeit, wo der dreißigjährige Krieg Deutschland verheerte, der Gründer der neuern deutschen Dichtkunst und insbesondere der sogenannten ältern schles. Dichterschule. (S. Deutsche Kunst, Literatur u.s.w.) Er erhielt auf mehren schles. Gymnasien eine classische Vorbildung und gab noch vor seinem Abgange für Universität in Frankfurt a. d. O., im J. 1618, durch eine Sammlung lat. Gedichte Beweise von seinen Dichtergaben. Er hatte mehre süddeutsche und niederländ. Universitäten besucht, seinen Geschmack nach den Alten gebildet und gelehrte wie nützliche Kenntnisse erworben, als er 1621 in die Heimat zurückkehrte und bald an den Hof des Herzogs von Liegnitz berufen wurde. An diesen kehrte O. auch nach kurzem Aufenthalte in Weißenburg in Siebenbürgen zurück, wohin er als Lehrer der Philosophie und der alten Sprachen und Literatur unter sehr günstigen Verhältnissen gegangen war- und besuchte 1625 den Hof Kaiser Ferdinand II. zu Wien, von dem er mit dem Lor

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 343-344.
Permalink:
http://www.zeno.org/nid/2000085025X


== Herders 1856 ==

[404] Opitz, Martin, später von Boberfeld, das Haupt der ersten schlesischen Dichterschule und »der Gekrönte« der fruchtbringenden Gesellschaft, geb. 1597 zu Bunzlau in Schlesien, gest. 1639 zu Danzig an der Pest, nachdem er nach einem wechselreichen Leben 1636 Secretär und Historiograph des Königs von Polen geworden war. Am meisten Verdienst erwarb O. durch sein Buch »Von der deutschen Poeterei« (1624, 10. Aufl. 1668); er brachte dadurch eine regelrechte Metrik in die deutsche Dichtkunst und zeigte, daß diese die Längen und Kürzen der Silbenmessung der alten Sprachen durch den Wechsel von Hebung und Senkung ersetzen müsse; übrigens ersetzte er selber die veralteten Reimpaare durch den ermüdenden Alexandriner keineswegs genügend. Von eigentlichem Dichtergenius ist wenig an O. zu entdecken; moralische Wirksamkeit war ihm die Hauptsache beim Dichter, allein dadurch hob er die Würde der Poesie; Gelahrtheit schien ihm unerläßlich, dabei drang er aber auch auf Benützung der Alten; er dichtete in einer mehr als verzierten Sprache und liebte neben den Lehrgedichten besonders das Gelegenheitsgedicht, allein seine Lieder waren verhältnißmäßig formell trefflich, mitunter sogar artigen Inhaltes; daß er endlich die Franzosen, Holländer, Italiener durch Nachahmung und Uebersetzung bekannter machte, gereicht ihm um so weniger zum Vorwurf, weil er keineswegs ohne patriotisches Gefühl war. Sein bestes Gedicht sind die »Trostgründe bei den Widerwärtigkeiten des Kriegs« (1621, erschienen 1633). Außerdem andere Lehrgedichte, Schäfereien, geistliche Lieder, Uebersetzung der Psalmen, [404] der Antigone des Sophokles, der Trojanerinen des Seneca, der Daphne (der ersten italienischen Oper), Ausgabe des jetzt verlorenen Annoliedes (vgl. Anno St.) etc. Gesammtausgaben Breslau 1690, von Bodmer u. Breitinger 1745.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 404-405.
Permalink:
http://www.zeno.org/nid/20003455424


== Pierer ==

[314] Opitz, 1) Martin O. von Boberfeld, geb. 23. Decbr. 1597 zu Bunzlau in Schlesien, studirte seit 1618 in Frankfurt a.d. O., 1619 in Heidelberg u. 1620 in Strasburg Anfangs Jurisprudenz, dann Philosophie, Geschichte, Beredtsamkeit u. Dichtkunst. Mit seinem Freunde Hamilton, einem reichen Dänen, reiste er zu Ende 1620 nach den Niederlanden u. lebte 1621 sieben Monate lang im Holsteinischen. Zu Ende 1621 kehrte er nach Schlesien zurück u. wurde von dem Herzog Georg Rudolf von Liegnitz an dessen Hof gezogen; 1622 wurde er Professor der Philosophie u. der Schönen Wissenschaften zu Weißenburg in Siebenbürgen, kehrte aber 1623 als herzoglicher Rath nach Liegnitz zurück. Zu Ende 1624 reiste O. nach Sachsen u. hielt sich am längsten in Wittenberg auf; nach seiner Rückkehr nach Schlesien, 1625, begleitete er Kirchner, welcher in Aufträgen des Herzogs von Liegnitz[314] nach Wien gesandt wurde, dahin u. wurde dort für ein Trauergedicht auf den Tod des Erzherzogs Karl vom Kaiser Ferdinand II. als Dichter gekrönt. Seit 1626 lebte O. wieder in Schlesien, bald an Höfen, bald in stiller Zurückgezogenheit unter gelehrten Freunden. Zu Ende 1626 wurde er Secretär des Burggrafen zu Dohna, Karl Hannibal, u. der Burggraf brauchte ihn in verschiedenen Unterhandlungen mit fremden Höfen. 1628 wurde O. von dem Kaiser Ferdinand II. unter dem Namen von Boberfeld (nach dem durch seinen Geburtsort Bunzlau fließenden Flüßchen Bober) in den Adelstand erhoben. Nach dem Tode des Burggrafen (1633) lebte O. abwechselnd an den Höfen zu Liegnitz u. Brieg, begleitete 1634 den Herzog Johann Christian von Brieg nach Thorn u. suchte von dort aus einen, vor den Kriegsstürmen gesicherten Zufluchtsort in Danzig, wurde 1638 Secretär des Königs Wladislaw IV. von Polen u. ft. 20. Aug. 1639 als Historiograph von Polen in Danzig an der Pest. O. ist der Schöpfer einer deutschen Prosodie u. Metrik, indem er, statt der Sylbenzählung, die Sylbenmessung für den Vers forderte u. mehre neue Metra ein- u. andere außer Gebrauch gekommene in die deutsche Poesie zurückführte; als Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft hieß er der Gekrönte. Er schrieb schon als Gymnasiast Strenae (lateinische Epigramme über Gegenstände der Literatur) 1616; dann die Lehrgedichte: Trost in Widerwärtigkeiten des Kriegs, 1621, herausgegeben 1633; Zlatna (von der Ruhe des Gemüths), 1622; Vilgut (vom wahren Glück), 1628; Lob des Kriegsgottes, 1627; das beschreibende Gedicht: Vesuv, 1633; das dramatische: Daphne, 1627, u. das Singspiel: Judith; vermischte Gedichte: Poetische Wälder; metrische Übersetzungen der Antigone des Sophokles, der Trojanerinnen des Seneca, das Hohe Lied Salomonis u. die Psalmen, der Sonn- u. Festtagsperikopen (1634) Cato's Disticha, Hugo Grotius' De veritate relig. christ. Unter seinen geistlichen Liedern, herausgeg. 1638, sind mehre voll Schwung u. inniger Andacht. Seine bisher ungedruckten Epigramme auf die Eroberung von Magdeburg hat F. A. Ebert in seinen Überlieferungen zur Geschichte, Literatur etc., Dresd. 1826, Bd. 1, mitgetheilt. O. schr. auch: Büchlein von der deutschen Poeterei, 1624, 10. Aufl. 1668; Deutsche Poemata, Strasb. 1624, von Zinkgref, Danz. 1641, 2 Bde., Frankf. a.M. 1628, 1644 u. 1648; Werke, Bresl. 1690, 3 Bde., Frankf. u. Lpz. 1724, von Bodmer u. Breitinger, Zür. 1745, u.ö.; vgl. Gullmann, Über die Ausgaben der Gesammtwerke von O., Ratib. 1850; eine Auswahl findet sich in W. Müllers Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrh., Bd. 1, Lpz. 1822; Trillers Opitz, Frankf. 1746, 4 Bde.; Biographieen unter andern von C. G. Lindner, Hirschb. 1740 f., 2 Bde., u. Aufl. ebd. 1771; von Strehlke, Lpz. 1856, u. von Hoffmann v. Fallersleben, ebd. 1858.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 314-315.
Permalink:
http://www.zeno.org/nid/20010557520


== Brockhaus 1911 ==

[312] Opitz, Martin, Schriftsteller und Dichter, Begründer der 1. Schlesischen Dichterschule, geb. 23. Dez. 1597 zu Bunzlau, 1624 Sekretär des Herzogs von Liegnitz, 1626 des Burggrafen von Dohna, 1628 geadelt als O. von Boberfeld, 1637 Historiograph des Königs von Polen, gest. 20. Aug. 1639 in Danzig, um die Form der deutschen Dichtkunst hochverdient bes. durch sein »Buch von der Deutschen Poeterei« (1624; neue Ausg. 1882 u. 1888); schrieb nüchterne Lehrgedichte (»Zlatna«, »Vesuv«) und die »Trostgedichte in Widerwärtigkeit des Krieges«, lieferte auch Übersetzungen. »Ausgewählte Dichtungen«, hg. von Tittmann (1869). – Biogr. von Palm (1862).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 312.
Permalink:
http://www.zeno.org/nid/20001409115


= Bibliografie =


== Originalausgaben und Werkausgaben ==

*Martini Opitii Boleslaviensis Silesii Strenarum Libellus, Val. Sanftleben Praetori & Rectori patriae consecratus. Gorlicii : Rhamba, [1616]
*Aristarchus sive De Contemptu Linguae Teutonicae. Bethaniae : Dörfer, [1617]
*Oratio Ad Serenissimum Ac Potentissimum Principem Fridericum Regem Bohemiae. - [Heidelberg] : Voegelinus, [1620]
*Dan. Heinsii Lobgesang Jesu Christi des einigen und ewigen Sohnes Gottes. - Görlitz : Rhambaw, 1621
*Danielis Heinsii Hymnus oder Lobgesang Bacchi : darinnen der gebrauch und missbrauch des Weines beschrieben wird. - Liegnitz : [Fürstliche Druckerei], 1622
*Martini Opitii Lobgesang Uber den Frewdenreichen Geburtstag Unseres Herren und Heilandes Jesu Christi. - Liegnitz : Fürstliche Druckerei, [1623]
*Martini Opitii Lob deß Feldtlebens. - [S.l.], [1623]
*Martini Opitii Zlatna, Oder von Rhue des Gemütes. - [Liegnitz] : Koch, 1623
*Martini Opitii Buch von der Deutschen Poeterey : In welchem alle ihre eigenschafft und zuegehör gründtlich erzehlet/ und mit exempeln außgeführet wird. Breßlaw : Müller, 1624
*Martini Opicii. Teutsche Pöemata und Aristarchus Wieder die verachtung Teutscher Sprach. - Straßburg : Zetzner, 1624
* Heinsius, Daniel: Lobgesang Jesu Christi. Übers. von Martin Opitz. 1624.
* Heinsius, Daniel: Hymni in Bacchum. Übers. von Martin Opitz. 1624.
* Opitz, Martin: Acht Bücher deutscher Poematum. Breslau: Müller 1625.
* Opitz, Martin: L. Annaei Senecae Trojanerinnen. Deutsch übersetzet und mit leichter Auslegung erkläret durch Martinum Opitium. Wittenberg: Schürer 1625.
* Jonas. Breßlaw: Müller 1628.
*Spiegel aller Christlichen Matronen/ oder Ehrengedächtnüsz Der VielEhrentugentreichen Frawen Marien geborner Rhenischin/ Herren David Müllers geliebten Haußfrawen : Von gelehrten gutten Freunden geschrieben. Brieg : Gründer, 1628
*Martin Opitz Uber das Leiden und Sterben Unseres Heilandes : Hiebevor durch Ihn Lateinisch herauß gegeben. - Breslaw : Müller, 1628
* Martini Opitii Deütscher Poëmatum Erster Theil. Breßlaw: Müllers 1629.
* Martini Opitii Deütscher Poëmatum Anderer Theil. Breßlaw: Müllers 1629.
* Opitz, Martin: Lobgedicht an die Königliche Majestät zu Polen und Schweden. Dantzig : Hünefeldt 1636.
* Opitz, Martin: Martin Opitzen Deutsche Poemata. Dantzig: Hünefeldt 1641.
* Opitz, Martin: Poemata. Frankfurt a.M: 1644.
* Opitz, Martin: Weltliche Poemata. Tübingen: Niemeyer 1644.
* Opitz, Martin: Judith. Rostock: 1646.
* Opitz, Martin: Opera poetica. Das ist Geistliche und Weltliche Poemata. Amsterdam: Ianßon 1646.
* Opitz, Martin: Opera Geist- und Weltlicher Gedichte. : Nebst beygefügten vielen andern Tractaten so wohl Deutsch als Lateinisch, Mit Fleiß zusammen gebracht, und von vielen Druckfehlern befreyet. Breßlau: Fellgiebel 1690.(Bd.3).
* Opitz, Martin: Teutsche Gedichte. Frankfurt a.M: 1736.
* Opitz, Martin: Gedichte. Zürich: 1745.
* Opitz, Martin: Worin Martin Opitzen, Als Eines vortrefflichen Teutschen Poëten Verfertigte Meister-Stücke. Nebst Desselben Lebens-Beschreibung. Rostock : Fritsch 1721.
* Opitz, Martin: Lobgedichte. Zürich: 1755.
* Opitz, Martin: Auserlesene Gedichte von Martin Opitz von Boberfeld. Hrsg. von Wilhelm Müller. Leipzig: Brockhaus 1822.
* Opitz, Martin: Ausgewählte Dichtungen. Hrsg. von Julius Tittmann. Leipzig: Brockhaus 1869.
* Opitz, Martin: Ausgewählte Gedichte. Leipzig : Reclam 1873.
* Opitz, Martin: Ungedruckte Briefe von Martin Opitz. In: Archiv für Literaturgeschichte ; 5 (1876). S. 316-370.
* Opitz, Martin: Buch von der deutschen Poeterei. Halle a. S.: Niemeyer 1882.
* Opitz, Martin: Aristarchus sive de contemptu linguae Teutonicae und Buch von der Deutschen Poeterey. Hrsg. von Georg Witkowski. Leipzig: Veit 1888.
* Opitz, Martin: Weltliche und geistliche Dichtung. Hrsg. von H. Oesterley. Berlin: Spemann 1889.
* Opitz, Martin: Teutsche Poemata. Hrsg. von Georg Witkowski. Halle a. S: Niemeyer 1902.
* Opitz, Martin: Das Anno-Lied 1639. Heidelberg: Winter 1946.
* Opitz, Martin: Geistliche Poemata. Tübingen: Niemeyer 1966.
* Opitz, Martin: Buch von der Deutschen Poeterey. Hrsg. von Richard Alewyn. Tübingen: Niemeyer 1966.
* Opitz, Martin: Buch von der Deutschen Poeterey. Hrsg. von Cornelius Sommer. Stuttgart: 1970.
* Opitz, Martin: Jugendschriften vor 1619. Stuttgart: Metzler 1970.
* Opitz, Martin: Die Übersetzung von John Barclays Argenis. Stuttgart: Hiersemann 1970.
* Opitz, Martin: Weltliche Poemata (1644). Hrsg. von Erich Trunz. Hameln: Niemeyer 1975. (Bd. 2).
* Opitz, Martin: Teutsche Poemata Und Aristarchus Wieder Die Verachtung Teutscher Sprache. Straßburg 1624. Hildesheim: Olms, 1975.
* Opitz, Martin: Die Schäfferey von der Nimfen Hercinie. Bern u.a.: Lang 1976.
* Opitz, Martin: Orte und Gedichte. Dresden: Thelem 1999.
* Opitz, Martin: Buch von der Deutschen Poeterey 1624. Studienausgabe. Stuttgart 2002. Hrsg. Herbert Jaumann
* Opitz, Martin: Die Psalmen Davids. Hgg. von Eckhard Grunewald, Henning P. Jürgens. Nachdruck der Ausgabe Danzig 1637. Hildesheim: Olms, 2004.
* Opitz, Martin: Tagebuch des Opitz. Bodnegg: Junker 2006.
* Opitz, Martin: Briefwechsel und Lebenszeugnisse. Hrsg. von Klaus Conermann. Berlin: De Gruyter 2009. (Bde. 3).



== Neuere Werkausgaben ==

* Gesammelte Werke, Kritische Ausgabe, hrsg. George Schulz-Behrend, Bd. 1 ff. Stuttgart: Hiersemann 1968 ff. (Bibliothek des Literarischen Vereins Stuttgart, Bd. 295 ff.). (Enthält die deutschsprachigen Werke bis 1630 – mehr nicht erschienen)
*Briefwechsel und Lebenszeugnisse. Kritische Edition mit Übersetzungen. Hrsg. von Klaus Conermann. 3 Bände. Berlin und New York: de Gruyter 2009.
*Lateinische Werke, hrsg., übersetzt und komm. von Veronika Marschall u. Robert Seidel, 3 Bde. Berlin, New York: de Gruyter 2009–2015. (Ausgaben Deutscher Literatur des 15. bis 18. Jahrhunderts)


Bibliografie bearbeitet im Grundkurs Textanalyse von Sandra Lange

Aktuelle Version vom 2. April 2022, 01:31 Uhr



Meyers 1908

[77] Opitz, Martin, einflußreicher deutscher Dichter und Kunsttheoretiker, geb. 23. Dez. 1597 in Bunzlau, gest. 20. Aug. 1639 in Danzig, besuchte die Schule seiner Vaterstadt, dann das Magdalenäum in Breslau und 1617 das akademische Gymnasium in Beuthen a. O. und bekleidete darauf in der Familie des Tobias Scultetus eine Hauslehrerstelle. Nachdem er den Winter 1617–18 in Görlitz zugebracht hatte, angeregt durch den Rektor Elias Cüchler, und für dessen Tochter, die er unter dem Namen Asterie besang, begeistert, weilte er einige Zeit in Frankfurt a. O. und begab sich 1619 nach Heidelberg, wo er 17. Juni als Student immatrikuliert wurde und zugleich als Lehrer der Söhne des kurpfälzischen Geheimrats v. Lingelsheim tätig war. Er schloß hier mit einem Kreis junger Talente, unter denen Zinkgref später am bekanntesten geworden ist, Freundschaft. Wegen der Kriegswirren ging er 1620 von Heidelberg nach Holland, wo er sich die Gunst Daniel Heinsius' erwarb, dessen »Lobgesang Jesu Christi« (gedr. 1621) er bereits in Heidelberg übersetzt hatte. Den Winter 1620–21 verbrachte er auf Jütland, wo sein erst 13 Jahre später veröffentlichtes Werk: »Trostgedichte in Widerwärtigkeit des Kriegs« entstand, und folgte ein Jahr später dem Ruf des Fürsten von Siebenbürgen, Bethlen Gabor, zur Übernahme einer Lehrerstelle der Philosophie und schönen Wissenschaften an der hohen Schule zu Weißenburg. Er verfaßte hier sein Gedicht »Zlatna (Name eines anmutig gelegenen [77] Fleckens in Siebenbürgen) oder von Ruhe des Gemüts« und begann ein nie vollendetes großes Werk über die Altertümer Daciens (»Dacia antiqua«). Von Heimweh getrieben, kehrte er schon 1623 nach Schlesien zurück und wurde im folgenden Jahre Rat beim Herzog von Liegnitz und Brieg. Bei einem Besuch in Wien 1625 wurde er für ein Trauergedicht auf den Tod des Erzherzogs Karl vom Kaiser Ferdinand II. eigenhändig gekrönt; später (Weihnachten 1627) wurde er als O. von Boberfeld vom Kaiser in den Adelstand erhoben. Die Fruchtbringende Gesellschaft, die anfangs die Bestrebungen des rührigen und erfolgreichen Dichters nicht mit günstigen Augen ansah, ernannte ihn doch 1629 unter dem Namen »der Gekrönte« zu ihrem Mitglied. Bereits 1626 war er, obwohl selber Protestant, als Sekretär in den Dienst des durch seine grausame Protestantenverfolgung berüchtigten Grafen Karl Hannibal von Dohna getreten. In Dohnas Auftrag übersetzte er auch eine polemische Schrift des Jesuiten Becanus gegen die Protestanten (1631). Durch die neue Stellung wurde es ihm ermöglicht, 1630 nach Paris zu reisen, wo er mit Hugo Grotius bekannt wurde, dessen Schrift »Über die Wahrheit der christlichen Religion« er in Versen ins Deutsche übertrug. Nach dem Tode Dohnas (1633) folgte O. 1634 einem ältern Gönner, dem Herzog Johann Christian von Brieg, auf dessen Flucht nach Preußen und erwählte Danzig zum Wohnort, wo er nach kurzer Zeit vom König Wladislaw IV. von Polen, den er mit einem Lobgedicht angesungen hatte, zum Sekretär und polnischen Hofhistoriographen ernannt wurde. In dieser Eigenschaft begann O. das Studium der sarmatischen Altertümer, beschäftigte sich daneben viel mit altdeutscher Poesie und gab das »Annolied« mit lateinischen Anmerkungen (Danzig 1639) heraus, dessen Handschrift seitdem verloren ist. Er starb infolge einer in Danzig wütenden Pestseuche. O.' große literarhistorische Bedeutung beruht nicht sowohl auf seinen Dichtungen als solchen, als vielmehr auf den in diesen praktisch betätigten und in theoretischen Werken von ihm verkündigten ästhetischen und technischen Grundsätzen Sein Einfluß auf den Entwickelungsgang der deutschen Literatur des 17. Jahrh. ist unberechenbar groß gewesen, und fast volle 100 Jahre hindurch haben seine Poesien im Ansehen unübertrefflicher Mustergültigkeit gestanden. Schon während seines Aufenthalts in Beuthen (1617) erschien sein lateinisch geschriebener »Aristarchus, oder von der Verachtung der deutschen Sprache« (neu herausgegeben, zugleich mit dem »Buch von der deutschen Poeterey«, von Witkowski, Leipz. 1888), in dem er die Ansicht vertritt, die deutsche Sprache sei ebenso fähig, eine neue Literatur nach den großen Mustern des Altertums hervorzubringen, wie z. B. die französische oder italienische. In Heidelberg stellte er eine Anzahl seiner Gedichte zusammen, die einige Jahre nach seiner Abreise von Zinkgref (Straßb. 1624; Neudruck von Witkowski, Halle 1902) zum Druck befördert wurden. O. war diese Ausgabe unwillkommen, weil er inzwischen in der Erkenntnis des Wesens der Poesie Fortschritte gemacht zu haben glaubte, die ihm nunmehr Anlaß zur Herausgabe seiner wichtigsten theoretischen Schrift gaben (»Buch von der deutschen Poeterey«, Bresl. 1624; Neudruck, Halle 1876). Hier entwickelt er die Regeln der deutschen gelehrten Kunstdichtung; sie sind meist Theoretikern des Auslandes (Vida, Scaliger, Heinsius, Ronsard, du Bellay, Wover) entlehnt, und, wieviel O. dem von ihm besonders genannten Ernst Schwabe von der Heide verdankt, bleibt ungewiß, da dessen Schrift verloren gegangen ist (vgl. dazu Rubensohn im »Euphorion«, Bd. 1, Bamb. 1894, und Schlösser, Bd. 6, das. 1899). Wenn O. auch zugibt, daß der »göttliche Furor« eine notwendige Eigenschaft des Poeten sei, so meint er doch, daß außerdem auch griechische und lateinische Gelehrsamkeit hinzukommen müsse. Indem er Anleitung gibt, alle die Gattungen der Poesie, die bei den Griechen und Römern ausgebildet waren, auch in deutscher Sprache hervorzubringen, definiert er das Wesen des Epos, der Tragödie, der Komödie, der Satire etc. freilich in sehr äußerlicher Weise. So sieht er das Wesen der Tragödie darin, daß sie nur vom königlichen Willen, von Totschlägen, Verzweiflungen, Kinder- und Vatermorden, Brand, Blutschande, Krieg und Aufruhr, Klagen, Seufzen u. dgl. handle. Großen Wert legte O. auf die »Zubereitung und Zier der Worte«, die rhetorischen und poetischen Figuren, wobei sich deutlich zeigt, daß er die Poesie rein verstandesmäßig als einen zu dem bereits fertigen Gedanken äußerlich hinzutretenden Schmuck auffaßt. Vor allem aber wurden seine metrischen Vorschriften von Bedeutung für die folgende Zeit. Während er in seinen von Zinkgref herausgegebenen Jugendgedichten noch dem alten Prinzip der Silbenzählung ohne Rücksicht auf regelmäßigen Wechsel betonter und unbetonter Silben huldigte, erklärt er jetzt diesen Wechsel als ein unverbrüchliches Gesetz. Im 7. Kapitel der »Poeterey« wurde zum erstenmal bestimmt ausgesprochen, daß wir Deutschen nicht nach Art der Alten »eine gewisse Größe der Silben in acht zu nehmen, sondern aus den Akzenten und dem Tone zu erkennen« hätten, welche Silben »hoch und welche niedrig gesetzt werden sollen«. Zugleich verlangte er Reinheit der Reime, die er nach Ronsards Vorgang in männliche und weibliche einteilt. Den Alexandriner mit regelmäßig wechselnder betonter und unbetonter Silbe hält er für das schönste Versmaß der höhern Poesie, das geeignet sei, den Hexameter zu ersetzen. Nach diesen Grundsätzen hat er seine Jugendarbeiten umgestaltet und sie so der ersten von ihm selbst veranstalteten Sammlung seiner Gedichte (Bresl. 1625) einverleibt. O.' eigne Dichtungen wurden zwar seinerzeit und bis ins vorige Jahrhundert hinein überschwenglich gepriesen und der Dichter als der unsterbliche »Boberschwan« unzähligemal gefeiert; gleichwohl mag selten eine gemütsärmere Natur als gerade O. zu Dichterruhm gelangt sein. Am meisten sagte seiner nüchternen Verständigkeit die beschreibendreflektierende Dichtung zu, die er denn auch mit Vorliebe pflegte, außer in den schon genannten Werken noch in den Dichtungen: »Vesuvius«, »Vielgut« und »Das Lob des Kriegsgottes« (vgl. Langer, Der »Vesuvius« von Martin O., Programm, Brünn 1896). Diesen Produkten schließen sich Übertragungen der Psalmen, der Sophokleischen »Antigone« und der »Trojanerinnen« des Seneca an. Das nach dem Italienischen bearbeitete Singspiel »Daphne« (1627, von Schütz in Musik gesetzt, in Torgau ausgeführt) ist die erste deutsche Oper; mit seiner »Schäfferey von der Nimfen Hercinie« (1630), einem Ehrenmal für das Geschlecht der Grafen Schaffgotsch, wandte sich O. zur Schäferpoesie, die er dann auch durch Neubearbeitung einer Übersetzung von Sidneys Roman »Arcadia« (1638) beförderte. Auch in bezug auf persönliche Eigenschaften: Liebedienerei und Schmeichelsucht, Schmiegsamkeit gegen Große und Gier nach äußern Ehren, wurde O. das unrühmliche Vorbild der deutschen Dichter des 17. Jahrh. Seine Werke erschienen gesammelt noch bei seinen Lebzeiten in Breslau 1625,[78] 1629 und 1637; eine vierte, von ihm noch selbst geordnete Sammlung in Danzig 1641. Die 1690 zu Breslau erschienene Ausgabe ist nicht vollständig und sehr fehlerhaft. Eine kritische Ausgabe, von Bodmer und Breitinger unternommen, kam nur bis zum zweiten Teil (der erste erschien Zürich 1745), da sie die Konkurrenz der schlechtern, von Triller besorgten (Frankf. 1746, 4 Bde.) nicht bestand. Ausgewählte Dichtungen von O. gaben neuerdings Tittmann (Leipz. 1869) und Oesterley (in Kürschners »Deutscher Nationalliteratur«, Bd. 27) heraus. Ein Denkmal des Dichters (Marmorbüste von Michaelis) wurde 1877 in Bunzlau enthüllt. Vgl. Gottsched, Lobrede auf O. (Leipz. 1739); Palm, Beiträge zur Geschichte der deutschen Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts (Bresl. 1877); Borinski, Die Kunstlehre der Renaissance in Opitzens Buch von der deutschen Poeterei (Münch. 1883), weitere Schriften darüber von Fritsch (Halle 1884) und Berghöffer (Frankf. a. M. 1888), Beckherrn (Königsb. 1888); den Einfluß der Niederländer, besonders des D. Heinsius, behandelte Muth (Leipz. 1877).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 77-79. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007186614


Brockhaus 1809

[302] [302] Martin Opitz von Boberfeld, der beste Deutsche Dichter des vorigen Jahrhunderts, war 1597 zu Bunzlau in Schlesien geboren. Er erhielt von dem Kaiser Ferdinand II. wegen seiner Gedichte den damahls sehr ehrenvollen Titel eines gekrönten Poeten und den Adelstand nebst den Beinamen eines Herrn von Boberfeld (weil seine Geburtsstadt am Fluß Bober lag); er ward, nachdem er mehrere andre Stellen verwaltet hatte, zuletzt, 1635, königlich Polnischer Secretair und Historiograph, starb aber schon im 42. Jahre seines Lebens zum großen Nachtheil für Deutsche schöne Literatur 1639 zu Danzig an der Pest. Seine Lateinischen Gedichte sind sehr schön; allein noch weit berühmter ist er durch seine Deutschen geworden, die alle andern aus dem 17. Jahrhundert übertreffen und noch jetzt großen Theils sehr geschätzt werden; sie sind voll von Kraft, Feinheit und Exsindung. Er brach durch sie und durch seine Anweisung zur Deutschen Dichtkunst die erste Bahn zur Cultur der Deutschen Sprache, die durch Geschmacklosigkeit seit den Zeiten des Untergangs der Minnesänger verdorben, und bei der Liebhaberei an Lateinischen Gedichten und alten Rittermährchen vernachläßigt worden war. Er schrieb rein und schön, und erhob seine Muttersprache zu einer beträchtlichen Höhe, von der sie erst zu Ende bes 17. Jahrhunderts aus Mangel an Geschmack und durch die Einmischung Französischer Wörter und Wortfügungen herabsank, bis sie von den Neuern, die in Opitzens Fußtapfen traten, gereinigt und wieder hergestellt wurde. Mit Recht nennt ihn daher die Nachwelt den Vater und Wiederhersteller der Deutschen Dichtkunst. Seine vorzüglichern Gedichte sind Lobgedichte, Lehrgedichte (z. B. Vielgut oder von dem höchsten Gute), Epigrammen, vermischte geistliche und weltliche Gedichte und andre mehr. Alle Deutschen Gedichte hat Dr. Triller 1746 zusammen in 4 Bäuden in 8. mit Anmerkungen, jedoch ohne alle Kritik, herausgegeben; und einige sind gesammelt in Zachariaʼs anserles. Stücken der besten Deutschen Dichter, Braunschweig, 1776, Bd. 1.

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 302-303. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20000763012


Damen Conversations Lexikon 1837

[22] Opitz, Martin, der Vater der deutschen Dichtersprache und Stifter der schlesischen Dichterschule, geb. am 23. December 1597 zu Bunzlau und gest. als polnischer Historiograph am 20. August 1639 zu Danzig, obwohl kein genialer, doch ein zarter, edler Dichter, erlangte in der für Deutschland so traurigen Periode des 30 jährigen Kriegs einen Ruf, wie ihn kein Dichter früher oder später besessen. Kaiser Ferdinand II. reichte ihm mit eigener Hand den Lorbeerkranz, 1628 wurde ihm gar die damals seltene Auszeichnung in den Adelstand erhoben zu werden; er nannte sich nun Opitz von Boberfeld. Unbestritten sind seine Verdienste um die Reinheit der deutschen Sprache, und Niemand hat früher ihren natürlichen Rhythmus so klar erkannt. Leider huldigte er selbst zu[22] sehr dem damaligen franz.- holländischen Geschmack, nachdem eine sentenzenreiche Prosa in Alexandrinern für wahre Poesie galt. Eine kritische Auswahl seiner Gedichte enthält W. Müller's Bibliothek deutscher Dichter des XVII. Jahrh., I. Band, Leipzig 1822. S. Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 22-23. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001755420


Brockhaus 1839

[343] Opitz (Martin), geb. 1597, der Sohn eines Rathsherrn zu Bunzlau in Schlesien, wurde in der Zeit, wo der dreißigjährige Krieg Deutschland verheerte, der Gründer der neuern deutschen Dichtkunst und insbesondere der sogenannten ältern schles. Dichterschule. (S. Deutsche Kunst, Literatur u.s.w.) Er erhielt auf mehren schles. Gymnasien eine classische Vorbildung und gab noch vor seinem Abgange für Universität in Frankfurt a. d. O., im J. 1618, durch eine Sammlung lat. Gedichte Beweise von seinen Dichtergaben. Er hatte mehre süddeutsche und niederländ. Universitäten besucht, seinen Geschmack nach den Alten gebildet und gelehrte wie nützliche Kenntnisse erworben, als er 1621 in die Heimat zurückkehrte und bald an den Hof des Herzogs von Liegnitz berufen wurde. An diesen kehrte O. auch nach kurzem Aufenthalte in Weißenburg in Siebenbürgen zurück, wohin er als Lehrer der Philosophie und der alten Sprachen und Literatur unter sehr günstigen Verhältnissen gegangen war- und besuchte 1625 den Hof Kaiser Ferdinand II. zu Wien, von dem er mit dem Lor