Firdusi: Unterschied zwischen den Versionen

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== Goethe: West-Östlicher Diwan ==
== Goethe: West-Östlicher Divan ==


Ferdusi
Ferdusi

Version vom 27. Januar 2022, 00:14 Uhr


Abu l-Qasem-e Firdausi, auch Ferdosi, Ferdowsi oder Ferdousi (persisch ابوالقاسم فردوسی, DMG Abū ʾl-Qāsim-i Firdausī; geboren 940 in Bāž (genannt auch Tabaran-e Tus), einem Dorf im Bezirk Tūs, Iran (bei Maschhad); gestorben um 1020 in Tūs) (Wiki dt.)

Except for his kunya (ابوالقاسم – Abu'l-Qāsim) and his laqab (فِردَوسی – Ferdowsī, meaning 'paradisic'), nothing is known with any certainty about his full name. From an early period on, he has been referred to by different additional names and titles, the most common one being حکیم / Ḥakīm ("philosopher"). Based on this, his full name is given in Persian sources as حکیم ابوالقاسم فردوسی توسی / Ḥakīm Abu'l-Qāsim Firdowsī Țusī. Due to the non-standardized transliteration from Persian into English, different spellings of his name are used in English works, including Firdawsi, Firdusi, Firdosi, Firdausi, etc. The Encyclopaedia of Islam uses the spelling Firdawsī, based on the standardized transliteration method of the German Oriental Society. The Encyclopædia Iranica, which uses a modified version of the same method (with a stronger emphasis on Persian intonations), gives the spelling Ferdowsī. In both cases, the -ow and -aw are to be pronounced as a diphthong ([aʊ̯]), reflecting the original Arabic and the early New Persian pronunciation of the name. The modern Tajik transliteration of his name in Cyrillic script is Ҳаким Абулқосим Фирдавсӣ Тӯсӣ. (Wiki engl.)


Abū-l-Qāsim Manṣūr ibn Ḥasan al-Ṭūṣī, (en persan : أبو القاسم منصور بن حسن طوسی) surnommé Ferdowsi (en persan : فردوسی) (transcrit aussi Ferdowsî, Firdawsi, Ferdawsi, Firdousi, Ferdousi ou Ferdauci) (Wiki frz)


Meyers 1906

[595] Firdosi (Firdausi, häufig auch Firdusi geschrieben), Abu 'lKâsim, der größte epische Dichter der Perser und einer der größten Epiker aller Zeiten, geb. um 935 im Gebiet von Tus in Chorasan, gest. daselbst um 1020, beschäftigte sich schon früh mit der dichterischen Gestaltung der epischen Traditionen Persiens und huldigte, seine letzten Lebensjahre ausgenommen, Zoroastrischen Anschauungen. 35 Jahre lang arbeitete er an seinem berühmten »Schahnâme« (»Königsbuch«), dem von Dakiki (s.d.) begonnenen nationalhistorischen Gedicht über die iranische Heroenzeit und die persischen Könige. Er überreichte dieses 999 zuerst einem samanidischen Großen und elf Jahre später in vollendeter Gestalt in 60,000 Doppelversen dem Sultan Mahmud von Ghasna. Da er den erhofften pekuniären Lohn nicht erhielt, machte er seinem Zorn in einer bittern Satire gegen den Sultan Luft und entfloh erst nach Herat, dann nach Taberistan und schließlich nach dem Irak an den Hof der Bujiden. Hier verfaßte er als hoher Siebziger in ca. 10,000 Doppelversen sein zweites (religiös-romantisches und somit vom »Schahnâme« völlig verschiedenes) Epos: »Jusuf und Salîcha«, in dem er mit seiner Vergangenheit[595] brach und sich ganz auf den Boden mosleminischer Frömmigkeit stellte. Mit dem Sultan wieder ausgesöhnt, kehrte er kurz vor seinem Tode nach Tus zurück. Gerade bei seiner Beerdigung soll ein reiches Geschenk vom Sultan angelangt sein, wofür Firdosis Tochter eine von ihrem Vater geplante Wasseranlage gebaut haben soll (vgl. Heines »Romancero«). Das »Schahnâme« im Originaltext gaben heraus: Turner Maran (Kalkutta 1829, 4 Bde.; im Orient wiederholt lithographisch nachgedruckt), Jules Mohl (mit französischer Übersetzung, Par. 1838–78, 7 Bde.; vgl. dazu Fr. Rückert in der »Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft«, Bd. 8 u. 10; die Übersetzung ist auch allein erschienen, Par. 1876–78, 7 Bde.) und Vullers (fortgeführt von Landauer, Leiden 1877–84, bis jetzt 3 Bde.). Einen Auszug in englischer Sprache veröffentlichte Atkinson (Lond. 1832; neue Ausg., das. 1892) und Zimmern (das. 1882). Der deutschen Literatur gewonnen wurde das großartige Epos durch A. F. v. Schacks vortreffliche metrische Übersetzungen der berühmtesten Partien desselben, die als »Heldensagen von Firdusi« (3. Aufl., Stuttg. 1877, 3 Bde.; neue Ausg. 1893) erschienen, und vor allem durch Fr. Rückert, »Firdosis Königsbuch« (hrsg. von Bayer, Berl. 1890–95, 3 Bde., unvollständig). Eine italienische Übersetzung gab Pizzi (Turin 1886–88, 8 Bde.). Firdosis zweites Epos ist bis jetzt nur lithographiert im Orient erschienen; eine kritische Ausgabe bereitet Ethé vor; metrisch übersetzt hat es Schlechta-Wssehrd (»Jussuf und Suleicha«, Wien 1889). Eine Reihe lyrischer Gedichte von F. veröffentlichte Ethé in den Sitzungsberichten der bayrischen Akademie (1872 und 1873).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 595-596. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006610323


Herders

[710] Firdusi, Firdausi, eigentlich Abul Kasem Mansur, aus Tus in Persien, lebte um 940–1020 n. Chr., ist der Verfasser des Schah-Nameh, d.h. Königsbuch, eines großen epischen Gedichts, das die Thaten aller pers. Könige bis zu dem Untergang der Sassaniden erzählt. Von diesem schönsten morgenländ. Epos hat Prof. Mohl in Paris eine Ausgabe mit franz. Uebersetzung geliefert, Paris 1844, Schack in Berlin eine treffliche Auswahl in meisterhafter Uebersetzung, Berlin 1850 u. 1852.

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 710. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003335178


Pierer

[295] Firdūsi (d.i. der Paradiesische, auch Firdausi u. Firdosi, von den Türken Firdewsi gesprochen), ist der Beiname des größten epischen Dichters der Perser, der gewöhnlich Abu'l Kasim Manssur genannt wird, aber eigentlich Hasan ben Ishak ben Scherefschah heißt, u. um 932 n. Chr. im Dorfe Schadas (nach And. Risan) im Districte der Stadt Tus (weshalb er auch den Beinamen Tusi führt) in der Provinz Khorasan geboren war. Über sein früheres Leben ist nichts sicher ermittelt, bis er am Hofe des Sultans Mahmud von Ghasna erscheint, der eine Probe von 1000 Versen seiner großen epischen Dichtung, des Schahnameh (d.i. Königsbuch), mit eben so vielen Goldstücken belohnte u. dem Dichter für jeden folgenden Vers ebenfalls ein Goldstück versprach. Später sank jedoch F. in der Gunst des Fürsten, so daß er für die übrigen 60,000 Verse nur eben so viele Silberstücke erhielt. F. rächte sich dafür durch eine bittere Satyre auf Mahmud, welche ihn vollends in Ungnade brachte. Er reiste hochbetagt umher, war unter Anderem auch am Hofe der Khalifen zu Bagdad u. lebte gegen Ende seines Lebens in Tus, wo er 1020 n. Chr. starb. Seine große Dichtung wurde von Dakiri begonnen, der etwa 1000 Verse (die Geschichte des Guschtasp) lieferte u. nach 30 Jahren (1009 n. Chr.) vollendet. Die Grundlage bildeten alte, mit nationalen Sagen angefüllte Chroniken. Wenn das Schahnameh auch in der Geschichte der Poesie eine wichtige Stellung einnimmt, so ist es jedoch als Geschichtsquelle nur mit größter Vorsicht zu benutzen. Es erzählt die Geschichte Persiens von den ältesten Zeiten bis zur Eroberung durch die Araber, von Kajumes, dem ersten König aus der Dynastie der Pischdadier, bis auf Iesdidschird III., dem letzten Sassaniden. Von vorzüglicher Schönheit sind mehrere einzelne Episoden, wie die von dem Nationalhelden Rustem. Die Handschriften sind sehr ungleich; die reichhaltigsten haben ungefähr 56,000 Doppelverse. Die einzige vollständige Ausgabe besorgte Turner Macan (Calc. 1829, 4 Bde., welche auch die erwähnte Satyre enthält), unvollständig blieben die von Lumsden (ebd. 1811, Bd. 1), sowie bis jetzt die kritische Ausgabe von Mohl (Par. 1828–46, Fol., 1.–3. Bd.). Eine englische Übersetzung des Ganzen begann Champion (Calc. 1785, 1. Bd., Lond. 1790); eine freiedeutsche Bearbeitung Görres im Heldenbuch von Iran (Berl. 1820, 2 Bde); einzelne Stücke von Schack (Heldensagen des Firdusi, ebd. 1851: Epische Dichtungen aus dem Persischen des Firdusi, ebd. 1853, 2 Bde.). Die große Popularität, welche Firdusis Epos bei den Persern genießt, veranlaßte verschiedene Auszüge, so einen arabischen von Abul-Feteh-Iça aus dem Jahre 1276–77 n. Chr. u. einen persischen von Schemschir-Khan vom Jahre 1652 n. Chr. Letzter wurde in Indien in Urdusprache (Hindostani), sowie von Atkinson ins Englische (Lond, 1832) übertragen. Außer seinem Epos hinterließ F. noch einen Divan u. ein romantisches Gedicht über die Lieben des Jusuf u. der Suleicha.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 295. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20009925953


Brockhaus 1911

[582] Firdûsi, Abu 'l-Kâßim Manßûr, pers. Dichter, geb. 939 n. Chr. in Schadab bei Tus (Chorassan), lebte am Hofe des Sultans Mahmûd von Ghasne, gest. 1020 zu Tus; verfaßte das Epos »Schâhnâme« (60.000 Doppelverse), Darstellung der pers. Geschichte von Erschaffung der Welt bis zum Untergang der Sassaniden. Hauptausgaben von Macan (1829), Mohl (mit franz. Übersetzung, 1838-78); Übersetzung zum Teil von Schack (1865; 3. Aufl. 1877), Rückert (1890-95).

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 582. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001107917


Goethe: West-Östlicher Divan

Ferdusi

[194] Starb 1030

Die wichtige Epoche persischer Dichtkunst, die wir nun erreichen, gibt uns zur Betrachtung Anlaß, wie große Weltereignisse nur alsdann sich entwickeln, wenn gewisse Neigungen, Begriffe, Vorsätze hie und da, ohne Zusammenhang, einzeln ausgesäet, sich bewegen und im stillen fortwachsen, bis endlich früher oder später ein allgemeines Zusammenwirken hervortritt. In diesem Sinne ist es merkwürdig genug, daß zu gleicher Zeit, als ein mächtiger Fürst auf die Wiederherstellung einer Volks- und Stammesliteratur bedacht war, ein Gärtnersohn zu Tus gleichfalls ein Exemplar des »Bastan Nameh« sich zueignete und das eingeborene schöne Talent solchen Studien eifrig widmete.

In Absicht, über den dortigen Statthalter wegen irgendeiner Bedrängnis zu klagen, begibt er sich nach Hofe, ist lange vergebens bemüht, zu Ansari durchzudringen und durch dessen Fürsprache seinen Zweck zu erreichen. Endlich macht eine glückliche, gehaltvolle Reimzeile, aus dem Stegreife gesprochen, ihn dem Dichterkönige bekannt, welcher, Vertrauen zu seinem Talente fassend, ihn empfiehlt und ihm den Auftrag des großen Werkes verschafft. Ferdusi beginnt das »Schah Nameh« unter günstigen Umständen; er wird im Anfange teilweis hinlänglich belohnt, nach dreißigjähriger Arbeit hingegen entspricht das königliche Geschenk seiner Erwartung keineswegs. Erbittert verläßt er den Hof und stirbt, eben da der König seiner mit Gunst abermals gedenkt.[194] Mahmud überlebt ihn kaum ein Jahr, innerhalb welches der alte Essedi, Ferdusis Meister, das »Schah Nameh« völlig zu Ende schreibt. Dieses Werk ist ein wichtiges, ernstes, mythisch-historisches Nationalfundament, worin das Herkommen, das Dasein, die Wirkung alter Helden aufbewahrt wird. Es bezieht sich auf frühere und spätere Vergangenheit, deshalb das eigentlich Geschichtliche zuletzt mehr hervortritt, die früheren Fabeln jedoch manche uralte Traditionswahrheit verhüllt überliefern. Ferdusi scheint überhaupt zu einem solchen Werke sich vortrefflich dadurch zu qualifizieren, daß er leidenschaftlich am Alten, echt Nationellen festgehalten und auch in Absicht auf Sprache frühe Reinigkeit und Tüchtigkeit zu erreichen gesucht, wie er denn arabische Worte verbannt und das alte Pehlewi zu beachten bemüht war.

Quelle: Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 3, Berlin 1960 ff, S. 194-195. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004848977