Hanka, Wenzeslaw: Unterschied zwischen den Versionen

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[963] Hanka, Wenzeslaw, geb. 1791 in Horenowes in Böhmen, Sohn eines Landmannes, beschäftigte[963] sich viel mit den flawischen Sprachen u. Alterthümern u. wurde 1822 Bibliothekar am Nationalmuseum in Prag; er schr.: Prawopis cesky, Prag 1817; Böhmische Grammatik, ebd. 1822; Polnische Grammatik für Böhmen, ebd. 1839; Lieder, Prag 1831, 3. Ausg.; gab heraus die Königinhofer Inschrift, die er 1817 im Kirchthurm zu Köninginhof gefunden hatte (s. Böhmische Sprache u. Literatur), mit deutscher Übersetzung von Swoboda, 1818, dann Prag 1829; Die Weissagung der Libussa, ein Gedicht in lateinischer u. böhmischer Sprache, 1849; u. Dobrowskys Slawin, mit Zusätzen, ebd. 1634, heraus, u. übersetzte Mehreres ins Böhmische. In neuester Zeit sind mehrfache Versuche, namentlich von Büdinger, gemacht worden, die von H. herausgegebenen altböhmischen Gedichte (die Königinhofer Inschrift u. die Weissagung der Libussa) als unecht nachzuweisen.
[963] Hanka, Wenzeslaw, geb. 1791 in Horenowes in Böhmen, Sohn eines Landmannes, beschäftigte[963] sich viel mit den slawischen Sprachen u. Alterthümern u. wurde 1822 Bibliothekar am Nationalmuseum in Prag; er schr.: Prawopis cesky, Prag 1817; Böhmische Grammatik, ebd. 1822; Polnische Grammatik für Böhmen, ebd. 1839; Lieder, Prag 1831, 3. Ausg.; gab heraus die Königinhofer Inschrift, die er 1817 im Kirchthurm zu Köninginhof gefunden hatte (s. Böhmische Sprache u. Literatur), mit deutscher Übersetzung von Swoboda, 1818, dann Prag 1829; Die Weissagung der Libussa, ein Gedicht in lateinischer u. böhmischer Sprache, 1849; u. Dobrowskys Slawin, mit Zusätzen, ebd. 1634, heraus, u. übersetzte Mehreres ins Böhmische. In neuester Zeit sind mehrfache Versuche, namentlich von Büdinger, gemacht worden, die von H. herausgegebenen altböhmischen Gedichte (die Königinhofer Inschrift u. die Weissagung der Libussa) als unecht nachzuweisen.


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http://www.zeno.org/nid/20010077030
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== Meyers 1907 ==
== Meyers 1907 ==


Hanka


[775] Hanka, Váceslav (Wenzeslaus), tschech. Sprach- und Altertumsforscher, geb. 10. Juni 1791 in dem Dorfe Hořeňoves im Königgrätzer Bezirk, gest. 12. Jan. 1861 in Prag, besuchte das Gymnasium zu Königgrätz und studierte in Prag und in Wien die Rechte. Später widmete er sich ganz der Literatur und wurde 1818 zum Bibliothekar des Böhmischen Nationalmuseums in Prag ernannt. H. behauptete, auf einem Ausflug nach Königinhof in dem dortigen Kirchturm 1817 die unter dem Namen Königinhofer Handschrift (s. d.) verbreitete Sammlung angeblich altböhmischer Gedichte gefunden zu haben, durch deren Herausgabe (Prag 1818) er bald allgemein bekannt wurde. Jetzt wird die Unechtheit der Handschrift selbst von tschechischen Gelehrten zugestanden und H. selbst nicht nur dieser, sondern noch andrer Fälschungen beschuldigt. 1848 habilitierte sich H. an der Prager Universität als Dozent der slawischen Sprachen. Ein eifriger Panslawist, beteiligte er sich 1848 an dem Prager Slawenkongreß und gründete den Verein Slovanská Lípa, lehnte jedoch seine Wahl in den Wiener Reichstag ab. Von seinen zahlreichen Veröffentlichungen nennen wir zunächst die poetischen Arbeiten aus seiner Jugendzeit: »12 Písně« (»12 Lieder«, Prag 1815, 5. verm. Aufl. 1851), ferner die tschechische Übersetzung serbischer Volksdichtungen (1817) und des altrussischen Epos »Igors Heereszug« (1821). Seine übrigen Schriften bewegen sich auf dem Gebiete der böhmischen Geschichte, Literatur und Grammatik, Altertumskunde und Numismatik. Wir führen an: »Kurze Geschichte der slawischen Völker« (Prag 1818); »Starobylá skládání«, eine Sammlung von Denkmälern der altböhmischen Literatur (das. 1817–26, 5 Bde.); »Böhmische Grammatik«, nach Dobrowský (das. 1822), sowie seine Elementargrammatiken der polnischen (1839, 2. Aufl. 1850), der kirchenslawischen (1846), der russischen Sprache (1850, 2. Aufl. 1858). Auch gab er die (gefälschte) Grünberger Handschrift (s. d.), die (gefälschten) Glossen der Mater verborum, »Das Rechtsbuch Bšehrds« (1841), »Das Evangelium Remense« (im kirchenslawischen Urtext, 1846), die Dalimilsche Chronik (1848 u. 1850), die Geschichte Karls IV. von Prokop Lupáč (1848) u. a. heraus.
[775] Hanka, Váceslav (Wenzeslaus), tschech. Sprach- und Altertumsforscher, geb. 10. Juni 1791 in dem Dorfe Hořeňoves im Königgrätzer Bezirk, gest. 12. Jan. 1861 in Prag, besuchte das Gymnasium zu Königgrätz und studierte in Prag und in Wien die Rechte. Später widmete er sich ganz der Literatur und wurde 1818 zum Bibliothekar des Böhmischen Nationalmuseums in Prag ernannt. H. behauptete, auf einem Ausflug nach Königinhof in dem dortigen Kirchturm 1817 die unter dem Namen Königinhofer Handschrift (s. d.) verbreitete Sammlung angeblich altböhmischer Gedichte gefunden zu haben, durch deren Herausgabe (Prag 1818) er bald allgemein bekannt wurde. Jetzt wird die Unechtheit der Handschrift selbst von tschechischen Gelehrten zugestanden und H. selbst nicht nur dieser, sondern noch andrer Fälschungen beschuldigt. 1848 habilitierte sich H. an der Prager Universität als Dozent der slawischen Sprachen. Ein eifriger Panslawist, beteiligte er sich 1848 an dem Prager Slawenkongreß und gründete den Verein Slovanská Lípa, lehnte jedoch seine Wahl in den Wiener Reichstag ab. Von seinen zahlreichen Veröffentlichungen nennen wir zunächst die poetischen Arbeiten aus seiner Jugendzeit: »12 Písně« (»12 Lieder«, Prag 1815, 5. verm. Aufl. 1851), ferner die tschechische Übersetzung serbischer Volksdichtungen (1817) und des altrussischen Epos »Igors Heereszug« (1821). Seine übrigen Schriften bewegen sich auf dem Gebiete der böhmischen Geschichte, Literatur und Grammatik, Altertumskunde und Numismatik. Wir führen an: »Kurze Geschichte der slawischen Völker« (Prag 1818); »Starobylá skládání«, eine Sammlung von Denkmälern der altböhmischen Literatur (das. 1817–26, 5 Bde.); »Böhmische Grammatik«, nach Dobrowský (das. 1822), sowie seine Elementargrammatiken der polnischen (1839, 2. Aufl. 1850), der kirchenslawischen (1846), der russischen Sprache (1850, 2. Aufl. 1858). Auch gab er die (gefälschte) Grünberger Handschrift (s. d.), die (gefälschten) Glossen der Mater verborum, »Das Rechtsbuch Bšehrds« (1841), »Das Evangelium Remense« (im kirchenslawischen Urtext, 1846), die Dalimilsche Chronik (1848 u. 1850), die Geschichte Karls IV. von Prokop Lupáč (1848) u. a. heraus.
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== Brockhaus 1911 ==
== Brockhaus 1911 ==

Aktuelle Version vom 16. Mai 2021, 17:14 Uhr


Herder 1855

[221] Hanka, Wenceslaus, der durch seine Verdienste um die slavische, besonders um die böhm. Literatur bekannte Bibliothekar des Nationalmuseums zu Prag, wurde geb. 1791 im böhm. Dorfe Horenowes, schloß sich schon als Student in Prag eng an Dobrowsky an, entdeckte im Kirchthurme zu Königinhof bei Gitschin eine Sammlung epischer und lyrischer Dichtungen aus dem 12. und 13. Jahrh. in böhm. Sprache, gab sie mit deutscher Uebersetzung heraus und wurde 1822 Bibliothekar. H. lieferte eine böhm. u. poln. Grammatik, eigene Gedichte (4. Aufl. 1841), viele Uebersetzungen, 1834 Dobrowskyʼs »Slavin« mit Zusätzen, Ausgaben des Heldengedichtes »Igor«, des Rheimsʼschen Codex u.a.m.

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 221. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003364011


Pierer 1857

[963] Hanka, Wenzeslaw, geb. 1791 in Horenowes in Böhmen, Sohn eines Landmannes, beschäftigte[963] sich viel mit den slawischen Sprachen u. Alterthümern u. wurde 1822 Bibliothekar am Nationalmuseum in Prag; er schr.: Prawopis cesky, Prag 1817; Böhmische Grammatik, ebd. 1822; Polnische Grammatik für Böhmen, ebd. 1839; Lieder, Prag 1831, 3. Ausg.; gab heraus die Königinhofer Inschrift, die er 1817 im Kirchthurm zu Köninginhof gefunden hatte (s. Böhmische Sprache u. Literatur), mit deutscher Übersetzung von Swoboda, 1818, dann Prag 1829; Die Weissagung der Libussa, ein Gedicht in lateinischer u. böhmischer Sprache, 1849; u. Dobrowskys Slawin, mit Zusätzen, ebd. 1634, heraus, u. übersetzte Mehreres ins Böhmische. In neuester Zeit sind mehrfache Versuche, namentlich von Büdinger, gemacht worden, die von H. herausgegebenen altböhmischen Gedichte (die Königinhofer Inschrift u. die Weissagung der Libussa) als unecht nachzuweisen.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 963-964. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20010077030

Meyers 1907

[775] Hanka, Váceslav (Wenzeslaus), tschech. Sprach- und Altertumsforscher, geb. 10. Juni 1791 in dem Dorfe Hořeňoves im Königgrätzer Bezirk, gest. 12. Jan. 1861 in Prag, besuchte das Gymnasium zu Königgrätz und studierte in Prag und in Wien die Rechte. Später widmete er sich ganz der Literatur und wurde 1818 zum Bibliothekar des Böhmischen Nationalmuseums in Prag ernannt. H. behauptete, auf einem Ausflug nach Königinhof in dem dortigen Kirchturm 1817 die unter dem Namen Königinhofer Handschrift (s. d.) verbreitete Sammlung angeblich altböhmischer Gedichte gefunden zu haben, durch deren Herausgabe (Prag 1818) er bald allgemein bekannt wurde. Jetzt wird die Unechtheit der Handschrift selbst von tschechischen Gelehrten zugestanden und H. selbst nicht nur dieser, sondern noch andrer Fälschungen beschuldigt. 1848 habilitierte sich H. an der Prager Universität als Dozent der slawischen Sprachen. Ein eifriger Panslawist, beteiligte er sich 1848 an dem Prager Slawenkongreß und gründete den Verein Slovanská Lípa, lehnte jedoch seine Wahl in den Wiener Reichstag ab. Von seinen zahlreichen Veröffentlichungen nennen wir zunächst die poetischen Arbeiten aus seiner Jugendzeit: »12 Písně« (»12 Lieder«, Prag 1815, 5. verm. Aufl. 1851), ferner die tschechische Übersetzung serbischer Volksdichtungen (1817) und des altrussischen Epos »Igors Heereszug« (1821). Seine übrigen Schriften bewegen sich auf dem Gebiete der böhmischen Geschichte, Literatur und Grammatik, Altertumskunde und Numismatik. Wir führen an: »Kurze Geschichte der slawischen Völker« (Prag 1818); »Starobylá skládání«, eine Sammlung von Denkmälern der altböhmischen Literatur (das. 1817–26, 5 Bde.); »Böhmische Grammatik«, nach Dobrowský (das. 1822), sowie seine Elementargrammatiken der polnischen (1839, 2. Aufl. 1850), der kirchenslawischen (1846), der russischen Sprache (1850, 2. Aufl. 1858). Auch gab er die (gefälschte) Grünberger Handschrift (s. d.), die (gefälschten) Glossen der Mater verborum, »Das Rechtsbuch Bšehrds« (1841), »Das Evangelium Remense« (im kirchenslawischen Urtext, 1846), die Dalimilsche Chronik (1848 u. 1850), die Geschichte Karls IV. von Prokop Lupáč (1848) u. a. heraus.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 775. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006741355


Brockhaus 1911

[758] Hanka, Václav (Wenzeslaus), tschech. Gelehrter, geb. 10. Juni 1791 zu Hořinĕves bei Königgrätz, gest. 12. Jan. 1861 in Prag, Herausgeber altböhm. Literaturdenkmäler, darunter der gefälschten »Königinhofer Handschrift« und »Grüneberger Handschrift«.

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 758. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001173073