Wolff, Oskar Ludwig Bernhard

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Oskar Ludwig Bernhard Wolff

(* 26. Juli 1799 in Altona (Elbe), heute Hamburg; † 16. September 1851 in Jena), deutscher Schriftsteller, Anthologist und Pädagoge.

Meyers 1909

Wolff 4) Oskar Ludwig Bernhard, Improvisator und Schriftsteller, geb. 26. Juli 1799 in Altona von jüdischen Eltern, gest. 16. Sept. 1851 in Jena, studierte in Berlin Medizin, dann in Kiel Geschichte und Philosophie. Als Lehrer in Hamburg sich in poetischen Improvisationen versuchend, fand er so viel Beifall, daß er sich dann auch auf Reisen in der damals in Deutschland noch völlig neuen Kunst produzierte. Goethe interessierte sich lebhaft für ihn, und durch seine Vermittelung erhielt W. 1826 eine Professur der neuern Sprachen am Gymnasium in Weimar, die er 1832 mit der Professur der neuern Sprachen und Literaturen in Jena vertauschte. Wolffs Entwickelung als Dichter blieb durch den improvisatorischen Zug seines Talents weit hinter den gehegten Erwartungen zurück; seine Dramen, Novellen u. a. waren gut angelegt, aber leicht und flüchtig ausgeführt. Hübsche Einzelheiten enthalten seine »Bilder und Lieder« (Jena 1840) sowie »Träume und Schäume« (Frankf. 1844); guter Humor waltet in der unter dem Pseudonym Plinius der Jüngste veröffentlichten »Naturgeschichte des deutschen Studenten« (Leipz. 1841, 2. Aufl. 1842) und dem Buch »Die kleinen Leiden des menschlichen Lebens« (illustriert von Grandville, das. 1846). Von Wolffs zahlreichen literarhistorischen Anthologien fanden der »Poetische Hausschatz des deutschen Volkes« (Leipz. 1839; 31. [erweiterte] Aufl., von H. Fränkel, das. 1908) und der »Hausschatz deutscher Prosa« (das. 1845, 11. Aufl. 1875), dem sich der »Hausschatz der Volkspoesie« (das. 1846. 4. Aufl. 1853) anschloß, nachhaltigen Beifall. Eine trefflich angelegte, leider nicht ebenso gut ausgeführte »Geschichte des Romans« (Jena 1841, 2. Ausg. 1850)[726] zeugte für seine umfassende Belesenheit. Eine Sammlung seiner Romane und Novellen erschien u. d. T.: »Schriften« (Jena 1841–43,14 Bdchn.).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 725-728. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007704054


Damen Conversations Lexikon 1838

[459] Wolff, O. L. B., Professor der neuern Literatur an der Universität zu Jena, der erste deutsche Improvisator, der es wagen durfte, Italien das Vorrecht dieser Kunst streitig zu machen. Eine ungemeine Kenntniß der Literatur und Sprachen fast aller Länder, eine leicht erregbare glühende Phantasie, ein volles, wohltönendes Organ und eine schöne männliche Gestalt, erwarb er sich auf einer Kunstreise in den Jahren 1825 und 26 einen rauschenden Beifall, wurde hierauf als Professor der neuern Sprachen in Weimar, 1830 aber bei der Universität in Jena angestellt. Von seinen zahlreichen literarischen Arbeiten, die W. der Oeffentlichkeit übergab, erwähnen wir nur: die schöne Literatur Europa's in der neuesten Zeit, Egeria, Sammlung ital. Volkslieder, Proben altholländischer Volkslieder, Sammlung historischer Volkslieder der Deutschen, Erzählungen eines deutschen Improvisators, Herbstzeitlosen etc. W. wurde am 26. Juli 1799 in Altona geb. und studirte in Berlin und Kiel, und lebt jetzt in Jena. B.

Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 459. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001776657