Spalding, Joachim
Brockhaus 1841
Spalding (Joh. Joachim), ein vorzüglicher Kanzelredner und religiöser Volksschriftsteller, geb. 1714 zu Triebsees im Schwedisch-Pommern, war der Sohn des Rectors, später Pfarrers daselbst. Er bezog die Schule zu Stralsund, studirte seit 1731 zu Rostock und Greifswald Theologie, war bis zum Jahre 1745 Hauslehrer und dann zwei Jahre Secretair des schwed. Gesandten von Rudenshiold in Berlin, während welcher Zeit er zugleich auf das vielseitigste als Schriftsteller sich bethätigte. Um dem geistlichen Berufe, für welchen er sich bestimmt hatte, näher zu kommen, kehrte er 1747 in sein Vaterland zurück und stand zwei Jahre lang seinem Vater im Amte bei. Im Jahre 1749 wurde er als Pastor zu Lassahn in Schwedisch-Pommern berufen, welche Stelle er 1757 mit der eines Predigers zu Barth, einer ebenfalls in Schwedisch-Pommern gelegenen Stadt, vertauschte. Sein immer wachsender Ruhm als Schriftsteller und Prediger hatten endlich für ihn 1764 den Ruf als Pastor Primarius und Propst an die Nicolaikirche in Berlin zur Folge, wozu später noch eine Stelle im Oberconsistorium kam. Die segensreiche und ausgebreitete Wirksamkeit in diesen Ämtern dauerte bis an seinen Tod, der im hohen Alter 1804 erfolgte.
Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841, S. 226-227. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20000865664
Herders 1857
[260] Spalding, Joh. Joachim, protestant. Theolog, geb. 1714 zu Triebsees in Pommern, war abwechselnd Hofmeister u. Predigersgehilfe, wurde erster Pastor an der Nicolaikirche zu Berlin, Oberconsistorialrath, st. 1804. S. war ein trefflicher u. vielseitig gebildeter Mann, in welchem Gläubigkeit und Rationalismus nebeneinander sich noch friedlich vertrugen; er errang großen Ruhm als Kanzelredner sowie durch Schriften, von denen die erfolgreichsten (Bestimmung des Menschen 1748, Werth der Gefühle im Christenthum 1761, von dem Wesentlichen der Religion u. vom Unterscheidenden des Christenthums 1793) ihn weniger als Theologen denn als Popularphilosophen erscheinen lassen.
Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 260. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003522024
Pierer 1863
[326] Spalding, 1) Johann Joachim, geb. 1. Nov. 1714 zu Triebsees in Schwedisch Pommern, studirte 1731–34 in Rostock u. Greifswald Theologie, lebte dann eine Zeitlang bei seinem Vater in Triebsees, war nachher Hofmeister in Halle u. Berlin, wurde 1749 Prediger zu Lassahn u. 1757 Propst u. Oberprediger zu Barth, 1764 erster Prediger u. Propst an der Nicolaikirche u. Oberconsistorialrath in Berlin; 1788 legte er in Folge des Religionsedicts u. der dadurch herbeigeführten drückenden Reformen in Kirchensachen seine Predigerstelle nieder u. st. 26. Mai 1804 in Berlin. Außer mehren Übersetzungen schr. er: Gedanken über die Bestimmung des Menschen, Greifsw. 1748, 13. Aufl. Lpz. 1794 (von Formey u. Pfeffel ins Französische übersetzt); Gedanken über den Werth der Gefühle im Christenthum, Lpz. 1761, 5. Aufl. ebd. 1785; Predigten, 3 Samml., 1765, 1768 u. 1775; Über die Nutzbarkeit des Predigtamts, Berl. 1772, 3. Aufl. ebd 1791; Vertraute Briefe die Religion betreffend, Bresl. 1784, 3. Aufl. ebd. 1188; Religion eine Angelegenheit des Menschen, Lpz. 1797, 4. Aufl. ebd. 1806, u.a.m.; Selbstbiographie, Halle 1804, Berl. 1805; übersetzte The principles of Deism fairly stated, 1754 f., u. Butlers Analogy; u. gab mit Dieterich den Anfang zum Porstischen Gesangbuch 1765 heraus. 2) Georg Ludwig, Sohn des Vorigen, geb. 1767 in Berlin, war seit 1787 Professor der Alten Sprachen am Kölnischen Gymnasium in Berlin u. st. daselbst 1811; er gab den Quintilian (s.d.) u. die Selbstbiographie seines Vaters heraus u. schr.: Versuch didaktischer Gedichte, Berl. 1804.
Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 326. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20010963405
Meyers 1909
[646] Spalding, 1) Johann Joachim, prot. Theolog, geb. 1. Nov. 1714 zu Tribsees in Schwedisch-Pommern, gest. 26. März 1804 in Berlin, ward 1749 Prediger in Lassahn, 1757 erster Prediger in Barth, 1764 Propst an der Nikolaikirche in Berlin und später auch Oberkonsistorialrat, in welcher Stellung er für religiöse Aufklärung wirkte, bis ihn 1788 das Wöllnersche Religionsedikt veranlaßte, seine Stelle niederzulegen. Unter seinen Schriften sind als typisch für seine Zeit noch heute hervorzuheben: »Gedanken über den Wert der Gefühle in dem Christentum« (Leipz. 1761, 5. Aufl. 1785); »Über die Nutzbarkeit des Predigtamts« (1772, 3. Aufl. 1791). Seine Autobiographie erschien Halle 1804.
2) Georg Ludwig, Philolog, Sohn des vorigen, geb. 8. April 1762 in Barth, gest. 7. Juni 1811 in Friedrichsfelde bei Berlin, ward 1787 Professor am Grauen Kloster, 1803 auch Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin. Von seinen Schriften nennen wir die Ausgaben von Demosthenes' »In Midiam« (Berl. 1794; 5. Aufl. von A. Buttmann, 1864) und des Quintilian (Leipz. 1798–1816, 4 Bde.; Bd. 5 von Zumpt, 1829; Bd. 6: »Lexicon«, von Bonnell, 1834). Vgl. Walch, Memoria Spaldingii (Berl. 1821).
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 646. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007497245