Slowenisch
Meyers 1909
[546] Slowēnische Sprache (windische Sprache), gehört zu den südslawischen Sprachen (s. Slawische Sprachen) und ist am nächsten mit den serbokroatischen Dialekten verwandt. Das Gebiet der slowenischen Sprache umfaßt: Krain (mit Ausnahme der deutschen Sprachinsel um Gottschee), Südsteiermark (nördlich bis an die Drau und ein Stück darüber hinaus; im NO. bis Radkersburg, von wo es sich als ein schmaler Streifen bis nach St. Gotthard in Ungarn hineinzieht), ein Stück von Südkärnten (ungefähr das, was südlich von der Drau liegt), ferner die Grafschaft Görz und Gradisca (die Stadt Görz ist zu 2/3 italienisch und die Bezirksh. Gradisca fast ausschließlich furlanisch und italienisch), das Gebiet von Triest (die Stadt selber ist zu 2/3 italienisch) und der nördliche Teil von Istrien. Nordwestlich von Görz (bei Cividale) reicht das Gebiet der slowenischen Sprache ein kleines Stück in das Königreich Italien hinein. Vgl. die »Ethnographische Karte von Österreich-Ungarn« in Bd. 15, ferner Kiepert, Völker- und Sprachenkarte von Österreich und den untern Donauländern (Berl. 1869); Kozler, Zemljevid slovenske dežele (Wien 1871); Le Monnier, Sprachenkarte von Österreich-Ungarn (das. 1888); Nabert, Karte der Verbreitung der Deutschen in Europa (Glog. 1892, Blatt 6). Die Sprachwissenschaft rechnet zum Gebiete der slowenischen Sprache auch noch das Gebiet der Bewohner der drei Komitate Agram, Varasdin und Kreutz (etwa 800,000 Seelen), deren Sprache gewissermaßen den Übergang zu den serbischen Dialekten repräsentiert und daher auch wohl als slowenokroatisch bezeichnet werden ist. Die Südslawen betrachten diese Slowenokroaten als zu den Serben im weitesten Sinne gehörig und unterscheiden sie als kajkavci von den štokavci, d. h. den östlichen und südlichen oder den eigentlichen Serben, und den čakavci, d. h. den westlichen oder Chorwaten. Diese s. S. wird mit lateinischer Schrift geschrieben und zerfällt in eine große Anzahl von Dialekten. Wissenschaftliche Grammatiken der slowenischen Sprache sind: Kopitar, »Grammatik der slawischen Sprache in Krain, Kärnten und Steiermark« (Laibach 1808); Dainko, »Lehrbuch der windischen Sprache« (Graz 1824); Metelko, »Lehrgebäude der slowenischen Sprache« (Laibach 1825); Murko, »Grammatik der slowenischen Sprache« (2. Aufl., Graz 1843), ferner Miklosich in seiner »Vergleichenden Grammatik der slawischen Sprachen« und Šuman, »Slovenska slovnica po Miklošičevi« (Laibach 1882); ein speziell die Lautlehre behandelndes Werk ist: Baudouin de Courtenay, »Versuch einer Phonetik der resianischen Dialekte« (russ., Petersb. u. Warsch. 1875). Für praktische Zwecke berechnet sind: Janežič, »Praktischer Unterricht in der slowenischen [546] Sprache« (Klagenf. 1850) und dessen »Slowenisches Sprach- und Übungsbuch« (6. Aufl., das. 1865); Levstik, »Die s. S. nach ihren Redeteilen« (Laibach 1866); v. Sočebran (»Grammatik«, 2. Aufl., Klagenf. 1887); Sket (»Grundriß«, das. 1888); Lendovšek (»Elementarbuch«, Wien 1890); Pečnik (»Lehrbuch«, 3. Aufl., das. 1905); Sket (»Sprach- und Übungsbuch«, 5. Aufl., Klagenf. 1893); für slowenische Schulen: Janežič, »Slovenska slovnica« (7. Aufl. von Sket, 1894), und Šuman, »Slovenska slovnica« (das. 1884). Chrestomathien: Miklosich, »Slovensko berilo« (Wien 1854), Sket, »Slovenska čitanka« (Teil 1–6, Klagenf. 1889–93, Teil 7–8 u. d. T. »Slovenska slovstvena čitanka«, Wien 1893). Wörterbücher verfaßten Murko (Graz 1833, 2 Tle.) und Janežič (»Slowenisch-deutsches Wörterbuch«, 3. Aufl. von Hubad, Klagenf. 1893, und deutsch-slowenisch, 4. Aufl. von Bartel, 1905); von dem großen Wolfschen Wörterbuch ist der deutsch-slowenische Teil (Laibach 1860, 2 Bde.) zum Teil veraltet, der slowenisch-deutsche (von Píeteršnik) erschien daselbst 1893–95 (2 Bde.).
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 546-547. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007486170