Slowakische Literatur
Brockhaus 1841
In neuerer Zeit ist die slowakische Sprache, die mit der böhm. viel Ähnlichkeit hat, auch als Schriftsprache ausgebildet worden. Es gibt slowakische Zeitschriften, Georg Palkowitsch hat die Bibel ins Slowakische übersetzt, und es sind theils neuere Dichter unter ihnen erstanden, theils Sammlungen der alten Volkslieder erschienen.
Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 210. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20000865184
Pierer
Die Slowakische Sprache, ein Zweig der westslawischen Sprachen, zerfällt in viele von einander abweichende Localdialekte, die sich aber fast sämmtlich durch Flüssigkeit u. Weichheit des Idioms auszeichnen u. dadurch wieder in Übereinstimmung stehen. Das Slowakische bildet den Übergang vom Böhmischen (Czechischen), dem es unterallen slawischen Dialekten am nächsten steht, zur Windisch-Kroatischen Mundart u. ist früher sehr verwahrlost worden, indem es lange währte, bis es sich zur Schriftsprache erhob. Bibel, Gesang- u. Gebetbücher, welche das Volk schon seit alter Zeit besitzt, sind nämlich in der Czechischen Sprache abgefaßt u. wurden durch Mährische Brüder nach Ungarn verpflanzt. Auch wird in Czechischer Sprache gepredigt u. katechisirt, wie denn die Vornehmeren unter den S. das ausgebildetere Czechische reden. Erst in neuerer Zeit hat man sich in Folge der panslawistischen Zeitrichtung bemüht die Slowakische Volkssprache auszubauen u. zur Schriftsprache zu erheben, u. es hat sich bereits eine nicht unbedeutende Literatur slowakischer Sprachwerke gebildet. Bes. wichtig sind die von Kollar (Ofen 1834, in 2 Bdn.) gesammelten slowakischen Volkslieder. Auch die slowakischen Sprüchwörter u. Märchen sind bereits gesammelt. Nachdem sich Bel, Lefzka, Bernolak, Palkowicz, Placzy, Tablitsch u. And. viel Verdienst um die Ausbildung dieser Mundart erworben, erhielt die Slowakische Schriftsprache in neuester Zeit einen bedeutsamen Aufschwung durch Kolly, Hollar u. Ludewit Stur, welcher die erste politische Zeitung in Slowakischer Sprache begründete. Vgl. außer den unter Slawischen Sprachen angeführten allgemeinen Schriften noch Versuch einer Geschichte der böhmisch-slawischen Sprache in Ungarn, in den Wiener Anzeigen (1773, III. S. 164–171); Bernolak, Dissertatio de literis Slavorum, Posen 1767; Dolezal, Grammatica slavo-bohemica, Posen 1746: Bernolak, Grammatica slavica, ebd. 1796 (deutsch von Andr. Brestyansky, Ofen 1817); Derselbe, Etymologia vocum slavicarum, Tyrnau 1791; Botschke, Krátká mluvnice slovenská (Kurze slowakische Grammatik), Presb. 1842; Kaspar Dianißka, Grammatik der slowakischen Sprache für Deutsche, Wien 1850; Leop. Botschek, Krátká mluvniceslovenská a navedeník pisemnostem, Skalitz 1851; Derselbe, Krátká mluvnice nemecká etc., Wien 1852; Mart. Hattala, Lautlehre des Alt- u. Neuböhmischen u. Slowakischen, Prag 1854; u.a.m. Lexika verfaßten: Palkowicz, Böhmisch-deutsch-lateinisches Wörterbuch, mit Beifügung der den Slowaken u. Mähren eigenen Ausdrücke u. Redensarten, Prag u. Presburg[215] 1821, 2 Thle.; Bernolak, Lexicon slavicum bohemico-lat.-germ.-ungaricum, Ofen 1825–1827, 6 Bde.; Stef. Jankovitsch, Slovensko-madaroki a madarsko-slovenski slovnik, Sarvas 1848, 2 Thle.; Derselbe, Neues Magyarisch-slowakisches u. Slowakisch-magyarisches Wörterbuch, Pesth 1854, 2 Thle., etc. Einen slowakischen Volkskalender unter dem Titel Domovná pokladnice (Der Hausschatz) veröffentlichte Dan. Lichard seit 1847, der zu Skalitz erscheint u. bereits eine Menge Wiederholungen erlebt hat; ebenderselbe gibt auch seit 1851 die Slovenské novinij (Slowakische Zeitung) mit Joh. Zaborsky heraus, welche zu Wien in der Mechitaristenbuchhandlung gedruckt wird u. dreimal wöchentlich in Folio erscheint. Eine wissenschaftliche Zeitschrift gibt heraus M. I. Hurban unter dem Titel Slovenskje pohladi na vedi, umenja a literaturu in Monatheften zu Skalitz. Derselbe edirt auch die Widmungsschrift für die slowakischen Landsleute (Nitra) zu Skalitz seit 1848. Die S. besitzen bereits Dichter (I. Trokan, Myjava, Gedicht in vier Gesängen, Skalitz 1852) u. Maler (unter denen vor allen Dunajsky nennenswerth ist), bes. dessen Gemälde, Der Erlöser vor der Kreuzigung. Eine Sammlung slowakischer Gedichte stellte zusammen A. H. Schkultety in Recnovanka pre slovenskje skoly, Bistritz 1850; eine Bilderbibel in Versen edirte Grynäus (Pesth 1854). Auch für die Wissenschaften geschieht neuerlich Vieles, so erschien eine slowakische Naturgeschichte (Tornau 1851), eine Allgemeine Erdbeschreibung (Tyrnau 1851), eine Allgemeine Weltgeschichte etc.; Nikolaus Dohnany (st. 1852 in Tyrnau), schrieb eine Geschichte der slowakischen Erhebung (Tyrnau 1848); Tschekanovitsch-Intibus schr. Stav a deje narodu na zemi üherské by dilících (Zustand u. Geschichte der in Ungarn wohnenden Nationen), Prag 1851 ff. Wie allgemein der Nationalgeist in der Slowakei erwacht ist, erhellt auch aus dem Umstand, daß schon an mehren Orten (zuerst in Radkow in Ungarn 1852) Nationalbühnen erstanden sind, auf denen nur Stücke in Slowakischer Sprache gespielt werden.
Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 215-216. Permalink: http://www.zeno.org/nid/2001094673X
Meyers 1909
Die slowakische Sprache, deren Zentrum im Thuróczer Komitat liegt, ist eigentlich nur ein Dialekt der tschechischen (vgl. Tschechische Sprache). Die ersten Versuche, in ihr zu schreiben (früher bediente man sich des Tschechischen als Schriftsprache, so noch die Schriftsteller M. Bél, gest. 1749, D. Krman, gest. 1740, P. Doležal, gest. 1764, St. Leška, gest. 1818, B. Tablic, gest. 1832, G. Palkovič, gest. 1850 etc.), gingen zu Ende des 18. Jahrh. von dem katholischen Priester Anton Bernolák (1762–1813) aus und wurden in der Folge besonders durch den Dichter Joh. Hollý (gest. 1849), Verfasser des Epos »Svatopluk«, und Ludevit Štúr (1815–56, s. d.), den Redakteur der Zeitung »Slovenské Noviny« (seit 1845), durch den statt des bis dahin herrschenden westslowakischen Dialekts der Zentraldialekt zur Schriftsprache erhoben wurde, fortgesetzt. Von sonstigen Schriftstellern sind zu nennen: die evangelischen Prediger Jos. Miroslav Hurban (geb. 1817), Herausgeber des Almanachs »Nitra« (1842–77, 7 Bde.), Karel Kuzmany (gest. 1866) und Mich. Miloslav Hodža (gest. 1870), die patriotischen Dichter Samo Chalúpka (gest. 1883), Andr. Sládkovič (gest. 1872) und Janko Kral (gest. 1876), der Novellist J. Kalinčák (gest. 1872), Sam. Tomašík (gest. 1887), Dichter des Liedes »Hej Slované!« (»Auf, ihr Slawen!«) etc., der Dramatiker Jon. Záborský (geb. 1812), der Dichter und Publizist W. Paulíny-Tóth (gest. 1877), ferner A. Radlinský (gest. 1879), P. Dobšinský. P. Kellner-Hostinský u. a. Von den jüngern sind besonders zu nennen der Lyriker Hvězdoslav und die Novellisten Vajanský (Svetozár Hurban) und Kukučin. In jüngster Zeit leidet die Literatur der S. unter der gewaltsamen Unterdrückung durch die Magyaren, die 1874 auch die Aufhebung der 1863 gegründeten Matica Slovenská, einer literarischen Gesellschaft, die Schriften in slowakischer Sprache herausgab, sowie die Schließung der slowakischen Gymnasien durchsetzten. Grammatiken der slowakischen Sprache lieferten Bernolák (»Grammatica slavica«, Preßb. 1790; deutsch, Ofen 1817), Hattala (»Grammatica linguae slovenicae«, Schemnitz 1850; »Mluvnica jazyka slovenského«, Pest 1864), Fr. Mráz (»Slovenská mluvnica« für Gymnasien etc., 2. Aufl., das. 1872), Victorin (»Grammatik der slowakischen Sprache«, 4. Aufl., das. 1878) und Maršall (2. Aufl., Wien 1907), eine »Vergleichende Grammatik der tschechischen und slowakischen Sprache« Hattala (»Srovnávací mluvnice etc.«, Prag 1857), ein Handbuch der slowakischen Schriftsprache S. Czambel (»Rukovät' spisovnej reči slovenskej«, Turócz-St. Martin 1902), ein »Lexicon slavicum bohemico-latino-germanico-hungaricum« Bernolák (Ofen 1825–27, 6 Tle.), ein slowakisch-ungarisch-deutsches Wörterbuch Loos (Pest 1871), ein slowakisch-russisches L. A. Mičatek (»Diferenciálny slovensko-ruský slovník«, Turócz-St. Martin 1900). Treffliche Sammlungen slowakischer Volkslieder gaben Šafařík (Pest 1823–27, 2 Bde.), Kollár (2. Aufl., Ofen 1834–35, 2 Bde.) und die genannte slowakische Matica (Turócz-St. Martin 1870–74, 2 Bde.) heraus, Volksmärchen Dobšinský (das. 1880 bis 1883, 8 Hefte).
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 544-545. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007486146
Brockhaus 1911
Eine wirklich slowakische Literatur begann durch Bernolák (Ende 18. Jahrh.) und Štúr (19. Jahrh.). Dichter: Hollý, Sládkovič, Chalúpka, Král, Záborský (Dramatiker), Hviezdoslav; Novellisten: Kalinčák, Vajanský (Svetozar Hurban), Kukučin u.a.; Volksliedersammlungen von Šafařík (2 Bde., 1823-27), Kollár (2 Bde., 1834-35), in »Sborník slovenských narodních piesni« (2 Hefte, 1870-74), »Slovenské spevy« (1880 fg.).
Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 718. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001569775