Sinngedicht
Grimms Wörterbuch
SINNGEDICHT, n. kurzes gedicht, worin ein poetischer gedanke (sinn II, 21) in knapper, treffender, scharf pointierter form dargestellt ist. Adelung. als übersetzung von epigramm seit mitte des 17. jahrh. geläufig (zuerst bei Zesen hochd. Helikon, 1649, nachgewiesen), s. Weigand 2, 720. Gombert ergänz. 2, 18: Logau, Salomons von Golaw deutscher sinn-getichte drey tausend. (buchtitel) Breszlaw (1654); ich habe epigrammata, oder deutsch zu reden, überschriften geschrieben, welche vor andern poetischen sachen sinnreich seyn müssen; so gar, dasz auch einige Deutsche dieselben lieber sinngedichte nennen; gleich als ob alle andern von einem klotz ohne sinn und verstand könnten geschrieben werden. Wernike überschriften (1763) 230; Lessing, sinngedichte. schriften 1, 1; das sinngedicht ist ein gedicht, in welchem, nach art der eigentlichen aufschrift, unsere aufmerksamkeit und neugierde auf irgend einen einzeln gegenstand erregt, und mehr oder weniger hingehalten werden, um sie mit eins zu befriedigen. Lessing 8, 428; denn es bleiben noch immer auch wahre begebenheiten genug übrig, die ... schon von sich selbst den völligen gang des sinngedichts haben. 441; einige sinngedichte (von Joh. Chr. Schwab) haben uns sehr wohl gefallen. Schiller 2, 382; das sinngedicht. Keller 7, 7 (titel eines novellencyclus, dessen leitmotiv ein sinngedicht von Logau ist); alle bücherwürmer von Alexandrien machten elegieen und sinngedichte auf die musenhafte erscheinung. 338;
ich habe keinen stof zum lachen, und soll ein sinngedichte machen. doch wahrlich, stofs genug zum lachen, ich soll ein sinngedichte machen. Lessing 1, 29.
Campe bildet dazu auch sinngedichtlich, adj. epigrammatisch.
(Bd. 16, Sp. 1177)