Simonides

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Pierer

[117] Simonĭdes, 1) S. von Amorgos, geb. auf Samos, führte eine Colonie nach Amorgos; er war griechischer Jambendichter u. lebte nach Ein. um 660 v. Chr., nach And. 778 u. war in den Alexandrinischen Kanon aufgenommen; von seinen Jamben sind nur zwei Fragmente erhalten, das größere aus einem Spottgedicht auf die Weiber Περὶ γυναικῶν), worin er dieselben nach ihren bösen Eigenschaften von verschiedenen Thieren herleitet, herausgeg. von Köler, Gött. 1781, u. Welcker, Bonn 1835, u. in Schneidewins u. Bergks Sammlungen.

2) S. von Keos, griechischer Lyriker, Sohn des Leoprepes, geb. 559 v. Chr. in Julis, verließ früh seine Heimath u. lebte an verschiedenen Orten Griechenlands, ua. in Athen, wohin ihn Hipparchos eingeladen hatte; nach dessen Tode ging er an den Hof der Aleuaden nach Thessalien, später nach Syrakus, wo er 469 starb. Hiero ließ ihm ein Denkmal setzen. Man erzählt von ihm, daß er zweimal durch die Götter von einem bevorstehenden Unglück gerettet wurde; einmal wurde er gewarnt ein Schiff zu besteigen, welches nachher unterging, od. obgleich er das Schiff bestieg, wurde er doch, da es unterging, gerettet u. sagte zu den ihre Sachen emsig aufpackenden Leuten, während er zu der Rettung der seinigen nichts that: ich trage Alles das Meinige bei mir; u. dann bei einem Gastmahl, wobei das Zimmer einstürzte (s. Skopas). Er gehört zu den besten griechischen Lyrikern u. Epigrammendichtern, auch in der Elegie, bes. in der klagenden (Threnoi), u. der chorischen Poesie war er ausgezeichnet. Ihm wird auch die Bereicherung des griechischen Alphabets um die Buchstaben Η, Ω, Z (Ξ) u. Ψ zugeschrieben; ferner die Erfindung der Mnemonik (s.d.). Einige zählen ihn zu den Sieben Weisen. Die Fragmente der ihm zugeschriebenen Gedichte herausgeg. von Lagus, Åbo 1796, von Schneidewin, Braunschw. 1835; auch in Schneidewins Delectus poes. graec. u. Bergks Poetae lyrici gr; deutsch von Richter, Schleus. 1836, von Hartung 1856; die Epigramme von Weber, 1838; vgl. P. G. Duker, De Simonide Ceo, Utr. 1768.

3) S., Neffe des vor., Historiker zur Zeit des Peloponnesischen Krieges; hielt sich 5 Jahre in Meroe auf, als er sein Buch über Äthiopien schrieb.

4) Constantin, geb. um 1820 auf der Insel Syme bei Rhodus, studirte die alte Geschichte u. erwarb sich in den verschiedenen Schriftarten der Alten vorzügliche Kenntnisse; 1848 (od. 49) kam er nach Athen u. gab unter geheimnißvoller Zurückhaltung vor im Besitz sehr alter werthvoller Manuscripte zu sein, namentlich wichtiger Documente aus einem Kloster vom Berge Athos. Er bot diese der Regierung in Athen an, aber eine hierzu ernannte Commission fand bei genauerer Prüfung die Manuscripte theils nachgemacht, theils erfunden, u. S. verschwand aus Athen. Ende 1850 erschien er in Constantinopel u. rühmte sich einen vollständigen Sanchuniathon, ein griechisches Manuscript über die Hieroglyphen der Ägyptier, sowie Handschriften in Keilschrift mit phönicischer Interlinearübersetzung u. dgl. mehr zu besitzen. Mit diesen angeblichen Alterthümern, welche er zum Verkauf anbot, machte er hier aber ebensowenig Glück, als mit Nachgrabungen an von ihm angegebenen Orten, wo dergleichen werthvolle Manuscripte verborgen liegen sollten. Von Constantinopel ging er 1852 wieder auf den Athos, wo er sich in den Besitz mehrer alter Manuscripte setzte, u. 1853 nach England, wo er dem Britischen Museum eine Anzahl Handschriften anbot, welche ebenfalls für Fälschungen erkannt wurden; später brachte er andere zum Vorschein, deren Echtheit jedoch nicht bezweifelt wurde. In Leipzig, wo er im Sommer 1855 erschien, verkaufte er an ein dortiges öffentliches Institut ebenfalls einige echte Manuscripte u. bot noch außerdem angeblich auf dem Berge Athos gemachte Abschriften zum Verkauf an. So wurden auch von ihm 71 Blätter eines Palimpsesten über die ägyptische Königsgeschichte des Uranios unter Vermittelung W. Dindorfs der Königlichen Bibliothek in Berlin angetragen. Während der Ankaufsunterhandlungen wurde aber auch hier, bes. durch Eröffnungen seines Landsmannes Alexander Lykurgos über ihn, die Entdeckung gemacht, daß diese angeblichen Bücher des Uranios falsch u. wahrscheinlich von S. selbst angefertigt worden waren, da man bei seiner Verhaftung in Leipzig, 1. Febr. 1856, unter seinen Effecten chemische Präparattinten, altes Pergament u. dgl. vorfand. Er wurde nach kurzem Proceß zu Berlin im März wieder entlassen, aus dem preußischen Staate, u. da er in Leipzig wieder mit Keckheit auftrat, auch hier aus- u. in seine Heimath gewiesen. Er ging über Prag nach Wien u. London, wo er den Manuscripthandel fort betrieb. Er gab heraus: Archäologische Abhandlungen über die Echtheit des Uranios, Münch. 1856. Vgl. Alex. Lykurgos, Enthüllungen über den Simonides-Dindorfschen Uranios, Lpz. 1856.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 117. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20010934928 Lizenz:


Brockhaus 1841

[195] Simonĭdes, ein griech. Dichter, wurde um 557 v. Chr. auf der Insel Ceos geboren, kam nach Athen und wurde hier der Günstling des Tyrannen Hipparch. Er reiste in Griechenland und ging endlich zu dem Könige Hiero in Syrakus, bei welchem er bis zu seinem 467 v. Chr. erfolgten Tode blieb. Er war als Dichter hochberühmt, wir besitzen aber nur noch wenige Bruchstücke von seinen Gedichten. Er soll auch die Mnemonik (Gedächtnißkunst) und die griech. Buchstaben ξ, ψ, η, ω erfunden haben.

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 195. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20000864846


Herders 1857

[220] Simonides, Name von 2 berühmten aber wenig bekannten hellenischen Dichtern. – S. aus Amorgos, geb. um 664 oder gar 778 v. Chr., dichtete Jamben u. Elegien, worin er die Weiber sehr scharf angriff. Von den 2 erhaltenen Bruch stücken zählt das eine nur 24, das andere 118 Verse, die Welker 1835 im Rheinischen Museum herausgab. – S. aus Keos, geb. um 555 vor Chr., lebte lange zu Athen, in Sparta, st. um 469 zu Syrakus am Hofe des Hiero. Wurde von den Alten als Vater der Trauerelegie gepriesen und überflügelte in dieser Dichtungsart den großen Aeschylus, besang außerdem hervorragende Persönlichkeiten und entscheidende Ereignisse durch Epinikien, Dithyramben und andere kleinere Gedichten. Neueste Ausgabe der Bruchstücke in Bergks »Poetae lyr. graeci« (2. Aufl. Leipz. 1853). Manche rühmen dem S. auch nach, er habe das griech. Alphabet um 4 Buchstaben bereichert u. die Mnemonik erfunden.

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 220. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003517640


Meyers 1909

[481] Simonĭdes (Semonides), 1) S. von Amorgos, griech. Jambograph, aus Samos, führte um 640 v. Chr. eine samische Kolonie nach Amorgos. Von den erhaltenen zwei längern Bruchstücken schildert das eine pessimistisch das schlimme Los der Menschen, das andre leitet die verschiedenen schlechten Eigenschaften der Weiber satirisch aus den Charaktereigenheiten von Tieren her (hrsg. in Bergks »Poetae lyrici graeci«, Bd. 2).

2) S. von Keos, einer der gefeiertsten griech. Lyriker, aus Julis auf der Insel Keos, um 556–468 v. Chr., lebte, von dem Peisistratiden Hipparch nach Athen gezogen, dort hoch angesehen bis zu dessen Tode (514) und hielt sich dann in Thessalien an den Höfen der Aleuaden und Skopaden auf. Auf der Höhe seines Ruhmes stand er in der Zeit der Perserkriege, deren Helden und Taten er besang. Auch mit Themistokles war er befreundet. Seine letzten Lebensjahre brachte er bei Hieron von Syrakus und Theron von Agrigent in Sizilien zu. S. bewegte sich in den verschiedenen Arten der Lyrik mit gleicher Meisterschaft. Am berühmtesten waren seine Epigramme, von denen wir noch einige besitzen, Elegien und Trauerlieder (threnoi), außerdem schrieb er Siegeslieder, Dithyramben, Hymnen, Päane u. a. Die erhaltenen Bruchstücke zeigen große Kunst der Stimmungsmalerei, daneben geistreiche Anmut und eine gewählte Sprache. Von der hohen Schätzung der Zeitgenossen zeugt, daß er 56 Siege in dichterischen Wettkämpfen gewann. Zum Vorwurf machte man ihm, daß er die Gunst der Mächtigen und Reichen suchte und seine Kunst auf Bestellung und um Lohn ohne Rücksicht auf wahres Verdienst übte. Neben seinen andern Gaben besaß er auch bis ins hohe Alter eine wunderbare Gedächtniskraft, daher man ihm die Erfindung der Gedächtniskunst, der sogen. Mnemonik, zuschrieb. Sammlung der Überreste seiner Gedichte in Bergks »Poetae lyrici graeci«, Bd. 3; Übersetzungen von Hartung (»Griechische Lyriker«, Bd. 6, Leipz. 1857) und Seidenadel (Bruchsal 1861).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 481. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007478771


Brockhaus 1911

[708] Simonĭdes von Keos, griech. Lyriker, geb. 556 v. Chr., gest. am Hof des Hiero zu Syrakus 467 v. Chr.; am berühmtesten seine Trauergesänge (Threnoi) und Epigramme (Fragmente in Bergks »Poëtae lyrici Graeci«, Bd. 3). – Vgl. von Wilamowitz (1897).

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 708. Permalink: http://www.zeno.org/nid/2000156577X